das Blut in den kleinsten Schlagäderchen und Blutäder- chen anhäufen, und sich dem natürlichen Stosse, kraft dessen das Blut aus diesen Gefäschen in die Blutader- stämme getrieben wird, widersezzen, auch solchergestalt dem Umlaufe des Blutes hinderlich fallen.
Aus dieser Ursache kann nun wol bei denen Pflanzen eine anziehende Kraft in ihren Gefässen statt haben, kei- neswegs aber bei denen Thieren. Denn man findet an denen Stämmen derer Bäume keinen Unterschied zwi- schen Schlag- und Blutadern, sie haben auch weder ke- gelförmige Gefässe, noch Theile, die dichter als andere sind, wie denn auch keine andere Ursache die Richtung ihrer Säfte bestimmet, als die Schwere und die Wärme der Luft. Wenn diese Luft den Tag über verdünnet wor- den, so dünsten die Feuchtigkeiten aus den Kräutern in diese erwärmte Luft aus; sind sie aber des Nachts von der Kälte verdikket worden, so ziehet sie ihr eigenes Ge- wichte wieder nach der Erde hinab.
Da auch über dieses, wenn das Herze ruhet, die Le- benssäfte derer Thiere ebenfalls in die Stämme der Schlagadern (x) und der Blutadern geleitet werden (y), so erhellet hieraus offenbar, daß das Blut der Schlag- und Blutadern keinesweges von einigem Saugen derer haarförmigen Schlag- und Blutäderchen die Richtung seiner Bewegung erhalte.
§. 39. Widerlegung der Schwingungskraft, die man sonst den kleinen Gefässen beilegt.
Diejenigen Versuche, welche das Schwanken des Bluts beweisen, zeigen weiter nichts, als daß ein schwa-
ches
(x)Exp. 82. 205. u. s. f.
(y)Exp. 126. 218. 226. 238. 230. 234. 236.
Viertes Buch. Das Herz.
das Blut in den kleinſten Schlagaͤderchen und Blutaͤder- chen anhaͤufen, und ſich dem natuͤrlichen Stoſſe, kraft deſſen das Blut aus dieſen Gefaͤschen in die Blutader- ſtaͤmme getrieben wird, widerſezzen, auch ſolchergeſtalt dem Umlaufe des Blutes hinderlich fallen.
Aus dieſer Urſache kann nun wol bei denen Pflanzen eine anziehende Kraft in ihren Gefaͤſſen ſtatt haben, kei- neswegs aber bei denen Thieren. Denn man findet an denen Staͤmmen derer Baͤume keinen Unterſchied zwi- ſchen Schlag- und Blutadern, ſie haben auch weder ke- gelfoͤrmige Gefaͤſſe, noch Theile, die dichter als andere ſind, wie denn auch keine andere Urſache die Richtung ihrer Saͤfte beſtimmet, als die Schwere und die Waͤrme der Luft. Wenn dieſe Luft den Tag uͤber verduͤnnet wor- den, ſo duͤnſten die Feuchtigkeiten aus den Kraͤutern in dieſe erwaͤrmte Luft aus; ſind ſie aber des Nachts von der Kaͤlte verdikket worden, ſo ziehet ſie ihr eigenes Ge- wichte wieder nach der Erde hinab.
Da auch uͤber dieſes, wenn das Herze ruhet, die Le- bensſaͤfte derer Thiere ebenfalls in die Staͤmme der Schlagadern (x) und der Blutadern geleitet werden (y), ſo erhellet hieraus offenbar, daß das Blut der Schlag- und Blutadern keinesweges von einigem Saugen derer haarfoͤrmigen Schlag- und Blutaͤderchen die Richtung ſeiner Bewegung erhalte.
§. 39. Widerlegung der Schwingungskraft, die man ſonſt den kleinen Gefaͤſſen beilegt.
Diejenigen Verſuche, welche das Schwanken des Bluts beweiſen, zeigen weiter nichts, als daß ein ſchwa-
ches
(x)Exp. 82. 205. u. ſ. f.
(y)Exp. 126. 218. 226. 238. 230. 234. 236.
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Viertes Buch. Das Herz.
das Blut in den kleinſten Schlagaͤderchen und Blutaͤder-
chen anhaͤufen, und ſich dem natuͤrlichen Stoſſe, kraft
deſſen das Blut aus dieſen Gefaͤschen in die Blutader-
ſtaͤmme getrieben wird, widerſezzen, auch ſolchergeſtalt
dem Umlaufe des Blutes hinderlich fallen.
Aus dieſer Urſache kann nun wol bei denen Pflanzen
eine anziehende Kraft in ihren Gefaͤſſen ſtatt haben, kei-
neswegs aber bei denen Thieren. Denn man findet an
denen Staͤmmen derer Baͤume keinen Unterſchied zwi-
ſchen Schlag- und Blutadern, ſie haben auch weder ke-
gelfoͤrmige Gefaͤſſe, noch Theile, die dichter als andere
ſind, wie denn auch keine andere Urſache die Richtung
ihrer Saͤfte beſtimmet, als die Schwere und die Waͤrme
der Luft. Wenn dieſe Luft den Tag uͤber verduͤnnet wor-
den, ſo duͤnſten die Feuchtigkeiten aus den Kraͤutern in
dieſe erwaͤrmte Luft aus; ſind ſie aber des Nachts von
der Kaͤlte verdikket worden, ſo ziehet ſie ihr eigenes Ge-
wichte wieder nach der Erde hinab.
Da auch uͤber dieſes, wenn das Herze ruhet, die Le-
bensſaͤfte derer Thiere ebenfalls in die Staͤmme der
Schlagadern (x) und der Blutadern geleitet werden (y),
ſo erhellet hieraus offenbar, daß das Blut der Schlag-
und Blutadern keinesweges von einigem Saugen derer
haarfoͤrmigen Schlag- und Blutaͤderchen die Richtung
ſeiner Bewegung erhalte.
§. 39.
Widerlegung der Schwingungskraft, die man
ſonſt den kleinen Gefaͤſſen beilegt.
Diejenigen Verſuche, welche das Schwanken des
Bluts beweiſen, zeigen weiter nichts, als daß ein ſchwa-
ches
(x) Exp. 82. 205. u. ſ. f.
(y) Exp. 126. 218. 226. 238. 230. 234. 236.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 846. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/902>, abgerufen am 23.11.2024.
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