sern Festigkeit der obern Ribbe. Wenn die Kürze des untern Hebels mehr vermag, so wird sich die obere Ribbe niedersenken. Jch habe aber vorlängsten schon gezeigt, daß der von der Nachbarschaft des Ruhepunkts herge- nommene Unterscheid, ungemein geringe, und schwerlich grösser, als der zwanzigste Theil von der Länge der gan- zen Ribbe sey (e).
Wenn nun die ersten Ribbe um fünfmal fester und darüber, als die Zwote ist (f), sie ist aber in der That um fünfmal fester, so mus diese ganze Ausflucht des ersten innern Zwischenmuskels der Ribben, wegfallen, nach der er die erste Ribbe niederziehen soll. Seine niederdrükkende Kräfte werden sich nämlich wie 20, die aufhebende aber wie 380, oder neunzehnmal grösser beweisen.
Doch die Kraft der Wahrheit ist noch viel einneh- mender, indem ein innerer Zwischenribbenmuskel mit seinem untern Ende dem Mittelpunkte der Ruhe näher, als mit seinen obern.
Jndem nämlich der vortrefliche Hamberger(g) zu rechter Zeit das Verbot gab, diese Weiten vom Mittel- punkte nach den krummen Linien der Ribben nicht zu messen, und hingegen die senkrechte Weiten zu nehmen befahl, so machte ich mich über diese Maasse her, und dalfand ich falsch zu seyn, daß die untere Einlenkung des ersten innern Zwischenribbenmuskels dem Ruhepunkte näher liegen solle, und folglich fiel der einzige Grund der Baylschen und Hambergerschen Meinung über den Haufen.
Es fand sich nämlich, weil eine untere Ribbe für sich länger ist, daß die Entfernung des obern Endes die- ses Muskels vom Mittelpunkte der Bewegung, oder dem Mittelgelenke der Rükkenwirbel wie 20, des untern
Endes
(e)[Spaltenumbruch]
Man vergleiche damit die Memoir. sur la Respirat. S. 220.
(f)[Spaltenumbruch]
Vorhergehend. § 4.
(g) Siehe die Seite 285.
Das Atemholen. VIII. Buch.
ſern Feſtigkeit der obern Ribbe. Wenn die Kuͤrze des untern Hebels mehr vermag, ſo wird ſich die obere Ribbe niederſenken. Jch habe aber vorlaͤngſten ſchon gezeigt, daß der von der Nachbarſchaft des Ruhepunkts herge- nommene Unterſcheid, ungemein geringe, und ſchwerlich groͤſſer, als der zwanzigſte Theil von der Laͤnge der gan- zen Ribbe ſey (e).
Wenn nun die erſten Ribbe um fuͤnfmal feſter und daruͤber, als die Zwote iſt (f), ſie iſt aber in der That um fuͤnfmal feſter, ſo mus dieſe ganze Ausflucht des erſten innern Zwiſchenmuskels der Ribben, wegfallen, nach der er die erſte Ribbe niederziehen ſoll. Seine niederdruͤkkende Kraͤfte werden ſich naͤmlich wie 20, die aufhebende aber wie 380, oder neunzehnmal groͤſſer beweiſen.
Doch die Kraft der Wahrheit iſt noch viel einneh- mender, indem ein innerer Zwiſchenribbenmuskel mit ſeinem untern Ende dem Mittelpunkte der Ruhe naͤher, als mit ſeinen obern.
Jndem naͤmlich der vortrefliche Hamberger(g) zu rechter Zeit das Verbot gab, dieſe Weiten vom Mittel- punkte nach den krummen Linien der Ribben nicht zu meſſen, und hingegen die ſenkrechte Weiten zu nehmen befahl, ſo machte ich mich uͤber dieſe Maaſſe her, und dalfand ich falſch zu ſeyn, daß die untere Einlenkung des erſten innern Zwiſchenribbenmuskels dem Ruhepunkte naͤher liegen ſolle, und folglich fiel der einzige Grund der Baylſchen und Hambergerſchen Meinung uͤber den Haufen.
Es fand ſich naͤmlich, weil eine untere Ribbe fuͤr ſich laͤnger iſt, daß die Entfernung des obern Endes die- ſes Muskels vom Mittelpunkte der Bewegung, oder dem Mittelgelenke der Ruͤkkenwirbel wie 20, des untern
Endes
(e)[Spaltenumbruch]
Man vergleiche damit die Memoir. ſur la Reſpirat. S. 220.
(f)[Spaltenumbruch]
Vorhergehend. § 4.
(g) Siehe die Seite 285.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0070"n="64"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Atemholen. <hirendition="#aq">VIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>ſern Feſtigkeit der obern Ribbe. Wenn die Kuͤrze des<lb/>
untern Hebels mehr vermag, ſo wird ſich die obere Ribbe<lb/>
niederſenken. Jch habe aber vorlaͤngſten ſchon gezeigt,<lb/>
daß der von der Nachbarſchaft des Ruhepunkts herge-<lb/>
nommene Unterſcheid, ungemein geringe, und ſchwerlich<lb/>
groͤſſer, als der zwanzigſte Theil von der Laͤnge der gan-<lb/>
zen Ribbe ſey <noteplace="foot"n="(e)"><cb/>
Man vergleiche damit die<lb/><hirendition="#aq">Memoir. ſur la Reſpirat.</hi> S. 220.</note>.</p><lb/><p>Wenn nun die erſten Ribbe um fuͤnfmal feſter und<lb/>
daruͤber, als die Zwote iſt <noteplace="foot"n="(f)"><cb/>
Vorhergehend. § 4.</note>, ſie iſt aber in der That<lb/>
um fuͤnfmal feſter, ſo mus dieſe ganze Ausflucht des<lb/>
erſten innern Zwiſchenmuskels der Ribben, wegfallen,<lb/>
nach der er die erſte Ribbe niederziehen ſoll. Seine<lb/>
niederdruͤkkende Kraͤfte werden ſich naͤmlich wie 20, die<lb/>
aufhebende aber wie 380, oder neunzehnmal groͤſſer<lb/>
beweiſen.</p><lb/><p>Doch die Kraft der Wahrheit iſt noch viel einneh-<lb/>
mender, indem ein innerer Zwiſchenribbenmuskel mit<lb/>ſeinem untern Ende dem Mittelpunkte der Ruhe naͤher,<lb/>
als mit ſeinen obern.</p><lb/><p>Jndem naͤmlich der vortrefliche <hirendition="#fr">Hamberger</hi><noteplace="foot"n="(g)">Siehe die Seite 285.</note> zu<lb/>
rechter Zeit das Verbot gab, dieſe Weiten vom Mittel-<lb/>
punkte nach den krummen Linien der Ribben nicht zu<lb/>
meſſen, und hingegen die ſenkrechte Weiten zu nehmen<lb/>
befahl, ſo machte ich mich uͤber dieſe Maaſſe her, und<lb/>
dalfand ich falſch zu ſeyn, daß die untere Einlenkung des<lb/>
erſten innern Zwiſchenribbenmuskels dem Ruhepunkte<lb/>
naͤher liegen ſolle, und folglich fiel der einzige Grund der<lb/><hirendition="#fr">Baylſchen</hi> und <hirendition="#fr">Hambergerſchen</hi> Meinung uͤber den<lb/>
Haufen.</p><lb/><p>Es fand ſich naͤmlich, weil eine untere Ribbe fuͤr<lb/>ſich laͤnger iſt, daß die Entfernung des obern Endes die-<lb/>ſes Muskels vom Mittelpunkte der Bewegung, oder<lb/>
dem Mittelgelenke der Ruͤkkenwirbel wie 20, des untern<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Endes</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[64/0070]
Das Atemholen. VIII. Buch.
ſern Feſtigkeit der obern Ribbe. Wenn die Kuͤrze des
untern Hebels mehr vermag, ſo wird ſich die obere Ribbe
niederſenken. Jch habe aber vorlaͤngſten ſchon gezeigt,
daß der von der Nachbarſchaft des Ruhepunkts herge-
nommene Unterſcheid, ungemein geringe, und ſchwerlich
groͤſſer, als der zwanzigſte Theil von der Laͤnge der gan-
zen Ribbe ſey (e).
Wenn nun die erſten Ribbe um fuͤnfmal feſter und
daruͤber, als die Zwote iſt (f), ſie iſt aber in der That
um fuͤnfmal feſter, ſo mus dieſe ganze Ausflucht des
erſten innern Zwiſchenmuskels der Ribben, wegfallen,
nach der er die erſte Ribbe niederziehen ſoll. Seine
niederdruͤkkende Kraͤfte werden ſich naͤmlich wie 20, die
aufhebende aber wie 380, oder neunzehnmal groͤſſer
beweiſen.
Doch die Kraft der Wahrheit iſt noch viel einneh-
mender, indem ein innerer Zwiſchenribbenmuskel mit
ſeinem untern Ende dem Mittelpunkte der Ruhe naͤher,
als mit ſeinen obern.
Jndem naͤmlich der vortrefliche Hamberger (g) zu
rechter Zeit das Verbot gab, dieſe Weiten vom Mittel-
punkte nach den krummen Linien der Ribben nicht zu
meſſen, und hingegen die ſenkrechte Weiten zu nehmen
befahl, ſo machte ich mich uͤber dieſe Maaſſe her, und
dalfand ich falſch zu ſeyn, daß die untere Einlenkung des
erſten innern Zwiſchenribbenmuskels dem Ruhepunkte
naͤher liegen ſolle, und folglich fiel der einzige Grund der
Baylſchen und Hambergerſchen Meinung uͤber den
Haufen.
Es fand ſich naͤmlich, weil eine untere Ribbe fuͤr
ſich laͤnger iſt, daß die Entfernung des obern Endes die-
ſes Muskels vom Mittelpunkte der Bewegung, oder
dem Mittelgelenke der Ruͤkkenwirbel wie 20, des untern
Endes
(e)
Man vergleiche damit die
Memoir. ſur la Reſpirat. S. 220.
(f)
Vorhergehend. § 4.
(g) Siehe die Seite 285.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/70>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.