dem Bestreben, der Freude oder der Schaam, der Puls- schlag öfter wiederholt werden, oder aber von der Uebung des Körpers, vom Essen oder von Gewürzen, oder vom Brantweintrinken, oder vom Fieber und von irgend ei- ner Ursache stärker werden, welche im Stande ist, die Menge und die Stärke der Schläge zu häufen; so wür- de allemal dadurch auch die Wärme grösser werden, bis selbige den höchsten Grad erreiche, der Menschen möglich sey, und der nicht sehr den hunderten Grad übersteigt (d). Und so würde nie die Wärme lebhafter, daß nicht zugleich der Puls öftrer schlüge (e).
Doch auch das Reiben, diese Art zu reizen, vergröß- re offenbar die Wärme, und das verrichte auch die Ent- zündung, bei der offenbar die Röthe und die Pulsirung ein schnelleres Blut verrate. Denn es wachse zugleich mit der Röte auch ein stärkrer Zuflus des Blutes zu dem ge- riebnen Theile. Ferner entstehe eine desto grössere Wär- me, je dichter menschliche Säfte an sich wären, und folg- lich entspringt von eben dieser Bewegung durch diese Ge- fässe ein desto stärkers Reiben. So wie die Kügelchen an Menge zunehmen, und je häufiger der dikke Saz im Blute ist (f), desto grösser wird der Grad der Wärme, und Wärme ist nicht ohne Röthe, das ist, ohne einen Ueberflus von zusammengetriebnem Blute. Es kann aber auch die Materie des Eisens, welches sich in den Blutkügelchen aufhält, etwas zur Erregung der Wärme mit beitragen, da kein Körper vom Reiben sehr erhizzt wird (g). Je dichter zugleich Gefässe sind (h), desto grös- ser ist die Wärme, welches man an den Thieren offenbar sieht, welche offenbar härtere Knochen, festergewebte Membranen, und stärkere Gefässe als die Menschen ha-
ben,
[Spaltenumbruch]
grösten Wärme ist zugleich alle- mal ein voller Pulsschlag zugegen. Schwenke S. 61.
(d) 5. Buch. 2. Abschn. §. 3.
(e) Wärme entsteht von einem [Spaltenumbruch]
oft schlagenden Pulse. martine de animal. similib. S. 213.
(f) 6. Buch. 3. Abschn. §. 10.
(g) 6. Buch. 3. Abschn. 11. §.
(h)hales Haemastat. S. 107. perlitz Theor. calor. S. 4.
bewegten Blutes, in den Schlagadern.
dem Beſtreben, der Freude oder der Schaam, der Puls- ſchlag oͤfter wiederholt werden, oder aber von der Uebung des Koͤrpers, vom Eſſen oder von Gewuͤrzen, oder vom Brantweintrinken, oder vom Fieber und von irgend ei- ner Urſache ſtaͤrker werden, welche im Stande iſt, die Menge und die Staͤrke der Schlaͤge zu haͤufen; ſo wuͤr- de allemal dadurch auch die Waͤrme groͤſſer werden, bis ſelbige den hoͤchſten Grad erreiche, der Menſchen moͤglich ſey, und der nicht ſehr den hunderten Grad uͤberſteigt (d). Und ſo wuͤrde nie die Waͤrme lebhafter, daß nicht zugleich der Puls oͤftrer ſchluͤge (e).
Doch auch das Reiben, dieſe Art zu reizen, vergroͤß- re offenbar die Waͤrme, und das verrichte auch die Ent- zuͤndung, bei der offenbar die Roͤthe und die Pulſirung ein ſchnelleres Blut verrate. Denn es wachſe zugleich mit der Roͤte auch ein ſtaͤrkrer Zuflus des Blutes zu dem ge- riebnen Theile. Ferner entſtehe eine deſto groͤſſere Waͤr- me, je dichter menſchliche Saͤfte an ſich waͤren, und folg- lich entſpringt von eben dieſer Bewegung durch dieſe Ge- faͤſſe ein deſto ſtaͤrkers Reiben. So wie die Kuͤgelchen an Menge zunehmen, und je haͤufiger der dikke Saz im Blute iſt (f), deſto groͤſſer wird der Grad der Waͤrme, und Waͤrme iſt nicht ohne Roͤthe, das iſt, ohne einen Ueberflus von zuſammengetriebnem Blute. Es kann aber auch die Materie des Eiſens, welches ſich in den Blutkuͤgelchen aufhaͤlt, etwas zur Erregung der Waͤrme mit beitragen, da kein Koͤrper vom Reiben ſehr erhizzt wird (g). Je dichter zugleich Gefaͤſſe ſind (h), deſto groͤſ- ſer iſt die Waͤrme, welches man an den Thieren offenbar ſieht, welche offenbar haͤrtere Knochen, feſtergewebte Membranen, und ſtaͤrkere Gefaͤſſe als die Menſchen ha-
ben,
[Spaltenumbruch]
groͤſten Waͤrme iſt zugleich alle- mal ein voller Pulsſchlag zugegen. Schwenke S. 61.
(d) 5. Buch. 2. Abſchn. §. 3.
(e) Waͤrme entſteht von einem [Spaltenumbruch]
oft ſchlagenden Pulſe. martine de animal. ſimilib. S. 213.
(f) 6. Buch. 3. Abſchn. §. 10.
(g) 6. Buch. 3. Abſchn. 11. §.
(h)haleſ Haemaſtat. S. 107. perlitz Theor. calor. S. 4.
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dem Beſtreben, der Freude oder der Schaam, der Puls-
ſchlag oͤfter wiederholt werden, oder aber von der Uebung
des Koͤrpers, vom Eſſen oder von Gewuͤrzen, oder vom
Brantweintrinken, oder vom Fieber und von irgend ei-
ner Urſache ſtaͤrker werden, welche im Stande iſt, die
Menge und die Staͤrke der Schlaͤge zu haͤufen; ſo wuͤr-
de allemal dadurch auch die Waͤrme groͤſſer werden, bis
ſelbige den hoͤchſten Grad erreiche, der Menſchen moͤglich
ſey, und der nicht ſehr den hunderten Grad uͤberſteigt (d).
Und ſo wuͤrde nie die Waͤrme lebhafter, daß nicht zugleich
der Puls oͤftrer ſchluͤge (e).
Doch auch das Reiben, dieſe Art zu reizen, vergroͤß-
re offenbar die Waͤrme, und das verrichte auch die Ent-
zuͤndung, bei der offenbar die Roͤthe und die Pulſirung ein
ſchnelleres Blut verrate. Denn es wachſe zugleich mit
der Roͤte auch ein ſtaͤrkrer Zuflus des Blutes zu dem ge-
riebnen Theile. Ferner entſtehe eine deſto groͤſſere Waͤr-
me, je dichter menſchliche Saͤfte an ſich waͤren, und folg-
lich entſpringt von eben dieſer Bewegung durch dieſe Ge-
faͤſſe ein deſto ſtaͤrkers Reiben. So wie die Kuͤgelchen
an Menge zunehmen, und je haͤufiger der dikke Saz im
Blute iſt (f), deſto groͤſſer wird der Grad der Waͤrme,
und Waͤrme iſt nicht ohne Roͤthe, das iſt, ohne einen
Ueberflus von zuſammengetriebnem Blute. Es kann
aber auch die Materie des Eiſens, welches ſich in den
Blutkuͤgelchen aufhaͤlt, etwas zur Erregung der Waͤrme
mit beitragen, da kein Koͤrper vom Reiben ſehr erhizzt
wird (g). Je dichter zugleich Gefaͤſſe ſind (h), deſto groͤſ-
ſer iſt die Waͤrme, welches man an den Thieren offenbar
ſieht, welche offenbar haͤrtere Knochen, feſtergewebte
Membranen, und ſtaͤrkere Gefaͤſſe als die Menſchen ha-
ben,
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(d) 5. Buch. 2. Abſchn. §. 3.
(e) Waͤrme entſteht von einem
oft ſchlagenden Pulſe. martine
de animal. ſimilib. S. 213.
(f) 6. Buch. 3. Abſchn. §. 10.
(g) 6. Buch. 3. Abſchn. 11. §.
(h) haleſ Haemaſtat. S. 107.
perlitz Theor. calor. S. 4.
(c)
groͤſten Waͤrme iſt zugleich alle-
mal ein voller Pulsſchlag zugegen.
Schwenke S. 61.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/499>, abgerufen am 22.11.2024.
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