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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Das Gehör. XV. Buch.

Andere sagen dagegen, daß Leute taub geworden,
wenn diese Membran durchlöchert worden, und sie nen-
nen ebenfalls Exempel (i) und Versuche, die man Hun-
den gemacht habe (k). Man sagt, daß dieses Uebel in
Jtalien gemein sei, und es soll von dem zu vielen Rein-
machen ein schweres Gehör entstehen, welches man
dieser zerrissenen Membran Schuld giebt. An einem
Tauben fand man (l) keine Trummelhaut. Derjenige
verlohr das Gehör, dem man die Trummelhaut mit
einem Degen verlezzt hatte (m); doch kam das Gehör
allmälich wieder, als er geheilet wurde. Durch Ver-
eiterung gieng das Gehör verlohren (m*). Da also
auch Valsalva bezeugt, daß sich leicht die Wunden an
dieser Membran schliessen (n), so können einige Exem-
pel von einer unschädlichen Verletzung derselben, zu der-
gleichen Kuren gerechnet werden, oder es mag auch
noch die Trompete des Eustachs ihre Dienste gethan
haben.

Es erlaubet nämlich weder das besondere Kunststükk
dieser Membran, die keiner anderen Membran gleich
ist, noch ihre beständige Analogie in so vielen Thie-
ren (o), noch ihre Verbindung mit den Gehörknöchgen,

und
[Spaltenumbruch] Hunde durchborte, erfolgte erst
nach Ablauf dreier Monate, die
Taubheit de anim. brut. p. 133,
tum CHIRAC, apud KOENIG,
anim. regn.
163. mit gleichem Er-
folge, oder fast änlichem SCHEL-
HAMMER, p. 207. & CHESEL-
DENIUS, p.
305. 306.
(i) physiolog. cap. 29. D. de
MARCHETTIS.
Daß man nur
nach und nach taub werde DU-
VERNEY, p.
75.
(k) I. G. PAULI, ad I. v.
HORNE, pag.
130. nach Zersto-
rung der Knöchgen, und in der
Krankheit, die VALSALVA er-
[Spaltenumbruch] zählt, pag. 101. BARTOLINUS,
hist. 29. Cent. IV. et in Exem-
plis DUVERNEY, p. 75. NA-
BOTH, p.
130.
(l) RIOLAN, p. 229.
(m) KALTSCHMIDT,
de otalgia p.
15.
(m*) HOFFMANN, disquis.
pag.
313.
(n) de aure hum. p. 101. Eine
neue Membran wuchs wieder p.
102. oder die Wunde schloß sich
pag. 103. Man vergleiche damit
MORGAGNUM, p. 75.
(o) Damit nicht etwas hinein-
falle ess. de phys. nov. ed. p. 750.
Das Gehoͤr. XV. Buch.

Andere ſagen dagegen, daß Leute taub geworden,
wenn dieſe Membran durchloͤchert worden, und ſie nen-
nen ebenfalls Exempel (i) und Verſuche, die man Hun-
den gemacht habe (k). Man ſagt, daß dieſes Uebel in
Jtalien gemein ſei, und es ſoll von dem zu vielen Rein-
machen ein ſchweres Gehoͤr entſtehen, welches man
dieſer zerriſſenen Membran Schuld giebt. An einem
Tauben fand man (l) keine Trummelhaut. Derjenige
verlohr das Gehoͤr, dem man die Trummelhaut mit
einem Degen verlezzt hatte (m); doch kam das Gehoͤr
allmaͤlich wieder, als er geheilet wurde. Durch Ver-
eiterung gieng das Gehoͤr verlohren (m*). Da alſo
auch Valſalva bezeugt, daß ſich leicht die Wunden an
dieſer Membran ſchlieſſen (n), ſo koͤnnen einige Exem-
pel von einer unſchaͤdlichen Verletzung derſelben, zu der-
gleichen Kuren gerechnet werden, oder es mag auch
noch die Trompete des Euſtachs ihre Dienſte gethan
haben.

Es erlaubet naͤmlich weder das beſondere Kunſtſtuͤkk
dieſer Membran, die keiner anderen Membran gleich
iſt, noch ihre beſtaͤndige Analogie in ſo vielen Thie-
ren (o), noch ihre Verbindung mit den Gehoͤrknoͤchgen,

und
[Spaltenumbruch] Hunde durchborte, erfolgte erſt
nach Ablauf dreier Monate, die
Taubheit de anim. brut. p. 133,
tum CHIRAC, apud KOENIG,
anim. regn.
163. mit gleichem Er-
folge, oder faſt aͤnlichem SCHEL-
HAMMER, p. 207. & CHESEL-
DENIUS, p.
305. 306.
(i) phyſiolog. cap. 29. D. de
MARCHETTIS.
Daß man nur
nach und nach taub werde DU-
VERNEY, p.
75.
(k) I. G. PAULI, ad I. v.
HORNE, pag.
130. nach Zerſto-
rung der Knoͤchgen, und in der
Krankheit, die VALSALVA er-
[Spaltenumbruch] zaͤhlt, pag. 101. BARTOLINUS,
hiſt. 29. Cent. IV. et in Exem-
plis DUVERNEY, p. 75. NA-
BOTH, p.
130.
(l) RIOLAN, p. 229.
(m) KALTSCHMIDT,
de otalgia p.
15.
(m*) HOFFMANN, diſquiſ.
pag.
313.
(n) de aure hum. p. 101. Eine
neue Membran wuchs wieder p.
102. oder die Wunde ſchloß ſich
pag. 103. Man vergleiche damit
MORGAGNUM, p. 75.
(o) Damit nicht etwas hinein-
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[668/0686] Das Gehoͤr. XV. Buch. Andere ſagen dagegen, daß Leute taub geworden, wenn dieſe Membran durchloͤchert worden, und ſie nen- nen ebenfalls Exempel (i) und Verſuche, die man Hun- den gemacht habe (k). Man ſagt, daß dieſes Uebel in Jtalien gemein ſei, und es ſoll von dem zu vielen Rein- machen ein ſchweres Gehoͤr entſtehen, welches man dieſer zerriſſenen Membran Schuld giebt. An einem Tauben fand man (l) keine Trummelhaut. Derjenige verlohr das Gehoͤr, dem man die Trummelhaut mit einem Degen verlezzt hatte (m); doch kam das Gehoͤr allmaͤlich wieder, als er geheilet wurde. Durch Ver- eiterung gieng das Gehoͤr verlohren (m*). Da alſo auch Valſalva bezeugt, daß ſich leicht die Wunden an dieſer Membran ſchlieſſen (n), ſo koͤnnen einige Exem- pel von einer unſchaͤdlichen Verletzung derſelben, zu der- gleichen Kuren gerechnet werden, oder es mag auch noch die Trompete des Euſtachs ihre Dienſte gethan haben. Es erlaubet naͤmlich weder das beſondere Kunſtſtuͤkk dieſer Membran, die keiner anderen Membran gleich iſt, noch ihre beſtaͤndige Analogie in ſo vielen Thie- ren (o), noch ihre Verbindung mit den Gehoͤrknoͤchgen, und (b) (i) phyſiolog. cap. 29. D. de MARCHETTIS. Daß man nur nach und nach taub werde DU- VERNEY, p. 75. (k) I. G. PAULI, ad I. v. HORNE, pag. 130. nach Zerſto- rung der Knoͤchgen, und in der Krankheit, die VALSALVA er- zaͤhlt, pag. 101. BARTOLINUS, hiſt. 29. Cent. IV. et in Exem- plis DUVERNEY, p. 75. NA- BOTH, p. 130. (l) RIOLAN, p. 229. (m) KALTSCHMIDT, de otalgia p. 15. (m*) HOFFMANN, diſquiſ. pag. 313. (n) de aure hum. p. 101. Eine neue Membran wuchs wieder p. 102. oder die Wunde ſchloß ſich pag. 103. Man vergleiche damit MORGAGNUM, p. 75. (o) Damit nicht etwas hinein- falle eſſ. de phyſ. nov. ed. p. 750. (b) Hunde durchborte, erfolgte erſt nach Ablauf dreier Monate, die Taubheit de anim. brut. p. 133, tum CHIRAC, apud KOENIG, anim. regn. 163. mit gleichem Er- folge, oder faſt aͤnlichem SCHEL- HAMMER, p. 207. & CHESEL- DENIUS, p. 305. 306.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/686>, abgerufen am 29.06.2024.