und endlich dermassen, daß das Herz an der Wasserschnek- ke innerhalb acht Minuten nur ein einziges mal schläget (c), und einige Thiere in der That ganz kalt werden, und in einen Schlaf verfallen, der dem Tode sehr ähnlich ist, da man keine sichtbare Bewegung derer Lebenssäfte wahr- nehmen kann (d). Daß hingegen die belebende Früh- lingswärme diesen tiefen Schlaf wieder hinwegnehme, und die ganze gleichsam erstarrete Maschine, ohne daß der geringste Theil des Thieres einige Veränderung erlit- ten, blos durch die Wärme der Luft wieder in Bewegung gebracht werde (e). Es sey ferner ganz offenbar be- kannt, wie geschwind die Jnsekten von der Kälte ent- kräftet würden, und ihnen die Lust zum Essen vergien- ge, von der Wärme hingegen zu allerlei lebhaften Bewe- gungen, Nahrung zu sich zu nehmen, und zur Fortpflan- zung ihres Geschlechtes, aufgemuntert würden. Daß aber auch bei vollkommenern Thieren, und in dem klopfen- den Herze der Frucht, der Pulsschlag, so bald man das Herz mit kaltem Wasser übergiesset, aufhöre (f), wie ich dann auch selbst in einem Versuche das Herz, welches ich aus ei- ner Kazze genommen hatte, und das sehr lebhaft schlug, auf solche Art plözlich zum Stillstehen genöthiget.
§. 35. Eine andere Hipothese von der Kraft der Luft.
Hievon weichet aber die angenommene Meinung des berühmten Bertier(g) in etwas ab. Dieser behaupte-
te,
(c)[Spaltenumbruch]Hanov Seltenheiten I. S. 577. lyonnet theol. des insectes, S. 135.
(d) An der Schnekke schlägt das Herz im Winter nicht, Harvey S. 46.
(e)Whytt S. 42. von den [Spaltenumbruch]
Schwalben, Physicalisch- öco- nomischer Patriot,T. I. n. 49.
(f)Floyer am angef. Ort.
(g)Physique des corps animals, S. 197. 200. 202. und das ganze 5te Buch.
G g g 2
Die Bewegung des Herzens.
und endlich dermaſſen, daß das Herz an der Waſſerſchnek- ke innerhalb acht Minuten nur ein einziges mal ſchlaͤget (c), und einige Thiere in der That ganz kalt werden, und in einen Schlaf verfallen, der dem Tode ſehr aͤhnlich iſt, da man keine ſichtbare Bewegung derer Lebensſaͤfte wahr- nehmen kann (d). Daß hingegen die belebende Fruͤh- lingswaͤrme dieſen tiefen Schlaf wieder hinwegnehme, und die ganze gleichſam erſtarrete Maſchine, ohne daß der geringſte Theil des Thieres einige Veraͤnderung erlit- ten, blos durch die Waͤrme der Luft wieder in Bewegung gebracht werde (e). Es ſey ferner ganz offenbar be- kannt, wie geſchwind die Jnſekten von der Kaͤlte ent- kraͤftet wuͤrden, und ihnen die Luſt zum Eſſen vergien- ge, von der Waͤrme hingegen zu allerlei lebhaften Bewe- gungen, Nahrung zu ſich zu nehmen, und zur Fortpflan- zung ihres Geſchlechtes, aufgemuntert wuͤrden. Daß aber auch bei vollkommenern Thieren, und in dem klopfen- den Herze der Frucht, der Pulsſchlag, ſo bald man das Herz mit kaltem Waſſer uͤbergieſſet, aufhoͤre (f), wie ich dann auch ſelbſt in einem Verſuche das Herz, welches ich aus ei- ner Kazze genommen hatte, und das ſehr lebhaft ſchlug, auf ſolche Art ploͤzlich zum Stillſtehen genoͤthiget.
§. 35. Eine andere Hipotheſe von der Kraft der Luft.
Hievon weichet aber die angenommene Meinung des beruͤhmten Bertier(g) in etwas ab. Dieſer behaupte-
te,
(c)[Spaltenumbruch]Hanov Seltenheiten I. S. 577. lyonnet theol. des inſectes, S. 135.
(d) An der Schnekke ſchlaͤgt das Herz im Winter nicht, Harvey S. 46.
(e)Whytt S. 42. von den [Spaltenumbruch]
Schwalben, Phyſicaliſch- öco- nomiſcher Patriot,T. I. n. 49.
(f)Floyer am angef. Ort.
(g)Phyſique des corps animals, S. 197. 200. 202. und das ganze 5te Buch.
G g g 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0891"n="835"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Bewegung des Herzens.</hi></fw><lb/>
und endlich dermaſſen, daß das Herz an der Waſſerſchnek-<lb/>
ke innerhalb acht Minuten nur ein einziges mal ſchlaͤget <noteplace="foot"n="(c)"><cb/><hirendition="#fr">Hanov</hi> Seltenheiten <hirendition="#aq">I.</hi> S.<lb/>
577. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">lyonnet</hi> theol. des inſectes,</hi><lb/>
S. 135.</note>,<lb/>
und einige Thiere in der That ganz kalt werden, und in<lb/>
einen Schlaf verfallen, der dem Tode ſehr aͤhnlich iſt, da<lb/>
man keine ſichtbare Bewegung derer Lebensſaͤfte wahr-<lb/>
nehmen kann <noteplace="foot"n="(d)">An der Schnekke ſchlaͤgt das<lb/>
Herz im Winter nicht, <hirendition="#fr">Harvey</hi><lb/>
S. 46.</note>. Daß hingegen die belebende Fruͤh-<lb/>
lingswaͤrme dieſen tiefen Schlaf wieder hinwegnehme,<lb/>
und die ganze gleichſam erſtarrete Maſchine, ohne daß<lb/>
der geringſte Theil des Thieres einige Veraͤnderung erlit-<lb/>
ten, blos durch die Waͤrme der Luft wieder in Bewegung<lb/>
gebracht werde <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#fr">Whytt</hi> S. 42. von den<lb/><cb/>
Schwalben, <hirendition="#fr">Phyſicaliſch- öco-<lb/>
nomiſcher Patriot,</hi><hirendition="#aq">T. I. n.</hi> 49.</note>. Es ſey ferner ganz offenbar be-<lb/>
kannt, wie geſchwind die Jnſekten von der Kaͤlte ent-<lb/>
kraͤftet wuͤrden, und ihnen die Luſt zum Eſſen vergien-<lb/>
ge, von der Waͤrme hingegen zu allerlei lebhaften Bewe-<lb/>
gungen, Nahrung zu ſich zu nehmen, und zur Fortpflan-<lb/>
zung ihres Geſchlechtes, aufgemuntert wuͤrden. Daß<lb/>
aber auch bei vollkommenern Thieren, und in dem klopfen-<lb/>
den Herze der Frucht, der Pulsſchlag, ſo bald man das Herz<lb/>
mit kaltem Waſſer uͤbergieſſet, aufhoͤre <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#fr">Floyer</hi> am angef. Ort.</note>, wie ich dann<lb/>
auch ſelbſt in einem Verſuche das Herz, welches ich aus ei-<lb/>
ner Kazze genommen hatte, und das ſehr lebhaft ſchlug, auf<lb/>ſolche Art ploͤzlich zum Stillſtehen genoͤthiget.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 35.<lb/>
Eine andere Hipotheſe von der Kraft<lb/>
der Luft.</head><lb/><p>Hievon weichet aber die angenommene Meinung des<lb/>
beruͤhmten <hirendition="#fr">Bertier</hi><noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq">Phyſique des corps animals,</hi><lb/>
S. 197. 200. 202. und das ganze<lb/>
5te Buch.</note> in etwas ab. Dieſer behaupte-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">G g g 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">te,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[835/0891]
Die Bewegung des Herzens.
und endlich dermaſſen, daß das Herz an der Waſſerſchnek-
ke innerhalb acht Minuten nur ein einziges mal ſchlaͤget (c),
und einige Thiere in der That ganz kalt werden, und in
einen Schlaf verfallen, der dem Tode ſehr aͤhnlich iſt, da
man keine ſichtbare Bewegung derer Lebensſaͤfte wahr-
nehmen kann (d). Daß hingegen die belebende Fruͤh-
lingswaͤrme dieſen tiefen Schlaf wieder hinwegnehme,
und die ganze gleichſam erſtarrete Maſchine, ohne daß
der geringſte Theil des Thieres einige Veraͤnderung erlit-
ten, blos durch die Waͤrme der Luft wieder in Bewegung
gebracht werde (e). Es ſey ferner ganz offenbar be-
kannt, wie geſchwind die Jnſekten von der Kaͤlte ent-
kraͤftet wuͤrden, und ihnen die Luſt zum Eſſen vergien-
ge, von der Waͤrme hingegen zu allerlei lebhaften Bewe-
gungen, Nahrung zu ſich zu nehmen, und zur Fortpflan-
zung ihres Geſchlechtes, aufgemuntert wuͤrden. Daß
aber auch bei vollkommenern Thieren, und in dem klopfen-
den Herze der Frucht, der Pulsſchlag, ſo bald man das Herz
mit kaltem Waſſer uͤbergieſſet, aufhoͤre (f), wie ich dann
auch ſelbſt in einem Verſuche das Herz, welches ich aus ei-
ner Kazze genommen hatte, und das ſehr lebhaft ſchlug, auf
ſolche Art ploͤzlich zum Stillſtehen genoͤthiget.
§. 35.
Eine andere Hipotheſe von der Kraft
der Luft.
Hievon weichet aber die angenommene Meinung des
beruͤhmten Bertier (g) in etwas ab. Dieſer behaupte-
te,
(c)
Hanov Seltenheiten I. S.
577. lyonnet theol. des inſectes,
S. 135.
(d) An der Schnekke ſchlaͤgt das
Herz im Winter nicht, Harvey
S. 46.
(e) Whytt S. 42. von den
Schwalben, Phyſicaliſch- öco-
nomiſcher Patriot, T. I. n. 49.
(f) Floyer am angef. Ort.
(g) Phyſique des corps animals,
S. 197. 200. 202. und das ganze
5te Buch.
G g g 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 835. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/891>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.