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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Die Bewegung des Herzens.
nach allen Seiten ausgedehnt, und der ganze Körper
wird zu gleicher Zeit länger, breiter und höher gemacht.
Legt man überdem so viele hundert Pfunde, als der Mensch
ohne Nachtheil tragen kann, auf die Brust, so werden sie
von dem Herzschlage ohne Widerstand in die Höhe ge-
hoben. Da uns auch endlich fast 40.000 Pfunde von
der in dem Dunstkreise befindlichen Luft umgeben, und
mit gleicher Kraft auf uns drükken, wie unser Körper wür-
de gedrükt werden, wenn er in einem grossen Zuber voller
Queksilber läge, das sieben und zwanzig Zoll hoch darü-
ber gienge (u); so hindert dennoch dieses so ungeheure Ge-
wichte nicht im geringsten, daß die Brust nicht von dem
schlagenden Herzen sollte erhoben werden. Denn wenn
diese Gewichte die Kräfte, wodurch der Umlauf befördert
wird, nicht vermindern (x), wenn auch unter diesen Kräf-
ten selbst einige sind, die diesen Umlauf befördern, und
die Zusammenziehung der Schlagadern alsdenn vermeh-
ren, wenn das erweiterte Herz ruhig ist, so hätten sie
doch wenigstens nicht von der Anzahl der Hindernisse sol-
len ausgeschlossen werden, welche dem Herzen zu der Zeit,
wenn es das Blut in die Schlagadern treibt und sie er-
weitert, in der That Widerstand thun, und hinwiederum
von dem Herzen überwunden werden.

So viel habe ich von denen Gewichten gedenken wol-
len, die von dem Herzen in die Höhe gehoben werden.
Wir wollen aber im nächsten Buche mehr solche Hinder-
nisse anzeigen, welche die Kräfte des Herzens verzehren,
oder schwächen. Unter diese gehöret auch die Vergrösse-
rung der Oefnungen im Lichten, an den Aesten der Schlag-
adern, welche grösser sind als ihr Stamm, und gleiche
Wirkung mit einem grossen See zu äussern scheinen, in
welchen sich das Blut ergiessen möchte: ingleichen gehö-
ret dazu das verschiedene Reiben; die zur Gerinnung ge-
neigte Beschaffenheit des Blutes, welches sogleich in ei-

nen
(u) [Spaltenumbruch] Jm 5ten und 9ten Buche.
(x) [Spaltenumbruch] Malouin am angef. Ort.

Die Bewegung des Herzens.
nach allen Seiten ausgedehnt, und der ganze Koͤrper
wird zu gleicher Zeit laͤnger, breiter und hoͤher gemacht.
Legt man uͤberdem ſo viele hundert Pfunde, als der Menſch
ohne Nachtheil tragen kann, auf die Bruſt, ſo werden ſie
von dem Herzſchlage ohne Widerſtand in die Hoͤhe ge-
hoben. Da uns auch endlich faſt 40.000 Pfunde von
der in dem Dunſtkreiſe befindlichen Luft umgeben, und
mit gleicher Kraft auf uns druͤkken, wie unſer Koͤrper wuͤr-
de gedruͤkt werden, wenn er in einem groſſen Zuber voller
Quekſilber laͤge, das ſieben und zwanzig Zoll hoch daruͤ-
ber gienge (u); ſo hindert dennoch dieſes ſo ungeheure Ge-
wichte nicht im geringſten, daß die Bruſt nicht von dem
ſchlagenden Herzen ſollte erhoben werden. Denn wenn
dieſe Gewichte die Kraͤfte, wodurch der Umlauf befoͤrdert
wird, nicht vermindern (x), wenn auch unter dieſen Kraͤf-
ten ſelbſt einige ſind, die dieſen Umlauf befoͤrdern, und
die Zuſammenziehung der Schlagadern alsdenn vermeh-
ren, wenn das erweiterte Herz ruhig iſt, ſo haͤtten ſie
doch wenigſtens nicht von der Anzahl der Hinderniſſe ſol-
len ausgeſchloſſen werden, welche dem Herzen zu der Zeit,
wenn es das Blut in die Schlagadern treibt und ſie er-
weitert, in der That Widerſtand thun, und hinwiederum
von dem Herzen uͤberwunden werden.

So viel habe ich von denen Gewichten gedenken wol-
len, die von dem Herzen in die Hoͤhe gehoben werden.
Wir wollen aber im naͤchſten Buche mehr ſolche Hinder-
niſſe anzeigen, welche die Kraͤfte des Herzens verzehren,
oder ſchwaͤchen. Unter dieſe gehoͤret auch die Vergroͤſſe-
rung der Oefnungen im Lichten, an den Aeſten der Schlag-
adern, welche groͤſſer ſind als ihr Stamm, und gleiche
Wirkung mit einem groſſen See zu aͤuſſern ſcheinen, in
welchen ſich das Blut ergieſſen moͤchte: ingleichen gehoͤ-
ret dazu das verſchiedene Reiben; die zur Gerinnung ge-
neigte Beſchaffenheit des Blutes, welches ſogleich in ei-

nen
(u) [Spaltenumbruch] Jm 5ten und 9ten Buche.
(x) [Spaltenumbruch] Malouin am angef. Ort.
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[877/0933] Die Bewegung des Herzens. nach allen Seiten ausgedehnt, und der ganze Koͤrper wird zu gleicher Zeit laͤnger, breiter und hoͤher gemacht. Legt man uͤberdem ſo viele hundert Pfunde, als der Menſch ohne Nachtheil tragen kann, auf die Bruſt, ſo werden ſie von dem Herzſchlage ohne Widerſtand in die Hoͤhe ge- hoben. Da uns auch endlich faſt 40.000 Pfunde von der in dem Dunſtkreiſe befindlichen Luft umgeben, und mit gleicher Kraft auf uns druͤkken, wie unſer Koͤrper wuͤr- de gedruͤkt werden, wenn er in einem groſſen Zuber voller Quekſilber laͤge, das ſieben und zwanzig Zoll hoch daruͤ- ber gienge (u); ſo hindert dennoch dieſes ſo ungeheure Ge- wichte nicht im geringſten, daß die Bruſt nicht von dem ſchlagenden Herzen ſollte erhoben werden. Denn wenn dieſe Gewichte die Kraͤfte, wodurch der Umlauf befoͤrdert wird, nicht vermindern (x), wenn auch unter dieſen Kraͤf- ten ſelbſt einige ſind, die dieſen Umlauf befoͤrdern, und die Zuſammenziehung der Schlagadern alsdenn vermeh- ren, wenn das erweiterte Herz ruhig iſt, ſo haͤtten ſie doch wenigſtens nicht von der Anzahl der Hinderniſſe ſol- len ausgeſchloſſen werden, welche dem Herzen zu der Zeit, wenn es das Blut in die Schlagadern treibt und ſie er- weitert, in der That Widerſtand thun, und hinwiederum von dem Herzen uͤberwunden werden. So viel habe ich von denen Gewichten gedenken wol- len, die von dem Herzen in die Hoͤhe gehoben werden. Wir wollen aber im naͤchſten Buche mehr ſolche Hinder- niſſe anzeigen, welche die Kraͤfte des Herzens verzehren, oder ſchwaͤchen. Unter dieſe gehoͤret auch die Vergroͤſſe- rung der Oefnungen im Lichten, an den Aeſten der Schlag- adern, welche groͤſſer ſind als ihr Stamm, und gleiche Wirkung mit einem groſſen See zu aͤuſſern ſcheinen, in welchen ſich das Blut ergieſſen moͤchte: ingleichen gehoͤ- ret dazu das verſchiedene Reiben; die zur Gerinnung ge- neigte Beſchaffenheit des Blutes, welches ſogleich in ei- nen (u) Jm 5ten und 9ten Buche. (x) Malouin am angef. Ort.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 877. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/933>, abgerufen am 22.11.2024.