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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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Das Atemholen. VIII. Buch.
ist die Wärme der Luft, der sechszigste Grad. Folglich
vermischt sich in unsrer Brust ein wärmeres, und kälte-
res Flüssige, und davon kömmt es, daß dieses Flüssige
im mittleren Grade warm wird, und wie man gemeini-
glich glaubt, 78 Grade beträgt (h), wiewohl ehedem der
berühmte George Wolfgang Kraft (i), die wach-
sende Wärme in der Luft, ein wenig anders bestimmt
hat. Wir können auch nicht in dieser Wärme leben,
denn da weder das Blut in der Lunge abgekühlt wird,
noch die aus der Lunge gelinde ausgestossne Luft kälter,
als das Blut selbst wird, so kann man zugeben, daß die
Luft um diese ganze 36 Grade heis sei, um die das Blut
heisser ist; wir wollen hier auch nicht die Ursache mit
Fleis erforschen, warum die Luft bis zu diesem Grade
heis sey. Nun ist aber die Luft, welche sich in der Lunge
befindet, verschlossen, folglich mus sie sich nach dem Ver-
hältnisse der neuen Wärme, und zwar um den achten
Theil, wie man nach des Stephan Hales (k) Ver-
suche anzunehmen pflegt, oder vielleicht genauer, um
verdünnen. Es verdünnt sich nämlich die Luft, wenn
sie vom 32 Grade, welches der Gefrierungspunkt ist, bis
zum 214 Grade erhizzt worden, und dieses ist der Grad
des siedenden Wassers, um ein Drittheil von ihrem Volu-
men (l). Wenn sie also von 182 neuen Graden der
Wärme, um den dritten Theil dünner wird, so verdünnt
sie sich um den funfzehnten Theil von 36 Graden.

Wenn sich die Luft um den funfzehnten Theil ihres
Voluminis verdünnt, und die Brust aufs höchste ausge-
dehnt ist, so kann weder die Lunge weiter ausgebreitet
werden, noch sich in der verschlossnen Lunge ausdehnen,

daß
(h) [Spaltenumbruch] Vergl. BONG de gradu
caloris.
S 18. von 69 Graden. ha-
le
S
haemast.
S. 100.
(i) Phys. theor. S. 279. Er fin-
det in unserm Falle, wenn er gleich
grosse Massen nimmt, 15 Grade Zu-
[Spaltenumbruch] wachs. Doch dieses Werk habe ich
jezzo nicht bei der Hand.
(k) Veget. stat. S. 245. 246. Bis
zum 9. Theile. govraigne
phyfiol. art. III.
(l) 3. Abschn. §. 10. B. 8.

Das Atemholen. VIII. Buch.
iſt die Waͤrme der Luft, der ſechszigſte Grad. Folglich
vermiſcht ſich in unſrer Bruſt ein waͤrmeres, und kaͤlte-
res Fluͤſſige, und davon koͤmmt es, daß dieſes Fluͤſſige
im mittleren Grade warm wird, und wie man gemeini-
glich glaubt, 78 Grade betraͤgt (h), wiewohl ehedem der
beruͤhmte George Wolfgang Kraft (i), die wach-
ſende Waͤrme in der Luft, ein wenig anders beſtimmt
hat. Wir koͤnnen auch nicht in dieſer Waͤrme leben,
denn da weder das Blut in der Lunge abgekuͤhlt wird,
noch die aus der Lunge gelinde ausgeſtoſſne Luft kaͤlter,
als das Blut ſelbſt wird, ſo kann man zugeben, daß die
Luft um dieſe ganze 36 Grade heis ſei, um die das Blut
heiſſer iſt; wir wollen hier auch nicht die Urſache mit
Fleis erforſchen, warum die Luft bis zu dieſem Grade
heis ſey. Nun iſt aber die Luft, welche ſich in der Lunge
befindet, verſchloſſen, folglich mus ſie ſich nach dem Ver-
haͤltniſſe der neuen Waͤrme, und zwar um den achten
Theil, wie man nach des Stephan Hales (k) Ver-
ſuche anzunehmen pflegt, oder vielleicht genauer, um
verduͤnnen. Es verduͤnnt ſich naͤmlich die Luft, wenn
ſie vom 32 Grade, welches der Gefrierungspunkt iſt, bis
zum 214 Grade erhizzt worden, und dieſes iſt der Grad
des ſiedenden Waſſers, um ein Drittheil von ihrem Volu-
men (l). Wenn ſie alſo von 182 neuen Graden der
Waͤrme, um den dritten Theil duͤnner wird, ſo verduͤnnt
ſie ſich um den funfzehnten Theil von 36 Graden.

Wenn ſich die Luft um den funfzehnten Theil ihres
Voluminis verduͤnnt, und die Bruſt aufs hoͤchſte ausge-
dehnt iſt, ſo kann weder die Lunge weiter ausgebreitet
werden, noch ſich in der verſchloſſnen Lunge ausdehnen,

daß
(h) [Spaltenumbruch] Vergl. BONG de gradu
caloris.
S 18. von 69 Graden. ha-
le
S
hæmaſt.
S. 100.
(i) Phyſ. theor. S. 279. Er fin-
det in unſerm Falle, wenn er gleich
groſſe Maſſen nimmt, 15 Grade Zu-
[Spaltenumbruch] wachs. Doch dieſes Werk habe ich
jezzo nicht bei der Hand.
(k) Veget. ſtat. S. 245. 246. Bis
zum 9. Theile. govraigne
phyfiol. art. III.
(l) 3. Abſchn. §. 10. B. 8.
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[400/0406] Das Atemholen. VIII. Buch. iſt die Waͤrme der Luft, der ſechszigſte Grad. Folglich vermiſcht ſich in unſrer Bruſt ein waͤrmeres, und kaͤlte- res Fluͤſſige, und davon koͤmmt es, daß dieſes Fluͤſſige im mittleren Grade warm wird, und wie man gemeini- glich glaubt, 78 Grade betraͤgt (h), wiewohl ehedem der beruͤhmte George Wolfgang Kraft (i), die wach- ſende Waͤrme in der Luft, ein wenig anders beſtimmt hat. Wir koͤnnen auch nicht in dieſer Waͤrme leben, denn da weder das Blut in der Lunge abgekuͤhlt wird, noch die aus der Lunge gelinde ausgeſtoſſne Luft kaͤlter, als das Blut ſelbſt wird, ſo kann man zugeben, daß die Luft um dieſe ganze 36 Grade heis ſei, um die das Blut heiſſer iſt; wir wollen hier auch nicht die Urſache mit Fleis erforſchen, warum die Luft bis zu dieſem Grade heis ſey. Nun iſt aber die Luft, welche ſich in der Lunge befindet, verſchloſſen, folglich mus ſie ſich nach dem Ver- haͤltniſſe der neuen Waͤrme, und zwar um den achten Theil, wie man nach des Stephan Hales (k) Ver- ſuche anzunehmen pflegt, oder vielleicht genauer, um [FORMEL] verduͤnnen. Es verduͤnnt ſich naͤmlich die Luft, wenn ſie vom 32 Grade, welches der Gefrierungspunkt iſt, bis zum 214 Grade erhizzt worden, und dieſes iſt der Grad des ſiedenden Waſſers, um ein Drittheil von ihrem Volu- men (l). Wenn ſie alſo von 182 neuen Graden der Waͤrme, um den dritten Theil duͤnner wird, ſo verduͤnnt ſie ſich um den funfzehnten Theil von 36 Graden. Wenn ſich die Luft um den funfzehnten Theil ihres Voluminis verduͤnnt, und die Bruſt aufs hoͤchſte ausge- dehnt iſt, ſo kann weder die Lunge weiter ausgebreitet werden, noch ſich in der verſchloſſnen Lunge ausdehnen, daß (h) Vergl. BONG de gradu caloris. S 18. von 69 Graden. ha- leS hæmaſt. S. 100. (i) Phyſ. theor. S. 279. Er fin- det in unſerm Falle, wenn er gleich groſſe Maſſen nimmt, 15 Grade Zu- wachs. Doch dieſes Werk habe ich jezzo nicht bei der Hand. (k) Veget. ſtat. S. 245. 246. Bis zum 9. Theile. govraigne phyfiol. art. III. (l) 3. Abſchn. §. 10. B. 8.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/406>, abgerufen am 02.06.2024.