unterscheidet er sich, so wie durch andre Merkmale, von dem Flieswasser (y). Er hat auch etwas weniges Erde bei sich (y*). Behält man ihn auf, so verändert er sich nach einem ganzen Jare in so fern, daß er, wenn man ihn von der Luftröhre hergenommen, in ein sehr scharfes Oel und flüchtiges Salz zerflisset (z).
Ob nun gleich der Schleim im menschlichen Körper aller Orten nicht von einerlei Beschaffenheit ist, so gehö- ret doch die schlüfrige Flüßigkeit hieher (a), die den gan- zen Gang, den die Luft, die Speisen und der Harn ein- nehmen, überzieht, und sich in der Nase, am Gaumen, an der Hinterfläche der Zunge, im Schlunde, der Luftröh- re, in der Lunge, dem Magen, in den Gallengängen, im Gedärme, in der Harnblase, in dem Harngange der bei- derlei Geschlechter, in der Gebärmutter und der weibli- chen Mutterscheide befindet. Unter allen diesen Schleim- überkleidungen ist diejenige die trokkenste, welche die Nase überzieht, und sie wird allmälich immer flüßiger, je tiefer man sie in die inwendigen Theile verfolget: eben so verliert dieser Schleim in denjenigen Theilen die Ei- genschaft, sich in Blätterchen zu verhärten, welche den Harn oder Saamen ausschütten.
Besonders ist derjenige schlüfrig, welcher die Haut der Fische belagert (b), denn im Menschen hat das schlei- mige Wesen unter der Haut eine ganz andere Beschaffen- heit. Dem Schleime kömmt der Saft in der Nabel- schnur und der eigentliche Theil des Saamens nahe, wel- cher von der Hode herbeigefürt wird, nur daß er an flüch-
tigen
(y)[Spaltenumbruch]
Aus dem Blute und den Flieswassersäften wird, wenn der Salzteil davon geschieden worden, Schleim, qvesnai Fievr. contin. T. II. S. 9.
(y*)pinelli.
(z)Comment. Acad. Petrop. angef. Ort.
(a) Vergleichet damit Boer- [Spaltenumbruch]
haave angef. Ort. S. 9. u. f. doch mus man den an manchen Stellen beigemischten Talg (sebum) nicht mit dahin ziehen.
(b) Es soll von diesem Schleime im 12 Buche mehr gesagt werden. Jndessen besiehe die Comment. ad boerh. Praelectio. T. III. S. 547.
Siebendes Buch. Die Abſonderung
unterſcheidet er ſich, ſo wie durch andre Merkmale, von dem Flieswaſſer (y). Er hat auch etwas weniges Erde bei ſich (y*). Behaͤlt man ihn auf, ſo veraͤndert er ſich nach einem ganzen Jare in ſo fern, daß er, wenn man ihn von der Luftroͤhre hergenommen, in ein ſehr ſcharfes Oel und fluͤchtiges Salz zerfliſſet (z).
Ob nun gleich der Schleim im menſchlichen Koͤrper aller Orten nicht von einerlei Beſchaffenheit iſt, ſo gehoͤ- ret doch die ſchluͤfrige Fluͤßigkeit hieher (a), die den gan- zen Gang, den die Luft, die Speiſen und der Harn ein- nehmen, uͤberzieht, und ſich in der Naſe, am Gaumen, an der Hinterflaͤche der Zunge, im Schlunde, der Luftroͤh- re, in der Lunge, dem Magen, in den Gallengaͤngen, im Gedaͤrme, in der Harnblaſe, in dem Harngange der bei- derlei Geſchlechter, in der Gebaͤrmutter und der weibli- chen Mutterſcheide befindet. Unter allen dieſen Schleim- uͤberkleidungen iſt diejenige die trokkenſte, welche die Naſe uͤberzieht, und ſie wird allmaͤlich immer fluͤßiger, je tiefer man ſie in die inwendigen Theile verfolget: eben ſo verliert dieſer Schleim in denjenigen Theilen die Ei- genſchaft, ſich in Blaͤtterchen zu verhaͤrten, welche den Harn oder Saamen ausſchuͤtten.
Beſonders iſt derjenige ſchluͤfrig, welcher die Haut der Fiſche belagert (b), denn im Menſchen hat das ſchlei- mige Weſen unter der Haut eine ganz andere Beſchaffen- heit. Dem Schleime koͤmmt der Saft in der Nabel- ſchnur und der eigentliche Theil des Saamens nahe, wel- cher von der Hode herbeigefuͤrt wird, nur daß er an fluͤch-
tigen
(y)[Spaltenumbruch]
Aus dem Blute und den Flieswaſſerſaͤften wird, wenn der Salzteil davon geſchieden worden, Schleim, qveſnai Fievr. contin. T. II. S. 9.
(y*)pinelli.
(z)Comment. Acad. Petrop. angef. Ort.
(a) Vergleichet damit Boer- [Spaltenumbruch]
haave angef. Ort. S. 9. u. f. doch mus man den an manchen Stellen beigemiſchten Talg (ſebum) nicht mit dahin ziehen.
(b) Es ſoll von dieſem Schleime im 12 Buche mehr geſagt werden. Jndeſſen beſiehe die Comment. ad boerh. Praelectio. T. III. S. 547.
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[588/0608]
Siebendes Buch. Die Abſonderung
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dem Flieswaſſer (y). Er hat auch etwas weniges Erde
bei ſich (y*). Behaͤlt man ihn auf, ſo veraͤndert er ſich
nach einem ganzen Jare in ſo fern, daß er, wenn man
ihn von der Luftroͤhre hergenommen, in ein ſehr ſcharfes
Oel und fluͤchtiges Salz zerfliſſet (z).
Ob nun gleich der Schleim im menſchlichen Koͤrper
aller Orten nicht von einerlei Beſchaffenheit iſt, ſo gehoͤ-
ret doch die ſchluͤfrige Fluͤßigkeit hieher (a), die den gan-
zen Gang, den die Luft, die Speiſen und der Harn ein-
nehmen, uͤberzieht, und ſich in der Naſe, am Gaumen,
an der Hinterflaͤche der Zunge, im Schlunde, der Luftroͤh-
re, in der Lunge, dem Magen, in den Gallengaͤngen, im
Gedaͤrme, in der Harnblaſe, in dem Harngange der bei-
derlei Geſchlechter, in der Gebaͤrmutter und der weibli-
chen Mutterſcheide befindet. Unter allen dieſen Schleim-
uͤberkleidungen iſt diejenige die trokkenſte, welche die
Naſe uͤberzieht, und ſie wird allmaͤlich immer fluͤßiger, je
tiefer man ſie in die inwendigen Theile verfolget: eben
ſo verliert dieſer Schleim in denjenigen Theilen die Ei-
genſchaft, ſich in Blaͤtterchen zu verhaͤrten, welche den
Harn oder Saamen ausſchuͤtten.
Beſonders iſt derjenige ſchluͤfrig, welcher die Haut
der Fiſche belagert (b), denn im Menſchen hat das ſchlei-
mige Weſen unter der Haut eine ganz andere Beſchaffen-
heit. Dem Schleime koͤmmt der Saft in der Nabel-
ſchnur und der eigentliche Theil des Saamens nahe, wel-
cher von der Hode herbeigefuͤrt wird, nur daß er an fluͤch-
tigen
(y)
Aus dem Blute und den
Flieswaſſerſaͤften wird, wenn der
Salzteil davon geſchieden worden,
Schleim, qveſnai Fievr. contin.
T. II. S. 9.
(y*) pinelli.
(z) Comment. Acad. Petrop.
angef. Ort.
(a) Vergleichet damit Boer-
haave angef. Ort. S. 9. u. f. doch
mus man den an manchen Stellen
beigemiſchten Talg (ſebum) nicht
mit dahin ziehen.
(b) Es ſoll von dieſem Schleime
im 12 Buche mehr geſagt werden.
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boerh. Praelectio. T. III. S. 547.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/608>, abgerufen am 02.06.2024.
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