Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.Viertes Buch. Das Herz. von J. Godfried Zinn (m), gemacht worden, und ichhabe selbst einige angestellet (n), aus denen erhellet, daß das Leben, nach denen stärksten Verwundungen am klei- nen Gehirne, und nachdem man eine dreiekkige Nadel durch dieses Eingeweide gestossen hatte, doch noch gan- zer vier und zwanzig Stunden fortgedauret: es ist auch durch keinen vollkommen zuverläßigen Versuch erwiesen, daß die Beschädigung des kleinen Gehirns schneller den Tod zuwege bringe, als wenn das grosse Gehirn verlez- zet worden. Ja was noch mehr ist, man hat Exempel, daß die Wunden des kleinen Gehirns geheilt worden sind. Also hat Johann Vesling (o) einen Mohren an einer Wunde, wobei das kleine Gehirn mit gelitten hatte, in- nerhalb zwanzig Tagen mit weniger Mühe geheilet; und eben dergleichen Begebenheiten findet man auch bei dem Platner (p), und dem Fallopius (q). Ausser diesen hat es auch seine gute Richtigkeit, daß viele Personen noch andere, und zwar die heftigsten Beschwerungen an dem kleinen Gehirne erlitten, dabei sie dennoch lange ge- lebet haben. Jch habe selbst gesehen, daß ein Bettler- Junge einen verhärteten Geschwulst im kleinen Gehirne, welches ein langwieriges und langsam entstehendes Uebel ist, mit sich herumtrug (r), und es haben die Pariser Academisten eben dergleichen Exempel wahrgenom- men (s), wie denn auch unser berühmter Zinn (t) eben- falls solche beschrieben, und noch mehrere andere Zeug- nisse mit hinzugefüget hat. Endlich hat auch das Ge- schwür im kleinen Gehirne, welches Janus Plancus beschrei- (m) [Spaltenumbruch]
Experim. circa corpus cal- losum, cerebellum, & duram me- ningem. Gotting. 1749. Exp. 1. 2. 4. 5. (n) Second Memoire sur les part. irrit. & sensibl. Exp. 149. 150. 151. 152. 153. 154. (o) Epist. posthum. XIII. (p) [Spaltenumbruch]
Instit. chirurg. n. 547. (q) De vulnerib. S. 254. (r) Philosoph. Transact. n. 474. Opusc. patholog. obs. I. (s) Memoires de l'Acad. roy. des scienc. 1705. (t) Comment. Soc. reg. scient.
Gotting. T. II. am Ende. Viertes Buch. Das Herz. von J. Godfried Zinn (m), gemacht worden, und ichhabe ſelbſt einige angeſtellet (n), aus denen erhellet, daß das Leben, nach denen ſtaͤrkſten Verwundungen am klei- nen Gehirne, und nachdem man eine dreiekkige Nadel durch dieſes Eingeweide geſtoſſen hatte, doch noch gan- zer vier und zwanzig Stunden fortgedauret: es iſt auch durch keinen vollkommen zuverlaͤßigen Verſuch erwieſen, daß die Beſchaͤdigung des kleinen Gehirns ſchneller den Tod zuwege bringe, als wenn das groſſe Gehirn verlez- zet worden. Ja was noch mehr iſt, man hat Exempel, daß die Wunden des kleinen Gehirns geheilt worden ſind. Alſo hat Johann Vesling (o) einen Mohren an einer Wunde, wobei das kleine Gehirn mit gelitten hatte, in- nerhalb zwanzig Tagen mit weniger Muͤhe geheilet; und eben dergleichen Begebenheiten findet man auch bei dem Platner (p), und dem Fallopius (q). Auſſer dieſen hat es auch ſeine gute Richtigkeit, daß viele Perſonen noch andere, und zwar die heftigſten Beſchwerungen an dem kleinen Gehirne erlitten, dabei ſie dennoch lange ge- lebet haben. Jch habe ſelbſt geſehen, daß ein Bettler- Junge einen verhaͤrteten Geſchwulſt im kleinen Gehirne, welches ein langwieriges und langſam entſtehendes Uebel iſt, mit ſich herumtrug (r), und es haben die Pariſer Academiſten eben dergleichen Exempel wahrgenom- men (s), wie denn auch unſer beruͤhmter Zinn (t) eben- falls ſolche beſchrieben, und noch mehrere andere Zeug- niſſe mit hinzugefuͤget hat. Endlich hat auch das Ge- ſchwuͤr im kleinen Gehirne, welches Janus Plancus beſchrei- (m) [Spaltenumbruch]
Experim. circa corpus cal- loſum, cerebellum, & duram me- ningem. Gotting. 1749. Exp. 1. 2. 4. 5. (n) Second Memoire ſur les part. irrit. & ſenſibl. Exp. 149. 150. 151. 152. 153. 154. (o) Epiſt. poſthum. XIII. (p) [Spaltenumbruch]
Inſtit. chirurg. n. 547. (q) De vulnerib. S. 254. (r) Philoſoph. Transact. n. 474. Opuſc. patholog. obſ. I. (s) Memoires de l’Acad. roy. des ſcienc. 1705. (t) Comment. Soc. reg. ſcient.
Gotting. T. II. am Ende. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0968" n="912"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Viertes Buch. Das Herz.</hi></fw><lb/> von J. Godfried <hi rendition="#fr">Zinn</hi> <note place="foot" n="(m)"><cb/><hi rendition="#aq">Experim. circa corpus cal-<lb/> loſum, cerebellum, & duram me-<lb/> ningem. Gotting. 1749. Exp.</hi> 1.<lb/> 2. 4. 5.</note>, gemacht worden, und ich<lb/> habe ſelbſt einige angeſtellet <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">Second Memoire ſur les<lb/> part. irrit. & ſenſibl. Exp.</hi> 149.<lb/> 150. 151. 152. 153. 154.</note>, aus denen erhellet, daß<lb/> das Leben, nach denen ſtaͤrkſten Verwundungen am klei-<lb/> nen Gehirne, und nachdem man eine dreiekkige Nadel<lb/> durch dieſes Eingeweide geſtoſſen hatte, doch noch gan-<lb/> zer vier und zwanzig Stunden fortgedauret: es iſt auch<lb/> durch keinen vollkommen zuverlaͤßigen Verſuch erwieſen,<lb/> daß die Beſchaͤdigung des kleinen Gehirns ſchneller den<lb/> Tod zuwege bringe, als wenn das groſſe Gehirn verlez-<lb/> zet worden. Ja was noch mehr iſt, man hat Exempel,<lb/> daß die Wunden des kleinen Gehirns geheilt worden ſind.<lb/> Alſo hat Johann <hi rendition="#fr">Vesling</hi> <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">Epiſt. poſthum. XIII.</hi></note> einen Mohren an einer<lb/> Wunde, wobei das kleine Gehirn mit gelitten hatte, in-<lb/> nerhalb zwanzig Tagen mit weniger Muͤhe geheilet; und<lb/> eben dergleichen Begebenheiten findet man auch bei dem<lb/><hi rendition="#fr">Platner</hi> <note place="foot" n="(p)"><cb/><hi rendition="#aq">Inſtit. chirurg. n.</hi> 547.</note>, und dem <hi rendition="#fr">Fallopius</hi> <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">De vulnerib.</hi> S. 254.</note>. Auſſer dieſen<lb/> hat es auch ſeine gute Richtigkeit, daß viele Perſonen<lb/> noch andere, und zwar die heftigſten Beſchwerungen an<lb/> dem kleinen Gehirne erlitten, dabei ſie dennoch lange ge-<lb/> lebet haben. Jch habe ſelbſt geſehen, daß ein Bettler-<lb/> Junge einen verhaͤrteten Geſchwulſt im kleinen Gehirne,<lb/> welches ein langwieriges und langſam entſtehendes Uebel<lb/> iſt, mit ſich herumtrug <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">Philoſoph. Transact. n. 474.<lb/> Opuſc. patholog. obſ. I.</hi></note>, und es haben die <hi rendition="#fr">Pariſer</hi><lb/> Academiſten eben dergleichen Exempel wahrgenom-<lb/> men <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">Memoires de l’Acad. roy.<lb/> des ſcienc.</hi> 1705.</note>, wie denn auch unſer beruͤhmter <hi rendition="#fr">Zinn</hi> <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">Comment. Soc. reg. ſcient.<lb/> Gotting. T. II.</hi> am Ende.</note> eben-<lb/> falls ſolche beſchrieben, und noch mehrere andere Zeug-<lb/> niſſe mit hinzugefuͤget hat. Endlich hat auch das Ge-<lb/> ſchwuͤr im kleinen Gehirne, welches Janus <hi rendition="#fr">Plancus</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">beſchrei-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [912/0968]
Viertes Buch. Das Herz.
von J. Godfried Zinn (m), gemacht worden, und ich
habe ſelbſt einige angeſtellet (n), aus denen erhellet, daß
das Leben, nach denen ſtaͤrkſten Verwundungen am klei-
nen Gehirne, und nachdem man eine dreiekkige Nadel
durch dieſes Eingeweide geſtoſſen hatte, doch noch gan-
zer vier und zwanzig Stunden fortgedauret: es iſt auch
durch keinen vollkommen zuverlaͤßigen Verſuch erwieſen,
daß die Beſchaͤdigung des kleinen Gehirns ſchneller den
Tod zuwege bringe, als wenn das groſſe Gehirn verlez-
zet worden. Ja was noch mehr iſt, man hat Exempel,
daß die Wunden des kleinen Gehirns geheilt worden ſind.
Alſo hat Johann Vesling (o) einen Mohren an einer
Wunde, wobei das kleine Gehirn mit gelitten hatte, in-
nerhalb zwanzig Tagen mit weniger Muͤhe geheilet; und
eben dergleichen Begebenheiten findet man auch bei dem
Platner (p), und dem Fallopius (q). Auſſer dieſen
hat es auch ſeine gute Richtigkeit, daß viele Perſonen
noch andere, und zwar die heftigſten Beſchwerungen an
dem kleinen Gehirne erlitten, dabei ſie dennoch lange ge-
lebet haben. Jch habe ſelbſt geſehen, daß ein Bettler-
Junge einen verhaͤrteten Geſchwulſt im kleinen Gehirne,
welches ein langwieriges und langſam entſtehendes Uebel
iſt, mit ſich herumtrug (r), und es haben die Pariſer
Academiſten eben dergleichen Exempel wahrgenom-
men (s), wie denn auch unſer beruͤhmter Zinn (t) eben-
falls ſolche beſchrieben, und noch mehrere andere Zeug-
niſſe mit hinzugefuͤget hat. Endlich hat auch das Ge-
ſchwuͤr im kleinen Gehirne, welches Janus Plancus
beſchrei-
(m)
Experim. circa corpus cal-
loſum, cerebellum, & duram me-
ningem. Gotting. 1749. Exp. 1.
2. 4. 5.
(n) Second Memoire ſur les
part. irrit. & ſenſibl. Exp. 149.
150. 151. 152. 153. 154.
(o) Epiſt. poſthum. XIII.
(p)
Inſtit. chirurg. n. 547.
(q) De vulnerib. S. 254.
(r) Philoſoph. Transact. n. 474.
Opuſc. patholog. obſ. I.
(s) Memoires de l’Acad. roy.
des ſcienc. 1705.
(t) Comment. Soc. reg. ſcient.
Gotting. T. II. am Ende.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |