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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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IIII. Abschn. Das Reden.

Eine gar zu lange Zunge kann das th. der Englän-
der nicht wohl aussprechen, und sie verwandelt solches in
ein s. (c).

Eine gar zu kurze Zunge, die ein enges Band hat,
spricht das r. und l. ebenfalls schlecht aus, weil sie sich
vorne an den Gaumen herauf nicht anzulegen vermag (d).
Man leitet davon das Stammeln her (e).

Es soll eine gar zu kurze Zunge ebenfalls zu dem th.
der Engländer ungeschikkt seyn, und diesem das d. an
die Seite stellen (f).

Eine vorwerts gar zu schwere Zunge (g), oder die
gar zu welk ist (h), vermag den Buchstaben r nicht deut-
lich aus zu sprechen, und stößt im| l an. Dieses kann
wieder die Ursache, nebst einer Schwäche des Griffelzun-
genmuskels seyn, warum Kinder das r. nicht wohl her-
aus bringen können.

Eine gar zu freie Zunge, der das Bändgen fehlet (i),
fehlet im l, indessen kann diese Schwäche doch verbessert
werden. Eine sehr lange Zunge hat im Reden keine
Hinderung gemacht (i*).

Doch es können auch andere Theile fehlerhaft seyn.
Es macht nemlich ein gar zu großes, oder doch gedoppeltes
Zäpfchen, eine Stimme heiser, und man nennt dieses durch
die Nase sprechen (k), da es doch in der That durch den
Mund allein geschiehet. Eben dieser Fehler entsteht
auch, wenn die Nase verstopft ist (l), da man die Na-
senbuchstaben m. n. und ng. dumpfig herausbringt.

Die-
(c) [Spaltenumbruch] HOLDER. S. 76.
(d) AMMANN. S. 113.
(e) BROVZET educat. des
enfans. T. II.
S. 254.
(f) HOLDER ebendas.
(g) AMMANN. S. 71.
(h) Ebenders. S. 112.
(i) [Spaltenumbruch] Ebenders. S. 113.
(i*) LVCHTM. de sapore. S.
77.
(k) Eph. Nat. Cur. Dec. 1. ann 3.
S. 490. vergl. ammann. S. 114.
(l) AMMANN. S. 110.
A a a 3
IIII. Abſchn. Das Reden.

Eine gar zu lange Zunge kann das th. der Englaͤn-
der nicht wohl ausſprechen, und ſie verwandelt ſolches in
ein ſ. (c).

Eine gar zu kurze Zunge, die ein enges Band hat,
ſpricht das r. und l. ebenfalls ſchlecht aus, weil ſie ſich
vorne an den Gaumen herauf nicht anzulegen vermag (d).
Man leitet davon das Stammeln her (e).

Es ſoll eine gar zu kurze Zunge ebenfalls zu dem th.
der Englaͤnder ungeſchikkt ſeyn, und dieſem das d. an
die Seite ſtellen (f).

Eine vorwerts gar zu ſchwere Zunge (g), oder die
gar zu welk iſt (h), vermag den Buchſtaben r nicht deut-
lich aus zu ſprechen, und ſtoͤßt im| l an. Dieſes kann
wieder die Urſache, nebſt einer Schwaͤche des Griffelzun-
genmuskels ſeyn, warum Kinder das r. nicht wohl her-
aus bringen koͤnnen.

Eine gar zu freie Zunge, der das Baͤndgen fehlet (i),
fehlet im l, indeſſen kann dieſe Schwaͤche doch verbeſſert
werden. Eine ſehr lange Zunge hat im Reden keine
Hinderung gemacht (i*).

Doch es koͤnnen auch andere Theile fehlerhaft ſeyn.
Es macht nemlich ein gar zu großes, oder doch gedoppeltes
Zaͤpfchen, eine Stimme heiſer, und man nennt dieſes durch
die Naſe ſprechen (k), da es doch in der That durch den
Mund allein geſchiehet. Eben dieſer Fehler entſteht
auch, wenn die Naſe verſtopft iſt (l), da man die Na-
ſenbuchſtaben m. n. und ng. dumpfig herausbringt.

Die-
(c) [Spaltenumbruch] HOLDER. S. 76.
(d) AMMANN. S. 113.
(e) BROVZET educat. des
enfans. T. II.
S. 254.
(f) HOLDER ebendaſ.
(g) AMMANN. S. 71.
(h) Ebenderſ. S. 112.
(i) [Spaltenumbruch] Ebenderſ. S. 113.
(i*) LVCHTM. de ſapore. S.
77.
(k) Eph. Nat. Cur. Dec. 1. ann 3.
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[739[741]/0747] IIII. Abſchn. Das Reden. Eine gar zu lange Zunge kann das th. der Englaͤn- der nicht wohl ausſprechen, und ſie verwandelt ſolches in ein ſ. (c). Eine gar zu kurze Zunge, die ein enges Band hat, ſpricht das r. und l. ebenfalls ſchlecht aus, weil ſie ſich vorne an den Gaumen herauf nicht anzulegen vermag (d). Man leitet davon das Stammeln her (e). Es ſoll eine gar zu kurze Zunge ebenfalls zu dem th. der Englaͤnder ungeſchikkt ſeyn, und dieſem das d. an die Seite ſtellen (f). Eine vorwerts gar zu ſchwere Zunge (g), oder die gar zu welk iſt (h), vermag den Buchſtaben r nicht deut- lich aus zu ſprechen, und ſtoͤßt im| l an. Dieſes kann wieder die Urſache, nebſt einer Schwaͤche des Griffelzun- genmuskels ſeyn, warum Kinder das r. nicht wohl her- aus bringen koͤnnen. Eine gar zu freie Zunge, der das Baͤndgen fehlet (i), fehlet im l, indeſſen kann dieſe Schwaͤche doch verbeſſert werden. Eine ſehr lange Zunge hat im Reden keine Hinderung gemacht (i*). Doch es koͤnnen auch andere Theile fehlerhaft ſeyn. Es macht nemlich ein gar zu großes, oder doch gedoppeltes Zaͤpfchen, eine Stimme heiſer, und man nennt dieſes durch die Naſe ſprechen (k), da es doch in der That durch den Mund allein geſchiehet. Eben dieſer Fehler entſteht auch, wenn die Naſe verſtopft iſt (l), da man die Na- ſenbuchſtaben m. n. und ng. dumpfig herausbringt. Die- (c) HOLDER. S. 76. (d) AMMANN. S. 113. (e) BROVZET educat. des enfans. T. II. S. 254. (f) HOLDER ebendaſ. (g) AMMANN. S. 71. (h) Ebenderſ. S. 112. (i) Ebenderſ. S. 113. (i*) LVCHTM. de ſapore. S. 77. (k) Eph. Nat. Cur. Dec. 1. ann 3. S. 490. vergl. ammann. S. 114. (l) AMMANN. S. 110. A a a 3

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 739[741]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/747>, abgerufen am 17.06.2024.