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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Ursachen des Herzschlages.
das Stillestehen des Herzens, oder den Tod, als eine Fol-
ge erwartet.

Solchemnach hat also Riolanus zuerst das herum-
schweifende Paar an dem Nakken lebendiger Thiere mit
einem Faden unterbunden, aber mit einem so geringen
Erfolg, daß das Thier nicht einmal am Laufen gehindert
ward (u). Es beobachtete auch Vopiscus Fortunatus
Plempius (x), daß das Herz, nach der Unterbindung,
oder Zerschneidung dieses Nervens, ebenfalls nicht zum
Stillstehen genöthiget würde. Hierauf machte sich der
in dergleichen Versuchen unermüdete Richard Lower
an diese Arbeit, und sein Freund, Thomas Willis, wie-
derholte sie. An Lowers Hunde klopfte das Herz stark,
das Keichen war mit Seufzen untermengt, und es erfolg-
te in ein paar Tagen der Tod: des Willisius seiner
verstummte, bekam krampfhafte Verzükkungen, und starb
nach etlichen Tagen, nachdem er unter dieser Zeit keine
Speise zu sich genommen hatte. Endlich hat Robert
Boyle ganz deutlich gesehen, daß sich, nach der Unter-
bindung des herumschweifenden Paares, der ausgebliebe-
ne Pulsschlag wieder eingefunden, wobei das Thier, mit
einiger Traurigkeit, bis zum vierten Tage leben blieb.
Beide berühmte Männer schrieben die Ursache des lang-
sam erfolgten Todes denen Aesten des Ribbennerven-
Stammes zu, und hätten gewiß geglaubt, daß derselbe
würde schleunig erfolget seyn, wofern alle Nerven des
Herzens von diesem herumschweifenden Paare ihren Ur-
sprung bekämen.

Peter Chirac, ehemaliger erster Leibarzt des Königs
in Frankreich, schreibet, das Herz hätte zwar noch einige,
aber sehr schwache Bewegung übrig behalten, als er eben
(z)
(a)

die-
(u) [Spaltenumbruch] Anthropogr. L. VII. S. 414.
(x) Fundamenta medicin. S. 212.
(z) [Spaltenumbruch] De cerebro & nervis S. 172.
(a) birch History of the royal
society T. I.
S. 504.
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Urſachen des Herzſchlages.
das Stilleſtehen des Herzens, oder den Tod, als eine Fol-
ge erwartet.

Solchemnach hat alſo Riolanus zuerſt das herum-
ſchweifende Paar an dem Nakken lebendiger Thiere mit
einem Faden unterbunden, aber mit einem ſo geringen
Erfolg, daß das Thier nicht einmal am Laufen gehindert
ward (u). Es beobachtete auch Vopiscus Fortunatus
Plempius (x), daß das Herz, nach der Unterbindung,
oder Zerſchneidung dieſes Nervens, ebenfalls nicht zum
Stillſtehen genoͤthiget wuͤrde. Hierauf machte ſich der
in dergleichen Verſuchen unermuͤdete Richard Lower
an dieſe Arbeit, und ſein Freund, Thomas Willis, wie-
derholte ſie. An Lowers Hunde klopfte das Herz ſtark,
das Keichen war mit Seufzen untermengt, und es erfolg-
te in ein paar Tagen der Tod: des Williſius ſeiner
verſtummte, bekam krampfhafte Verzuͤkkungen, und ſtarb
nach etlichen Tagen, nachdem er unter dieſer Zeit keine
Speiſe zu ſich genommen hatte. Endlich hat Robert
Boyle ganz deutlich geſehen, daß ſich, nach der Unter-
bindung des herumſchweifenden Paares, der ausgebliebe-
ne Pulsſchlag wieder eingefunden, wobei das Thier, mit
einiger Traurigkeit, bis zum vierten Tage leben blieb.
Beide beruͤhmte Maͤnner ſchrieben die Urſache des lang-
ſam erfolgten Todes denen Aeſten des Ribbennerven-
Stammes zu, und haͤtten gewiß geglaubt, daß derſelbe
wuͤrde ſchleunig erfolget ſeyn, wofern alle Nerven des
Herzens von dieſem herumſchweifenden Paare ihren Ur-
ſprung bekaͤmen.

Peter Chirac, ehemaliger erſter Leibarzt des Koͤnigs
in Frankreich, ſchreibet, das Herz haͤtte zwar noch einige,
aber ſehr ſchwache Bewegung uͤbrig behalten, als er eben
(z)
(a)

die-
(u) [Spaltenumbruch] Anthropogr. L. VII. S. 414.
(x) Fundamenta medicin. S. 212.
(z) [Spaltenumbruch] De cerebro & nervis S. 172.
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ſociety T. I.
S. 504.
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[883/0939] Urſachen des Herzſchlages. das Stilleſtehen des Herzens, oder den Tod, als eine Fol- ge erwartet. Solchemnach hat alſo Riolanus zuerſt das herum- ſchweifende Paar an dem Nakken lebendiger Thiere mit einem Faden unterbunden, aber mit einem ſo geringen Erfolg, daß das Thier nicht einmal am Laufen gehindert ward (u). Es beobachtete auch Vopiscus Fortunatus Plempius (x), daß das Herz, nach der Unterbindung, oder Zerſchneidung dieſes Nervens, ebenfalls nicht zum Stillſtehen genoͤthiget wuͤrde. Hierauf machte ſich der in dergleichen Verſuchen unermuͤdete Richard Lower an dieſe Arbeit, und ſein Freund, Thomas Willis, wie- derholte ſie. An Lowers Hunde klopfte das Herz ſtark, das Keichen war mit Seufzen untermengt, und es erfolg- te in ein paar Tagen der Tod: des Williſius ſeiner verſtummte, bekam krampfhafte Verzuͤkkungen, und ſtarb nach etlichen Tagen, nachdem er unter dieſer Zeit keine Speiſe zu ſich genommen hatte. Endlich hat Robert Boyle ganz deutlich geſehen, daß ſich, nach der Unter- bindung des herumſchweifenden Paares, der ausgebliebe- ne Pulsſchlag wieder eingefunden, wobei das Thier, mit einiger Traurigkeit, bis zum vierten Tage leben blieb. Beide beruͤhmte Maͤnner ſchrieben die Urſache des lang- ſam erfolgten Todes denen Aeſten des Ribbennerven- Stammes zu, und haͤtten gewiß geglaubt, daß derſelbe wuͤrde ſchleunig erfolget ſeyn, wofern alle Nerven des Herzens von dieſem herumſchweifenden Paare ihren Ur- ſprung bekaͤmen. Peter Chirac, ehemaliger erſter Leibarzt des Koͤnigs in Frankreich, ſchreibet, das Herz haͤtte zwar noch einige, aber ſehr ſchwache Bewegung uͤbrig behalten, als er eben die- (z) (a) (u) Anthropogr. L. VII. S. 414. (x) Fundamenta medicin. S. 212. (z) De cerebro & nervis S. 172. (a) birch Hiſtory of the royal ſociety T. I. S. 504. K k k 2

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 883. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/939>, abgerufen am 22.11.2024.