eine andre Zerreissung sogleich den Tod nach sich (a): ohnerachtet in allen diesen Beispielen die Kräfte der Schlagadern, und der kleinsten Gefässe, ganz unverlezt geblieben sind.
Endlich habe ich auch, da ich das junge Hünchen öf- ters betrachtet, welches in einem bebrüteten Eye ver- schlossen liegt, die erstaunende Lebhaftigkeit und feurige Kraft des kleinen Herzchens, welches gegen das Ende des zwoten Tages schon ein wenig härtlich, feste und bes- ser abgesezt ist, gegen den trägen und zerfliessenden Schleim, woraus das übrige Körperchen bestehet, und gegen die un- gemeine Weichlichkeit der Schlagadern, verglichen, wel- che man sich kaum in dem vorgedachten Schleime der Gliedmassen und Eingeweide, oder in dem Wasser des kleinen Gehirns, in Gedanken vorstellen kann: ich habe auch den an sich sehr leichten Versuch des Harvey mehr- malen wiederholet, da man das bereits kraftlose Herz in einem Hünchen durch einen Reiz, oder einen Tropfen warmen Wassers zu der schnellesten Bewegung wieder erwekket, die sich auch in alle Schlagadern der Membra- nen sogar fortpflanzt, da man sonst nicht vermögend wä- re, auf einige andre Weise, durch eine Reizung der Schlagadern und der Eingeweide auch nur die kleinste Bewegung, oder etwas, das derselben nur auf eine ent- fernte Weise gleich käme, hervorzubringen. Jch habe aber auch am Menschen, oder einem warmen Thiere, die höchst reizbare Natur des Herzens, gegen die Trägheit der zusammenziehenden Kraft der Schlagadern, und ge- gen die gänzliche Schläfrigkeit derselben in kalten Thie- ren, ingleichen gegen die unbewegliche Materie aller übri- gen Theile des Körpers, gehalten. Jch habe ferner die Fähigkeit zur Erregung der Bewegung, und das dauer-
hafte
(a)[Spaltenumbruch]Mus. Petropol. T. I. S. 313. Robinsonof suddem deaths S. [Spaltenumbruch]
44. MorandMemoir. de l'Acad. des scienc. 1732. S. 430. u. f.
F f f 2
Die Bewegung des Herzens.
eine andre Zerreiſſung ſogleich den Tod nach ſich (a): ohnerachtet in allen dieſen Beiſpielen die Kraͤfte der Schlagadern, und der kleinſten Gefaͤſſe, ganz unverlezt geblieben ſind.
Endlich habe ich auch, da ich das junge Huͤnchen oͤf- ters betrachtet, welches in einem bebruͤteten Eye ver- ſchloſſen liegt, die erſtaunende Lebhaftigkeit und feurige Kraft des kleinen Herzchens, welches gegen das Ende des zwoten Tages ſchon ein wenig haͤrtlich, feſte und beſ- ſer abgeſezt iſt, gegen den traͤgen und zerflieſſenden Schleim, woraus das uͤbrige Koͤrperchen beſtehet, und gegen die un- gemeine Weichlichkeit der Schlagadern, verglichen, wel- che man ſich kaum in dem vorgedachten Schleime der Gliedmaſſen und Eingeweide, oder in dem Waſſer des kleinen Gehirns, in Gedanken vorſtellen kann: ich habe auch den an ſich ſehr leichten Verſuch des Harvey mehr- malen wiederholet, da man das bereits kraftloſe Herz in einem Huͤnchen durch einen Reiz, oder einen Tropfen warmen Waſſers zu der ſchnelleſten Bewegung wieder erwekket, die ſich auch in alle Schlagadern der Membra- nen ſogar fortpflanzt, da man ſonſt nicht vermoͤgend waͤ- re, auf einige andre Weiſe, durch eine Reizung der Schlagadern und der Eingeweide auch nur die kleinſte Bewegung, oder etwas, das derſelben nur auf eine ent- fernte Weiſe gleich kaͤme, hervorzubringen. Jch habe aber auch am Menſchen, oder einem warmen Thiere, die hoͤchſt reizbare Natur des Herzens, gegen die Traͤgheit der zuſammenziehenden Kraft der Schlagadern, und ge- gen die gaͤnzliche Schlaͤfrigkeit derſelben in kalten Thie- ren, ingleichen gegen die unbewegliche Materie aller uͤbri- gen Theile des Koͤrpers, gehalten. Jch habe ferner die Faͤhigkeit zur Erregung der Bewegung, und das dauer-
hafte
(a)[Spaltenumbruch]Muſ. Petropol. T. I. S. 313. Robinſonof ſuddem deaths S. [Spaltenumbruch]
44. MorandMemoir. de l’Acad. des ſcienc. 1732. S. 430. u. f.
F f f 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0875"n="819"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Bewegung des Herzens.</hi></fw><lb/>
eine andre Zerreiſſung ſogleich den Tod nach ſich <noteplace="foot"n="(a)"><cb/><hirendition="#aq">Muſ. Petropol. T. I.</hi> S. 313.<lb/><hirendition="#fr">Robinſon</hi><hirendition="#aq">of ſuddem deaths</hi> S.<lb/><cb/>
44. <hirendition="#fr">Morand</hi><hirendition="#aq">Memoir. de l’Acad.<lb/>
des ſcienc.</hi> 1732. S. 430. u. f.</note>:<lb/>
ohnerachtet in allen dieſen Beiſpielen die Kraͤfte der<lb/>
Schlagadern, und der kleinſten Gefaͤſſe, ganz unverlezt<lb/>
geblieben ſind.</p><lb/><p>Endlich habe ich auch, da ich das junge Huͤnchen oͤf-<lb/>
ters betrachtet, welches in einem bebruͤteten Eye ver-<lb/>ſchloſſen liegt, die erſtaunende Lebhaftigkeit und feurige<lb/>
Kraft des kleinen Herzchens, welches gegen das Ende<lb/>
des zwoten Tages ſchon ein wenig haͤrtlich, feſte und beſ-<lb/>ſer abgeſezt iſt, gegen den traͤgen und zerflieſſenden Schleim,<lb/>
woraus das uͤbrige Koͤrperchen beſtehet, und gegen die un-<lb/>
gemeine Weichlichkeit der Schlagadern, verglichen, wel-<lb/>
che man ſich kaum in dem vorgedachten Schleime der<lb/>
Gliedmaſſen und Eingeweide, oder in dem Waſſer des<lb/>
kleinen Gehirns, in Gedanken vorſtellen kann: ich habe<lb/>
auch den an ſich ſehr leichten Verſuch des <hirendition="#fr">Harvey</hi> mehr-<lb/>
malen wiederholet, da man das bereits kraftloſe Herz in<lb/>
einem Huͤnchen durch einen Reiz, oder einen Tropfen<lb/>
warmen Waſſers zu der ſchnelleſten Bewegung wieder<lb/>
erwekket, die ſich auch in alle Schlagadern der Membra-<lb/>
nen ſogar fortpflanzt, da man ſonſt nicht vermoͤgend waͤ-<lb/>
re, auf einige andre Weiſe, durch eine Reizung der<lb/>
Schlagadern und der Eingeweide auch nur die kleinſte<lb/>
Bewegung, oder etwas, das derſelben nur auf eine ent-<lb/>
fernte Weiſe gleich kaͤme, hervorzubringen. Jch habe<lb/>
aber auch am Menſchen, oder einem warmen Thiere, die<lb/>
hoͤchſt reizbare Natur des Herzens, gegen die Traͤgheit<lb/>
der zuſammenziehenden Kraft der Schlagadern, und ge-<lb/>
gen die gaͤnzliche Schlaͤfrigkeit derſelben in kalten Thie-<lb/>
ren, ingleichen gegen die unbewegliche Materie aller uͤbri-<lb/>
gen Theile des Koͤrpers, gehalten. Jch habe ferner die<lb/>
Faͤhigkeit zur Erregung der Bewegung, und das dauer-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F f f 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">hafte</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[819/0875]
Die Bewegung des Herzens.
eine andre Zerreiſſung ſogleich den Tod nach ſich (a):
ohnerachtet in allen dieſen Beiſpielen die Kraͤfte der
Schlagadern, und der kleinſten Gefaͤſſe, ganz unverlezt
geblieben ſind.
Endlich habe ich auch, da ich das junge Huͤnchen oͤf-
ters betrachtet, welches in einem bebruͤteten Eye ver-
ſchloſſen liegt, die erſtaunende Lebhaftigkeit und feurige
Kraft des kleinen Herzchens, welches gegen das Ende
des zwoten Tages ſchon ein wenig haͤrtlich, feſte und beſ-
ſer abgeſezt iſt, gegen den traͤgen und zerflieſſenden Schleim,
woraus das uͤbrige Koͤrperchen beſtehet, und gegen die un-
gemeine Weichlichkeit der Schlagadern, verglichen, wel-
che man ſich kaum in dem vorgedachten Schleime der
Gliedmaſſen und Eingeweide, oder in dem Waſſer des
kleinen Gehirns, in Gedanken vorſtellen kann: ich habe
auch den an ſich ſehr leichten Verſuch des Harvey mehr-
malen wiederholet, da man das bereits kraftloſe Herz in
einem Huͤnchen durch einen Reiz, oder einen Tropfen
warmen Waſſers zu der ſchnelleſten Bewegung wieder
erwekket, die ſich auch in alle Schlagadern der Membra-
nen ſogar fortpflanzt, da man ſonſt nicht vermoͤgend waͤ-
re, auf einige andre Weiſe, durch eine Reizung der
Schlagadern und der Eingeweide auch nur die kleinſte
Bewegung, oder etwas, das derſelben nur auf eine ent-
fernte Weiſe gleich kaͤme, hervorzubringen. Jch habe
aber auch am Menſchen, oder einem warmen Thiere, die
hoͤchſt reizbare Natur des Herzens, gegen die Traͤgheit
der zuſammenziehenden Kraft der Schlagadern, und ge-
gen die gaͤnzliche Schlaͤfrigkeit derſelben in kalten Thie-
ren, ingleichen gegen die unbewegliche Materie aller uͤbri-
gen Theile des Koͤrpers, gehalten. Jch habe ferner die
Faͤhigkeit zur Erregung der Bewegung, und das dauer-
hafte
(a)
Muſ. Petropol. T. I. S. 313.
Robinſon of ſuddem deaths S.
44. Morand Memoir. de l’Acad.
des ſcienc. 1732. S. 430. u. f.
F f f 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 819. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/875>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.