Wasser zu verzeren, indem dieses von den Wangen her- unterflisset.
Eben so reizen die Purgirmittel in den Gedärmen die Endigungen der Schleimdrüsen und der ausdamfen- den Schlagäderchen, die sich mittelst ihrer Flokken ins Gedärm öfnen, mit solcher Heftigkeit, daß man oft eine ausserordentliche Menge Wassers durch den Stul ausleeret, da sonst gewis kein Tröpfchen, ohne diese Ge- walt, durch den Mastdarm ausgefürt worden wäre. Wie dieses Absondern beschleunigt werde, davon haben andre berümte Männer, wie auch der gelehrte D. Fe- lix(n), unser vormalige Zuhörer, und ich ebenfalls nicht allein an unvernünftigen Thieren (o) sondern auch nicht vor langer Zeit an einer Frau die Erfarung gehabt, bei welcher ein ausserordentliches und unglaubliches Stükk vom Mastdarme und losem Gedärme herausgetreten war. Denn als ein berümter Mann Jalappenwasser, ich hingegen den gelinderen Salpeter, in den entblösten, sehr roten und trokknen Winddarm, einsprizzen lassen, so schwizzte aller Orten aus unzälbaren Schweislöchern der roten und entblösten zottigen Haut so viel Wasser heraus, daß er weit und breit davon nas wurde.
Da ferner ein sehr zarter Schleim die innere Wände der Blase und die daraus fortlaufende Harnröhre mäs- sig überziehet, wovon sonst in gesunden Männern nichts durch die Eichel abtröpfelt, so erregt ein jeder scharfer Saft, den man in das männliche Glied, wenn der Mensch noch so gesund ist, sprizzet, einen starken Flus von einer etwas rötlichen, dünnen und warmen Flüßig- keit, welches nicht ohne Schmerzen abgeht.
Ueber der Haut breitet sich aller Orten ein mäßiges Fett und eine zarte Ausdünstungsmaterie aus. Bringt man nun irgendwo an die Haut hizzige Kräuter, als den
Hanen-
(n)[Spaltenumbruch]
Zugabe zur Streitschr. de motu peristaltico intestinorum, in unsrer Sammlung Tom. VII.
(o)[Spaltenumbruch]Second Memoir. sur les part. irritabl. et sensibl. Exp. 419. 420. 425. 450.
Siebendes Buch. Die Urſachen
Waſſer zu verzeren, indem dieſes von den Wangen her- unterfliſſet.
Eben ſo reizen die Purgirmittel in den Gedaͤrmen die Endigungen der Schleimdruͤſen und der ausdamfen- den Schlagaͤderchen, die ſich mittelſt ihrer Flokken ins Gedaͤrm oͤfnen, mit ſolcher Heftigkeit, daß man oft eine auſſerordentliche Menge Waſſers durch den Stul ausleeret, da ſonſt gewis kein Troͤpfchen, ohne dieſe Ge- walt, durch den Maſtdarm ausgefuͤrt worden waͤre. Wie dieſes Abſondern beſchleunigt werde, davon haben andre beruͤmte Maͤnner, wie auch der gelehrte D. Fe- lix(n), unſer vormalige Zuhoͤrer, und ich ebenfalls nicht allein an unvernuͤnftigen Thieren (o) ſondern auch nicht vor langer Zeit an einer Frau die Erfarung gehabt, bei welcher ein auſſerordentliches und unglaubliches Stuͤkk vom Maſtdarme und loſem Gedaͤrme herausgetreten war. Denn als ein beruͤmter Mann Jalappenwaſſer, ich hingegen den gelinderen Salpeter, in den entbloͤſten, ſehr roten und trokknen Winddarm, einſprizzen laſſen, ſo ſchwizzte aller Orten aus unzaͤlbaren Schweisloͤchern der roten und entbloͤſten zottigen Haut ſo viel Waſſer heraus, daß er weit und breit davon nas wurde.
Da ferner ein ſehr zarter Schleim die innere Waͤnde der Blaſe und die daraus fortlaufende Harnroͤhre maͤſ- ſig uͤberziehet, wovon ſonſt in geſunden Maͤnnern nichts durch die Eichel abtroͤpfelt, ſo erregt ein jeder ſcharfer Saft, den man in das maͤnnliche Glied, wenn der Menſch noch ſo geſund iſt, ſprizzet, einen ſtarken Flus von einer etwas roͤtlichen, duͤnnen und warmen Fluͤßig- keit, welches nicht ohne Schmerzen abgeht.
Ueber der Haut breitet ſich aller Orten ein maͤßiges Fett und eine zarte Ausduͤnſtungsmaterie aus. Bringt man nun irgendwo an die Haut hizzige Kraͤuter, als den
Hanen-
(n)[Spaltenumbruch]
Zugabe zur Streitſchr. de motu periſtaltico inteſtinorum, in unſrer Sammlung Tom. VII.
(o)[Spaltenumbruch]Second Memoir. ſur les part. irritabl. et ſenſibl. Exp. 419. 420. 425. 450.
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Siebendes Buch. Die Urſachen
Waſſer zu verzeren, indem dieſes von den Wangen her-
unterfliſſet.
Eben ſo reizen die Purgirmittel in den Gedaͤrmen
die Endigungen der Schleimdruͤſen und der ausdamfen-
den Schlagaͤderchen, die ſich mittelſt ihrer Flokken ins
Gedaͤrm oͤfnen, mit ſolcher Heftigkeit, daß man oft
eine auſſerordentliche Menge Waſſers durch den Stul
ausleeret, da ſonſt gewis kein Troͤpfchen, ohne dieſe Ge-
walt, durch den Maſtdarm ausgefuͤrt worden waͤre.
Wie dieſes Abſondern beſchleunigt werde, davon haben
andre beruͤmte Maͤnner, wie auch der gelehrte D. Fe-
lix (n), unſer vormalige Zuhoͤrer, und ich ebenfalls nicht
allein an unvernuͤnftigen Thieren (o) ſondern auch nicht
vor langer Zeit an einer Frau die Erfarung gehabt, bei
welcher ein auſſerordentliches und unglaubliches Stuͤkk
vom Maſtdarme und loſem Gedaͤrme herausgetreten
war. Denn als ein beruͤmter Mann Jalappenwaſſer,
ich hingegen den gelinderen Salpeter, in den entbloͤſten,
ſehr roten und trokknen Winddarm, einſprizzen laſſen,
ſo ſchwizzte aller Orten aus unzaͤlbaren Schweisloͤchern
der roten und entbloͤſten zottigen Haut ſo viel Waſſer
heraus, daß er weit und breit davon nas wurde.
Da ferner ein ſehr zarter Schleim die innere Waͤnde
der Blaſe und die daraus fortlaufende Harnroͤhre maͤſ-
ſig uͤberziehet, wovon ſonſt in geſunden Maͤnnern nichts
durch die Eichel abtroͤpfelt, ſo erregt ein jeder ſcharfer
Saft, den man in das maͤnnliche Glied, wenn der
Menſch noch ſo geſund iſt, ſprizzet, einen ſtarken Flus
von einer etwas roͤtlichen, duͤnnen und warmen Fluͤßig-
keit, welches nicht ohne Schmerzen abgeht.
Ueber der Haut breitet ſich aller Orten ein maͤßiges
Fett und eine zarte Ausduͤnſtungsmaterie aus. Bringt
man nun irgendwo an die Haut hizzige Kraͤuter, als den
Hanen-
(n)
Zugabe zur Streitſchr. de
motu periſtaltico inteſtinorum,
in unſrer Sammlung Tom. VII.
(o)
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part. irritabl. et ſenſibl. Exp. 419.
420. 425. 450.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 716. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/736>, abgerufen am 22.11.2024.
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