Ausserdem ist das Wesen der Fische ein Mittelding zwischen den Pflanzen und Thieren. Sie werden zwar faul, und zwar geschwinde (b), und sie geben mehr stin- kende alkalische Säfte, als das Rinderfleisch (c), ob sie gleich wegen Menge des Wassers (d) weniger trokknes Salz in sich haben (e).
Sie geben auch einen fast eben so überflüßigen Gal- lert (f); da sie übrigens aber sehr wenig Blut haben, und fast ohne alles oder doch vieles Fett sind, und ihr Gallert wäßrig oder zärter ist, so ernähren sie in der That weniger, sie machen weniger rotes Blut, und geben weniger Stärke, als das Fleisch: ich habe diese Schwäche nicht nur selbst an mir versucht, sondern man findet auch, daß sie wärend der Fasten von andern bemerkt worden ist (g). Diesemnach sind die Mönche, welche keinen Theil an der Erzeugung der Menschen haben, von der römischen Kirche zu einem stärkern, oder dem einzigen Ge- nusse der Fische, vermöge der Regel gesezzmäßig verpflich- tet, und nicht ohne Grund dazu verbunden (h).
Und dennoch giebt es auch jezzo noch viele Völker- schaften, welche fast von nichts, als Fischen leben: erst- lich die elende Einwoner von Neuholland (i), die auf- ser den Fischen, welche das zurükktretende Meer, in den, am sandigen Ufer ausgestochnen Gruben zurükke läst, weiter keine Art von Narung wissen; eben dieses ist auch
das
(b)[Spaltenumbruch]Mem. sur la maniere de ras- sembler &c. p. 53. daher schwächen sie den Spiritum, in welchem man sie aufbehält.
(c)Mem. de l'Acad. 1732. p. 23.
(d)BOYLE chym. scept. P. II.
(e)LEMMERY cours de chymie.
(f) Mit Rindfleisch aus 4 Un- zen, an Extrakte Gran 108, das Kalbfleisch 174. der Karpe Gran 252. der Hecht Gran 168. der [Spaltenumbruch]
fleischfreßige Krebs 177. die Nat- ter 108. die Frösche gaben keinen Gallert, die Schildkröte sehr we- nig. Ex Me de 1730. 1732.
(g) Die Karthäuser bleich und schwächlich PECHLIN obs p 513. Lastträger bekommen vom Fisches- sen weniger Kraft Id
(h) Die magre Narung ist na- türlicher HECQUET tr. des di- spenses du careme.
(i) Bei dem DAMPIER.
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III. Abſchnitt. Speiſe und Trank.
Auſſerdem iſt das Weſen der Fiſche ein Mittelding zwiſchen den Pflanzen und Thieren. Sie werden zwar faul, und zwar geſchwinde (b), und ſie geben mehr ſtin- kende alkaliſche Saͤfte, als das Rinderfleiſch (c), ob ſie gleich wegen Menge des Waſſers (d) weniger trokknes Salz in ſich haben (e).
Sie geben auch einen faſt eben ſo uͤberfluͤßigen Gal- lert (f); da ſie uͤbrigens aber ſehr wenig Blut haben, und faſt ohne alles oder doch vieles Fett ſind, und ihr Gallert waͤßrig oder zaͤrter iſt, ſo ernaͤhren ſie in der That weniger, ſie machen weniger rotes Blut, und geben weniger Staͤrke, als das Fleiſch: ich habe dieſe Schwaͤche nicht nur ſelbſt an mir verſucht, ſondern man findet auch, daß ſie waͤrend der Faſten von andern bemerkt worden iſt (g). Dieſemnach ſind die Moͤnche, welche keinen Theil an der Erzeugung der Menſchen haben, von der roͤmiſchen Kirche zu einem ſtaͤrkern, oder dem einzigen Ge- nuſſe der Fiſche, vermoͤge der Regel geſezzmaͤßig verpflich- tet, und nicht ohne Grund dazu verbunden (h).
Und dennoch giebt es auch jezzo noch viele Voͤlker- ſchaften, welche faſt von nichts, als Fiſchen leben: erſt- lich die elende Einwoner von Neuholland (i), die auf- ſer den Fiſchen, welche das zuruͤkktretende Meer, in den, am ſandigen Ufer ausgeſtochnen Gruben zuruͤkke laͤſt, weiter keine Art von Narung wiſſen; eben dieſes iſt auch
das
(b)[Spaltenumbruch]Mém. ſur la maniere de raſ- ſembler &c. p. 53. daher ſchwaͤchen ſie den Spiritum, in welchem man ſie aufbehaͤlt.
(c)Mém. de l’Acad. 1732. p. 23.
(d)BOYLE chym. ſcept. P. II.
(e)LEMMERY cours de chymie.
(f) Mit Rindfleiſch aus 4 Un- zen, an Extrakte Gran 108, das Kalbfleiſch 174. der Karpe Gran 252. der Hecht Gran 168. der [Spaltenumbruch]
fleiſchfreßige Krebs 177. die Nat- ter 108. die Froͤſche gaben keinen Gallert, die Schildkroͤte ſehr we- nig. Ex Mé de 1730. 1732.
(g) Die Karthaͤuſer bleich und ſchwaͤchlich PECHLIN obſ p 513. Laſttraͤger bekommen vom Fiſcheſ- ſen weniger Kraft Id
(h) Die magre Narung iſt na- tuͤrlicher HECQUET tr. des di- ſpenſes du carème.
(i) Bei dem DAMPIER.
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[291[307]/0327]
III. Abſchnitt. Speiſe und Trank.
Auſſerdem iſt das Weſen der Fiſche ein Mittelding
zwiſchen den Pflanzen und Thieren. Sie werden zwar
faul, und zwar geſchwinde (b), und ſie geben mehr ſtin-
kende alkaliſche Saͤfte, als das Rinderfleiſch (c), ob ſie
gleich wegen Menge des Waſſers (d) weniger trokknes
Salz in ſich haben (e).
Sie geben auch einen faſt eben ſo uͤberfluͤßigen Gal-
lert (f); da ſie uͤbrigens aber ſehr wenig Blut haben,
und faſt ohne alles oder doch vieles Fett ſind, und ihr
Gallert waͤßrig oder zaͤrter iſt, ſo ernaͤhren ſie in der
That weniger, ſie machen weniger rotes Blut, und geben
weniger Staͤrke, als das Fleiſch: ich habe dieſe Schwaͤche
nicht nur ſelbſt an mir verſucht, ſondern man findet auch,
daß ſie waͤrend der Faſten von andern bemerkt worden
iſt (g). Dieſemnach ſind die Moͤnche, welche keinen
Theil an der Erzeugung der Menſchen haben, von der
roͤmiſchen Kirche zu einem ſtaͤrkern, oder dem einzigen Ge-
nuſſe der Fiſche, vermoͤge der Regel geſezzmaͤßig verpflich-
tet, und nicht ohne Grund dazu verbunden (h).
Und dennoch giebt es auch jezzo noch viele Voͤlker-
ſchaften, welche faſt von nichts, als Fiſchen leben: erſt-
lich die elende Einwoner von Neuholland (i), die auf-
ſer den Fiſchen, welche das zuruͤkktretende Meer, in den,
am ſandigen Ufer ausgeſtochnen Gruben zuruͤkke laͤſt,
weiter keine Art von Narung wiſſen; eben dieſes iſt auch
das
(b)
Mém. ſur la maniere de raſ-
ſembler &c. p. 53. daher ſchwaͤchen
ſie den Spiritum, in welchem man
ſie aufbehaͤlt.
(c) Mém. de l’Acad. 1732.
p. 23.
(d) BOYLE chym. ſcept. P. II.
(e) LEMMERY cours de
chymie.
(f) Mit Rindfleiſch aus 4 Un-
zen, an Extrakte Gran 108, das
Kalbfleiſch 174. der Karpe Gran
252. der Hecht Gran 168. der
fleiſchfreßige Krebs 177. die Nat-
ter 108. die Froͤſche gaben keinen
Gallert, die Schildkroͤte ſehr we-
nig. Ex Mé de 1730. 1732.
(g) Die Karthaͤuſer bleich und
ſchwaͤchlich PECHLIN obſ p 513.
Laſttraͤger bekommen vom Fiſcheſ-
ſen weniger Kraft Id
(h) Die magre Narung iſt na-
tuͤrlicher HECQUET tr. des di-
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(i) Bei dem DAMPIER.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 291[307]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/327>, abgerufen am 24.11.2024.
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