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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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IV. Abschnitt. Das Sehen.
und also folglich um so viel platter, je weniger das Auge
weitsichtig ist.

Man muß sich auch hüten, nicht gar zu convexe Lin-
sen zu gebrauchen, weil sonst das Auge eben so wie in
dem vorigen Exempel, von einen sehr spizzen Lichtbüschel
getroffen und callöse wird (k).

§. 19.
Die Würkung der Vergrösserungsgläser.

Bei ganz nahen Dingen sind wir alle weitsichtig (l),
und selbst kurzsichtige Augen sehen dieselbe undeutlich, wie
jedermann an den Buchstaben eines Buches bemerken kann,
welches er sich dichte an das Auge hält, endlich verschwin-
den uns gar zu nahe Dinge völlig, wie solches Boerhaa-
ve
an einer Nadel versucht hat (m). Um aber die ganz
nahen Dinge zu sehen, bedienen wir uns der sehr con-
vexen Linsen, von Luft oder Wasser (n), und damit sie
dauerhafter, und zum Gebrauche tauglicher werden, der
Glaßlinsen. Es schreiben einige die Erfindung der Mi-
kroskopien, den Cornelius Drebbel zu, indessen hatte
doch schon Rogerius Bacon geschrieben, wie es möglich
sei, daß ganz kleine Dinge, recht groß aussehen können,
welches doch auf keine andere Weise angeht.

Hier beziehen wir uns wieder auf eben dasjenige, wel-
ches wir bereits oben erinnert haben. Diese Kügelchen
vermehren nicht die Grösse derjenigen Dinge, welche wir
damit betrachten (o), sondern sie machen nur, daß wir
ganz nahe Dinge dennoch deutlich sehen. Es könnte aus-
ser dem allerkleinsten Lichte ein jedes Loch die Stelle eines
Mikroskops vertreten, wenn man durch dasselbe sieht,

und
(k) [Spaltenumbruch] SMITH remarks p. 9.
(l) SCHEINER p. 208.
(m) De morb. ocul. p. 34. 35.
(n) Phil. trans. n. 228 POLI-
NIERE exp. de phys. pag.
553.
[Spaltenumbruch] Comm. Noric. 1743. hebd. Aus
den Regentropfen entstehet Rost,
und die Tropfen dienen statt der
Brennspiegel. Philog. trans. n. 456.
(o) ADAMS of microscop.
pag.
21.

IV. Abſchnitt. Das Sehen.
und alſo folglich um ſo viel platter, je weniger das Auge
weitſichtig iſt.

Man muß ſich auch huͤten, nicht gar zu convexe Lin-
ſen zu gebrauchen, weil ſonſt das Auge eben ſo wie in
dem vorigen Exempel, von einen ſehr ſpizzen Lichtbuͤſchel
getroffen und calloͤſe wird (k).

§. 19.
Die Wuͤrkung der Vergroͤſſerungsglaͤſer.

Bei ganz nahen Dingen ſind wir alle weitſichtig (l),
und ſelbſt kurzſichtige Augen ſehen dieſelbe undeutlich, wie
jedermann an den Buchſtaben eines Buches bemerken kann,
welches er ſich dichte an das Auge haͤlt, endlich verſchwin-
den uns gar zu nahe Dinge voͤllig, wie ſolches Boerhaa-
ve
an einer Nadel verſucht hat (m). Um aber die ganz
nahen Dinge zu ſehen, bedienen wir uns der ſehr con-
vexen Linſen, von Luft oder Waſſer (n), und damit ſie
dauerhafter, und zum Gebrauche tauglicher werden, der
Glaßlinſen. Es ſchreiben einige die Erfindung der Mi-
kroſkopien, den Cornelius Drebbel zu, indeſſen hatte
doch ſchon Rogerius Bacon geſchrieben, wie es moͤglich
ſei, daß ganz kleine Dinge, recht groß ausſehen koͤnnen,
welches doch auf keine andere Weiſe angeht.

Hier beziehen wir uns wieder auf eben dasjenige, wel-
ches wir bereits oben erinnert haben. Dieſe Kuͤgelchen
vermehren nicht die Groͤſſe derjenigen Dinge, welche wir
damit betrachten (o), ſondern ſie machen nur, daß wir
ganz nahe Dinge dennoch deutlich ſehen. Es koͤnnte auſ-
ſer dem allerkleinſten Lichte ein jedes Loch die Stelle eines
Mikroſkops vertreten, wenn man durch daſſelbe ſieht,

und
(k) [Spaltenumbruch] SMITH remarks p. 9.
(l) SCHEINER p. 208.
(m) De morb. ocul. p. 34. 35.
(n) Phil. tranſ. n. 228 POLI-
NIERE exp. de phyſ. pag.
553.
[Spaltenumbruch] Comm. Noric. 1743. hebd. Aus
den Regentropfen entſtehet Roſt,
und die Tropfen dienen ſtatt der
Brennſpiegel. Philog. tranſ. n. 456.
(o) ADAMS of microſcop.
pag.
21.
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[1007/1025] IV. Abſchnitt. Das Sehen. und alſo folglich um ſo viel platter, je weniger das Auge weitſichtig iſt. Man muß ſich auch huͤten, nicht gar zu convexe Lin- ſen zu gebrauchen, weil ſonſt das Auge eben ſo wie in dem vorigen Exempel, von einen ſehr ſpizzen Lichtbuͤſchel getroffen und calloͤſe wird (k). §. 19. Die Wuͤrkung der Vergroͤſſerungsglaͤſer. Bei ganz nahen Dingen ſind wir alle weitſichtig (l), und ſelbſt kurzſichtige Augen ſehen dieſelbe undeutlich, wie jedermann an den Buchſtaben eines Buches bemerken kann, welches er ſich dichte an das Auge haͤlt, endlich verſchwin- den uns gar zu nahe Dinge voͤllig, wie ſolches Boerhaa- ve an einer Nadel verſucht hat (m). Um aber die ganz nahen Dinge zu ſehen, bedienen wir uns der ſehr con- vexen Linſen, von Luft oder Waſſer (n), und damit ſie dauerhafter, und zum Gebrauche tauglicher werden, der Glaßlinſen. Es ſchreiben einige die Erfindung der Mi- kroſkopien, den Cornelius Drebbel zu, indeſſen hatte doch ſchon Rogerius Bacon geſchrieben, wie es moͤglich ſei, daß ganz kleine Dinge, recht groß ausſehen koͤnnen, welches doch auf keine andere Weiſe angeht. Hier beziehen wir uns wieder auf eben dasjenige, wel- ches wir bereits oben erinnert haben. Dieſe Kuͤgelchen vermehren nicht die Groͤſſe derjenigen Dinge, welche wir damit betrachten (o), ſondern ſie machen nur, daß wir ganz nahe Dinge dennoch deutlich ſehen. Es koͤnnte auſ- ſer dem allerkleinſten Lichte ein jedes Loch die Stelle eines Mikroſkops vertreten, wenn man durch daſſelbe ſieht, und (k) SMITH remarks p. 9. (l) SCHEINER p. 208. (m) De morb. ocul. p. 34. 35. (n) Phil. tranſ. n. 228 POLI- NIERE exp. de phyſ. pag. 553. Comm. Noric. 1743. hebd. Aus den Regentropfen entſtehet Roſt, und die Tropfen dienen ſtatt der Brennſpiegel. Philog. tranſ. n. 456. (o) ADAMS of microſcop. pag. 21.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1007. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1025>, abgerufen am 22.11.2024.