das Blut im linken Herzen, und in den Schlagadern (l) eben solche Wärme, als in der rechten Herzkammer, und in den Blutadern, folglich wird das Blut in der Lunge nicht abgekühlt. Endlich so hat die Lunge mit dem übri- gen Körper einerlei Wärme.
Jch mus mich wundern, daß berühmte Männer nicht die Stärke eines so einfachen Beweises empfunden haben (m). Die Einwendung, welche der berühmte Hamberger(n), von der Dichheit des Schlagaderblu- tes hergenommen, diese wollen wir so gleich aufheben, und es ist dieses überhaupt keine Warheit, daß das Schlagaderblut mit Zuverläßigkeit dichter, als das Blut der Blutadern seyn sollte.
Wenn ferner das Blut in der Lunge, von der Berü- rung der Luft in etwas abgekühlt würde, und dennoch in der linken Herzkammer nicht kälter ist, so folgt, daß sich aus der Natur der Lunge eine Wärme im Blute erzeugen müsse, welche dieses Abkühlen wieder ersezze, und daß folglich die Lunge nicht dergestalt zum Blutabkühlen ge- macht sey, sondern vielmehr zum Erwärmen. Dieses zeigt der berühmte Hales(o) sehr genau, und er giebt das Maas von derjenigen Wärme an, welche in dem Blute, das durch die Lunge geht, erzeugt wird: diese schäzzt er in zwo Minuten (p) so, daß |sie in dieser Zeit beinahe einen von denen Graden erreiche, deren 64 die Wärme des Blutes machen, und folglich bis auf andert- halb Fahrenheitsche Graden anwüchse: folglich stiege sie in einer halben Stunde etwas höher, als auf (q) der Blutgraden, oder auf oder zween fahrenheitsche Gra- den. Aus diesen Rechnungen erhellet, wie wenig das
Blut
(l)[Spaltenumbruch]
Die mehresten machen diese Wärme größer, Elem. de phys. S. 298. arbvthn. of air. S. 49.
(m)daovstenc de respir. n. 42.
(n)[Spaltenumbruch]
S. 124.
(o)Haemast. a. p. 38. bis 102.
(p) S. 102.
(q) Ebendas.
V. Abſchn. Der Nuzzen.
das Blut im linken Herzen, und in den Schlagadern (l) eben ſolche Waͤrme, als in der rechten Herzkammer, und in den Blutadern, folglich wird das Blut in der Lunge nicht abgekuͤhlt. Endlich ſo hat die Lunge mit dem uͤbri- gen Koͤrper einerlei Waͤrme.
Jch mus mich wundern, daß beruͤhmte Maͤnner nicht die Staͤrke eines ſo einfachen Beweiſes empfunden haben (m). Die Einwendung, welche der beruͤhmte Hamberger(n), von der Dichheit des Schlagaderblu- tes hergenommen, dieſe wollen wir ſo gleich aufheben, und es iſt dieſes uͤberhaupt keine Warheit, daß das Schlagaderblut mit Zuverlaͤßigkeit dichter, als das Blut der Blutadern ſeyn ſollte.
Wenn ferner das Blut in der Lunge, von der Beruͤ- rung der Luft in etwas abgekuͤhlt wuͤrde, und dennoch in der linken Herzkammer nicht kaͤlter iſt, ſo folgt, daß ſich aus der Natur der Lunge eine Waͤrme im Blute erzeugen muͤſſe, welche dieſes Abkuͤhlen wieder erſezze, und daß folglich die Lunge nicht dergeſtalt zum Blutabkuͤhlen ge- macht ſey, ſondern vielmehr zum Erwaͤrmen. Dieſes zeigt der beruͤhmte Hales(o) ſehr genau, und er giebt das Maas von derjenigen Waͤrme an, welche in dem Blute, das durch die Lunge geht, erzeugt wird: dieſe ſchaͤzzt er in zwo Minuten (p) ſo, daß |ſie in dieſer Zeit beinahe einen von denen Graden erreiche, deren 64 die Waͤrme des Blutes machen, und folglich bis auf andert- halb Fahrenheitſche Graden anwuͤchſe: folglich ſtiege ſie in einer halben Stunde etwas hoͤher, als auf (q) der Blutgraden, oder auf oder zween fahrenheitſche Gra- den. Aus dieſen Rechnungen erhellet, wie wenig das
Blut
(l)[Spaltenumbruch]
Die mehreſten machen dieſe Waͤrme groͤßer, Elem. de phyſ. S. 298. arbvthn. of air. S. 49.
(m)daovſtenc de reſpir. n. 42.
(n)[Spaltenumbruch]
S. 124.
(o)Haemaſt. a. p. 38. bis 102.
(p) S. 102.
(q) Ebendaſ.
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[539[541]/0547]
V. Abſchn. Der Nuzzen.
das Blut im linken Herzen, und in den Schlagadern (l)
eben ſolche Waͤrme, als in der rechten Herzkammer, und
in den Blutadern, folglich wird das Blut in der Lunge
nicht abgekuͤhlt. Endlich ſo hat die Lunge mit dem uͤbri-
gen Koͤrper einerlei Waͤrme.
Jch mus mich wundern, daß beruͤhmte Maͤnner
nicht die Staͤrke eines ſo einfachen Beweiſes empfunden
haben (m). Die Einwendung, welche der beruͤhmte
Hamberger (n), von der Dichheit des Schlagaderblu-
tes hergenommen, dieſe wollen wir ſo gleich aufheben,
und es iſt dieſes uͤberhaupt keine Warheit, daß das
Schlagaderblut mit Zuverlaͤßigkeit dichter, als das Blut
der Blutadern ſeyn ſollte.
Wenn ferner das Blut in der Lunge, von der Beruͤ-
rung der Luft in etwas abgekuͤhlt wuͤrde, und dennoch in
der linken Herzkammer nicht kaͤlter iſt, ſo folgt, daß ſich
aus der Natur der Lunge eine Waͤrme im Blute erzeugen
muͤſſe, welche dieſes Abkuͤhlen wieder erſezze, und daß
folglich die Lunge nicht dergeſtalt zum Blutabkuͤhlen ge-
macht ſey, ſondern vielmehr zum Erwaͤrmen. Dieſes
zeigt der beruͤhmte Hales (o) ſehr genau, und er
giebt das Maas von derjenigen Waͤrme an, welche in
dem Blute, das durch die Lunge geht, erzeugt wird: dieſe
ſchaͤzzt er in zwo Minuten (p) ſo, daß |ſie in dieſer Zeit
beinahe einen von denen Graden erreiche, deren 64 die
Waͤrme des Blutes machen, und folglich bis auf andert-
halb Fahrenheitſche Graden anwuͤchſe: folglich ſtiege
ſie in einer halben Stunde etwas hoͤher, als auf [FORMEL] (q) der
Blutgraden, oder auf [FORMEL] oder zween fahrenheitſche Gra-
den. Aus dieſen Rechnungen erhellet, wie wenig das
Blut
(l)
Die mehreſten machen dieſe
Waͤrme groͤßer, Elem. de phyſ. S.
298. arbvthn. of air. S. 49.
(m) daovſtenc de reſpir.
n. 42.
(n)
S. 124.
(o) Haemaſt. a. p. 38. bis 102.
(p) S. 102.
(q) Ebendaſ.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 539[541]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/547>, abgerufen am 22.11.2024.
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