nen Kuchen, oder wildes Fasergewächse sich verwandelt, so bald es stille stehet. Aller dieser Hindernisse ohnge- achtet, wird man dennoch finden, daß das Blut nur mit der allerkleinsten Verminderung der Geschwindigkeit durch die kleinsten Gefässe getrieben wird, so daß es fast eben so schnell durch diese engen Wege fortgetrieben wird, als es sich sonst durch einen Schlagaderstamm hindurchbewegt, wenn seine Schnelligkeit gleich durch so viele Hindernisse ist geschwächet worden. Man hat auch noch keine Ma- schine ausgesonnen, die nur einigermassen, und gleichsam von weiten die Kräfte des Herzens vorstellen könnte, oder einen Saft durch alle Gefässe eines thierischen Körpers treiben sollte, dergleichen Maschine doch wirklich das Herz ist.
Uebrigens hat die Natur diese Kräfte unter die Herz- kammern ungleich ausgetheilt, und es gehöret in der That der linken Kammer ein grösserer Antheil, der rech- ten ein kleinerer zu, der jedoch darum eben nicht gar zu schwach seyn darf. Denn es ist jene Kammer an sich dik- ker, und hat zugleich härtere, zahlreichere und längere Schlagadern vor sich, welche sie mit Blut versehen muß. Ob sie aber ausser dem auch von dem durch den wirksa- men Druk der Luft schneller herbeigeleiteten Blute (y) mehr gereizet werde, das lässet sich hier noch nicht un- tersuchen.
Fünf-
(y) Welches eine Vermuthung des Robert Whitts ist, of vital motions, S. 73.
Viertes Buch. Das Herz.
nen Kuchen, oder wildes Faſergewaͤchſe ſich verwandelt, ſo bald es ſtille ſtehet. Aller dieſer Hinderniſſe ohnge- achtet, wird man dennoch finden, daß das Blut nur mit der allerkleinſten Verminderung der Geſchwindigkeit durch die kleinſten Gefaͤſſe getrieben wird, ſo daß es faſt eben ſo ſchnell durch dieſe engen Wege fortgetrieben wird, als es ſich ſonſt durch einen Schlagaderſtamm hindurchbewegt, wenn ſeine Schnelligkeit gleich durch ſo viele Hinderniſſe iſt geſchwaͤchet worden. Man hat auch noch keine Ma- ſchine ausgeſonnen, die nur einigermaſſen, und gleichſam von weiten die Kraͤfte des Herzens vorſtellen koͤnnte, oder einen Saft durch alle Gefaͤſſe eines thieriſchen Koͤrpers treiben ſollte, dergleichen Maſchine doch wirklich das Herz iſt.
Uebrigens hat die Natur dieſe Kraͤfte unter die Herz- kammern ungleich ausgetheilt, und es gehoͤret in der That der linken Kammer ein groͤſſerer Antheil, der rech- ten ein kleinerer zu, der jedoch darum eben nicht gar zu ſchwach ſeyn darf. Denn es iſt jene Kammer an ſich dik- ker, und hat zugleich haͤrtere, zahlreichere und laͤngere Schlagadern vor ſich, welche ſie mit Blut verſehen muß. Ob ſie aber auſſer dem auch von dem durch den wirkſa- men Druk der Luft ſchneller herbeigeleiteten Blute (y) mehr gereizet werde, das laͤſſet ſich hier noch nicht un- terſuchen.
Fuͤnf-
(y) Welches eine Vermuthung des Robert Whitts iſt, of vital motions, S. 73.
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Viertes Buch. Das Herz.
nen Kuchen, oder wildes Faſergewaͤchſe ſich verwandelt,
ſo bald es ſtille ſtehet. Aller dieſer Hinderniſſe ohnge-
achtet, wird man dennoch finden, daß das Blut nur mit
der allerkleinſten Verminderung der Geſchwindigkeit durch
die kleinſten Gefaͤſſe getrieben wird, ſo daß es faſt eben ſo
ſchnell durch dieſe engen Wege fortgetrieben wird, als es
ſich ſonſt durch einen Schlagaderſtamm hindurchbewegt,
wenn ſeine Schnelligkeit gleich durch ſo viele Hinderniſſe
iſt geſchwaͤchet worden. Man hat auch noch keine Ma-
ſchine ausgeſonnen, die nur einigermaſſen, und gleichſam
von weiten die Kraͤfte des Herzens vorſtellen koͤnnte, oder
einen Saft durch alle Gefaͤſſe eines thieriſchen Koͤrpers
treiben ſollte, dergleichen Maſchine doch wirklich das
Herz iſt.
Uebrigens hat die Natur dieſe Kraͤfte unter die Herz-
kammern ungleich ausgetheilt, und es gehoͤret in der
That der linken Kammer ein groͤſſerer Antheil, der rech-
ten ein kleinerer zu, der jedoch darum eben nicht gar zu
ſchwach ſeyn darf. Denn es iſt jene Kammer an ſich dik-
ker, und hat zugleich haͤrtere, zahlreichere und laͤngere
Schlagadern vor ſich, welche ſie mit Blut verſehen muß.
Ob ſie aber auſſer dem auch von dem durch den wirkſa-
men Druk der Luft ſchneller herbeigeleiteten Blute (y)
mehr gereizet werde, das laͤſſet ſich hier noch nicht un-
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(y) Welches eine Vermuthung des Robert Whitts iſt, of vital
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 878. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/934>, abgerufen am 23.11.2024.
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