Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Wille. XVII. Buch.
ten, wieder bekömmt (r), oder unverhoft Erbschaften er-
langt (s). Wir begreiffen nicht recht, woher dieses kom-
me. Jch weis, daß man diese Bewegungen von der
vermehrten Ausdünstung (t), von dem, gegen die äus-
sersten Enden des Körpers getriebnen, und nicht zum
Herzen wieder rükkehrenden Blute (u) zu erklären sucht.
Allein es fehlt uns an Erfahrungen. Man sollte viel-
mehr Schlagflüsse vermuthen, weil das Blut stark nach
dem Gehirn getrieben wird. Und dazu giebt die Röthe,
die Hizze, und die Ohnmacht Anlaß.

Die Liebe spornet ebenfalls das Blut an, und beschleu-
nigt den Pulß, mit einem ungleichen Schlage, welchen
man der beigemischten Furcht zuschreiben kann. We-
nigstens lieset man, daß Struthius, und vormals die
Liebe des Antiochus aus dem Pulse entdekkt worden (x).
Eine heftige Liebe, die dem Besizze nahe ist, verursacht
eine grosse Hizze, Herzklopfen, Röthe, eine Stärke, mit
Zittern, und gleichsam eine Empfindung von einem durch
die Gefässe der Gliedmassen laufenden Feuer, um von
den Geburtsgliedern zu schweigen. Jch weis, daß da-
von die Monatliche Reinigung vor der rechten Zeit be-
fördert worden (y).

Das Bemühen hat mit der Liebe einige Stükke ge-
mein, es verstärkt den Umlauf des Blutes, erregt den
Schweis, heilte so gar ein Fieber (z), und minderte (a)
oder heilte eine Lähmung (b). Das Erwarten verzögerte

so
(r) [Spaltenumbruch] L. IOUBERT du ris p. 79.
ROBINSON of the splcen p.
91.
Von einer Römerin nach der
Schlacht beim Trasimenes.
(s) NICHOLLS anim. med. p.
16. die Enkelin. LEIBNIZII Hist.
de l'Acad. 1716. add. PECHLIN
L. III. obs.
3.
(t) SANCTOR Sect. VII. n. 26.
28. CHEYNE saint. infirm. p.
189.
(u) PARSONS physiognom.
pag.
81.
(x) Sphymol. p. 218.
(y) [Spaltenumbruch] Siehe BIERLING advers.
n.
39.
(z) Q FABIO MAXIMO in quar-
tana PLINIUS L. VII. c.
50.
(a) Die Neugierde zwang para-
litische Personen zu gehen, als der
Gesandre von Marokko ein Kran-
kenhaus besuchte ANDRY ortho-
ped. p.
98.
(b) HILDAN epist. med. damit
er in der Belagerung einer Stadt
auf dem Walle mit fechten könnte.

Der Wille. XVII. Buch.
ten, wieder bekoͤmmt (r), oder unverhoft Erbſchaften er-
langt (s). Wir begreiffen nicht recht, woher dieſes kom-
me. Jch weis, daß man dieſe Bewegungen von der
vermehrten Ausduͤnſtung (t), von dem, gegen die aͤuſ-
ſerſten Enden des Koͤrpers getriebnen, und nicht zum
Herzen wieder ruͤkkehrenden Blute (u) zu erklaͤren ſucht.
Allein es fehlt uns an Erfahrungen. Man ſollte viel-
mehr Schlagfluͤſſe vermuthen, weil das Blut ſtark nach
dem Gehirn getrieben wird. Und dazu giebt die Roͤthe,
die Hizze, und die Ohnmacht Anlaß.

Die Liebe ſpornet ebenfalls das Blut an, und beſchleu-
nigt den Pulß, mit einem ungleichen Schlage, welchen
man der beigemiſchten Furcht zuſchreiben kann. We-
nigſtens lieſet man, daß Struthius, und vormals die
Liebe des Antiochus aus dem Pulſe entdekkt worden (x).
Eine heftige Liebe, die dem Beſizze nahe iſt, verurſacht
eine groſſe Hizze, Herzklopfen, Roͤthe, eine Staͤrke, mit
Zittern, und gleichſam eine Empfindung von einem durch
die Gefaͤſſe der Gliedmaſſen laufenden Feuer, um von
den Geburtsgliedern zu ſchweigen. Jch weis, daß da-
von die Monatliche Reinigung vor der rechten Zeit be-
foͤrdert worden (y).

Das Bemuͤhen hat mit der Liebe einige Stuͤkke ge-
mein, es verſtaͤrkt den Umlauf des Blutes, erregt den
Schweis, heilte ſo gar ein Fieber (z), und minderte (a)
oder heilte eine Laͤhmung (b). Das Erwarten verzoͤgerte

ſo
(r) [Spaltenumbruch] L. IOUBERT du ris p. 79.
ROBINSON of the ſplcen p.
91.
Von einer Roͤmerin nach der
Schlacht beim Traſimenes.
(s) NICHOLLS anim. med. p.
16. die Enkelin. LEIBNIZII Hiſt.
de l’Acad. 1716. add. PECHLIN
L. III. obſ.
3.
(t) SANCTOR Sect. VII. n. 26.
28. CHEYNE ſaint. infirm. p.
189.
(u) PARSONS phyſiognom.
pag.
81.
(x) Sphymol. p. 218.
(y) [Spaltenumbruch] Siehe BIERLING adverſ.
n.
39.
(z) Q FABIO MAXIMO in quar-
tana PLINIUS L. VII. c.
50.
(a) Die Neugierde zwang para-
litiſche Perſonen zu gehen, als der
Geſandre von Marokko ein Kran-
kenhaus beſuchte ANDRY ortho-
ped. p.
98.
(b) HILDAN epiſt. med. damit
er in der Belagerung einer Stadt
auf dem Walle mit fechten koͤnnte.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f1140" n="1122"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Wille. <hi rendition="#aq">XVII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
ten, wieder beko&#x0364;mmt <note place="foot" n="(r)"><cb/><hi rendition="#aq">L. IOUBERT du ris p. 79.<lb/>
ROBINSON of the &#x017F;plcen p.</hi> 91.<lb/>
Von einer Ro&#x0364;merin nach der<lb/>
Schlacht beim Tra&#x017F;imenes.</note>, oder unverhoft Erb&#x017F;chaften er-<lb/>
langt <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">NICHOLLS anim. med. p.</hi><lb/>
16. die Enkelin. <hi rendition="#aq">LEIBNIZII Hi&#x017F;t.<lb/>
de l&#x2019;Acad. 1716. add. PECHLIN<lb/>
L. III. ob&#x017F;.</hi> 3.</note>. Wir begreiffen nicht recht, woher die&#x017F;es kom-<lb/>
me. Jch weis, daß man die&#x017F;e Bewegungen von der<lb/>
vermehrten Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">SANCTOR Sect. VII. n. 26.<lb/>
28. CHEYNE &#x017F;aint. infirm. p.</hi> 189.</note>, von dem, gegen die a&#x0364;u&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er&#x017F;ten Enden des Ko&#x0364;rpers getriebnen, und nicht zum<lb/>
Herzen wieder ru&#x0364;kkehrenden Blute <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">PARSONS</hi> phy&#x017F;iognom.<lb/>
pag.</hi> 81.</note> zu erkla&#x0364;ren &#x017F;ucht.<lb/>
Allein es fehlt uns an Erfahrungen. Man &#x017F;ollte viel-<lb/>
mehr Schlagflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e vermuthen, weil das Blut &#x017F;tark nach<lb/>
dem Gehirn getrieben wird. Und dazu giebt die Ro&#x0364;the,<lb/>
die Hizze, und die Ohnmacht Anlaß.</p><lb/>
            <p>Die Liebe &#x017F;pornet ebenfalls das Blut an, und be&#x017F;chleu-<lb/>
nigt den Pulß, mit einem ungleichen Schlage, welchen<lb/>
man der beigemi&#x017F;chten Furcht zu&#x017F;chreiben kann. We-<lb/>
nig&#x017F;tens lie&#x017F;et man, daß <hi rendition="#fr">Struthius,</hi> und vormals die<lb/>
Liebe des <hi rendition="#fr">Antiochus</hi> aus dem Pul&#x017F;e entdekkt worden <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq">Sphymol. p.</hi> 218.</note>.<lb/>
Eine heftige Liebe, die dem Be&#x017F;izze nahe i&#x017F;t, verur&#x017F;acht<lb/>
eine gro&#x017F;&#x017F;e Hizze, Herzklopfen, Ro&#x0364;the, eine Sta&#x0364;rke, mit<lb/>
Zittern, und gleich&#x017F;am eine Empfindung von einem durch<lb/>
die Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Gliedma&#x017F;&#x017F;en laufenden Feuer, um von<lb/>
den Geburtsgliedern zu &#x017F;chweigen. Jch weis, daß da-<lb/>
von die Monatliche Reinigung vor der rechten Zeit be-<lb/>
fo&#x0364;rdert worden <note place="foot" n="(y)"><cb/>
Siehe <hi rendition="#aq">BIERLING adver&#x017F;.<lb/>
n.</hi> 39.</note>.</p><lb/>
            <p>Das Bemu&#x0364;hen hat mit der Liebe einige Stu&#x0364;kke ge-<lb/>
mein, es ver&#x017F;ta&#x0364;rkt den Umlauf des Blutes, erregt den<lb/>
Schweis, heilte &#x017F;o gar ein Fieber <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">Q FABIO MAXIMO in quar-<lb/>
tana PLINIUS L. VII. c.</hi> 50.</note>, und minderte <note place="foot" n="(a)">Die Neugierde zwang para-<lb/>
liti&#x017F;che Per&#x017F;onen zu gehen, als der<lb/>
Ge&#x017F;andre von Marokko ein Kran-<lb/>
kenhaus be&#x017F;uchte <hi rendition="#aq">ANDRY ortho-<lb/>
ped. p.</hi> 98.</note><lb/>
oder heilte eine La&#x0364;hmung <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">HILDAN epi&#x017F;t. med.</hi> damit<lb/>
er in der Belagerung einer Stadt<lb/>
auf dem Walle mit fechten ko&#x0364;nnte.</note>. Das Erwarten verzo&#x0364;gerte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1122/1140] Der Wille. XVII. Buch. ten, wieder bekoͤmmt (r), oder unverhoft Erbſchaften er- langt (s). Wir begreiffen nicht recht, woher dieſes kom- me. Jch weis, daß man dieſe Bewegungen von der vermehrten Ausduͤnſtung (t), von dem, gegen die aͤuſ- ſerſten Enden des Koͤrpers getriebnen, und nicht zum Herzen wieder ruͤkkehrenden Blute (u) zu erklaͤren ſucht. Allein es fehlt uns an Erfahrungen. Man ſollte viel- mehr Schlagfluͤſſe vermuthen, weil das Blut ſtark nach dem Gehirn getrieben wird. Und dazu giebt die Roͤthe, die Hizze, und die Ohnmacht Anlaß. Die Liebe ſpornet ebenfalls das Blut an, und beſchleu- nigt den Pulß, mit einem ungleichen Schlage, welchen man der beigemiſchten Furcht zuſchreiben kann. We- nigſtens lieſet man, daß Struthius, und vormals die Liebe des Antiochus aus dem Pulſe entdekkt worden (x). Eine heftige Liebe, die dem Beſizze nahe iſt, verurſacht eine groſſe Hizze, Herzklopfen, Roͤthe, eine Staͤrke, mit Zittern, und gleichſam eine Empfindung von einem durch die Gefaͤſſe der Gliedmaſſen laufenden Feuer, um von den Geburtsgliedern zu ſchweigen. Jch weis, daß da- von die Monatliche Reinigung vor der rechten Zeit be- foͤrdert worden (y). Das Bemuͤhen hat mit der Liebe einige Stuͤkke ge- mein, es verſtaͤrkt den Umlauf des Blutes, erregt den Schweis, heilte ſo gar ein Fieber (z), und minderte (a) oder heilte eine Laͤhmung (b). Das Erwarten verzoͤgerte ſo (r) L. IOUBERT du ris p. 79. ROBINSON of the ſplcen p. 91. Von einer Roͤmerin nach der Schlacht beim Traſimenes. (s) NICHOLLS anim. med. p. 16. die Enkelin. LEIBNIZII Hiſt. de l’Acad. 1716. add. PECHLIN L. III. obſ. 3. (t) SANCTOR Sect. VII. n. 26. 28. CHEYNE ſaint. infirm. p. 189. (u) PARSONS phyſiognom. pag. 81. (x) Sphymol. p. 218. (y) Siehe BIERLING adverſ. n. 39. (z) Q FABIO MAXIMO in quar- tana PLINIUS L. VII. c. 50. (a) Die Neugierde zwang para- litiſche Perſonen zu gehen, als der Geſandre von Marokko ein Kran- kenhaus beſuchte ANDRY ortho- ped. p. 98. (b) HILDAN epiſt. med. damit er in der Belagerung einer Stadt auf dem Walle mit fechten koͤnnte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1140
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1140>, abgerufen am 23.11.2024.