liren Pflanzen, die bei Tage und in der Wärme ausdün- sten, des Nachts über in der Kälte, sie schwellen, und nehmen an Grösse zu.
Hieher gehört auch, laut dem Obigen, eine feuchte (i) und zugleich kalte Luft: Ruhe (k) und Muße: trau- rige Gemütsbewegungen (l), die oft und schnell den Urin wässrig machen, weil die Dunstmaterie zurükk tritt (m); und die Furcht, die den Durchlauf erwekkt. Man glaubt, die Furcht erweitre die inhalirende Gefässe der Haut, daß sie sich gegen die schädliche Ausdünstungen, sonderlich in der Pest, leichter öffnen (n).
Dritter Abschnitt, Das Fühlen.
§. 1. Was das Fühlen, besonders betrachtet, eigentlich sey.
Wenn wir die Eigenschaften der Körper, welche uns umgeben, genauer bestimmen wollen, und die wir weder nach dem Urteile des Augenscheins, noch mit Hülfe andrer Sinnen zu erkennen vermögend sind, so pflegen wir uns dazu unsrer Fingerspizzen, und zwar an der Stelle zu bedienen, wo die Oberhaut, schnekkenförmig gewunden, Runzeln aufwirft: wir könnten uns aber dabei eben so- wohl der änlich gebauten Zeespizzen bedienen, wofern nicht das Gehen und Reiben der Schue diese Zeen untauglich dazu machte, ob sie gleich einerlei Anlage zum Fühlen haben.
Die-
(i)[Spaltenumbruch]pag. 77.
(k)Ibid.
(l) Vergl. pag. 71.
(m)L. XVII.
(n)[Spaltenumbruch]RIVINUS glaubte, man erbe die Pest blos durch Furcht. Doch davon soll anderswo gehan- delt werden.
Das Fuͤhlen XII. Buch.
liren Pflanzen, die bei Tage und in der Waͤrme ausduͤn- ſten, des Nachts uͤber in der Kaͤlte, ſie ſchwellen, und nehmen an Groͤſſe zu.
Hieher gehoͤrt auch, laut dem Obigen, eine feuchte (i) und zugleich kalte Luft: Ruhe (k) und Muße: trau- rige Gemuͤtsbewegungen (l), die oft und ſchnell den Urin waͤſſrig machen, weil die Dunſtmaterie zuruͤkk tritt (m); und die Furcht, die den Durchlauf erwekkt. Man glaubt, die Furcht erweitre die inhalirende Gefaͤſſe der Haut, daß ſie ſich gegen die ſchaͤdliche Ausduͤnſtungen, ſonderlich in der Peſt, leichter oͤffnen (n).
Dritter Abſchnitt, Das Fuͤhlen.
§. 1. Was das Fuͤhlen, beſonders betrachtet, eigentlich ſey.
Wenn wir die Eigenſchaften der Koͤrper, welche uns umgeben, genauer beſtimmen wollen, und die wir weder nach dem Urteile des Augenſcheins, noch mit Huͤlfe andrer Sinnen zu erkennen vermoͤgend ſind, ſo pflegen wir uns dazu unſrer Fingerſpizzen, und zwar an der Stelle zu bedienen, wo die Oberhaut, ſchnekkenfoͤrmig gewunden, Runzeln aufwirft: wir koͤnnten uns aber dabei eben ſo- wohl der aͤnlich gebauten Zeeſpizzen bedienen, wofern nicht das Gehen und Reiben der Schue dieſe Zeen untauglich dazu machte, ob ſie gleich einerlei Anlage zum Fuͤhlen haben.
Die-
(i)[Spaltenumbruch]pag. 77.
(k)Ibid.
(l) Vergl. pag. 71.
(m)L. XVII.
(n)[Spaltenumbruch]RIVINUS glaubte, man erbe die Peſt blos durch Furcht. Doch davon ſoll anderswo gehan- delt werden.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0390"n="372"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Fuͤhlen <hirendition="#aq">XII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
liren Pflanzen, die bei Tage und in der Waͤrme ausduͤn-<lb/>ſten, des Nachts uͤber in der Kaͤlte, ſie ſchwellen, und<lb/>
nehmen an Groͤſſe zu.</p><lb/><p>Hieher gehoͤrt auch, laut dem Obigen, eine feuchte<lb/><noteplace="foot"n="(i)"><cb/><hirendition="#aq">pag.</hi> 77.</note> und zugleich kalte Luft: Ruhe <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">Ibid.</hi></note> und Muße: trau-<lb/>
rige Gemuͤtsbewegungen <noteplace="foot"n="(l)">Vergl. <hirendition="#aq">pag.</hi> 71.</note>, die oft und ſchnell den Urin<lb/>
waͤſſrig machen, weil die Dunſtmaterie zuruͤkk tritt <noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq">L. XVII.</hi></note>;<lb/>
und die Furcht, die den Durchlauf erwekkt. Man glaubt,<lb/>
die Furcht erweitre die inhalirende Gefaͤſſe der Haut, daß<lb/>ſie ſich gegen die ſchaͤdliche Ausduͤnſtungen, ſonderlich in<lb/>
der Peſt, leichter oͤffnen <noteplace="foot"n="(n)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">RIVINUS</hi></hi> glaubte, man<lb/>
erbe die Peſt blos durch Furcht.<lb/>
Doch davon ſoll anderswo gehan-<lb/>
delt werden.</note>.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Dritter Abſchnitt,<lb/>
Das Fuͤhlen.</hi></hi></head><lb/><divn="3"><head>§. 1.<lb/><hirendition="#b">Was das Fuͤhlen, beſonders betrachtet,<lb/>
eigentlich ſey.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">W</hi>enn wir die Eigenſchaften der Koͤrper, welche uns<lb/>
umgeben, genauer beſtimmen wollen, und die wir<lb/>
weder nach dem Urteile des Augenſcheins, noch mit Huͤlfe<lb/>
andrer Sinnen zu erkennen vermoͤgend ſind, ſo pflegen<lb/>
wir uns dazu unſrer Fingerſpizzen, und zwar an der Stelle<lb/>
zu bedienen, wo die Oberhaut, ſchnekkenfoͤrmig gewunden,<lb/>
Runzeln aufwirft: wir koͤnnten uns aber dabei eben ſo-<lb/>
wohl der aͤnlich gebauten Zeeſpizzen bedienen, wofern nicht<lb/>
das Gehen und Reiben der Schue dieſe Zeen untauglich<lb/>
dazu machte, ob ſie gleich einerlei Anlage zum Fuͤhlen<lb/>
haben.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Die-</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[372/0390]
Das Fuͤhlen XII. Buch.
liren Pflanzen, die bei Tage und in der Waͤrme ausduͤn-
ſten, des Nachts uͤber in der Kaͤlte, ſie ſchwellen, und
nehmen an Groͤſſe zu.
Hieher gehoͤrt auch, laut dem Obigen, eine feuchte
(i) und zugleich kalte Luft: Ruhe (k) und Muße: trau-
rige Gemuͤtsbewegungen (l), die oft und ſchnell den Urin
waͤſſrig machen, weil die Dunſtmaterie zuruͤkk tritt (m);
und die Furcht, die den Durchlauf erwekkt. Man glaubt,
die Furcht erweitre die inhalirende Gefaͤſſe der Haut, daß
ſie ſich gegen die ſchaͤdliche Ausduͤnſtungen, ſonderlich in
der Peſt, leichter oͤffnen (n).
Dritter Abſchnitt,
Das Fuͤhlen.
§. 1.
Was das Fuͤhlen, beſonders betrachtet,
eigentlich ſey.
Wenn wir die Eigenſchaften der Koͤrper, welche uns
umgeben, genauer beſtimmen wollen, und die wir
weder nach dem Urteile des Augenſcheins, noch mit Huͤlfe
andrer Sinnen zu erkennen vermoͤgend ſind, ſo pflegen
wir uns dazu unſrer Fingerſpizzen, und zwar an der Stelle
zu bedienen, wo die Oberhaut, ſchnekkenfoͤrmig gewunden,
Runzeln aufwirft: wir koͤnnten uns aber dabei eben ſo-
wohl der aͤnlich gebauten Zeeſpizzen bedienen, wofern nicht
das Gehen und Reiben der Schue dieſe Zeen untauglich
dazu machte, ob ſie gleich einerlei Anlage zum Fuͤhlen
haben.
Die-
(i)
pag. 77.
(k) Ibid.
(l) Vergl. pag. 71.
(m) L. XVII.
(n)
RIVINUS glaubte, man
erbe die Peſt blos durch Furcht.
Doch davon ſoll anderswo gehan-
delt werden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/390>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.