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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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bewegten Blutes, in den Schlagadern.
Meinung war nur dieses ein geringer Unterscheid, daß
Aristoteles (d) die rechte Herzkammer wärmer machte,
der Urheber des Buches vom Herzen, und Galen (e)
diesen Ruhm der linken Kammer beilegten, und es fügte
Claudius (f) und andre Neuere (g) noch hinzu, daß
das Fleisch des Herzens diese angeborne Wärme erzeuge.
Columb (h) sagt so gar, das Herz sey in lebendigen
Thieren so heis, daß man diese Hizze schwerlich an der
Hand ausstehen könne. Woher nun aber diese Wärme
ins Herz käme, darüber blieben die Alten unbekümmert,
und sie schonten sich, weiter darnach zu fragen.

Jrrthümer nehmen schnell überhand, aber spät legen
sie ihre Herrschaft nieder, und sie sind auch in diesem
Punkte wie die herumziehende Krankheiten (epidemisch).
Jm leztverflossnen Jarhunderte, da man sich viele Mühe
gab, lebendige Thiere zu öffnen, blib dennoch, ob die
Welt gleich eine so grosse Gemächlichkeit, das ware zu
zu sehen, genos, dieses schwache Rohr eine Krükke der
Aerzte. Conring lehrte, die Wärme bewone die Schei-
dewand des Herzens (i), Entius erschuf ein Lebens-
licht (k), Kartesius (l), der sonst der Schulenhipotesen
gar nicht verschonte, behielt dennoch eine eingepflanzte
und kräftige Wärme bei, und ihm ist der ganze An-
hang (m), nebst dem ohnlängst verstorbnen Günther
Christoph Schelhammer (n), darinnen nachgefolgt.

Doch
(d) [Spaltenumbruch] De part. anim. L. III. c. 4.
Histor. anim L. I. c.
7. sein Be-
weis war, die rechte Seite sei am
Menschen wärmer.
(e) De usu part. L. VII. c. 9. 21.
de temperament. L. II. c.
3.
(f) Galenus ebendas.
(g) Carpensis über den Mun-
dinum.
S. CCCLI. 6.
(i) De calid. innat. c. 13.
(k) [Spaltenumbruch] Apolog. pro circulat. san-
guin.
S. 204.
(l) De format. fetu. S. 197.
de homine S. 5.
(m) Henric. regivs Physiolog.
S. 22. Theodor chaanen. Plemp.
S. 155.
(n) Diss VII. daß im Blute ein
geheimes Feuer verborgen liege.
Ebenders. Physiolog. der neulich
herausgekommen n. CXCIV.
v. Hall. Phis. II. Th. G g

bewegten Blutes, in den Schlagadern.
Meinung war nur dieſes ein geringer Unterſcheid, daß
Ariſtoteles (d) die rechte Herzkammer waͤrmer machte,
der Urheber des Buches vom Herzen, und Galen (e)
dieſen Ruhm der linken Kammer beilegten, und es fuͤgte
Claudius (f) und andre Neuere (g) noch hinzu, daß
das Fleiſch des Herzens dieſe angeborne Waͤrme erzeuge.
Columb (h) ſagt ſo gar, das Herz ſey in lebendigen
Thieren ſo heis, daß man dieſe Hizze ſchwerlich an der
Hand ausſtehen koͤnne. Woher nun aber dieſe Waͤrme
ins Herz kaͤme, daruͤber blieben die Alten unbekuͤmmert,
und ſie ſchonten ſich, weiter darnach zu fragen.

Jrrthuͤmer nehmen ſchnell uͤberhand, aber ſpaͤt legen
ſie ihre Herrſchaft nieder, und ſie ſind auch in dieſem
Punkte wie die herumziehende Krankheiten (epidemiſch).
Jm leztverfloſſnen Jarhunderte, da man ſich viele Muͤhe
gab, lebendige Thiere zu oͤffnen, blib dennoch, ob die
Welt gleich eine ſo groſſe Gemaͤchlichkeit, das ware zu
zu ſehen, genos, dieſes ſchwache Rohr eine Kruͤkke der
Aerzte. Conring lehrte, die Waͤrme bewone die Schei-
dewand des Herzens (i), Entius erſchuf ein Lebens-
licht (k), Karteſius (l), der ſonſt der Schulenhipoteſen
gar nicht verſchonte, behielt dennoch eine eingepflanzte
und kraͤftige Waͤrme bei, und ihm iſt der ganze An-
hang (m), nebſt dem ohnlaͤngſt verſtorbnen Guͤnther
Chriſtoph Schelhammer (n), darinnen nachgefolgt.

Doch
(d) [Spaltenumbruch] De part. anim. L. III. c. 4.
Hiſtor. anim L. I. c.
7. ſein Be-
weis war, die rechte Seite ſei am
Menſchen waͤrmer.
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de temperament. L. II. c.
3.
(f) Galenus ebendaſ.
(g) Carpenſis uͤber den Mun-
dinum.
S. CCCLI. 6.
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guin.
S. 204.
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de homine S. 5.
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[465/0485] bewegten Blutes, in den Schlagadern. Meinung war nur dieſes ein geringer Unterſcheid, daß Ariſtoteles (d) die rechte Herzkammer waͤrmer machte, der Urheber des Buches vom Herzen, und Galen (e) dieſen Ruhm der linken Kammer beilegten, und es fuͤgte Claudius (f) und andre Neuere (g) noch hinzu, daß das Fleiſch des Herzens dieſe angeborne Waͤrme erzeuge. Columb (h) ſagt ſo gar, das Herz ſey in lebendigen Thieren ſo heis, daß man dieſe Hizze ſchwerlich an der Hand ausſtehen koͤnne. Woher nun aber dieſe Waͤrme ins Herz kaͤme, daruͤber blieben die Alten unbekuͤmmert, und ſie ſchonten ſich, weiter darnach zu fragen. Jrrthuͤmer nehmen ſchnell uͤberhand, aber ſpaͤt legen ſie ihre Herrſchaft nieder, und ſie ſind auch in dieſem Punkte wie die herumziehende Krankheiten (epidemiſch). Jm leztverfloſſnen Jarhunderte, da man ſich viele Muͤhe gab, lebendige Thiere zu oͤffnen, blib dennoch, ob die Welt gleich eine ſo groſſe Gemaͤchlichkeit, das ware zu zu ſehen, genos, dieſes ſchwache Rohr eine Kruͤkke der Aerzte. Conring lehrte, die Waͤrme bewone die Schei- dewand des Herzens (i), Entius erſchuf ein Lebens- licht (k), Karteſius (l), der ſonſt der Schulenhipoteſen gar nicht verſchonte, behielt dennoch eine eingepflanzte und kraͤftige Waͤrme bei, und ihm iſt der ganze An- hang (m), nebſt dem ohnlaͤngſt verſtorbnen Guͤnther Chriſtoph Schelhammer (n), darinnen nachgefolgt. Doch (d) De part. anim. L. III. c. 4. Hiſtor. anim L. I. c. 7. ſein Be- weis war, die rechte Seite ſei am Menſchen waͤrmer. (e) De uſu part. L. VII. c. 9. 21. de temperament. L. II. c. 3. (f) Galenus ebendaſ. (g) Carpenſis uͤber den Mun- dinum. S. CCCLI. 6. (i) De calid. innat. c. 13. (k) Apolog. pro circulat. ſan- guin. S. 204. (l) De format. fetu. S. 197. de homine S. 5. (m) Henric. regivſ Phyſiolog. S. 22. Theodor chaanen. Plemp. S. 155. (n) Diſſ VII. daß im Blute ein geheimes Feuer verborgen liege. Ebenderſ. Phyſiolog. der neulich herausgekommen n. CXCIV. v. Hall. Phiſ. II. Th. G g

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/485>, abgerufen am 22.11.2024.