mäßigen Kraft des Giftes z. E. vom sublimirten Quekk- silber zerstört (z).
Von gebundenen Nerven scheinet seine Zusammen- ziehungskraft, wie an den übrigen Muskeln, anfänglich gereizt, und hernach zernichtet zu werden. Da man das achte Paar unterband, so erfolgte ein Erbrechen auf den Kramf (a). Ferner findet man den Magen nach dem Tode mit sehr stinkenden Speisen angefüllt, so wie das dikke Gedärm davon voll ist (b). Doch man hat auch den Magen, ohne Erbrechen von Genusse des Opii ohne Bewegung und voller Wust (c) gefunden.
Und daher kömmt es, wenn man nach wirklichem Tode da seine Reizbarkeit zu Ende gegangen, in den Magen Wasser bringt, daß dasselbe nicht heraus getrie- ben wird; sondern der Magen von dem Drukke desselben zerberstet (d).
§. 5. Das Maas dieser Zusammenziehung.
Man hat über die zusammenziehende Kraft des Ma- gens sehr gestritten; und es haben die Gegner des Pit- carne(a) behaupten wollen, der Magen könne sich aus eigenen Kräften niemals so zusammenziehen, daß er sich
auslee-
(z)[Spaltenumbruch]SPROEGEL p. 46.
(a)A BRUNN lig. nerv. p. 39. 40. Comm Acad. Bonon. T. III. p. 285. 286. 287. 289.
(b)BRUNN p. 39.
(c)Idem p. 43. add. MORGAGN. Ep. X. n. 37. VIEVSSENS tr. des liqueurs p. 271.
(d)LORRY Journ. de med. 1757. Janv. HALES. hemastatiks p. 178.
(a) Siehe ASTRUC Epist. de causa concoct. cibor. p. 33. &c. de la digest. p. 63. &c. und die [Spaltenumbruch]
Antworten PITCARNII in praef. und BOERI in literis ad PITC. p. 256. ASTRUCIUS hielt die Fa- sern für ein Vielekk von unendlich viel Seiten dessen confringirende Kräfte sich verhielten, wie die sieus versi der Winkel dieses Viel- ekks, die also unendlich klein wä- ren. Jhm antwortert JII. SE- NAC. Ess. de Phys. ed. nov. p. 12. daß eine Zirkelfaser, wie eine, um eine Trummel gezogene Sehne, doch in Wasser gelegt, kürzer werde.
IV. Abſchnitt. Beobacht. am Magen.
maͤßigen Kraft des Giftes z. E. vom ſublimirten Quekk- ſilber zerſtoͤrt (z).
Von gebundenen Nerven ſcheinet ſeine Zuſammen- ziehungskraft, wie an den uͤbrigen Muſkeln, anfaͤnglich gereizt, und hernach zernichtet zu werden. Da man das achte Paar unterband, ſo erfolgte ein Erbrechen auf den Kramf (a). Ferner findet man den Magen nach dem Tode mit ſehr ſtinkenden Speiſen angefuͤllt, ſo wie das dikke Gedaͤrm davon voll iſt (b). Doch man hat auch den Magen, ohne Erbrechen von Genuſſe des Opii ohne Bewegung und voller Wuſt (c) gefunden.
Und daher koͤmmt es, wenn man nach wirklichem Tode da ſeine Reizbarkeit zu Ende gegangen, in den Magen Waſſer bringt, daß daſſelbe nicht heraus getrie- ben wird; ſondern der Magen von dem Drukke deſſelben zerberſtet (d).
§. 5. Das Maas dieſer Zuſammenziehung.
Man hat uͤber die zuſammenziehende Kraft des Ma- gens ſehr geſtritten; und es haben die Gegner des Pit- carne(a) behaupten wollen, der Magen koͤnne ſich aus eigenen Kraͤften niemals ſo zuſammenziehen, daß er ſich
auslee-
(z)[Spaltenumbruch]SPROEGEL p. 46.
(a)A BRUNN lig. nerv. p. 39. 40. Comm Acad. Bonon. T. III. p. 285. 286. 287. 289.
(b)BRUNN p. 39.
(c)Idem p. 43. add. MORGAGN. Ep. X. n. 37. VIEVSSENS tr. des liqueurs p. 271.
(d)LORRY Journ. de med. 1757. Janv. HALES. hemaſtatiks p. 178.
(a) Siehe ASTRUC Epiſt. de cauſa concoct. cibor. p. 33. &c. de la digeſt. p. 63. &c. und die [Spaltenumbruch]
Antworten PITCARNII in præf. und BOERI in literis ad PITC. p. 256. ASTRUCIUS hielt die Fa- ſern fuͤr ein Vielekk von unendlich viel Seiten deſſen confringirende Kraͤfte ſich verhielten, wie die ſieus verſi der Winkel dieſes Viel- ekks, die alſo unendlich klein waͤ- ren. Jhm antwortert JII. SE- NAC. Eſſ. de Phyſ. ed. nov. p. 12. daß eine Zirkelfaſer, wie eine, um eine Trummel gezogene Sehne, doch in Waſſer gelegt, kuͤrzer werde.
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[381[397]/0417]
IV. Abſchnitt. Beobacht. am Magen.
maͤßigen Kraft des Giftes z. E. vom ſublimirten Quekk-
ſilber zerſtoͤrt (z).
Von gebundenen Nerven ſcheinet ſeine Zuſammen-
ziehungskraft, wie an den uͤbrigen Muſkeln, anfaͤnglich
gereizt, und hernach zernichtet zu werden. Da man
das achte Paar unterband, ſo erfolgte ein Erbrechen auf
den Kramf (a). Ferner findet man den Magen nach
dem Tode mit ſehr ſtinkenden Speiſen angefuͤllt, ſo wie
das dikke Gedaͤrm davon voll iſt (b). Doch man hat
auch den Magen, ohne Erbrechen von Genuſſe des Opii
ohne Bewegung und voller Wuſt (c) gefunden.
Und daher koͤmmt es, wenn man nach wirklichem
Tode da ſeine Reizbarkeit zu Ende gegangen, in den
Magen Waſſer bringt, daß daſſelbe nicht heraus getrie-
ben wird; ſondern der Magen von dem Drukke deſſelben
zerberſtet (d).
§. 5.
Das Maas dieſer Zuſammenziehung.
Man hat uͤber die zuſammenziehende Kraft des Ma-
gens ſehr geſtritten; und es haben die Gegner des Pit-
carne (a) behaupten wollen, der Magen koͤnne ſich aus
eigenen Kraͤften niemals ſo zuſammenziehen, daß er ſich
auslee-
(z)
SPROEGEL p. 46.
(a) A BRUNN lig. nerv.
p. 39. 40. Comm Acad. Bonon.
T. III. p. 285. 286. 287. 289.
(b) BRUNN p. 39.
(c) Idem p. 43. add. MORGAGN.
Ep. X. n. 37. VIEVSSENS tr.
des liqueurs p. 271.
(d) LORRY Journ. de med.
1757. Janv. HALES. hemaſtatiks
p. 178.
(a) Siehe ASTRUC Epiſt. de
cauſa concoct. cibor. p. 33. &c.
de la digeſt. p. 63. &c. und die
Antworten PITCARNII in præf.
und BOERI in literis ad PITC.
p. 256. ASTRUCIUS hielt die Fa-
ſern fuͤr ein Vielekk von unendlich
viel Seiten deſſen confringirende
Kraͤfte ſich verhielten, wie die
ſieus verſi der Winkel dieſes Viel-
ekks, die alſo unendlich klein waͤ-
ren. Jhm antwortert JII. SE-
NAC. Eſſ. de Phyſ. ed. nov.
p. 12. daß eine Zirkelfaſer, wie
eine, um eine Trummel gezogene
Sehne, doch in Waſſer gelegt,
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 381[397]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/417>, abgerufen am 21.11.2024.
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