Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Sehen. XVI. Buch.
und es werden dadurch Objecte mit leichter Hülfe, eben
so groß erscheinen, nur daß sie nicht so helle sind (p).

Denn die Convexität vermehret in der That die Ge-
walt des Lichts. Um diesen Beweiß zu schäzzen, so muß
man wiederholen, daß der Brennpunkt der convexen
gläsernen Kugeln, den vierten Theil des Radius zur Di-
stanz hat (q). Sind diese Kugeln nun sehr klein, so
wird ihr Brennpunkt, die allerkleinste Distanz, von ei-
ner Linie, von einer halben Linie, und weniger, und end-
lich die allerkleinste Distanz einer Linie betragen.

Daher wird es kommen, daß je näher ein jeder
Brennpunkt ist, Körper durch ein Mikroskopium desto
stärker vergrössert werden.

Und so erwächst daraus eine ganz einfältige Regel,
nach welcher man die Kraft eines Mikroskopii in seiner
Vergrösserung zu schäzzen hat. Wie sich nemlich die Distanz
des deutlichen Sehepunkts, zu der Länge des Brenn-
punkts d. i. zu der Distanz des Objects so durch das Mikro-
skopium gesehen wird, verhält, so verhält sich der Durch-
messer des Objects, welches man durch das Vergrösse-
rungsglaß siehet, zu dem Durchmesser des mit blossen
Augen betrachteten Körpers (r): Und es gilt dieses von
dem Cubo des Diameters (s), wofern von der ganzen
Grösse die Rede ist. Wenn also der Punkt des deutli-
chen Sehens acht Zoll weit entfernet ist, und wenn der
Brennpunkt, des durch ein Vergrösserungsglaß erblikkten
Objects, von dieser Linse, um den zehnten Theil eines
Zolles entfernt ist, so verhält sich die mit einen bewafne-
tem Auge erblikkte Grösse, und die durch ein blosses Au-
ge scheinbare Grösse, wie 80.3 1.3 Wie 512000. 1.

Leu-
(p) [Spaltenumbruch] Idem l. c.
(q) pag. 456.
(r) NOLLET lec. de phys. T.
V. p. 562. HELSHAM pag. 317.
SMITH c.
118. denn es ist einerlei
[Spaltenumbruch] Verhältnis, wie der mikroskopische
Sehwinkel, zum Sehwinkel mit
blossem Auge n. 104 108. NOL-
LET. T. V. p.
317.
(s) BAKER microscop. made
casy c.
8.

Das Sehen. XVI. Buch.
und es werden dadurch Objecte mit leichter Huͤlfe, eben
ſo groß erſcheinen, nur daß ſie nicht ſo helle ſind (p).

Denn die Convexitaͤt vermehret in der That die Ge-
walt des Lichts. Um dieſen Beweiß zu ſchaͤzzen, ſo muß
man wiederholen, daß der Brennpunkt der convexen
glaͤſernen Kugeln, den vierten Theil des Radius zur Di-
ſtanz hat (q). Sind dieſe Kugeln nun ſehr klein, ſo
wird ihr Brennpunkt, die allerkleinſte Diſtanz, von ei-
ner Linie, von einer halben Linie, und weniger, und end-
lich die allerkleinſte Diſtanz einer Linie betragen.

Daher wird es kommen, daß je naͤher ein jeder
Brennpunkt iſt, Koͤrper durch ein Mikroſkopium deſto
ſtaͤrker vergroͤſſert werden.

Und ſo erwaͤchſt daraus eine ganz einfaͤltige Regel,
nach welcher man die Kraft eines Mikroſkopii in ſeiner
Vergroͤſſerung zu ſchaͤzzen hat. Wie ſich nemlich die Diſtanz
des deutlichen Sehepunkts, zu der Laͤnge des Brenn-
punkts d. i. zu der Diſtanz des Objects ſo durch das Mikro-
ſkopium geſehen wird, verhaͤlt, ſo verhaͤlt ſich der Durch-
meſſer des Objects, welches man durch das Vergroͤſſe-
rungsglaß ſiehet, zu dem Durchmeſſer des mit bloſſen
Augen betrachteten Koͤrpers (r): Und es gilt dieſes von
dem Cubo des Diameters (s), wofern von der ganzen
Groͤſſe die Rede iſt. Wenn alſo der Punkt des deutli-
chen Sehens acht Zoll weit entfernet iſt, und wenn der
Brennpunkt, des durch ein Vergroͤſſerungsglaß erblikkten
Objects, von dieſer Linſe, um den zehnten Theil eines
Zolles entfernt iſt, ſo verhaͤlt ſich die mit einen bewafne-
tem Auge erblikkte Groͤſſe, und die durch ein bloſſes Au-
ge ſcheinbare Groͤſſe, wie 80.3 1.3 Wie 512000. 1.

Leu-
(p) [Spaltenumbruch] Idem l. c.
(q) pag. 456.
(r) NOLLET lec. de phyſ. T.
V. p. 562. HELSHAM pag. 317.
SMITH c.
118. denn es iſt einerlei
[Spaltenumbruch] Verhaͤltnis, wie der mikroſkopiſche
Sehwinkel, zum Sehwinkel mit
bloſſem Auge n. 104 108. NOL-
LET. T. V. p.
317.
(s) BAKER microſcop. made
caſy c.
8.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f1026" n="1008"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Sehen. <hi rendition="#aq">XVI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
und es werden dadurch Objecte mit leichter Hu&#x0364;lfe, eben<lb/>
&#x017F;o groß er&#x017F;cheinen, nur daß &#x017F;ie nicht &#x017F;o helle &#x017F;ind <note place="foot" n="(p)"><cb/><hi rendition="#aq">Idem l. c.</hi></note>.</p><lb/>
            <p>Denn die Convexita&#x0364;t vermehret in der That die Ge-<lb/>
walt des Lichts. Um die&#x017F;en Beweiß zu &#x017F;cha&#x0364;zzen, &#x017F;o muß<lb/>
man wiederholen, daß der Brennpunkt der convexen<lb/>
gla&#x0364;&#x017F;ernen Kugeln, den vierten Theil des Radius zur Di-<lb/>
&#x017F;tanz hat <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 456.</note>. Sind die&#x017F;e Kugeln nun &#x017F;ehr klein, &#x017F;o<lb/>
wird ihr Brennpunkt, die allerklein&#x017F;te Di&#x017F;tanz, von ei-<lb/>
ner Linie, von einer halben Linie, und weniger, und end-<lb/>
lich die allerklein&#x017F;te Di&#x017F;tanz <formula notation="TeX">\frac{1}{15}</formula> einer Linie betragen.</p><lb/>
            <p>Daher wird es kommen, daß je na&#x0364;her ein jeder<lb/>
Brennpunkt i&#x017F;t, Ko&#x0364;rper durch ein Mikro&#x017F;kopium de&#x017F;to<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rker vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ert werden.</p><lb/>
            <p>Und &#x017F;o erwa&#x0364;ch&#x017F;t daraus eine ganz einfa&#x0364;ltige Regel,<lb/>
nach welcher man die Kraft eines Mikro&#x017F;kopii in &#x017F;einer<lb/>
Vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung zu &#x017F;cha&#x0364;zzen hat. Wie &#x017F;ich nemlich die Di&#x017F;tanz<lb/>
des deutlichen Sehepunkts, zu der La&#x0364;nge des Brenn-<lb/>
punkts d. i. zu der Di&#x017F;tanz des Objects &#x017F;o durch das Mikro-<lb/>
&#x017F;kopium ge&#x017F;ehen wird, verha&#x0364;lt, &#x017F;o verha&#x0364;lt &#x017F;ich der Durch-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;er des Objects, welches man durch das Vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
rungsglaß &#x017F;iehet, zu dem Durchme&#x017F;&#x017F;er des mit blo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Augen betrachteten Ko&#x0364;rpers <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">NOLLET lec. de phy&#x017F;. T.<lb/>
V. p. 562. HELSHAM pag. 317.<lb/>
SMITH c.</hi> 118. denn es i&#x017F;t einerlei<lb/><cb/>
Verha&#x0364;ltnis, wie der mikro&#x017F;kopi&#x017F;che<lb/>
Sehwinkel, zum Sehwinkel mit<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;em Auge <hi rendition="#aq">n. 104 108. NOL-<lb/>
LET. T. V. p.</hi> 317.</note>: Und es gilt die&#x017F;es von<lb/>
dem Cubo des Diameters <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">BAKER micro&#x017F;cop. made<lb/>
ca&#x017F;y c.</hi> 8.</note>, wofern von der ganzen<lb/>
Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e die Rede i&#x017F;t. Wenn al&#x017F;o der Punkt des deutli-<lb/>
chen Sehens acht Zoll weit entfernet i&#x017F;t, und wenn der<lb/>
Brennpunkt, des durch ein Vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungsglaß erblikkten<lb/>
Objects, von die&#x017F;er Lin&#x017F;e, um den zehnten Theil eines<lb/>
Zolles entfernt i&#x017F;t, &#x017F;o verha&#x0364;lt &#x017F;ich die mit einen bewafne-<lb/>
tem Auge erblikkte Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, und die durch ein blo&#x017F;&#x017F;es Au-<lb/>
ge &#x017F;cheinbare Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, wie 80.<hi rendition="#sup">3</hi> 1.<hi rendition="#sup">3</hi> Wie 512000. 1.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Leu-</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1008/1026] Das Sehen. XVI. Buch. und es werden dadurch Objecte mit leichter Huͤlfe, eben ſo groß erſcheinen, nur daß ſie nicht ſo helle ſind (p). Denn die Convexitaͤt vermehret in der That die Ge- walt des Lichts. Um dieſen Beweiß zu ſchaͤzzen, ſo muß man wiederholen, daß der Brennpunkt der convexen glaͤſernen Kugeln, den vierten Theil des Radius zur Di- ſtanz hat (q). Sind dieſe Kugeln nun ſehr klein, ſo wird ihr Brennpunkt, die allerkleinſte Diſtanz, von ei- ner Linie, von einer halben Linie, und weniger, und end- lich die allerkleinſte Diſtanz [FORMEL] einer Linie betragen. Daher wird es kommen, daß je naͤher ein jeder Brennpunkt iſt, Koͤrper durch ein Mikroſkopium deſto ſtaͤrker vergroͤſſert werden. Und ſo erwaͤchſt daraus eine ganz einfaͤltige Regel, nach welcher man die Kraft eines Mikroſkopii in ſeiner Vergroͤſſerung zu ſchaͤzzen hat. Wie ſich nemlich die Diſtanz des deutlichen Sehepunkts, zu der Laͤnge des Brenn- punkts d. i. zu der Diſtanz des Objects ſo durch das Mikro- ſkopium geſehen wird, verhaͤlt, ſo verhaͤlt ſich der Durch- meſſer des Objects, welches man durch das Vergroͤſſe- rungsglaß ſiehet, zu dem Durchmeſſer des mit bloſſen Augen betrachteten Koͤrpers (r): Und es gilt dieſes von dem Cubo des Diameters (s), wofern von der ganzen Groͤſſe die Rede iſt. Wenn alſo der Punkt des deutli- chen Sehens acht Zoll weit entfernet iſt, und wenn der Brennpunkt, des durch ein Vergroͤſſerungsglaß erblikkten Objects, von dieſer Linſe, um den zehnten Theil eines Zolles entfernt iſt, ſo verhaͤlt ſich die mit einen bewafne- tem Auge erblikkte Groͤſſe, und die durch ein bloſſes Au- ge ſcheinbare Groͤſſe, wie 80.3 1.3 Wie 512000. 1. Leu- (p) Idem l. c. (q) pag. 456. (r) NOLLET lec. de phyſ. T. V. p. 562. HELSHAM pag. 317. SMITH c. 118. denn es iſt einerlei Verhaͤltnis, wie der mikroſkopiſche Sehwinkel, zum Sehwinkel mit bloſſem Auge n. 104 108. NOL- LET. T. V. p. 317. (s) BAKER microſcop. made caſy c. 8.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1026
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1008. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1026>, abgerufen am 22.11.2024.