Man könnte noch, sonderlich zu den Sumpf und Re- genwassern, die zarten Ausflüsse von Pflanzen und Lei- chen fügen. Von beiden bekömmt das Trinken aus der Seine die Kraft zur Ruhr (e); und von dergleichen lei- tet man die Ruhr in Ungern und die schnelle Todesfälle her (f).
§. 19. Ob alles aus Wasser bestehe.
Ob gleich im Wasser vielfache Grundstoffe stekken, so haben doch berümte Männer demselben vormals, und auch jezzo noch viel mehr Kräfte zugeschrieben. Sie sagten, daß alles aus Wasser erzeugt werde, und sich bilde, we- nigstens sollte dieses von den Pflanzen und Thieren wahr sein. Wasser sollte sich in Erde, in Oel, Salz, folglich in alles verwandeln, woraus der Bau eines Menschen zusammengesezzt sei.
Man führt den Weidebaum des Helmontius(a) an, welcher blos im Wasser auferzogen, dennoch um vier- zig mal schwerer wird, ob er gleich blos in Wasser gestan- den, als man ihn in ein Gefässe gepflanzet. So wuchs die Rübe (b) um dreimal schwerer. Folglich sagen die berümte Männer, ist die ölige, salzige, erdne Materie, welche noch zu ihrer ursprünglichen Materie hinzugekom- men, blos vom Wasser hergekommen.
Es sei eine Eiche (c) ganzer acht Jahre in Wasser fortgewachsen, und habe alle Jahre neues Laub gesezzt, und es wüchsen Weinstökke in einem Marmorsande (d) und in Gruben, die man mit Keilen in harten Felsen aus-
gehölt.
(e)[Spaltenumbruch]LISTER Journ. p. 169. Hist. morb. Vratisl. 1699. p. 79.
(f)LIGON Barbados p. 35.
(a)Complex atque mist. Elem. fig. mut. p. 88. n. 30. Eine Wei- de, blos von Wasser genährt, beschreibt KUNDMANN p. 491. [Spaltenumbruch]
492. & BORLL anim. mot. P. II. Prop. 193.
(b)KUNDMANN I. c.
(c)Gentlemans magaz. 1749. June.
(d)BORELL.
Z 3
III. Abſchnitt. Speiſe und Trank.
Man koͤnnte noch, ſonderlich zu den Sumpf und Re- genwaſſern, die zarten Ausfluͤſſe von Pflanzen und Lei- chen fuͤgen. Von beiden bekoͤmmt das Trinken aus der Seine die Kraft zur Ruhr (e); und von dergleichen lei- tet man die Ruhr in Ungern und die ſchnelle Todesfaͤlle her (f).
§. 19. Ob alles aus Waſſer beſtehe.
Ob gleich im Waſſer vielfache Grundſtoffe ſtekken, ſo haben doch beruͤmte Maͤnner demſelben vormals, und auch jezzo noch viel mehr Kraͤfte zugeſchrieben. Sie ſagten, daß alles aus Waſſer erzeugt werde, und ſich bilde, we- nigſtens ſollte dieſes von den Pflanzen und Thieren wahr ſein. Waſſer ſollte ſich in Erde, in Oel, Salz, folglich in alles verwandeln, woraus der Bau eines Menſchen zuſammengeſezzt ſei.
Man fuͤhrt den Weidebaum des Helmontius(a) an, welcher blos im Waſſer auferzogen, dennoch um vier- zig mal ſchwerer wird, ob er gleich blos in Waſſer geſtan- den, als man ihn in ein Gefaͤſſe gepflanzet. So wuchs die Ruͤbe (b) um dreimal ſchwerer. Folglich ſagen die beruͤmte Maͤnner, iſt die oͤlige, ſalzige, erdne Materie, welche noch zu ihrer urſpruͤnglichen Materie hinzugekom- men, blos vom Waſſer hergekommen.
Es ſei eine Eiche (c) ganzer acht Jahre in Waſſer fortgewachſen, und habe alle Jahre neues Laub geſezzt, und es wuͤchſen Weinſtoͤkke in einem Marmorſande (d) und in Gruben, die man mit Keilen in harten Felſen aus-
gehoͤlt.
(e)[Spaltenumbruch]LISTER Journ. p. 169. Hiſt. morb. Vratisl. 1699. p. 79.
(f)LIGON Barbados p. 35.
(a)Complex atque miſt. Elem. fig. mut. p. 88. n. 30. Eine Wei- de, blos von Waſſer genaͤhrt, beſchreibt KUNDMANN p. 491. [Spaltenumbruch]
492. & BORLL anim. mot. P. II. Prop. 193.
(b)KUNDMANN I. c.
(c)Gentlemans magaz. 1749. June.
(d)BORELL.
Z 3
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[341[357]/0377]
III. Abſchnitt. Speiſe und Trank.
Man koͤnnte noch, ſonderlich zu den Sumpf und Re-
genwaſſern, die zarten Ausfluͤſſe von Pflanzen und Lei-
chen fuͤgen. Von beiden bekoͤmmt das Trinken aus der
Seine die Kraft zur Ruhr (e); und von dergleichen lei-
tet man die Ruhr in Ungern und die ſchnelle Todesfaͤlle
her (f).
§. 19.
Ob alles aus Waſſer beſtehe.
Ob gleich im Waſſer vielfache Grundſtoffe ſtekken, ſo
haben doch beruͤmte Maͤnner demſelben vormals, und auch
jezzo noch viel mehr Kraͤfte zugeſchrieben. Sie ſagten,
daß alles aus Waſſer erzeugt werde, und ſich bilde, we-
nigſtens ſollte dieſes von den Pflanzen und Thieren wahr
ſein. Waſſer ſollte ſich in Erde, in Oel, Salz, folglich
in alles verwandeln, woraus der Bau eines Menſchen
zuſammengeſezzt ſei.
Man fuͤhrt den Weidebaum des Helmontius (a)
an, welcher blos im Waſſer auferzogen, dennoch um vier-
zig mal ſchwerer wird, ob er gleich blos in Waſſer geſtan-
den, als man ihn in ein Gefaͤſſe gepflanzet. So wuchs
die Ruͤbe (b) um dreimal ſchwerer. Folglich ſagen die
beruͤmte Maͤnner, iſt die oͤlige, ſalzige, erdne Materie,
welche noch zu ihrer urſpruͤnglichen Materie hinzugekom-
men, blos vom Waſſer hergekommen.
Es ſei eine Eiche (c) ganzer acht Jahre in Waſſer
fortgewachſen, und habe alle Jahre neues Laub geſezzt,
und es wuͤchſen Weinſtoͤkke in einem Marmorſande (d)
und in Gruben, die man mit Keilen in harten Felſen aus-
gehoͤlt.
(e)
LISTER Journ. p. 169. Hiſt.
morb. Vratisl. 1699. p. 79.
(f) LIGON Barbados p. 35.
(a) Complex atque miſt. Elem.
fig. mut. p. 88. n. 30. Eine Wei-
de, blos von Waſſer genaͤhrt,
beſchreibt KUNDMANN p. 491.
492. & BORLL anim. mot. P. II.
Prop. 193.
(b) KUNDMANN I. c.
(c) Gentlemans magaz. 1749.
June.
(d) BORELL.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 341[357]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/377>, abgerufen am 22.11.2024.
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