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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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Das Atemholen. VIII. Buch.
es vertilgen auch nicht die wechselnde Kräfte der Hizze,
und Kälte, die Federkraft der Luft (i).

Da die Federkraft mit der Natur der Luft nahe ver-
wandt ist, so mus sie um desto grösser seyn, je mehr Luft
in einerlei Maasse stekkt, oder es ist die Dichtigkeit das
Maas der Federkraft, wenn alles übrige gleich ist, und
es wird die Luftfederkraft um desto grösser seyn, je schwe-
rer sie ist (k), und es verhalten sich die Federkräfte einer
zusammen gedrükkten, gegen die Federkräfte einer dünnen
Luft, wechselweise wie ihre Maassen (l). Davon rührt
die erstaunliche Kraft einer sehr zusammen gedrükkten Luft,
die in einer Windbüchse eingeschlossen ist, her, und wenn
sich diese ausbreitet, so kömmt sie der Gewalt des Schies-
pulvers, und so gar der, vom Feuer verdünnten Däm-
pfe gleich.

Wenn man die Theile der Luft also, als gleich sehr
elastisch annimmt, so wird die Luft in eben dem Verhält-
nisse verdichtet, als man sie zusammen drükkt, oder sie zieht
sich in einem desto kleinern Raum zusammen, je grösser
das darauf liegende Gewicht ist (n), wenigstens bis sie
viermahl dichter geworden, denn weiter gehen in einer
gleichförmigen Reihe, weder die Gewichter (o), noch die
Raumkürzungen fort. Man könnte aber auch nicht hoffen,
daß sie weiter gehen sollten, denn es ist die Luft, mit der
wir zu thun haben, nicht rein, und sie enthält, ausser den
wirklich elastischen Stoffen, viel andre, von einer andern
Natur, darunter sich einige nicht einmal zusammen drük-

ken
(i) [Spaltenumbruch] BOERH. S. 460 461.
(k) mvsschenbr. n. 1374.
Daß die Federkraft auf dem Berge
Pichincha, wie die Dichtheit gewe-
sen, nach dem ber. bovgver. Die-
ses möchte ich nicht gern behaupten,
wenn man die Luft auf den höchsten
Bergen vor rein von fremden Bei-
mischungen hält; indem die Dämfe,
[Spaltenumbruch] womit die niedrige Luft angefüllt ist,
eine andre, von der Federkraft der
Luft verschiedne, und bisweilen ganz
und gar keine Federkraft besizzen.
(l) Wolf Aerometr. prop. 29.
Theor.
15.
(n) BOERH. S. 447. 450.
(o) mvsschenbr. S. 588.
n. 1371.

Das Atemholen. VIII. Buch.
es vertilgen auch nicht die wechſelnde Kraͤfte der Hizze,
und Kaͤlte, die Federkraft der Luft (i).

Da die Federkraft mit der Natur der Luft nahe ver-
wandt iſt, ſo mus ſie um deſto groͤſſer ſeyn, je mehr Luft
in einerlei Maaſſe ſtekkt, oder es iſt die Dichtigkeit das
Maas der Federkraft, wenn alles uͤbrige gleich iſt, und
es wird die Luftfederkraft um deſto groͤſſer ſeyn, je ſchwe-
rer ſie iſt (k), und es verhalten ſich die Federkraͤfte einer
zuſammen gedruͤkkten, gegen die Federkraͤfte einer duͤnnen
Luft, wechſelweiſe wie ihre Maaſſen (l). Davon ruͤhrt
die erſtaunliche Kraft einer ſehr zuſammen gedruͤkkten Luft,
die in einer Windbuͤchſe eingeſchloſſen iſt, her, und wenn
ſich dieſe ausbreitet, ſo koͤmmt ſie der Gewalt des Schies-
pulvers, und ſo gar der, vom Feuer verduͤnnten Daͤm-
pfe gleich.

Wenn man die Theile der Luft alſo, als gleich ſehr
elaſtiſch annimmt, ſo wird die Luft in eben dem Verhaͤlt-
niſſe verdichtet, als man ſie zuſammen druͤkkt, oder ſie zieht
ſich in einem deſto kleinern Raum zuſammen, je groͤſſer
das darauf liegende Gewicht iſt (n), wenigſtens bis ſie
viermahl dichter geworden, denn weiter gehen in einer
gleichfoͤrmigen Reihe, weder die Gewichter (o), noch die
Raumkuͤrzungen fort. Man koͤnnte aber auch nicht hoffen,
daß ſie weiter gehen ſollten, denn es iſt die Luft, mit der
wir zu thun haben, nicht rein, und ſie enthaͤlt, auſſer den
wirklich elaſtiſchen Stoffen, viel andre, von einer andern
Natur, darunter ſich einige nicht einmal zuſammen druͤk-

ken
(i) [Spaltenumbruch] BOERH. S. 460 461.
(k) mvſſchenbr. n. 1374.
Daß die Federkraft auf dem Berge
Pichincha, wie die Dichtheit gewe-
ſen, nach dem ber. bovgver. Die-
ſes moͤchte ich nicht gern behaupten,
wenn man die Luft auf den hoͤchſten
Bergen vor rein von fremden Bei-
miſchungen haͤlt; indem die Daͤmfe,
[Spaltenumbruch] womit die niedrige Luft angefuͤllt iſt,
eine andre, von der Federkraft der
Luft verſchiedne, und bisweilen ganz
und gar keine Federkraft beſizzen.
(l) Wolf Aerometr. prop. 29.
Theor.
15.
(n) BOERH. S. 447. 450.
(o) mvſſchenbr. S. 588.
n. 1371.
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[320/0326] Das Atemholen. VIII. Buch. es vertilgen auch nicht die wechſelnde Kraͤfte der Hizze, und Kaͤlte, die Federkraft der Luft (i). Da die Federkraft mit der Natur der Luft nahe ver- wandt iſt, ſo mus ſie um deſto groͤſſer ſeyn, je mehr Luft in einerlei Maaſſe ſtekkt, oder es iſt die Dichtigkeit das Maas der Federkraft, wenn alles uͤbrige gleich iſt, und es wird die Luftfederkraft um deſto groͤſſer ſeyn, je ſchwe- rer ſie iſt (k), und es verhalten ſich die Federkraͤfte einer zuſammen gedruͤkkten, gegen die Federkraͤfte einer duͤnnen Luft, wechſelweiſe wie ihre Maaſſen (l). Davon ruͤhrt die erſtaunliche Kraft einer ſehr zuſammen gedruͤkkten Luft, die in einer Windbuͤchſe eingeſchloſſen iſt, her, und wenn ſich dieſe ausbreitet, ſo koͤmmt ſie der Gewalt des Schies- pulvers, und ſo gar der, vom Feuer verduͤnnten Daͤm- pfe gleich. Wenn man die Theile der Luft alſo, als gleich ſehr elaſtiſch annimmt, ſo wird die Luft in eben dem Verhaͤlt- niſſe verdichtet, als man ſie zuſammen druͤkkt, oder ſie zieht ſich in einem deſto kleinern Raum zuſammen, je groͤſſer das darauf liegende Gewicht iſt (n), wenigſtens bis ſie viermahl dichter geworden, denn weiter gehen in einer gleichfoͤrmigen Reihe, weder die Gewichter (o), noch die Raumkuͤrzungen fort. Man koͤnnte aber auch nicht hoffen, daß ſie weiter gehen ſollten, denn es iſt die Luft, mit der wir zu thun haben, nicht rein, und ſie enthaͤlt, auſſer den wirklich elaſtiſchen Stoffen, viel andre, von einer andern Natur, darunter ſich einige nicht einmal zuſammen druͤk- ken (i) BOERH. S. 460 461. (k) mvſſchenbr. n. 1374. Daß die Federkraft auf dem Berge Pichincha, wie die Dichtheit gewe- ſen, nach dem ber. bovgver. Die- ſes moͤchte ich nicht gern behaupten, wenn man die Luft auf den hoͤchſten Bergen vor rein von fremden Bei- miſchungen haͤlt; indem die Daͤmfe, womit die niedrige Luft angefuͤllt iſt, eine andre, von der Federkraft der Luft verſchiedne, und bisweilen ganz und gar keine Federkraft beſizzen. (l) Wolf Aerometr. prop. 29. Theor. 15. (n) BOERH. S. 447. 450. (o) mvſſchenbr. S. 588. n. 1371.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/326>, abgerufen am 22.11.2024.