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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Viertes Buch. Das Herz.
§. 29.
Die Einwürfe derer Gegner. Der erste, den man
von denen Thieren hernimmt, die kein Herz
bekommen haben.

Es haben wider diesen besondern Vorzug des Herzens
viele von denen neuern Schriftstellern ihre Einwendun-
gen vorgebracht, und ausser dem Herzen noch andre Kräf-
te, die das Blut in Bewegung sezzen sollen, angeführet,
von denen sie behaupten, daß sie entweder von gleicher
Stärke mit dem Herzen wären, oder wol gar dasselbe
noch darinnen überträfen. Jch habe selbst in einer be-
sondern Schrift dergleichen Ursachen (y), so viel mir de-
ren durch Versuche bekannt geworden, erzählet. Wir
werden uns also gleich zuerst bestreben, dieses mit unsern
Grundsäzzen zu vereinigen.

Erstlich sezzen uns einige vortrefliche Männer dieje-
nigen Geschichte entgegen (z), welche von menschlichen
Leibesfrüchten, die ohne Herz gebildet worden, und von
Menschen, die bei den heftigsten Krankheiten des Herzens
dennoch haben leben können, hin und wieder sind aufge-
zeichnet worden. Man hat auch in der That von solchen
ungebohrnen Kindern nicht wenig Beispiele. Ein solches
besonderes hat Winslow (a) beschrieben, ein anderes
führet der vortrefliche Leibarzt, Gerard van Swie-
ten
(b) an, wobei die Gefässe, ohne Herz, in der Brust
gleichsam auseinander getheilet waren. Von solchen
Krankheiten, die das Herz nach und nach beinahe völlig
zerstöret haben, sind ebenfalls verschiedene Berichte vor-

handen
(y) [Spaltenumbruch] Second Memoir. sur le mouv.
du sang.
die ganze Sect. VIII.
(z) Whytt Physiologic. essays
S. 45.
(a) Memoir. de l'Acad. des
scienc.
1740. S. 594. 595.
(b) Am angef. Ort T. I. S. 256.
[Spaltenumbruch] Andre Exempel hat Everhard,
Voglius
Hist. fluid. nerv. Va-
lisnerius
Op. T. II. S. 302.
Schellhammer Eph. nat. curio-
sor. dec. II. ann. 9. obs.
148. Mon-
roo
beim Cheselden.
Viertes Buch. Das Herz.
§. 29.
Die Einwuͤrfe derer Gegner. Der erſte, den man
von denen Thieren hernimmt, die kein Herz
bekommen haben.

Es haben wider dieſen beſondern Vorzug des Herzens
viele von denen neuern Schriftſtellern ihre Einwendun-
gen vorgebracht, und auſſer dem Herzen noch andre Kraͤf-
te, die das Blut in Bewegung ſezzen ſollen, angefuͤhret,
von denen ſie behaupten, daß ſie entweder von gleicher
Staͤrke mit dem Herzen waͤren, oder wol gar daſſelbe
noch darinnen uͤbertraͤfen. Jch habe ſelbſt in einer be-
ſondern Schrift dergleichen Urſachen (y), ſo viel mir de-
ren durch Verſuche bekannt geworden, erzaͤhlet. Wir
werden uns alſo gleich zuerſt beſtreben, dieſes mit unſern
Grundſaͤzzen zu vereinigen.

Erſtlich ſezzen uns einige vortrefliche Maͤnner dieje-
nigen Geſchichte entgegen (z), welche von menſchlichen
Leibesfruͤchten, die ohne Herz gebildet worden, und von
Menſchen, die bei den heftigſten Krankheiten des Herzens
dennoch haben leben koͤnnen, hin und wieder ſind aufge-
zeichnet worden. Man hat auch in der That von ſolchen
ungebohrnen Kindern nicht wenig Beiſpiele. Ein ſolches
beſonderes hat Winslow (a) beſchrieben, ein anderes
fuͤhret der vortrefliche Leibarzt, Gerard van Swie-
ten
(b) an, wobei die Gefaͤſſe, ohne Herz, in der Bruſt
gleichſam auseinander getheilet waren. Von ſolchen
Krankheiten, die das Herz nach und nach beinahe voͤllig
zerſtoͤret haben, ſind ebenfalls verſchiedene Berichte vor-

handen
(y) [Spaltenumbruch] Second Memoir. ſur le mouv.
du ſang.
die ganze Sect. VIII.
(z) Whytt Phyſiologic. eſſays
S. 45.
(a) Memoir. de l’Acad. des
ſcienc.
1740. S. 594. 595.
(b) Am angef. Ort T. I. S. 256.
[Spaltenumbruch] Andre Exempel hat Everhard,
Voglius
Hiſt. fluid. nerv. Va-
liſnerius
Op. T. II. S. 302.
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ſor. dec. II. ann. 9. obſ.
148. Mon-
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beim Cheſelden.
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[824/0880] Viertes Buch. Das Herz. §. 29. Die Einwuͤrfe derer Gegner. Der erſte, den man von denen Thieren hernimmt, die kein Herz bekommen haben. Es haben wider dieſen beſondern Vorzug des Herzens viele von denen neuern Schriftſtellern ihre Einwendun- gen vorgebracht, und auſſer dem Herzen noch andre Kraͤf- te, die das Blut in Bewegung ſezzen ſollen, angefuͤhret, von denen ſie behaupten, daß ſie entweder von gleicher Staͤrke mit dem Herzen waͤren, oder wol gar daſſelbe noch darinnen uͤbertraͤfen. Jch habe ſelbſt in einer be- ſondern Schrift dergleichen Urſachen (y), ſo viel mir de- ren durch Verſuche bekannt geworden, erzaͤhlet. Wir werden uns alſo gleich zuerſt beſtreben, dieſes mit unſern Grundſaͤzzen zu vereinigen. Erſtlich ſezzen uns einige vortrefliche Maͤnner dieje- nigen Geſchichte entgegen (z), welche von menſchlichen Leibesfruͤchten, die ohne Herz gebildet worden, und von Menſchen, die bei den heftigſten Krankheiten des Herzens dennoch haben leben koͤnnen, hin und wieder ſind aufge- zeichnet worden. Man hat auch in der That von ſolchen ungebohrnen Kindern nicht wenig Beiſpiele. Ein ſolches beſonderes hat Winslow (a) beſchrieben, ein anderes fuͤhret der vortrefliche Leibarzt, Gerard van Swie- ten (b) an, wobei die Gefaͤſſe, ohne Herz, in der Bruſt gleichſam auseinander getheilet waren. Von ſolchen Krankheiten, die das Herz nach und nach beinahe voͤllig zerſtoͤret haben, ſind ebenfalls verſchiedene Berichte vor- handen (y) Second Memoir. ſur le mouv. du ſang. die ganze Sect. VIII. (z) Whytt Phyſiologic. eſſays S. 45. (a) Memoir. de l’Acad. des ſcienc. 1740. S. 594. 595. (b) Am angef. Ort T. I. S. 256. Andre Exempel hat Everhard, Voglius Hiſt. fluid. nerv. Va- liſnerius Op. T. II. S. 302. Schellhammer Eph. nat. curio- ſor. dec. II. ann. 9. obſ. 148. Mon- roo beim Cheſelden.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 824. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/880>, abgerufen am 22.11.2024.