Einige haben auch diese Membran von dem Auf- blühen der Nervenwärzchen herzuleiten gesucht (n).
Andre, wenn sie im Oberhäutchen ausdünstende Ge- fässe entdekkten, liessen die Oberhaut aus eben diesen zu- sammengewachsenen Gefässen (o), die von dem Berühren der Luft ein wenig callöse geworden, entstehen (p). Jn diesem Verstande läst sich das Exempel von einem Kinde anführen (q), an welchem die ganze Oberfläche des Kör- pers in Haufen von vorragenden callösen Röhrchen ab- ging, welche einmal nach dem andern wieder wuchsen. Diese Bemerkung mit dem Vergrösserungsglase schien die Leeuwenhoekische Theorie zu bestätigen. Ausserdem beobachtet die Natur an der Oberhaut des Manati, dem Wallfische (q*), und anderen Meerthieren einen höchstän- lichen Bau.
Jndessen ist die Meinung doch alt, daß die Oberhaut aus Feuchtigkeit entstehe (r), und dieses wird so gar durch das Beispiel der Pflanzen bestätigt, in denen die Ober- haut ohne Nerven ist. Damit man also die Gründe beider Partheien desto besser einsehen möge, so müssen wir einige Anmerkungen voranschikken.
[Spaltenumbruch]
§. 10.
des Asili, woraus eine Fliege wird, geht die Haut vom ganzen Auge zugleich mit ab. SWAMMER- DAM pag. 686.
(n)RUYSCH Thes. II. ass. 4. n. 6. Thes. III. n. 13. Thes. VI. n. 115. Thes. IX. n. 37.
(o) beim FABRICIO findet sich diese Meinung pag. 2.
(p)LEEUWENH. anat. et cont. p. 206. Epist. physiol. XLIII. BOERHAAVE praelect. T. III. pag. 557.
(q)[Spaltenumbruch]MACHIN phil. tranf. n. 424.
(q*)Comment. Acad. Petrop. nov. Tom. II. p. 296. 297.
(r) Aus einem feuchten Dam- pfe ARISTOTELES FABRICIUS p. 4. aus flüßigen trokken geworde- nen Theilchen, CHEYNE phil. princ. 322. aus geronnener Flüs- sigkeit REVENHORST de ling. n. 53.
Das Gefuͤhl. XII. Buch.
Einige haben auch dieſe Membran von dem Auf- bluͤhen der Nervenwaͤrzchen herzuleiten geſucht (n).
Andre, wenn ſie im Oberhaͤutchen ausduͤnſtende Ge- faͤſſe entdekkten, lieſſen die Oberhaut aus eben dieſen zu- ſammengewachſenen Gefaͤſſen (o), die von dem Beruͤhren der Luft ein wenig calloͤſe geworden, entſtehen (p). Jn dieſem Verſtande laͤſt ſich das Exempel von einem Kinde anfuͤhren (q), an welchem die ganze Oberflaͤche des Koͤr- pers in Haufen von vorragenden calloͤſen Roͤhrchen ab- ging, welche einmal nach dem andern wieder wuchſen. Dieſe Bemerkung mit dem Vergroͤſſerungsglaſe ſchien die Leeuwenhoekiſche Theorie zu beſtaͤtigen. Auſſerdem beobachtet die Natur an der Oberhaut des Manati, dem Wallfiſche (q*), und anderen Meerthieren einen hoͤchſtaͤn- lichen Bau.
Jndeſſen iſt die Meinung doch alt, daß die Oberhaut aus Feuchtigkeit entſtehe (r), und dieſes wird ſo gar durch das Beiſpiel der Pflanzen beſtaͤtigt, in denen die Ober- haut ohne Nerven iſt. Damit man alſo die Gruͤnde beider Partheien deſto beſſer einſehen moͤge, ſo muͤſſen wir einige Anmerkungen voranſchikken.
[Spaltenumbruch]
§. 10.
des Aſili, woraus eine Fliege wird, geht die Haut vom ganzen Auge zugleich mit ab. SWAMMER- DAM pag. 686.
(n)RUYSCH Theſ. II. aſſ. 4. n. 6. Theſ. III. n. 13. Theſ. VI. n. 115. Theſ. IX. n. 37.
(o) beim FABRICIO findet ſich dieſe Meinung pag. 2.
(p)LEEUWENH. anat. et cont. p. 206. Epiſt. phyſiol. XLIII. BOERHAAVE prælect. T. III. pag. 557.
(q)[Spaltenumbruch]MACHIN phil. tranf. n. 424.
(q*)Comment. Acad. Petrop. nov. Tom. II. p. 296. 297.
(r) Aus einem feuchten Dam- pfe ARISTOTELES FABRICIUS p. 4. aus fluͤßigen trokken geworde- nen Theilchen, CHEYNE phil. princ. 322. aus geronnener Fluͤſ- ſigkeit REVENHORST de ling. n. 53.
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Das Gefuͤhl. XII. Buch.
Einige haben auch dieſe Membran von dem Auf-
bluͤhen der Nervenwaͤrzchen herzuleiten geſucht (n).
Andre, wenn ſie im Oberhaͤutchen ausduͤnſtende Ge-
faͤſſe entdekkten, lieſſen die Oberhaut aus eben dieſen zu-
ſammengewachſenen Gefaͤſſen (o), die von dem Beruͤhren
der Luft ein wenig calloͤſe geworden, entſtehen (p). Jn
dieſem Verſtande laͤſt ſich das Exempel von einem Kinde
anfuͤhren (q), an welchem die ganze Oberflaͤche des Koͤr-
pers in Haufen von vorragenden calloͤſen Roͤhrchen ab-
ging, welche einmal nach dem andern wieder wuchſen.
Dieſe Bemerkung mit dem Vergroͤſſerungsglaſe ſchien die
Leeuwenhoekiſche Theorie zu beſtaͤtigen. Auſſerdem
beobachtet die Natur an der Oberhaut des Manati, dem
Wallfiſche (q*), und anderen Meerthieren einen hoͤchſtaͤn-
lichen Bau.
Jndeſſen iſt die Meinung doch alt, daß die Oberhaut
aus Feuchtigkeit entſtehe (r), und dieſes wird ſo gar durch
das Beiſpiel der Pflanzen beſtaͤtigt, in denen die Ober-
haut ohne Nerven iſt. Damit man alſo die Gruͤnde
beider Partheien deſto beſſer einſehen moͤge, ſo muͤſſen wir
einige Anmerkungen voranſchikken.
§. 10.
(m)
(n) RUYSCH Theſ. II. aſſ.
4. n. 6. Theſ. III. n. 13. Theſ. VI.
n. 115. Theſ. IX. n. 37.
(o) beim FABRICIO findet
ſich dieſe Meinung pag. 2.
(p) LEEUWENH. anat. et
cont. p. 206. Epiſt. phyſiol. XLIII.
BOERHAAVE prælect. T. III.
pag. 557.
(q)
MACHIN phil. tranf.
n. 424.
(q*) Comment. Acad. Petrop.
nov. Tom. II. p. 296. 297.
(r) Aus einem feuchten Dam-
pfe ARISTOTELES FABRICIUS
p. 4. aus fluͤßigen trokken geworde-
nen Theilchen, CHEYNE phil.
princ. 322. aus geronnener Fluͤſ-
ſigkeit REVENHORST de ling.
n. 53.
(m) des Aſili, woraus eine Fliege wird,
geht die Haut vom ganzen Auge
zugleich mit ab. SWAMMER-
DAM pag. 686.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/272>, abgerufen am 22.11.2024.
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