Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.Ursachen des Herzschlages. Zusammenziehung abzustehen. Ein Fechter (f) hattesich, indem er dieser von der Furcht herrührenden Ge- wohnheit, mit den Augen zu nikken, auf das eifrigste zu widerstehen suchte, in eine solche Verfassung gesezzet, daß er mit unverwandtem Auge, und ohne einige Bewegung derer Augenlieder, die ihm zugedachten Streiche beobach- ten konnte. Es fehlet auch nicht an Versuchen, wo- durch man zeigen kann, daß diese Gewohnheit bei denen Werkzeugen des Lebens unterbrochen wird, und daß vie- le Stunden und Tage vergehen, da diese Werkzeuge nicht ein einziges mal in Bewegung gebracht werden, und hin- wiederum nach geraumen Zwischenzeiten ihre Bewegung von neuen anfangen: und doch sind diese neue Bewegun- gen niemals dem Bewustseyn, oder dem freien Willen der Seele unterworfen. Daß der Stuhlgang ganze Wo- chen und Monate langsam und selten erfolgen könne, das ist jedermann bekannt: und doch ist bei keinem Men- schen, wegen dieser unterbrochenen Gewohnheit, die wurmförmige Bewegung unter die Aufsicht des Willens versezt worden. Also wird auch der Herzschlag durch die äusserste Mattigkeit, einen starken Verlust des Blutes, durch vorher erlittenen Mutterkrampf, Erstikkung unter dem Schnee, oder Wasser, verschiedene Stunden und Ta- ge lang völlig zurükgehalten. Es hat hiervon der be- rühmte Bruhier (g) unzähliche Exempel gesammlet, wo- von ich nur einige wenige anführen will. Nach Verlauf von zwanzig (h), und dreißig Minuten (i), wurde ein in das Wasser gefallener Mensch, bei dem kein Puls- schlag mehr zu fühlen war, wieder aufgewekket, und ich habe ohnlängst ein ähnliches Beispiel von einem Men- schen gelesen, der von der Kälte unter dem Wasser fast ums (f) [Spaltenumbruch]
Porterfields am angef. Ort S. 215. (g) De l'incertitude de la mort. (h) mead of poisons. S. 173. (i) [Spaltenumbruch]
Fothergill Philos. Transact.
n. 475. Essays of a Society at Edim- burgh. T. V. art. 55. Urſachen des Herzſchlages. Zuſammenziehung abzuſtehen. Ein Fechter (f) hatteſich, indem er dieſer von der Furcht herruͤhrenden Ge- wohnheit, mit den Augen zu nikken, auf das eifrigſte zu widerſtehen ſuchte, in eine ſolche Verfaſſung geſezzet, daß er mit unverwandtem Auge, und ohne einige Bewegung derer Augenlieder, die ihm zugedachten Streiche beobach- ten konnte. Es fehlet auch nicht an Verſuchen, wo- durch man zeigen kann, daß dieſe Gewohnheit bei denen Werkzeugen des Lebens unterbrochen wird, und daß vie- le Stunden und Tage vergehen, da dieſe Werkzeuge nicht ein einziges mal in Bewegung gebracht werden, und hin- wiederum nach geraumen Zwiſchenzeiten ihre Bewegung von neuen anfangen: und doch ſind dieſe neue Bewegun- gen niemals dem Bewuſtſeyn, oder dem freien Willen der Seele unterworfen. Daß der Stuhlgang ganze Wo- chen und Monate langſam und ſelten erfolgen koͤnne, das iſt jedermann bekannt: und doch iſt bei keinem Men- ſchen, wegen dieſer unterbrochenen Gewohnheit, die wurmfoͤrmige Bewegung unter die Aufſicht des Willens verſezt worden. Alſo wird auch der Herzſchlag durch die aͤuſſerſte Mattigkeit, einen ſtarken Verluſt des Blutes, durch vorher erlittenen Mutterkrampf, Erſtikkung unter dem Schnee, oder Waſſer, verſchiedene Stunden und Ta- ge lang voͤllig zuruͤkgehalten. Es hat hiervon der be- ruͤhmte Bruhier (g) unzaͤhliche Exempel geſammlet, wo- von ich nur einige wenige anfuͤhren will. Nach Verlauf von zwanzig (h), und dreißig Minuten (i), wurde ein in das Waſſer gefallener Menſch, bei dem kein Puls- ſchlag mehr zu fuͤhlen war, wieder aufgewekket, und ich habe ohnlaͤngſt ein aͤhnliches Beiſpiel von einem Men- ſchen geleſen, der von der Kaͤlte unter dem Waſſer faſt ums (f) [Spaltenumbruch]
Porterfields am angef. Ort S. 215. (g) De l’incertitude de la mort. (h) mead of poiſons. S. 173. (i) [Spaltenumbruch]
Fothergill Philoſ. Transact.
n. 475. Eſſays of a Society at Edim- burgh. T. V. art. 55. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0981" n="925"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Urſachen des Herzſchlages.</hi></fw><lb/> Zuſammenziehung abzuſtehen. Ein Fechter <note place="foot" n="(f)"><cb/><hi rendition="#fr">Porterfields</hi> am angef. Ort<lb/> S. 215.</note> hatte<lb/> ſich, indem er dieſer von der Furcht herruͤhrenden Ge-<lb/> wohnheit, mit den Augen zu nikken, auf das eifrigſte zu<lb/> widerſtehen ſuchte, in eine ſolche Verfaſſung geſezzet, daß<lb/> er mit unverwandtem Auge, und ohne einige Bewegung<lb/> derer Augenlieder, die ihm zugedachten Streiche beobach-<lb/> ten konnte. Es fehlet auch nicht an Verſuchen, wo-<lb/> durch man zeigen kann, daß dieſe Gewohnheit bei denen<lb/> Werkzeugen des Lebens unterbrochen wird, und daß vie-<lb/> le Stunden und Tage vergehen, da dieſe Werkzeuge nicht<lb/> ein einziges mal in Bewegung gebracht werden, und hin-<lb/> wiederum nach geraumen Zwiſchenzeiten ihre Bewegung<lb/> von neuen anfangen: und doch ſind dieſe neue Bewegun-<lb/> gen niemals dem Bewuſtſeyn, oder dem freien Willen<lb/> der Seele unterworfen. Daß der Stuhlgang ganze Wo-<lb/> chen und Monate langſam und ſelten erfolgen koͤnne, das<lb/> iſt jedermann bekannt: und doch iſt bei keinem Men-<lb/> ſchen, wegen dieſer unterbrochenen Gewohnheit, die<lb/> wurmfoͤrmige Bewegung unter die Aufſicht des Willens<lb/> verſezt worden. Alſo wird auch der Herzſchlag durch die<lb/> aͤuſſerſte Mattigkeit, einen ſtarken Verluſt des Blutes,<lb/> durch vorher erlittenen Mutterkrampf, Erſtikkung unter<lb/> dem Schnee, oder Waſſer, verſchiedene Stunden und Ta-<lb/> ge lang voͤllig zuruͤkgehalten. Es hat hiervon der be-<lb/> ruͤhmte <hi rendition="#fr">Bruhier</hi> <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">De l’incertitude de la mort.</hi></note> unzaͤhliche Exempel geſammlet, wo-<lb/> von ich nur einige wenige anfuͤhren will. Nach Verlauf<lb/> von zwanzig <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">mead</hi> of poiſons.</hi> S. 173.</note>, und dreißig Minuten <note place="foot" n="(i)"><cb/><hi rendition="#fr">Fothergill</hi><hi rendition="#aq">Philoſ. Transact.<lb/> n. 475. Eſſays of a Society at Edim-<lb/> burgh. T. V. art.</hi> 55.</note>, wurde ein<lb/> in das Waſſer gefallener Menſch, bei dem kein Puls-<lb/> ſchlag mehr zu fuͤhlen war, wieder aufgewekket, und ich<lb/> habe ohnlaͤngſt ein aͤhnliches Beiſpiel von einem Men-<lb/> ſchen geleſen, der von der Kaͤlte unter dem Waſſer faſt<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ums</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [925/0981]
Urſachen des Herzſchlages.
Zuſammenziehung abzuſtehen. Ein Fechter (f) hatte
ſich, indem er dieſer von der Furcht herruͤhrenden Ge-
wohnheit, mit den Augen zu nikken, auf das eifrigſte zu
widerſtehen ſuchte, in eine ſolche Verfaſſung geſezzet, daß
er mit unverwandtem Auge, und ohne einige Bewegung
derer Augenlieder, die ihm zugedachten Streiche beobach-
ten konnte. Es fehlet auch nicht an Verſuchen, wo-
durch man zeigen kann, daß dieſe Gewohnheit bei denen
Werkzeugen des Lebens unterbrochen wird, und daß vie-
le Stunden und Tage vergehen, da dieſe Werkzeuge nicht
ein einziges mal in Bewegung gebracht werden, und hin-
wiederum nach geraumen Zwiſchenzeiten ihre Bewegung
von neuen anfangen: und doch ſind dieſe neue Bewegun-
gen niemals dem Bewuſtſeyn, oder dem freien Willen
der Seele unterworfen. Daß der Stuhlgang ganze Wo-
chen und Monate langſam und ſelten erfolgen koͤnne, das
iſt jedermann bekannt: und doch iſt bei keinem Men-
ſchen, wegen dieſer unterbrochenen Gewohnheit, die
wurmfoͤrmige Bewegung unter die Aufſicht des Willens
verſezt worden. Alſo wird auch der Herzſchlag durch die
aͤuſſerſte Mattigkeit, einen ſtarken Verluſt des Blutes,
durch vorher erlittenen Mutterkrampf, Erſtikkung unter
dem Schnee, oder Waſſer, verſchiedene Stunden und Ta-
ge lang voͤllig zuruͤkgehalten. Es hat hiervon der be-
ruͤhmte Bruhier (g) unzaͤhliche Exempel geſammlet, wo-
von ich nur einige wenige anfuͤhren will. Nach Verlauf
von zwanzig (h), und dreißig Minuten (i), wurde ein
in das Waſſer gefallener Menſch, bei dem kein Puls-
ſchlag mehr zu fuͤhlen war, wieder aufgewekket, und ich
habe ohnlaͤngſt ein aͤhnliches Beiſpiel von einem Men-
ſchen geleſen, der von der Kaͤlte unter dem Waſſer faſt
ums
(f)
Porterfields am angef. Ort
S. 215.
(g) De l’incertitude de la mort.
(h) mead of poiſons. S. 173.
(i)
Fothergill Philoſ. Transact.
n. 475. Eſſays of a Society at Edim-
burgh. T. V. art. 55.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |