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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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III. Abschnitt. Ursachen.
hielte (t), aber dennoch beifügte, diese Faser sei nicht
von freien Stükken gespannt (u), sondern sie schwelle
von dem Nervengeiste auf (x), sie endige sich in ein
blindes Ende (y), und werde daher von dem eindrin-
genden Geist ausgedehnt, welchem sich die Faser mit ihrer
eignen Zusammenziehungskraft widersezze (z). Solcher-
gestalt leitet er die Ursache des Zusammenziehens von dem
drengenden Geiste, und die Ursache des Erschlaffens von
der Faser her, welche sich nach dem Ausdehnen zu der
ersten geraden Länge wieder ausstrekke.

Auf eine etwas feinere Art läst Johann Tabor (a)
die Nervenfaser sich nicht blos mit einem blinden Ende
endigen, sondern er zeiget auch ausserdem, daß in diesem
Bau die Geister sehr concentrirt würden, indem ein Ci-
linder, so bald nur ein geringer Theil, als der zwölfte
Theil seiner Breite zunehme, um ein Drittheil dadurch
kürzer gemacht werden, da man sonst in der Hipotese der
Bläsgen, welche Mode ist, um die Faser zu verkürzen,
eine erstaunliche Erweiterung, und eine fast funfzig mal
grössere Fläche (b) nötig habe, wenn sich der vierte Theil
verkürzen soll.

Es hat aber auch Willis (c) gesehen, wie die Ner-
ven aufgeschwollen, wenn der Muskel dikker geworden,
ja daß in einer Schnekke ohne Gehäuse die Geister sicht-
barer Weise in den Muskel eintreten, und sich vom Kopfe
gegen den Schwanz zu bewegen (d).

Dahingegen leitet Richard Jones (e) die Bewegung
eines Muskels von den Geistern her, welche einen Nerven-
faden ausdehnen, er läst aber die Geister sich dabei

ver-
(t) [Spaltenumbruch] Tr. I. post BAGLIVIUM
pag. 759. SIMSON musc. mot.
pag.
25.
(u) SANT. pag. 760.
(x) pag. 769.
(y) n. 29.
(z) n. 39.
(a) [Spaltenumbruch] p. 212.
(b) p. 198.
(c) de motu musc. p. 143.
(d) H. REGIUS apud G.
CHARLETON p.
220.
(e) Disp. de motu musc. p. 18.

III. Abſchnitt. Urſachen.
hielte (t), aber dennoch beifuͤgte, dieſe Faſer ſei nicht
von freien Stuͤkken geſpannt (u), ſondern ſie ſchwelle
von dem Nervengeiſte auf (x), ſie endige ſich in ein
blindes Ende (y), und werde daher von dem eindrin-
genden Geiſt ausgedehnt, welchem ſich die Faſer mit ihrer
eignen Zuſammenziehungskraft widerſezze (z). Solcher-
geſtalt leitet er die Urſache des Zuſammenziehens von dem
drengenden Geiſte, und die Urſache des Erſchlaffens von
der Faſer her, welche ſich nach dem Ausdehnen zu der
erſten geraden Laͤnge wieder ausſtrekke.

Auf eine etwas feinere Art laͤſt Johann Tabor (a)
die Nervenfaſer ſich nicht blos mit einem blinden Ende
endigen, ſondern er zeiget auch auſſerdem, daß in dieſem
Bau die Geiſter ſehr concentrirt wuͤrden, indem ein Ci-
linder, ſo bald nur ein geringer Theil, als der zwoͤlfte
Theil ſeiner Breite zunehme, um ein Drittheil dadurch
kuͤrzer gemacht werden, da man ſonſt in der Hipoteſe der
Blaͤsgen, welche Mode iſt, um die Faſer zu verkuͤrzen,
eine erſtaunliche Erweiterung, und eine faſt funfzig mal
groͤſſere Flaͤche (b) noͤtig habe, wenn ſich der vierte Theil
verkuͤrzen ſoll.

Es hat aber auch Willis (c) geſehen, wie die Ner-
ven aufgeſchwollen, wenn der Muſkel dikker geworden,
ja daß in einer Schnekke ohne Gehaͤuſe die Geiſter ſicht-
barer Weiſe in den Muſkel eintreten, und ſich vom Kopfe
gegen den Schwanz zu bewegen (d).

Dahingegen leitet Richard Jones (e) die Bewegung
eines Muſkels von den Geiſtern her, welche einen Nerven-
faden ausdehnen, er laͤſt aber die Geiſter ſich dabei

ver-
(t) [Spaltenumbruch] Tr. I. poſt BAGLIVIUM
pag. 759. SIMSON muſc. mot.
pag.
25.
(u) SANT. pag. 760.
(x) pag. 769.
(y) n. 29.
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(a) [Spaltenumbruch] p. 212.
(b) p. 198.
(c) de motu muſc. p. 143.
(d) H. REGIUS apud G.
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[159/0177] III. Abſchnitt. Urſachen. hielte (t), aber dennoch beifuͤgte, dieſe Faſer ſei nicht von freien Stuͤkken geſpannt (u), ſondern ſie ſchwelle von dem Nervengeiſte auf (x), ſie endige ſich in ein blindes Ende (y), und werde daher von dem eindrin- genden Geiſt ausgedehnt, welchem ſich die Faſer mit ihrer eignen Zuſammenziehungskraft widerſezze (z). Solcher- geſtalt leitet er die Urſache des Zuſammenziehens von dem drengenden Geiſte, und die Urſache des Erſchlaffens von der Faſer her, welche ſich nach dem Ausdehnen zu der erſten geraden Laͤnge wieder ausſtrekke. Auf eine etwas feinere Art laͤſt Johann Tabor (a) die Nervenfaſer ſich nicht blos mit einem blinden Ende endigen, ſondern er zeiget auch auſſerdem, daß in dieſem Bau die Geiſter ſehr concentrirt wuͤrden, indem ein Ci- linder, ſo bald nur ein geringer Theil, als der zwoͤlfte Theil ſeiner Breite zunehme, um ein Drittheil dadurch kuͤrzer gemacht werden, da man ſonſt in der Hipoteſe der Blaͤsgen, welche Mode iſt, um die Faſer zu verkuͤrzen, eine erſtaunliche Erweiterung, und eine faſt funfzig mal groͤſſere Flaͤche (b) noͤtig habe, wenn ſich der vierte Theil verkuͤrzen ſoll. Es hat aber auch Willis (c) geſehen, wie die Ner- ven aufgeſchwollen, wenn der Muſkel dikker geworden, ja daß in einer Schnekke ohne Gehaͤuſe die Geiſter ſicht- barer Weiſe in den Muſkel eintreten, und ſich vom Kopfe gegen den Schwanz zu bewegen (d). Dahingegen leitet Richard Jones (e) die Bewegung eines Muſkels von den Geiſtern her, welche einen Nerven- faden ausdehnen, er laͤſt aber die Geiſter ſich dabei ver- (t) Tr. I. poſt BAGLIVIUM pag. 759. SIMSON muſc. mot. pag. 25. (u) SANT. pag. 760. (x) pag. 769. (y) n. 29. (z) n. 39. (a) p. 212. (b) p. 198. (c) de motu muſc. p. 143. (d) H. REGIUS apud G. CHARLETON p. 220. (e) Diſp. de motu muſc. p. 18.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/177>, abgerufen am 24.11.2024.