gen, welche hinlänglich frische Kräuter um Temeswar hat- ten, fülten keinen Skorbut, da doch die Besazzung grö- stenteils von dieser Seuche aufgerieben wurde (e). Er hörte von selbst auf, sobald nach aufgehobner Belagerung die Leute wieder vegetabilische Speise zu essen bekamen (f). Den Aussazz auf den hebridischen Jnseln hebt man mit Salz und Sauer auf (g).
Schweine, die vom Gebrauche der Meerfische ranzig werden, kommen davon, wenn man ihnen bei Zeiten Korn vorschüttet (h).
Es müssen also beide Narungsmittel dergestalt unter einander gemäßigt werden, daß das Vegetabilische um et- was das Uebergewicht bekömmt, sonderlich zum Abendes- sen, weil man des Nachtes übel verdaut, und man sich folglich für der Fäulnis mehr zu fürchten hat. Ferner muß man in heissen Ländern und in hizzigen Krankhei- ten (i) die vegetabilische Narung vermeren, und man kann in kalten Gegenden schon mehr Fleisch erlauben. So wie ausserdem Jemand von heftigerm Temperamente ist, stark an Kräften, und in einem Alter ist, welches sich zur Stärke wohl proportionirt, so verträgt ein solcher das Fleisch nicht wohl, und er würde sich desselben mit besserm Vorteile bedienen, wofern in seinen Säften mehr Phleg- ma wäre, und seine feste Theile weniger Kräfte ent- hielten.
Die allgemeine Lehrerin der Menschen, die Erfarung, hat dieses alles ganze Völkerschaften gelehrt, so viel deren in stillen Republiken dem Gesezze der Sitten gehorsam sind (k). Alle essen nämlich Brodt oder etwas aus Ge-
treide
(e)[Spaltenumbruch]BACHSTROEM p. 6.
(f)Idem P. 15.
(g)MARTIN p. 285.
(h)BIRCH T. [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] p. 376.
(i) Nüzzlicher Durchfall, von vielen Gartenfrüchten bei den tol- [Spaltenumbruch]
len Personen G. v. Swieten T. III. p. 480.
(k) Auch die wilden Cherakiser, Jrokesen CHERAKISI, Irokesi und Afrikaner, so ihre Kinder ver- kaufen.
Der Magen. XIX. Buch.
gen, welche hinlaͤnglich friſche Kraͤuter um Temeſwar hat- ten, fuͤlten keinen Skorbut, da doch die Beſazzung groͤ- ſtenteils von dieſer Seuche aufgerieben wurde (e). Er hoͤrte von ſelbſt auf, ſobald nach aufgehobner Belagerung die Leute wieder vegetabiliſche Speiſe zu eſſen bekamen (f). Den Ausſazz auf den hebridiſchen Jnſeln hebt man mit Salz und Sauer auf (g).
Schweine, die vom Gebrauche der Meerfiſche ranzig werden, kommen davon, wenn man ihnen bei Zeiten Korn vorſchuͤttet (h).
Es muͤſſen alſo beide Narungsmittel dergeſtalt unter einander gemaͤßigt werden, daß das Vegetabiliſche um et- was das Uebergewicht bekoͤmmt, ſonderlich zum Abendeſ- ſen, weil man des Nachtes uͤbel verdaut, und man ſich folglich fuͤr der Faͤulnis mehr zu fuͤrchten hat. Ferner muß man in heiſſen Laͤndern und in hizzigen Krankhei- ten (i) die vegetabiliſche Narung vermeren, und man kann in kalten Gegenden ſchon mehr Fleiſch erlauben. So wie auſſerdem Jemand von heftigerm Temperamente iſt, ſtark an Kraͤften, und in einem Alter iſt, welches ſich zur Staͤrke wohl proportionirt, ſo vertraͤgt ein ſolcher das Fleiſch nicht wohl, und er wuͤrde ſich deſſelben mit beſſerm Vorteile bedienen, wofern in ſeinen Saͤften mehr Phleg- ma waͤre, und ſeine feſte Theile weniger Kraͤfte ent- hielten.
Die allgemeine Lehrerin der Menſchen, die Erfarung, hat dieſes alles ganze Voͤlkerſchaften gelehrt, ſo viel deren in ſtillen Republiken dem Geſezze der Sitten gehorſam ſind (k). Alle eſſen naͤmlich Brodt oder etwas aus Ge-
treide
(e)[Spaltenumbruch]BACHSTROEM p. 6.
(f)Idem P. 15.
(g)MARTIN p. 285.
(h)BIRCH T. [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] p. 376.
(i) Nuͤzzlicher Durchfall, von vielen Gartenfruͤchten bei den tol- [Spaltenumbruch]
len Perſonen G. v. Swieten T. III. p. 480.
(k) Auch die wilden Cherakiſer, Jrokeſen CHERAKISI, Irokeſi und Afrikaner, ſo ihre Kinder ver- kaufen.
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[306[322]/0342]
Der Magen. XIX. Buch.
gen, welche hinlaͤnglich friſche Kraͤuter um Temeſwar hat-
ten, fuͤlten keinen Skorbut, da doch die Beſazzung groͤ-
ſtenteils von dieſer Seuche aufgerieben wurde (e). Er
hoͤrte von ſelbſt auf, ſobald nach aufgehobner Belagerung
die Leute wieder vegetabiliſche Speiſe zu eſſen bekamen (f).
Den Ausſazz auf den hebridiſchen Jnſeln hebt man mit
Salz und Sauer auf (g).
Schweine, die vom Gebrauche der Meerfiſche ranzig
werden, kommen davon, wenn man ihnen bei Zeiten
Korn vorſchuͤttet (h).
Es muͤſſen alſo beide Narungsmittel dergeſtalt unter
einander gemaͤßigt werden, daß das Vegetabiliſche um et-
was das Uebergewicht bekoͤmmt, ſonderlich zum Abendeſ-
ſen, weil man des Nachtes uͤbel verdaut, und man ſich
folglich fuͤr der Faͤulnis mehr zu fuͤrchten hat. Ferner
muß man in heiſſen Laͤndern und in hizzigen Krankhei-
ten (i) die vegetabiliſche Narung vermeren, und man kann
in kalten Gegenden ſchon mehr Fleiſch erlauben. So
wie auſſerdem Jemand von heftigerm Temperamente iſt,
ſtark an Kraͤften, und in einem Alter iſt, welches ſich zur
Staͤrke wohl proportionirt, ſo vertraͤgt ein ſolcher das
Fleiſch nicht wohl, und er wuͤrde ſich deſſelben mit beſſerm
Vorteile bedienen, wofern in ſeinen Saͤften mehr Phleg-
ma waͤre, und ſeine feſte Theile weniger Kraͤfte ent-
hielten.
Die allgemeine Lehrerin der Menſchen, die Erfarung,
hat dieſes alles ganze Voͤlkerſchaften gelehrt, ſo viel deren
in ſtillen Republiken dem Geſezze der Sitten gehorſam
ſind (k). Alle eſſen naͤmlich Brodt oder etwas aus Ge-
treide
(e)
BACHSTROEM p. 6.
(f) Idem P. 15.
(g) MARTIN p. 285.
(h) BIRCH T. _ p. 376.
(i) Nuͤzzlicher Durchfall, von
vielen Gartenfruͤchten bei den tol-
len Perſonen G. v. Swieten T. III.
p. 480.
(k) Auch die wilden Cherakiſer,
Jrokeſen CHERAKISI, Irokeſi und
Afrikaner, ſo ihre Kinder ver-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 306[322]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/342>, abgerufen am 23.11.2024.
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