Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Lebenssäfte.
heit so berümt gewordne Laweria brach etliche male
Harn aus (c). Jn der vollkommnen Zurükkhaltung
des Harns (ischuria) äusserte sich ein Erbrechen von lau-
ter Wasser (d). An einer Frauensperson, bei der eine
Wunde den natürlichen Weg verschlossen hatte, stieg der
Harn über sich durch den Mund heraus (e). Ein seit
zehn Tagen verhaltner Harn ward, an seinem Ge-
schmakke kennbar, durch den Mund herausgebrochen (f).
Bei einer verstopften Harnröhre brach jemand ein dem
Harne änliches Wasser von sich (g).

Als der Harn durch die gehörigen Wege nicht abflis-
sen konnte, so gab man, statt des Speichels, einen sehr
stinkenden Harn, mit einem glükklichem Erfolge von
sich (h). Ein andermal folgte ein Auswurf aus der Brust
und ein Harnen wechselweise auf einander, und der Harn-
flus (diabetes) hob endlich das Auswerfen auf (i).

Jn einem Exempel, das aber selten geschicht, wandte
sich der Harn zur Nase, als die Blase, bei einer Lämung,
ihre Dienste nicht weiter verrichtete: denn es hingen sich
sandige Klümpchen an die Nase an (k).

Man fand, daß sich in den Gehirnkammern, bei ei-
nem angegriffnen Gehirne, ein nach Harn übelrichendes
Wasser ergossen (l).

Ein Mädchen gab den Harn durch die Brüste von
sich, da sie ohne Schaamöffnung und ohne Hintern auf
die Welt gekommen war, und dem ohngeachtet doch die
Zeit ihrer Mannbarkeit erreicht hatte (m).

Jn
(c) [Spaltenumbruch] Sigismund koenig Lithoge-
nes. human. spec.
S. 26.
(d) aretaevs de caus. et sign.
acut. L. II. c.
10.
(e) Theobald fittich über den
horstivs Hist. med. S. 508.
(f) valisneri Obs. rar. im ge-
samt. Werke. T. III. S. 338.
(g) schvrig Gynaecolog. S.
146. Audere Exempel von diesem
Schlage sind in Thümmigs Er-
klärung 3. Theil. C. Stalpart van
[Spaltenumbruch] der wiel Centur. I. obs. 51. ma-
rangoni
Hist. de l' Acad. Roy
des scienc. 1715. obs.
3.
(h) waller in act. Societ. Litt.
Upsali.
1737.
(i) camerar. de mictu period.
(k) Ephem. Nat. Curios. vol. VII.
obs.
105.
(l) Praelection. boerhaave. T.
III.
S. 315.
(m) Journal de Medecine 1758.
Februar.
P p 5

Die Lebensſaͤfte.
heit ſo beruͤmt gewordne Laweria brach etliche male
Harn aus (c). Jn der vollkommnen Zuruͤkkhaltung
des Harns (iſchuria) aͤuſſerte ſich ein Erbrechen von lau-
ter Waſſer (d). An einer Frauensperſon, bei der eine
Wunde den natuͤrlichen Weg verſchloſſen hatte, ſtieg der
Harn uͤber ſich durch den Mund heraus (e). Ein ſeit
zehn Tagen verhaltner Harn ward, an ſeinem Ge-
ſchmakke kennbar, durch den Mund herausgebrochen (f).
Bei einer verſtopften Harnroͤhre brach jemand ein dem
Harne aͤnliches Waſſer von ſich (g).

Als der Harn durch die gehoͤrigen Wege nicht abfliſ-
ſen konnte, ſo gab man, ſtatt des Speichels, einen ſehr
ſtinkenden Harn, mit einem gluͤkklichem Erfolge von
ſich (h). Ein andermal folgte ein Auswurf aus der Bruſt
und ein Harnen wechſelweiſe auf einander, und der Harn-
flus (diabetes) hob endlich das Auswerfen auf (i).

Jn einem Exempel, das aber ſelten geſchicht, wandte
ſich der Harn zur Naſe, als die Blaſe, bei einer Laͤmung,
ihre Dienſte nicht weiter verrichtete: denn es hingen ſich
ſandige Kluͤmpchen an die Naſe an (k).

Man fand, daß ſich in den Gehirnkammern, bei ei-
nem angegriffnen Gehirne, ein nach Harn uͤbelrichendes
Waſſer ergoſſen (l).

Ein Maͤdchen gab den Harn durch die Bruͤſte von
ſich, da ſie ohne Schaamoͤffnung und ohne Hintern auf
die Welt gekommen war, und dem ohngeachtet doch die
Zeit ihrer Mannbarkeit erreicht hatte (m).

Jn
(c) [Spaltenumbruch] Sigismund koenig Lithoge-
nes. human. ſpec.
S. 26.
(d) aretaevſ de cauſ. et ſign.
acut. L. II. c.
10.
(e) Theobald fittich uͤber den
horſtivſ Hiſt. med. S. 508.
(f) valiſneri Obſ. rar. im ge-
ſamt. Werke. T. III. S. 338.
(g) ſchvrig Gynaecolog. S.
146. Audere Exempel von dieſem
Schlage ſind in Thümmigs Er-
klaͤrung 3. Theil. C. Stalpart van
[Spaltenumbruch] der wiel Centur. I. obſ. 51. ma-
rangoni
Hiſt. de l’ Acad. Roy
des ſcienc. 1715. obſ.
3.
(h) waller in act. Societ. Litt.
Upſali.
1737.
(i) camerar. de mictu period.
(k) Ephem. Nat. Curioſ. vol. VII.
obſ.
105.
(l) Praelection. boerhaave. T.
III.
S. 315.
(m) Journal de Medecine 1758.
Februar.
P p 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0621" n="601"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Lebens&#x017F;a&#x0364;fte.</hi></fw><lb/>
heit &#x017F;o beru&#x0364;mt gewordne <hi rendition="#fr">Laweria</hi> brach etliche male<lb/>
Harn aus <note place="foot" n="(c)"><cb/><hi rendition="#aq">Sigismund <hi rendition="#k">koenig</hi> Lithoge-<lb/>
nes. human. &#x017F;pec.</hi> S. 26.</note>. Jn der vollkommnen Zuru&#x0364;kkhaltung<lb/>
des Harns (<hi rendition="#aq">i&#x017F;churia</hi>) a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erte &#x017F;ich ein Erbrechen von lau-<lb/>
ter Wa&#x017F;&#x017F;er <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">aretaev&#x017F;</hi> de cau&#x017F;. et &#x017F;ign.<lb/>
acut. L. II. c.</hi> 10.</note>. An einer Frauensper&#x017F;on, bei der eine<lb/>
Wunde den natu&#x0364;rlichen Weg ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en hatte, &#x017F;tieg der<lb/>
Harn u&#x0364;ber &#x017F;ich durch den Mund heraus <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">Theobald <hi rendition="#k">fittich</hi></hi> u&#x0364;ber den<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">hor&#x017F;tiv&#x017F;</hi> Hi&#x017F;t. med.</hi> S. 508.</note>. Ein &#x017F;eit<lb/>
zehn Tagen verhaltner Harn ward, an &#x017F;einem Ge-<lb/>
&#x017F;chmakke kennbar, durch den Mund herausgebrochen <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">vali&#x017F;neri</hi> Ob&#x017F;. rar.</hi> im ge-<lb/>
&#x017F;amt. Werke. <hi rendition="#aq">T. III.</hi> S. 338.</note>.<lb/>
Bei einer ver&#x017F;topften Harnro&#x0364;hre brach jemand ein dem<lb/>
Harne a&#x0364;nliches Wa&#x017F;&#x017F;er von &#x017F;ich <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">&#x017F;chvrig</hi> Gynaecolog.</hi> S.<lb/>
146. Audere Exempel von die&#x017F;em<lb/>
Schlage &#x017F;ind in <hi rendition="#fr">Thümmigs</hi> Er-<lb/>
kla&#x0364;rung 3. Theil. <hi rendition="#aq">C. Stalpart van<lb/><cb/>
der <hi rendition="#k">wiel</hi> Centur. I. ob&#x017F;. 51. <hi rendition="#k">ma-<lb/>
rangoni</hi> Hi&#x017F;t. de l&#x2019; Acad. Roy<lb/>
des &#x017F;cienc. 1715. ob&#x017F;.</hi> 3.</note>.</p><lb/>
            <p>Als der Harn durch die geho&#x0364;rigen Wege nicht abfli&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en konnte, &#x017F;o gab man, &#x017F;tatt des Speichels, einen &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;tinkenden Harn, mit einem glu&#x0364;kklichem Erfolge von<lb/>
&#x017F;ich <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">waller</hi> in act. Societ. Litt.<lb/>
Up&#x017F;ali.</hi> 1737.</note>. Ein andermal folgte ein Auswurf aus der Bru&#x017F;t<lb/>
und ein Harnen wech&#x017F;elwei&#x017F;e auf einander, und der Harn-<lb/>
flus (<hi rendition="#aq">diabetes</hi>) hob endlich das Auswerfen auf <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">camerar.</hi> de mictu period.</hi></note>.</p><lb/>
            <p>Jn einem Exempel, das aber &#x017F;elten ge&#x017F;chicht, wandte<lb/>
&#x017F;ich der Harn zur Na&#x017F;e, als die Bla&#x017F;e, bei einer La&#x0364;mung,<lb/>
ihre Dien&#x017F;te nicht weiter verrichtete: denn es hingen &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;andige Klu&#x0364;mpchen an die Na&#x017F;e an <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">Ephem. Nat. Curio&#x017F;. vol. VII.<lb/>
ob&#x017F;.</hi> 105.</note>.</p><lb/>
            <p>Man fand, daß &#x017F;ich in den Gehirnkammern, bei ei-<lb/>
nem angegriffnen Gehirne, ein nach Harn u&#x0364;belrichendes<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er ergo&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">Praelection. <hi rendition="#k">boerhaave.</hi> T.<lb/>
III.</hi> S. 315.</note>.</p><lb/>
            <p>Ein Ma&#x0364;dchen gab den Harn durch die Bru&#x0364;&#x017F;te von<lb/>
&#x017F;ich, da &#x017F;ie ohne Schaamo&#x0364;ffnung und ohne Hintern auf<lb/>
die Welt gekommen war, und dem ohngeachtet doch die<lb/>
Zeit ihrer Mannbarkeit erreicht hatte <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">Journal de Medecine</hi> 1758.<lb/>
Februar.</note>.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">P p 5</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Jn</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[601/0621] Die Lebensſaͤfte. heit ſo beruͤmt gewordne Laweria brach etliche male Harn aus (c). Jn der vollkommnen Zuruͤkkhaltung des Harns (iſchuria) aͤuſſerte ſich ein Erbrechen von lau- ter Waſſer (d). An einer Frauensperſon, bei der eine Wunde den natuͤrlichen Weg verſchloſſen hatte, ſtieg der Harn uͤber ſich durch den Mund heraus (e). Ein ſeit zehn Tagen verhaltner Harn ward, an ſeinem Ge- ſchmakke kennbar, durch den Mund herausgebrochen (f). Bei einer verſtopften Harnroͤhre brach jemand ein dem Harne aͤnliches Waſſer von ſich (g). Als der Harn durch die gehoͤrigen Wege nicht abfliſ- ſen konnte, ſo gab man, ſtatt des Speichels, einen ſehr ſtinkenden Harn, mit einem gluͤkklichem Erfolge von ſich (h). Ein andermal folgte ein Auswurf aus der Bruſt und ein Harnen wechſelweiſe auf einander, und der Harn- flus (diabetes) hob endlich das Auswerfen auf (i). Jn einem Exempel, das aber ſelten geſchicht, wandte ſich der Harn zur Naſe, als die Blaſe, bei einer Laͤmung, ihre Dienſte nicht weiter verrichtete: denn es hingen ſich ſandige Kluͤmpchen an die Naſe an (k). Man fand, daß ſich in den Gehirnkammern, bei ei- nem angegriffnen Gehirne, ein nach Harn uͤbelrichendes Waſſer ergoſſen (l). Ein Maͤdchen gab den Harn durch die Bruͤſte von ſich, da ſie ohne Schaamoͤffnung und ohne Hintern auf die Welt gekommen war, und dem ohngeachtet doch die Zeit ihrer Mannbarkeit erreicht hatte (m). Jn (c) Sigismund koenig Lithoge- nes. human. ſpec. S. 26. (d) aretaevſ de cauſ. et ſign. acut. L. II. c. 10. (e) Theobald fittich uͤber den horſtivſ Hiſt. med. S. 508. (f) valiſneri Obſ. rar. im ge- ſamt. Werke. T. III. S. 338. (g) ſchvrig Gynaecolog. S. 146. Audere Exempel von dieſem Schlage ſind in Thümmigs Er- klaͤrung 3. Theil. C. Stalpart van der wiel Centur. I. obſ. 51. ma- rangoni Hiſt. de l’ Acad. Roy des ſcienc. 1715. obſ. 3. (h) waller in act. Societ. Litt. Upſali. 1737. (i) camerar. de mictu period. (k) Ephem. Nat. Curioſ. vol. VII. obſ. 105. (l) Praelection. boerhaave. T. III. S. 315. (m) Journal de Medecine 1758. Februar. P p 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/621
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/621>, abgerufen am 29.11.2024.