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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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I. Abschnitt. Das Kauen.
in seinem Lager bleibt, und der andere von der Vorra-
gung nach vorne hin, und zugleich gegen den Theil vor-
rükkt, gegen welchen wir den Kiefer zu bringen verlan-
gen. Wenigstens habe ich es so an frischen todten Kör-
pern befunden, wie solches der vortrefliche Ferrein um-
ständlich gezeigt hat. Es läst sich auch der nach vorne
hin gezogne Kiefer (b) dergestalt auf die Seite bewegen,
daß der eine zugleich rükkwerts nachgiebt, wenn der Kie-
fer gegen denselben gezogen wird.

Hierzu kann man noch die Bewegung rechnen, wie
sich der Mund öffnet, wenn man den untern Kinnbakken
nicht in Bewegung sezzt, sondern das Haupt rükkwerts
zieht, welches durch den zweibäuchigen Muskel geschicht (c).

Die Wiederherstellung in seine vorige Lage, ist das
Gegentheil von dem Vorigen.

§. 9.
Die Jnstrumenten bei dieser Bewegung
der Schläfenmuskel.

Dieser grosse Muskel (d) welcher aber an den fleisch-
fressenden Thieren (e) grösser ist, und an denselben einen
ansenlichen Theil der Hirnschale einnimmt, und zusam-
mendrükkt, daß selbige blos mit der Kammlinie (f) entblöst,
vorragt, ist im Menschen schwächer, als in irgend einem
derer vierfüßigen Thiere, und entspringt von einem gros-
sen Seitenstükke der Hirnschale, von dem Bogen desje-
nigen Zirkels, der sich an der entblösten Hirnschale selbst

zei-
(b) [Spaltenumbruch] EERREIN p. 443. 444. 447.
(c) FERREIN P. 543. seqq.
(d) Von den Alten bekam er da-
her den besond ern Namen Crotaphi-
tes. RUFO apell. I. p.
95.
(e) Jm Geschlechte der Hunde,
[Spaltenumbruch] der Kazzen, im Löwen, dem Zie-
beththiere, auch im Schlangenge-
schlechte, der Schildkröte, und dem
Kamäleon. PARISINI.
(f) JIDEM PERRAULT Ess.
de
B 2

I. Abſchnitt. Das Kauen.
in ſeinem Lager bleibt, und der andere von der Vorra-
gung nach vorne hin, und zugleich gegen den Theil vor-
ruͤkkt, gegen welchen wir den Kiefer zu bringen verlan-
gen. Wenigſtens habe ich es ſo an friſchen todten Koͤr-
pern befunden, wie ſolches der vortrefliche Ferrein um-
ſtaͤndlich gezeigt hat. Es laͤſt ſich auch der nach vorne
hin gezogne Kiefer (b) dergeſtalt auf die Seite bewegen,
daß der eine zugleich ruͤkkwerts nachgiebt, wenn der Kie-
fer gegen denſelben gezogen wird.

Hierzu kann man noch die Bewegung rechnen, wie
ſich der Mund oͤffnet, wenn man den untern Kinnbakken
nicht in Bewegung ſezzt, ſondern das Haupt ruͤkkwerts
zieht, welches durch den zweibaͤuchigen Muſkel geſchicht (c).

Die Wiederherſtellung in ſeine vorige Lage, iſt das
Gegentheil von dem Vorigen.

§. 9.
Die Jnſtrumenten bei dieſer Bewegung
der Schlaͤfenmuſkel.

Dieſer groſſe Muſkel (d) welcher aber an den fleiſch-
freſſenden Thieren (e) groͤſſer iſt, und an denſelben einen
anſenlichen Theil der Hirnſchale einnimmt, und zuſam-
mendruͤkkt, daß ſelbige blos mit der Kammlinie (f) entbloͤſt,
vorragt, iſt im Menſchen ſchwaͤcher, als in irgend einem
derer vierfuͤßigen Thiere, und entſpringt von einem groſ-
ſen Seitenſtuͤkke der Hirnſchale, von dem Bogen desje-
nigen Zirkels, der ſich an der entbloͤſten Hirnſchale ſelbſt

zei-
(b) [Spaltenumbruch] EERREIN p. 443. 444. 447.
(c) FERREIN P. 543. ſeqq.
(d) Von den Alten bekam er da-
her den beſond ern Namen Crotaphi-
tes. RUFO apell. I. p.
95.
(e) Jm Geſchlechte der Hunde,
[Spaltenumbruch] der Kazzen, im Loͤwen, dem Zie-
beththiere, auch im Schlangenge-
ſchlechte, der Schildkroͤte, und dem
Kamaͤleon. PARISINI.
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de
B 2
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[19/0039] I. Abſchnitt. Das Kauen. in ſeinem Lager bleibt, und der andere von der Vorra- gung nach vorne hin, und zugleich gegen den Theil vor- ruͤkkt, gegen welchen wir den Kiefer zu bringen verlan- gen. Wenigſtens habe ich es ſo an friſchen todten Koͤr- pern befunden, wie ſolches der vortrefliche Ferrein um- ſtaͤndlich gezeigt hat. Es laͤſt ſich auch der nach vorne hin gezogne Kiefer (b) dergeſtalt auf die Seite bewegen, daß der eine zugleich ruͤkkwerts nachgiebt, wenn der Kie- fer gegen denſelben gezogen wird. Hierzu kann man noch die Bewegung rechnen, wie ſich der Mund oͤffnet, wenn man den untern Kinnbakken nicht in Bewegung ſezzt, ſondern das Haupt ruͤkkwerts zieht, welches durch den zweibaͤuchigen Muſkel geſchicht (c). Die Wiederherſtellung in ſeine vorige Lage, iſt das Gegentheil von dem Vorigen. §. 9. Die Jnſtrumenten bei dieſer Bewegung der Schlaͤfenmuſkel. Dieſer groſſe Muſkel (d) welcher aber an den fleiſch- freſſenden Thieren (e) groͤſſer iſt, und an denſelben einen anſenlichen Theil der Hirnſchale einnimmt, und zuſam- mendruͤkkt, daß ſelbige blos mit der Kammlinie (f) entbloͤſt, vorragt, iſt im Menſchen ſchwaͤcher, als in irgend einem derer vierfuͤßigen Thiere, und entſpringt von einem groſ- ſen Seitenſtuͤkke der Hirnſchale, von dem Bogen desje- nigen Zirkels, der ſich an der entbloͤſten Hirnſchale ſelbſt zei- (b) EERREIN p. 443. 444. 447. (c) FERREIN P. 543. ſeqq. (d) Von den Alten bekam er da- her den beſond ern Namen Crotaphi- tes. RUFO apell. I. p. 95. (e) Jm Geſchlechte der Hunde, der Kazzen, im Loͤwen, dem Zie- beththiere, auch im Schlangenge- ſchlechte, der Schildkroͤte, und dem Kamaͤleon. PARISINI. (f) JIDEM PERRAULT Eſſ. de B 2

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/39>, abgerufen am 23.11.2024.