Man weiß auch hin und wieder von andern Menschen zu sagen, welche des Nachts besser sehen können (q), und darunter giebt es einige, bei denen die Entzündung daran Ursach ist (r), ja man hat dieselbe wieder geheilet, sobald man die Entzündung vertrieben (s). So konnte ein Mensch, wenn er vom Wein erhizzt war, des Nachts Brie- fe lesen (t): und jemand der kleine Dinge nicht wohl sehen konnte, konnte sie hernach mit einem entzündeten Auge gut sehen (u). Dieses Uebel, und daß man das Licht nicht vertragen kann, entstehet aus einer Empfindlichkeit, welche durch langwierige Finsterniß verursacht worden (x), oder von einem breiten (y) oder unbeweglichen Stern (z).
Bisweilen ist dieses Uebel blos von weissen Augen- wimpern entstanden, und es konnte jemand besser sehen, sobald er sich diese Haare schwarz mahlte, wenn man die- sem Berichte trauen darf (a).
Wenn Thiere und Menschen bei Tage, aber auch zu- gleich bei Nacht sehen können, so muß ihre Nezzhaut im geringern Grade, aber doch noch zu sehr empfindlich sein.
Von Menschen hat man viele Exempel aufzuzeigen. Es soll Tiberius bei Nacht haben sehen können, wenn er aufgewacht: Und diesen Vorzug sollen auch viele ge- lehrte Männer gehabt haben, als Asclepiodorus(c),
Ska-
(q)[Spaltenumbruch]PLIN L. VII. c. 1. Jn Al- bania glauci. Jn England, Bar- bados. HILLARY p. 302. WALD- SCHMID Epist. de rebus medicis & philosophicis. BLANCARD Cent. II. n. 13. BARTISCH Au- gendienst P. VII. c. 13. BOYLE obs. post caus. fin. XI. Phil. trans. n. 164.
(r)Le CAT p. 317. ex Iourn. des savans Eph. Nat Cur. Dec. I. ann. I. obs 92 THUEMMIG Ver- such einer grundl. Erlaeuterung &c. SAUBER obs. med. pract. 3. NI- COLAI vom Schmerze n. 48.
(s)[Spaltenumbruch]THUEMMIG l. c.
(t)WILLIS accens. sang. p. 100.
(u)La HIRE p. 588.
(x)BOYLE l. c. obs. 14. Lond. Mag. 1735. p. 627.
(y)SCHEID l. c. la HIRE p. 6. 2 SAUBER ib. FOURNIER ni fallor Iourn. encyclop. 1756. Ang. weil ich ihn nicht bei der Hand habe, GOTTER Chir l. c.
(z)HEUERMANN II. p. 495.
(a)PORTERFIELD I. pag. 10. Aus dem MONALTO.
(c)BARTHOLIN de luce anim. pag. 206.
Das Sehen. XVI. Buch.
Man weiß auch hin und wieder von andern Menſchen zu ſagen, welche des Nachts beſſer ſehen koͤnnen (q), und darunter giebt es einige, bei denen die Entzuͤndung daran Urſach iſt (r), ja man hat dieſelbe wieder geheilet, ſobald man die Entzuͤndung vertrieben (s). So konnte ein Menſch, wenn er vom Wein erhizzt war, des Nachts Brie- fe leſen (t): und jemand der kleine Dinge nicht wohl ſehen konnte, konnte ſie hernach mit einem entzuͤndeten Auge gut ſehen (u). Dieſes Uebel, und daß man das Licht nicht vertragen kann, entſtehet aus einer Empfindlichkeit, welche durch langwierige Finſterniß verurſacht worden (x), oder von einem breiten (y) oder unbeweglichen Stern (z).
Bisweilen iſt dieſes Uebel blos von weiſſen Augen- wimpern entſtanden, und es konnte jemand beſſer ſehen, ſobald er ſich dieſe Haare ſchwarz mahlte, wenn man die- ſem Berichte trauen darf (a).
Wenn Thiere und Menſchen bei Tage, aber auch zu- gleich bei Nacht ſehen koͤnnen, ſo muß ihre Nezzhaut im geringern Grade, aber doch noch zu ſehr empfindlich ſein.
Von Menſchen hat man viele Exempel aufzuzeigen. Es ſoll Tiberius bei Nacht haben ſehen koͤnnen, wenn er aufgewacht: Und dieſen Vorzug ſollen auch viele ge- lehrte Maͤnner gehabt haben, als Asclepiodorus(c),
Ska-
(q)[Spaltenumbruch]PLIN L. VII. c. 1. Jn Al- bania glauci. Jn England, Bar- bados. HILLARY p. 302. WALD- SCHMID Epiſt. de rebus medicis & philoſophicis. BLANCARD Cent. II. n. 13. BARTISCH Au- gendienſt P. VII. c. 13. BOYLE obſ. poſt cauſ. fin. XI. Phil. tranſ. n. 164.
(r)Le CAT p. 317. ex Iourn. des ſavans Eph. Nat Cur. Dec. I. ann. I. obſ 92 THUEMMIG Ver- ſuch einer grundl. Erlæuterung &c. SAUBER obſ. med. pract. 3. NI- COLAI vom Schmerze n. 48.
(s)[Spaltenumbruch]THUEMMIG l. c.
(t)WILLIS accenſ. ſang. p. 100.
(u)La HIRE p. 588.
(x)BOYLE l. c. obſ. 14. Lond. Mag. 1735. p. 627.
(y)SCHEID l. c. la HIRE p. 6. 2 SAUBER ib. FOURNIER ni fallor Iourn. encyclop. 1756. Ang. weil ich ihn nicht bei der Hand habe, GOTTER Chir l. c.
(z)HEUERMANN II. p. 495.
(a)PORTERFIELD I. pag. 10. Aus dem MONALTO.
(c)BARTHOLIN de luce anim. pag. 206.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f1006"n="988"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Sehen. <hirendition="#aq">XVI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><p>Man weiß auch hin und wieder von andern Menſchen<lb/>
zu ſagen, welche des Nachts beſſer ſehen koͤnnen <noteplace="foot"n="(q)"><cb/><hirendition="#aq">PLIN L. VII. c.</hi> 1. Jn <hirendition="#aq">Al-<lb/>
bania glauci.</hi> Jn England, Bar-<lb/>
bados. <hirendition="#aq">HILLARY p. 302. WALD-<lb/>
SCHMID Epiſt. de rebus medicis<lb/>& philoſophicis. BLANCARD<lb/>
Cent. II. n. 13. BARTISCH Au-<lb/>
gendienſt P. VII. c. 13. BOYLE<lb/>
obſ. poſt cauſ. fin. XI. Phil. tranſ.<lb/>
n.</hi> 164.</note>, und<lb/>
darunter giebt es einige, bei denen die Entzuͤndung daran<lb/>
Urſach iſt <noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#aq">Le CAT p. 317. ex Iourn.<lb/>
des ſavans Eph. Nat Cur. Dec. I.<lb/>
ann. I. obſ 92 THUEMMIG Ver-<lb/>ſuch einer grundl. Erlæuterung &c.<lb/>
SAUBER obſ. med. pract. 3. NI-<lb/>
COLAI vom Schmerze n.</hi> 48.</note>, ja man hat dieſelbe wieder geheilet, ſobald<lb/>
man die Entzuͤndung vertrieben <noteplace="foot"n="(s)"><cb/><hirendition="#aq">THUEMMIG l. c.</hi></note>. So konnte ein<lb/>
Menſch, wenn er vom Wein erhizzt war, des Nachts Brie-<lb/>
fe leſen <noteplace="foot"n="(t)"><hirendition="#aq">WILLIS accenſ. ſang. p.</hi> 100.</note>: und jemand der kleine Dinge nicht wohl ſehen<lb/>
konnte, konnte ſie hernach mit einem entzuͤndeten Auge<lb/>
gut ſehen <noteplace="foot"n="(u)"><hirendition="#aq">La HIRE p.</hi> 588.</note>. Dieſes Uebel, und daß man das Licht<lb/>
nicht vertragen kann, entſtehet aus einer Empfindlichkeit,<lb/>
welche durch langwierige Finſterniß verurſacht worden <noteplace="foot"n="(x)"><hirendition="#aq">BOYLE l. c. obſ. 14. Lond.<lb/>
Mag. 1735. p.</hi> 627.</note>,<lb/>
oder von einem breiten <noteplace="foot"n="(y)"><hirendition="#aq">SCHEID l. c. la HIRE p.<lb/>
6. 2 SAUBER ib. FOURNIER ni<lb/>
fallor Iourn. encyclop. 1756. Ang.</hi><lb/>
weil ich ihn nicht bei der Hand<lb/>
habe, <hirendition="#aq">GOTTER Chir l. c.</hi></note> oder unbeweglichen Stern <noteplace="foot"n="(z)"><hirendition="#aq">HEUERMANN II. p.</hi> 495.</note>.</p><lb/><p>Bisweilen iſt dieſes Uebel blos von weiſſen Augen-<lb/>
wimpern entſtanden, und es konnte jemand beſſer ſehen,<lb/>ſobald er ſich dieſe Haare ſchwarz mahlte, wenn man die-<lb/>ſem Berichte trauen darf <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">PORTERFIELD I. pag.</hi> 10.<lb/>
Aus dem <hirendition="#aq">MONALTO.</hi></note>.</p><lb/><p>Wenn Thiere und Menſchen bei Tage, aber auch zu-<lb/>
gleich bei Nacht ſehen koͤnnen, ſo muß ihre Nezzhaut im<lb/>
geringern Grade, aber doch noch zu ſehr empfindlich ſein.</p><lb/><p>Von Menſchen hat man viele Exempel aufzuzeigen.<lb/>
Es ſoll <hirendition="#fr">Tiberius</hi> bei Nacht haben ſehen koͤnnen, wenn<lb/>
er aufgewacht: Und dieſen Vorzug ſollen auch viele ge-<lb/>
lehrte Maͤnner gehabt haben, als <hirendition="#fr">Asclepiodorus</hi><noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">BARTHOLIN de luce anim.<lb/>
pag.</hi> 206.</note>,<lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Ska-</hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[988/1006]
Das Sehen. XVI. Buch.
Man weiß auch hin und wieder von andern Menſchen
zu ſagen, welche des Nachts beſſer ſehen koͤnnen (q), und
darunter giebt es einige, bei denen die Entzuͤndung daran
Urſach iſt (r), ja man hat dieſelbe wieder geheilet, ſobald
man die Entzuͤndung vertrieben (s). So konnte ein
Menſch, wenn er vom Wein erhizzt war, des Nachts Brie-
fe leſen (t): und jemand der kleine Dinge nicht wohl ſehen
konnte, konnte ſie hernach mit einem entzuͤndeten Auge
gut ſehen (u). Dieſes Uebel, und daß man das Licht
nicht vertragen kann, entſtehet aus einer Empfindlichkeit,
welche durch langwierige Finſterniß verurſacht worden (x),
oder von einem breiten (y) oder unbeweglichen Stern (z).
Bisweilen iſt dieſes Uebel blos von weiſſen Augen-
wimpern entſtanden, und es konnte jemand beſſer ſehen,
ſobald er ſich dieſe Haare ſchwarz mahlte, wenn man die-
ſem Berichte trauen darf (a).
Wenn Thiere und Menſchen bei Tage, aber auch zu-
gleich bei Nacht ſehen koͤnnen, ſo muß ihre Nezzhaut im
geringern Grade, aber doch noch zu ſehr empfindlich ſein.
Von Menſchen hat man viele Exempel aufzuzeigen.
Es ſoll Tiberius bei Nacht haben ſehen koͤnnen, wenn
er aufgewacht: Und dieſen Vorzug ſollen auch viele ge-
lehrte Maͤnner gehabt haben, als Asclepiodorus (c),
Ska-
(q)
PLIN L. VII. c. 1. Jn Al-
bania glauci. Jn England, Bar-
bados. HILLARY p. 302. WALD-
SCHMID Epiſt. de rebus medicis
& philoſophicis. BLANCARD
Cent. II. n. 13. BARTISCH Au-
gendienſt P. VII. c. 13. BOYLE
obſ. poſt cauſ. fin. XI. Phil. tranſ.
n. 164.
(r) Le CAT p. 317. ex Iourn.
des ſavans Eph. Nat Cur. Dec. I.
ann. I. obſ 92 THUEMMIG Ver-
ſuch einer grundl. Erlæuterung &c.
SAUBER obſ. med. pract. 3. NI-
COLAI vom Schmerze n. 48.
(s)
THUEMMIG l. c.
(t) WILLIS accenſ. ſang. p. 100.
(u) La HIRE p. 588.
(x) BOYLE l. c. obſ. 14. Lond.
Mag. 1735. p. 627.
(y) SCHEID l. c. la HIRE p.
6. 2 SAUBER ib. FOURNIER ni
fallor Iourn. encyclop. 1756. Ang.
weil ich ihn nicht bei der Hand
habe, GOTTER Chir l. c.
(z) HEUERMANN II. p. 495.
(a) PORTERFIELD I. pag. 10.
Aus dem MONALTO.
(c) BARTHOLIN de luce anim.
pag. 206.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 988. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1006>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.