Beispiele sehr selten, und haben entweder eine beständig anhaltende Blutanhäufung, oder andere Ursachen zum Grunde, welche nicht von der Bauart des Körpers her- rühren. Es schläget aber auch das rechte Herzohr selbst, oder dasjenige, welches in kalten Thieren ganz allein vor- handen ist, allmählich immer langsamer (r), bevor es völlig ruhig wird. Ueber dieses kann man auch nicht läugnen, daß derjenige Theil von der Holader, welcher mit dem rechten Herzohre zusammenhängt, nicht nur al- lezeit sehr lange (s), sondern auch bisweilen ganz zulezt geschlagen (t), und sogar länger damit angehalten habe, als das Ohr selbst. Es schläget auch ebener massen bei einem sterbenden Thiere mehrere male nach einander, ehe sich das Herzohr nur ein einziges mal zusammenzieht (u).
An der linken Seite des Herzens wird gleichfalls die Kammer eher ruhig, als ihr Ohr oder Sinus: und wenn dieser leztere aufgehöret hat sich zu bewegen, so schlagen die Lungenblutadern noch zulezt (x), und erhal- ten das Blut wechselweise von der Lunge, und führen es in dieselbe wieder zurükke. So lange das Thier noch Kräfte übrig hat, so schlägt die Blutader in der Lunge nach ihrer ganzen Länge hin; wenn es aber matt wird, so zittert nur ein kürzerer Theil von derselben. Solcher- gestalt geschiehet die Bewegung, so lange sie stark ist, in den Lungenblutadern und den Holadern zu gleicher Zeit (y);
wenn
(r)[Spaltenumbruch]Exp. 473.
(s)WaläusEpist. I. S. 399. Nicol. Stenonis, der Sohn, in Act. Hafniens. am angef. Ort, und in Epist. bartholin. 26. Cent. IV. MuraltVademec. anat. II. S. 385. Lowerc. II. S. 49. Wepfer am angef. Ort S. 172. Colleg. Amste- lod. priv. obs. S. 22. Lancisius S. 84. 87. Ausgabe in Folio. Fan- ton S. 297. 315. Whytt S. 354. 359.
(t)Fantonus, Waläus, Lan- [Spaltenumbruch]
cisius, Wepfer. Sehr oft hat sie in meinen Versuchen vom Jahr 1756. sich zwo, drei, und mehr Stun- den länger bewegt. Das Blut zit- terte zulezt darinnen, Harveyde generat. anim. S. 152.
(u) Jn eben denselben Experi- menten. Man vergleiche damit den vorhergehenden 20sten §.
(x) Eine Stunde nach dem Stil- lestehen des Ohres: auch hundert und zehn Minuten, und darüber.
(y) Ebendas.
Die Bewegung des Herzens.
Beiſpiele ſehr ſelten, und haben entweder eine beſtaͤndig anhaltende Blutanhaͤufung, oder andere Urſachen zum Grunde, welche nicht von der Bauart des Koͤrpers her- ruͤhren. Es ſchlaͤget aber auch das rechte Herzohr ſelbſt, oder dasjenige, welches in kalten Thieren ganz allein vor- handen iſt, allmaͤhlich immer langſamer (r), bevor es voͤllig ruhig wird. Ueber dieſes kann man auch nicht laͤugnen, daß derjenige Theil von der Holader, welcher mit dem rechten Herzohre zuſammenhaͤngt, nicht nur al- lezeit ſehr lange (s), ſondern auch bisweilen ganz zulezt geſchlagen (t), und ſogar laͤnger damit angehalten habe, als das Ohr ſelbſt. Es ſchlaͤget auch ebener maſſen bei einem ſterbenden Thiere mehrere male nach einander, ehe ſich das Herzohr nur ein einziges mal zuſammenzieht (u).
An der linken Seite des Herzens wird gleichfalls die Kammer eher ruhig, als ihr Ohr oder Sinus: und wenn dieſer leztere aufgehoͤret hat ſich zu bewegen, ſo ſchlagen die Lungenblutadern noch zulezt (x), und erhal- ten das Blut wechſelweiſe von der Lunge, und fuͤhren es in dieſelbe wieder zuruͤkke. So lange das Thier noch Kraͤfte uͤbrig hat, ſo ſchlaͤgt die Blutader in der Lunge nach ihrer ganzen Laͤnge hin; wenn es aber matt wird, ſo zittert nur ein kuͤrzerer Theil von derſelben. Solcher- geſtalt geſchiehet die Bewegung, ſo lange ſie ſtark iſt, in den Lungenblutadern und den Holadern zu gleicher Zeit (y);
wenn
(r)[Spaltenumbruch]Exp. 473.
(s)WaläusEpiſt. I. S. 399. Nicol. Stenonis, der Sohn, in Act. Hafnienſ. am angef. Ort, und in Epiſt. bartholin. 26. Cent. IV. MuraltVademec. anat. II. S. 385. Lowerc. II. S. 49. Wepfer am angef. Ort S. 172. Colleg. Amſte- lod. priv. obſ. S. 22. Lanciſius S. 84. 87. Ausgabe in Folio. Fan- ton S. 297. 315. Whytt S. 354. 359.
(t)Fantonus, Waläus, Lan- [Spaltenumbruch]
ciſius, Wepfer. Sehr oft hat ſie in meinen Verſuchen vom Jahr 1756. ſich zwo, drei, und mehr Stun- den laͤnger bewegt. Das Blut zit- terte zulezt darinnen, Harveyde generat. anim. S. 152.
(u) Jn eben denſelben Experi- menten. Man vergleiche damit den vorhergehenden 20ſten §.
(x) Eine Stunde nach dem Stil- leſtehen des Ohres: auch hundert und zehn Minuten, und daruͤber.
(y) Ebendaſ.
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[811/0867]
Die Bewegung des Herzens.
Beiſpiele ſehr ſelten, und haben entweder eine beſtaͤndig
anhaltende Blutanhaͤufung, oder andere Urſachen zum
Grunde, welche nicht von der Bauart des Koͤrpers her-
ruͤhren. Es ſchlaͤget aber auch das rechte Herzohr ſelbſt,
oder dasjenige, welches in kalten Thieren ganz allein vor-
handen iſt, allmaͤhlich immer langſamer (r), bevor es
voͤllig ruhig wird. Ueber dieſes kann man auch nicht
laͤugnen, daß derjenige Theil von der Holader, welcher
mit dem rechten Herzohre zuſammenhaͤngt, nicht nur al-
lezeit ſehr lange (s), ſondern auch bisweilen ganz zulezt
geſchlagen (t), und ſogar laͤnger damit angehalten habe,
als das Ohr ſelbſt. Es ſchlaͤget auch ebener maſſen bei
einem ſterbenden Thiere mehrere male nach einander, ehe
ſich das Herzohr nur ein einziges mal zuſammenzieht (u).
An der linken Seite des Herzens wird gleichfalls die
Kammer eher ruhig, als ihr Ohr oder Sinus: und
wenn dieſer leztere aufgehoͤret hat ſich zu bewegen, ſo
ſchlagen die Lungenblutadern noch zulezt (x), und erhal-
ten das Blut wechſelweiſe von der Lunge, und fuͤhren es
in dieſelbe wieder zuruͤkke. So lange das Thier noch
Kraͤfte uͤbrig hat, ſo ſchlaͤgt die Blutader in der Lunge
nach ihrer ganzen Laͤnge hin; wenn es aber matt wird,
ſo zittert nur ein kuͤrzerer Theil von derſelben. Solcher-
geſtalt geſchiehet die Bewegung, ſo lange ſie ſtark iſt, in
den Lungenblutadern und den Holadern zu gleicher Zeit (y);
wenn
(r)
Exp. 473.
(s) Waläus Epiſt. I. S. 399.
Nicol. Stenonis, der Sohn, in
Act. Hafnienſ. am angef. Ort, und
in Epiſt. bartholin. 26. Cent. IV.
Muralt Vademec. anat. II. S. 385.
Lower c. II. S. 49. Wepfer am
angef. Ort S. 172. Colleg. Amſte-
lod. priv. obſ. S. 22. Lanciſius
S. 84. 87. Ausgabe in Folio. Fan-
ton S. 297. 315. Whytt S. 354.
359.
(t) Fantonus, Waläus, Lan-
ciſius, Wepfer. Sehr oft hat ſie
in meinen Verſuchen vom Jahr
1756. ſich zwo, drei, und mehr Stun-
den laͤnger bewegt. Das Blut zit-
terte zulezt darinnen, Harvey de
generat. anim. S. 152.
(u) Jn eben denſelben Experi-
menten. Man vergleiche damit den
vorhergehenden 20ſten §.
(x) Eine Stunde nach dem Stil-
leſtehen des Ohres: auch hundert
und zehn Minuten, und daruͤber.
(y) Ebendaſ.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 811. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/867>, abgerufen am 16.07.2024.
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