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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Fünftes Buch. Das Blut
Exempeln stehen bleiben, da in kurzer Zeit diejenige
Menge Blut weggeflossen ist, nach welcher man die ge-
samte Masse aller Lebenssäfte zu schäzzen willens ist.
Man kann mit aller Sicherheit zum Grunde sezzen, daß
auch in diesen Exempeln etwas mehr Blut im mensch-
lichen Körper vorhanden gewesen, als in der That weg-
geflossen ist, da die matte Kraft des Herzens, welche
vor dem Tode vorhergeht, das von den Wänden der
Gefässe angezogne Blut, aus den kleinsten Gefäschen
nicht herauszudrengen vermag. Da ferner fast alle diese
Personen wieder gesund und hergestellt worden sind, so
mus keine geringe Menge des Lebenssaftes in den Gefäs-
sen, und gewis so viel übrig geblieben seyn, als zur
Wiederherstellung und Unterhaltung des Lebens, und
zum notwendigen Reize fürs Herz hinlänglich ist.

Es verlor Jemand im Nasenbluten neun Pfunde
Blut: es zog dieses eine Ohnmacht, und einen glückli-
chen Erfolg nach sich (a). Ein andrer büste im Nasen-
bluten zehn Pfunde (b), und noch ein andrer eilf, ohne
schlimmen Erfolg ein (c). Ein andrer brach in einer
einzigen Nacht zwölf Pfunde weg (d). Man weis, daß
Jemand innerhalb vier und zwanzig Stunden vierzehn
Pfunde klares Blut von sich gegeben hat (e). Einer
blutete funfzehn Pfunde aus der Nase (f). Jm Erbre-
chen flossen einem andern acht Pinten, oder sechzehn
Pfunde Blut weg, und es war diese Person milzsüchtig (g).
Eine andre gab achtzehn (h), und so gar zwei und zwan-
zig Pfunde durch die Nase von sich (i). Eben so viel
Pfunde spie ein andrer Lungensüchtiger aus (k). Ein

andrer
(a) [Spaltenumbruch] henr. de heers Observ.
oppid. rar.
S. 66.
(b) rosetti nov. System. S. 18.
(c) lancis de mort. subit. L. II.
lezte Kapitel.
(d) ofrai de la mettrie Com-
ment. in boerh. Tom. II.
S. 413.
(e) Spindler Obs. 44.
(f) sacchi Medic. theor. pract.
S. 28.
(g) [Spaltenumbruch] bartholini Centur. I.
hist.
87.
(h) de heyde Discurs. S. 11.
rhod. Centur. I. obs. 90. bras-
savola
beim Keil S. 11.
(i) Amat. lvsitan. ad hist. 130.
Cent. II.
(k) Linden de circul. sangu.
n.
16.

Fuͤnftes Buch. Das Blut
Exempeln ſtehen bleiben, da in kurzer Zeit diejenige
Menge Blut weggefloſſen iſt, nach welcher man die ge-
ſamte Maſſe aller Lebensſaͤfte zu ſchaͤzzen willens iſt.
Man kann mit aller Sicherheit zum Grunde ſezzen, daß
auch in dieſen Exempeln etwas mehr Blut im menſch-
lichen Koͤrper vorhanden geweſen, als in der That weg-
gefloſſen iſt, da die matte Kraft des Herzens, welche
vor dem Tode vorhergeht, das von den Waͤnden der
Gefaͤſſe angezogne Blut, aus den kleinſten Gefaͤschen
nicht herauszudrengen vermag. Da ferner faſt alle dieſe
Perſonen wieder geſund und hergeſtellt worden ſind, ſo
mus keine geringe Menge des Lebensſaftes in den Gefaͤſ-
ſen, und gewis ſo viel uͤbrig geblieben ſeyn, als zur
Wiederherſtellung und Unterhaltung des Lebens, und
zum notwendigen Reize fuͤrs Herz hinlaͤnglich iſt.

Es verlor Jemand im Naſenbluten neun Pfunde
Blut: es zog dieſes eine Ohnmacht, und einen gluͤckli-
chen Erfolg nach ſich (a). Ein andrer buͤſte im Naſen-
bluten zehn Pfunde (b), und noch ein andrer eilf, ohne
ſchlimmen Erfolg ein (c). Ein andrer brach in einer
einzigen Nacht zwoͤlf Pfunde weg (d). Man weis, daß
Jemand innerhalb vier und zwanzig Stunden vierzehn
Pfunde klares Blut von ſich gegeben hat (e). Einer
blutete funfzehn Pfunde aus der Naſe (f). Jm Erbre-
chen floſſen einem andern acht Pinten, oder ſechzehn
Pfunde Blut weg, und es war dieſe Perſon milzſuͤchtig (g).
Eine andre gab achtzehn (h), und ſo gar zwei und zwan-
zig Pfunde durch die Naſe von ſich (i). Eben ſo viel
Pfunde ſpie ein andrer Lungenſuͤchtiger aus (k). Ein

andrer
(a) [Spaltenumbruch] henr. de heerſ Obſerv.
oppid. rar.
S. 66.
(b) roſetti nov. Syſtem. S. 18.
(c) lanciſ de mort. ſubit. L. II.
lezte Kapitel.
(d) ofrai de la mettrie Com-
ment. in boerh. Tom. II.
S. 413.
(e) Spindler Obſ. 44.
(f) ſacchi Medic. theor. pract.
S. 28.
(g) [Spaltenumbruch] bartholini Centur. I.
hiſt.
87.
(h) de heyde Diſcurſ. S. 11.
rhod. Centur. I. obſ. 90. braſ-
ſavola
beim Keil S. 11.
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[6/0026] Fuͤnftes Buch. Das Blut Exempeln ſtehen bleiben, da in kurzer Zeit diejenige Menge Blut weggefloſſen iſt, nach welcher man die ge- ſamte Maſſe aller Lebensſaͤfte zu ſchaͤzzen willens iſt. Man kann mit aller Sicherheit zum Grunde ſezzen, daß auch in dieſen Exempeln etwas mehr Blut im menſch- lichen Koͤrper vorhanden geweſen, als in der That weg- gefloſſen iſt, da die matte Kraft des Herzens, welche vor dem Tode vorhergeht, das von den Waͤnden der Gefaͤſſe angezogne Blut, aus den kleinſten Gefaͤschen nicht herauszudrengen vermag. Da ferner faſt alle dieſe Perſonen wieder geſund und hergeſtellt worden ſind, ſo mus keine geringe Menge des Lebensſaftes in den Gefaͤſ- ſen, und gewis ſo viel uͤbrig geblieben ſeyn, als zur Wiederherſtellung und Unterhaltung des Lebens, und zum notwendigen Reize fuͤrs Herz hinlaͤnglich iſt. Es verlor Jemand im Naſenbluten neun Pfunde Blut: es zog dieſes eine Ohnmacht, und einen gluͤckli- chen Erfolg nach ſich (a). Ein andrer buͤſte im Naſen- bluten zehn Pfunde (b), und noch ein andrer eilf, ohne ſchlimmen Erfolg ein (c). Ein andrer brach in einer einzigen Nacht zwoͤlf Pfunde weg (d). Man weis, daß Jemand innerhalb vier und zwanzig Stunden vierzehn Pfunde klares Blut von ſich gegeben hat (e). Einer blutete funfzehn Pfunde aus der Naſe (f). Jm Erbre- chen floſſen einem andern acht Pinten, oder ſechzehn Pfunde Blut weg, und es war dieſe Perſon milzſuͤchtig (g). Eine andre gab achtzehn (h), und ſo gar zwei und zwan- zig Pfunde durch die Naſe von ſich (i). Eben ſo viel Pfunde ſpie ein andrer Lungenſuͤchtiger aus (k). Ein andrer (a) henr. de heerſ Obſerv. oppid. rar. S. 66. (b) roſetti nov. Syſtem. S. 18. (c) lanciſ de mort. ſubit. L. II. lezte Kapitel. (d) ofrai de la mettrie Com- ment. in boerh. Tom. II. S. 413. (e) Spindler Obſ. 44. (f) ſacchi Medic. theor. pract. S. 28. (g) bartholini Centur. I. hiſt. 87. (h) de heyde Diſcurſ. S. 11. rhod. Centur. I. obſ. 90. braſ- ſavola beim Keil S. 11. (i) Amat. lvſitan. ad hiſt. 130. Cent. II. (k) Linden de circul. ſangu. n. 16.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/26>, abgerufen am 03.12.2024.