Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Abschnitt. Bau des Magens.
hen Dunste angefüllt waren. Es ist auch nach unsern
Versuchen gewis, daß das Wasser in einem Thiere, dessen
Unterleib verschlossen und alles zusammengedrükkt ist, nicht
wohl durch die Zotten in den Magen dringt (q), daß
sich etwas weniges Plazz machen könne, wenn die Strasse
durch den Pförtner verschlossen ist, und der Drukk von
aussen darauf presset, will ich nicht in Abrede sein: und
ich läugne auch nicht, daß sich etwas sehr zartes hier nicht
durchschleichen sollte. Das aber sehe ich nicht, daß der
Weg dazu offen sei, und eine merkwürdige Menge Was-
sers durchlassen könnte.



Zweeter Abschnitt.
Der Hunger und Durst.
§. 1.

Jch sehe hier einen unvermeidlichen Fehler in der Ord-
nung vor mir, wie ich die Verdauung der Speisen
vorzutragen angefangen habe. Jch muß nämlich vor-
her noch Dinge erklären, um den Sizz und die Ursache
des Hungers deutlich zu machen. Und dennoch ist es
notwendig, den Hunger zuvor zu schildern, bevor ich die
Speisen nenne, die man des Hungers wegen zu sich
nimmt, oder ehe wir die Verdauung der Speise selbst
vor uns nehmen. Wir müssen uns daher noch in Acht
nehmen, nichts zum Grunde zu sezzen, was nicht wahr
ist; allein wir werden nicht umhin können, in der Folge
etwas noch einmal, wiewohl vollständiger wieder zu be-
rühren.

§. 2.
(q) HALES p. 118.
Q 5

I. Abſchnitt. Bau des Magens.
hen Dunſte angefuͤllt waren. Es iſt auch nach unſern
Verſuchen gewis, daß das Waſſer in einem Thiere, deſſen
Unterleib verſchloſſen und alles zuſammengedruͤkkt iſt, nicht
wohl durch die Zotten in den Magen dringt (q), daß
ſich etwas weniges Plazz machen koͤnne, wenn die Straſſe
durch den Pfoͤrtner verſchloſſen iſt, und der Drukk von
auſſen darauf preſſet, will ich nicht in Abrede ſein: und
ich laͤugne auch nicht, daß ſich etwas ſehr zartes hier nicht
durchſchleichen ſollte. Das aber ſehe ich nicht, daß der
Weg dazu offen ſei, und eine merkwuͤrdige Menge Waſ-
ſers durchlaſſen koͤnnte.



Zweeter Abſchnitt.
Der Hunger und Durſt.
§. 1.

Jch ſehe hier einen unvermeidlichen Fehler in der Ord-
nung vor mir, wie ich die Verdauung der Speiſen
vorzutragen angefangen habe. Jch muß naͤmlich vor-
her noch Dinge erklaͤren, um den Sizz und die Urſache
des Hungers deutlich zu machen. Und dennoch iſt es
notwendig, den Hunger zuvor zu ſchildern, bevor ich die
Speiſen nenne, die man des Hungers wegen zu ſich
nimmt, oder ehe wir die Verdauung der Speiſe ſelbſt
vor uns nehmen. Wir muͤſſen uns daher noch in Acht
nehmen, nichts zum Grunde zu ſezzen, was nicht wahr
iſt; allein wir werden nicht umhin koͤnnen, in der Folge
etwas noch einmal, wiewohl vollſtaͤndiger wieder zu be-
ruͤhren.

§. 2.
(q) HALES p. 118.
Q 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0269" n="233[249]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Bau des Magens.</hi></fw><lb/>
hen Dun&#x017F;te angefu&#x0364;llt waren. Es i&#x017F;t auch nach un&#x017F;ern<lb/>
Ver&#x017F;uchen gewis, daß das Wa&#x017F;&#x017F;er in einem Thiere, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Unterleib ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en und alles zu&#x017F;ammengedru&#x0364;kkt i&#x017F;t, nicht<lb/>
wohl durch die Zotten in den Magen dringt <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">HALES p.</hi> 118.</note>, daß<lb/>
&#x017F;ich etwas weniges Plazz machen ko&#x0364;nne, wenn die Stra&#x017F;&#x017F;e<lb/>
durch den Pfo&#x0364;rtner ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t, und der Drukk von<lb/>
au&#x017F;&#x017F;en darauf pre&#x017F;&#x017F;et, will ich nicht in Abrede &#x017F;ein: und<lb/>
ich la&#x0364;ugne auch nicht, daß &#x017F;ich etwas &#x017F;ehr zartes hier nicht<lb/>
durch&#x017F;chleichen &#x017F;ollte. Das aber &#x017F;ehe ich nicht, daß der<lb/>
Weg dazu offen &#x017F;ei, und eine merkwu&#x0364;rdige Menge Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ers durchla&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnte.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zweeter Ab&#x017F;chnitt.<lb/>
Der Hunger und Dur&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">J</hi>ch &#x017F;ehe hier einen unvermeidlichen Fehler in der Ord-<lb/>
nung vor mir, wie ich die Verdauung der Spei&#x017F;en<lb/>
vorzutragen angefangen habe. Jch muß na&#x0364;mlich vor-<lb/>
her noch Dinge erkla&#x0364;ren, um den Sizz und die Ur&#x017F;ache<lb/>
des Hungers deutlich zu machen. Und dennoch i&#x017F;t es<lb/>
notwendig, den Hunger zuvor zu &#x017F;childern, bevor ich die<lb/>
Spei&#x017F;en nenne, die man des Hungers wegen zu &#x017F;ich<lb/>
nimmt, oder ehe wir die Verdauung der Spei&#x017F;e &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
vor uns nehmen. Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en uns daher noch in Acht<lb/>
nehmen, nichts zum Grunde zu &#x017F;ezzen, was nicht wahr<lb/>
i&#x017F;t; allein wir werden nicht umhin ko&#x0364;nnen, in der Folge<lb/>
etwas noch einmal, wiewohl voll&#x017F;ta&#x0364;ndiger wieder zu be-<lb/>
ru&#x0364;hren.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">Q 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 2.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[233[249]/0269] I. Abſchnitt. Bau des Magens. hen Dunſte angefuͤllt waren. Es iſt auch nach unſern Verſuchen gewis, daß das Waſſer in einem Thiere, deſſen Unterleib verſchloſſen und alles zuſammengedruͤkkt iſt, nicht wohl durch die Zotten in den Magen dringt (q), daß ſich etwas weniges Plazz machen koͤnne, wenn die Straſſe durch den Pfoͤrtner verſchloſſen iſt, und der Drukk von auſſen darauf preſſet, will ich nicht in Abrede ſein: und ich laͤugne auch nicht, daß ſich etwas ſehr zartes hier nicht durchſchleichen ſollte. Das aber ſehe ich nicht, daß der Weg dazu offen ſei, und eine merkwuͤrdige Menge Waſ- ſers durchlaſſen koͤnnte. Zweeter Abſchnitt. Der Hunger und Durſt. §. 1. Jch ſehe hier einen unvermeidlichen Fehler in der Ord- nung vor mir, wie ich die Verdauung der Speiſen vorzutragen angefangen habe. Jch muß naͤmlich vor- her noch Dinge erklaͤren, um den Sizz und die Urſache des Hungers deutlich zu machen. Und dennoch iſt es notwendig, den Hunger zuvor zu ſchildern, bevor ich die Speiſen nenne, die man des Hungers wegen zu ſich nimmt, oder ehe wir die Verdauung der Speiſe ſelbſt vor uns nehmen. Wir muͤſſen uns daher noch in Acht nehmen, nichts zum Grunde zu ſezzen, was nicht wahr iſt; allein wir werden nicht umhin koͤnnen, in der Folge etwas noch einmal, wiewohl vollſtaͤndiger wieder zu be- ruͤhren. §. 2. (q) HALES p. 118. Q 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/269
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 233[249]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/269>, abgerufen am 24.11.2024.