lich und offenbar bis zum Herzen fortgehen. Die Jnsckten haben überhaupt gar kein kleines Gehirn, welches man vom grossen unterscheiden könnte. Jndessen beobachtet das Herz in allen Thieren seine Zeiten, da es zu schlagen fortfährt, wenn die Werkstatt derer Sinnen bereits ver- schlossen ist.
Ferner findet sich überhaupt am kleinen Gehirne nicht das mindeste, warum es in Ansehung der Bewegung des Blutes, oder der Geister, beständiger anhalten sollte, als das grosse Gehirn. Denn ob es gleich eine grössere äus- sere Rinde hat, so ist es doch so wenig von einem feste- ren Wesen, daß es vielmehr noch weicher, als das grosse ist, wie solches die ohnlängst zu Montpellier gemachten Versuche bestätigen (h).
Es hat aber auch dasselbe nicht nur seine eigene Hö- le, die man gewöhnlicher massen die vierte Kammer nen- net, sondern auch die darüber liegenden Adergänge (sinus), die gemeiniglich den Namen derer Queergänge führen, ingleichen auch seine Schlagadern, die nach dem Umfang dieses Eingeweides groß genung sind. Ferner kann man auch in dem Blute der Wirbelschlagader gar nichts vor- zügliches wahrnehmen: denn es treiben eben die Schlag- adern, aus welchen die Stämme des kleinen Gehirnes entstehen, auch die nächsten hintern Schlagadern des Ge- hirns hervor (i).
Hiernächst ist es auch allerdings wider die Wahrheit, daß die Wunden des kleinen Gehirns sogleich ein Thier ums Leben bringen. Es sind hierüber Gegen-Versuche von dem vortreflichen Peter Chirac(k), von Franz Petit(l),
von
(h)[Spaltenumbruch]Assemblee de la societe roy. des sciences, 1746. S. 73.
(i)Icon. anat. Fasc. VII. S. 11.
(k)Philos. Transact. n. 226. Er [Spaltenumbruch]
räumte das kleine Gehirn hin- weg.
(l)Lettre II. Ein Hund lebte, nachdem ein Theil vom kleinen Gehirne herausgenommen worden, bis zum sechsten Tage.
Urſachen des Herzſchlages.
lich und offenbar bis zum Herzen fortgehen. Die Jnſckten haben uͤberhaupt gar kein kleines Gehirn, welches man vom groſſen unterſcheiden koͤnnte. Jndeſſen beobachtet das Herz in allen Thieren ſeine Zeiten, da es zu ſchlagen fortfaͤhrt, wenn die Werkſtatt derer Sinnen bereits ver- ſchloſſen iſt.
Ferner findet ſich uͤberhaupt am kleinen Gehirne nicht das mindeſte, warum es in Anſehung der Bewegung des Blutes, oder der Geiſter, beſtaͤndiger anhalten ſollte, als das groſſe Gehirn. Denn ob es gleich eine groͤſſere aͤuſ- ſere Rinde hat, ſo iſt es doch ſo wenig von einem feſte- ren Weſen, daß es vielmehr noch weicher, als das groſſe iſt, wie ſolches die ohnlaͤngſt zu Montpellier gemachten Verſuche beſtaͤtigen (h).
Es hat aber auch daſſelbe nicht nur ſeine eigene Hoͤ- le, die man gewoͤhnlicher maſſen die vierte Kammer nen- net, ſondern auch die daruͤber liegenden Adergaͤnge (ſinus), die gemeiniglich den Namen derer Queergaͤnge fuͤhren, ingleichen auch ſeine Schlagadern, die nach dem Umfang dieſes Eingeweides groß genung ſind. Ferner kann man auch in dem Blute der Wirbelſchlagader gar nichts vor- zuͤgliches wahrnehmen: denn es treiben eben die Schlag- adern, aus welchen die Staͤmme des kleinen Gehirnes entſtehen, auch die naͤchſten hintern Schlagadern des Ge- hirns hervor (i).
Hiernaͤchſt iſt es auch allerdings wider die Wahrheit, daß die Wunden des kleinen Gehirns ſogleich ein Thier ums Leben bringen. Es ſind hieruͤber Gegen-Verſuche von dem vortreflichen Peter Chirac(k), von Franz Petit(l),
von
(h)[Spaltenumbruch]Aſſemblée de la ſocieté roy. des ſciences, 1746. S. 73.
(i)Icon. anat. Faſc. VII. S. 11.
(k)Philoſ. Transact. n. 226. Er [Spaltenumbruch]
raͤumte das kleine Gehirn hin- weg.
(l)Lettre II. Ein Hund lebte, nachdem ein Theil vom kleinen Gehirne herausgenommen worden, bis zum ſechſten Tage.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0967"n="911"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Urſachen des Herzſchlages.</hi></fw><lb/>
lich und offenbar bis zum Herzen fortgehen. Die Jnſckten<lb/>
haben uͤberhaupt gar kein kleines Gehirn, welches man<lb/>
vom groſſen unterſcheiden koͤnnte. Jndeſſen beobachtet<lb/>
das Herz in allen Thieren ſeine Zeiten, da es zu ſchlagen<lb/>
fortfaͤhrt, wenn die Werkſtatt derer Sinnen bereits ver-<lb/>ſchloſſen iſt.</p><lb/><p>Ferner findet ſich uͤberhaupt am kleinen Gehirne nicht<lb/>
das mindeſte, warum es in Anſehung der Bewegung des<lb/>
Blutes, oder der Geiſter, beſtaͤndiger anhalten ſollte, als<lb/>
das groſſe Gehirn. Denn ob es gleich eine groͤſſere aͤuſ-<lb/>ſere Rinde hat, ſo iſt es doch ſo wenig von einem feſte-<lb/>
ren Weſen, daß es vielmehr noch weicher, als das groſſe<lb/>
iſt, wie ſolches die ohnlaͤngſt zu Montpellier gemachten<lb/>
Verſuche beſtaͤtigen <noteplace="foot"n="(h)"><cb/><hirendition="#aq">Aſſemblée de la ſocieté roy.<lb/>
des ſciences,</hi> 1746. S. 73.</note>.</p><lb/><p>Es hat aber auch daſſelbe nicht nur ſeine eigene Hoͤ-<lb/>
le, die man gewoͤhnlicher maſſen die vierte Kammer nen-<lb/>
net, ſondern auch die daruͤber liegenden Adergaͤnge (<hirendition="#aq">ſinus</hi>),<lb/>
die gemeiniglich den Namen derer Queergaͤnge fuͤhren,<lb/>
ingleichen auch ſeine Schlagadern, die nach dem Umfang<lb/>
dieſes Eingeweides groß genung ſind. Ferner kann man<lb/>
auch in dem Blute der Wirbelſchlagader gar nichts vor-<lb/>
zuͤgliches wahrnehmen: denn es treiben eben die Schlag-<lb/>
adern, aus welchen die Staͤmme des kleinen Gehirnes<lb/>
entſtehen, auch die naͤchſten hintern Schlagadern des Ge-<lb/>
hirns hervor <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">Icon. anat. Faſc. VII.</hi> S. 11.</note>.</p><lb/><p>Hiernaͤchſt iſt es auch allerdings wider die Wahrheit, daß<lb/>
die Wunden des kleinen Gehirns ſogleich ein Thier ums<lb/>
Leben bringen. Es ſind hieruͤber Gegen-Verſuche von<lb/>
dem vortreflichen Peter <hirendition="#fr">Chirac</hi><noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">Philoſ. Transact. n.</hi> 226. Er<lb/><cb/>
raͤumte das kleine Gehirn hin-<lb/>
weg.</note>, von Franz <hirendition="#fr">Petit</hi><noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">Lettre II.</hi> Ein Hund lebte,<lb/>
nachdem ein Theil vom kleinen<lb/>
Gehirne herausgenommen worden,<lb/>
bis zum ſechſten Tage.</note>,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">von</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[911/0967]
Urſachen des Herzſchlages.
lich und offenbar bis zum Herzen fortgehen. Die Jnſckten
haben uͤberhaupt gar kein kleines Gehirn, welches man
vom groſſen unterſcheiden koͤnnte. Jndeſſen beobachtet
das Herz in allen Thieren ſeine Zeiten, da es zu ſchlagen
fortfaͤhrt, wenn die Werkſtatt derer Sinnen bereits ver-
ſchloſſen iſt.
Ferner findet ſich uͤberhaupt am kleinen Gehirne nicht
das mindeſte, warum es in Anſehung der Bewegung des
Blutes, oder der Geiſter, beſtaͤndiger anhalten ſollte, als
das groſſe Gehirn. Denn ob es gleich eine groͤſſere aͤuſ-
ſere Rinde hat, ſo iſt es doch ſo wenig von einem feſte-
ren Weſen, daß es vielmehr noch weicher, als das groſſe
iſt, wie ſolches die ohnlaͤngſt zu Montpellier gemachten
Verſuche beſtaͤtigen (h).
Es hat aber auch daſſelbe nicht nur ſeine eigene Hoͤ-
le, die man gewoͤhnlicher maſſen die vierte Kammer nen-
net, ſondern auch die daruͤber liegenden Adergaͤnge (ſinus),
die gemeiniglich den Namen derer Queergaͤnge fuͤhren,
ingleichen auch ſeine Schlagadern, die nach dem Umfang
dieſes Eingeweides groß genung ſind. Ferner kann man
auch in dem Blute der Wirbelſchlagader gar nichts vor-
zuͤgliches wahrnehmen: denn es treiben eben die Schlag-
adern, aus welchen die Staͤmme des kleinen Gehirnes
entſtehen, auch die naͤchſten hintern Schlagadern des Ge-
hirns hervor (i).
Hiernaͤchſt iſt es auch allerdings wider die Wahrheit, daß
die Wunden des kleinen Gehirns ſogleich ein Thier ums
Leben bringen. Es ſind hieruͤber Gegen-Verſuche von
dem vortreflichen Peter Chirac (k), von Franz Petit (l),
von
(h)
Aſſemblée de la ſocieté roy.
des ſciences, 1746. S. 73.
(i) Icon. anat. Faſc. VII. S. 11.
(k) Philoſ. Transact. n. 226. Er
raͤumte das kleine Gehirn hin-
weg.
(l) Lettre II. Ein Hund lebte,
nachdem ein Theil vom kleinen
Gehirne herausgenommen worden,
bis zum ſechſten Tage.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 911. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/967>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.