Wille, noch die blosse Natur ohne Willen ein Erbrechen zu erregen.
Es handeln also berümte Männer nicht unrecht, wenn sie die Kräfte des Magens und der Werkzeuge des Atemholens mit einander verbinden (p). Es scheinet auch das Zwerchfell und der Unterleib mehr Kraft zu ha- ben, wenn der Magen entweder mit Speise angefüllt, oder wegen verschlossnem gedoppelten Munde aus einan- der getrieben ist. Denn alsdann drükken sie den zu nächst angrenzenden Magen mehr senkrecht zusammen, und be- rühren denselben völlig.
Diejenige, welche diese Kräfte von der Erregung des Erbrechens absondern (q) und sagen, daß ihre Thä- tigkeit im Erbrechen nicht empfunden werde (r) scheinen die Zufälle alle bei dem Erbrechen nicht betrachtet zu haben.
Diejenige, welche den Magen (s) bei dem Erbre- chen aus der Sache lassen hätten sich erinnern sollen (t) daß Wepfer die Erfarung und einen der einfältigsten Gründe für sich habe, daß nämlich jedes Erbrechen will- kürlich werden müste, wofern solches blos von den Kräf- ten des Atemholens erreget würde.
Nun hängt in Fischen und Vögeln das Erbrechen allerdings von den Willen ab.
Die Vögel speisen ihre Jungen mit Futter aus dem Kropfe (u), und diejenigen sonderlich, welche fleischfres- send sind, und einen dünnen häutigen Magen haben,
kön-
(p)[Spaltenumbruch]SCHWARZ n. 12. De MAN. de natur. n. 21 22.
(q)LIEUTAUD n. 226. VI- EUSSENS I. c. SCHELHAMMER analect.
(r)p. 229
(s)BAYLE CHIRACUS PUR- CEL. of. vap. p. 47.
(t)[Spaltenumbruch]Conf. MORGENBESSER de vomitu p. 50.
(u)HARVEI gener. anim. p. 21. DUVERNEY II. p. 449. CHARLE- TON of nutru p. 36. Tauben geben die Erbsen erweicht den Jun- gen VIRIDET bon Chyle p. 75.
Der Magen. XIX. Buch.
Wille, noch die bloſſe Natur ohne Willen ein Erbrechen zu erregen.
Es handeln alſo beruͤmte Maͤnner nicht unrecht, wenn ſie die Kraͤfte des Magens und der Werkzeuge des Atemholens mit einander verbinden (p). Es ſcheinet auch das Zwerchfell und der Unterleib mehr Kraft zu ha- ben, wenn der Magen entweder mit Speiſe angefuͤllt, oder wegen verſchloſſnem gedoppelten Munde aus einan- der getrieben iſt. Denn alsdann druͤkken ſie den zu naͤchſt angrenzenden Magen mehr ſenkrecht zuſammen, und be- ruͤhren denſelben voͤllig.
Diejenige, welche dieſe Kraͤfte von der Erregung des Erbrechens abſondern (q) und ſagen, daß ihre Thaͤ- tigkeit im Erbrechen nicht empfunden werde (r) ſcheinen die Zufaͤlle alle bei dem Erbrechen nicht betrachtet zu haben.
Diejenige, welche den Magen (s) bei dem Erbre- chen aus der Sache laſſen haͤtten ſich erinnern ſollen (t) daß Wepfer die Erfarung und einen der einfaͤltigſten Gruͤnde fuͤr ſich habe, daß naͤmlich jedes Erbrechen will- kuͤrlich werden muͤſte, wofern ſolches blos von den Kraͤf- ten des Atemholens erreget wuͤrde.
Nun haͤngt in Fiſchen und Voͤgeln das Erbrechen allerdings von den Willen ab.
Die Voͤgel ſpeiſen ihre Jungen mit Futter aus dem Kropfe (u), und diejenigen ſonderlich, welche fleiſchfreſ- ſend ſind, und einen duͤnnen haͤutigen Magen haben,
koͤn-
(p)[Spaltenumbruch]SCHWARZ n. 12. De MAN. de natur. n. 21 22.
(q)LIEUTAUD n. 226. VI- EUSSENS I. c. SCHELHAMMER analect.
(r)p. 229
(s)BAYLE CHIRACUS PUR- CEL. of. vap. p. 47.
(t)[Spaltenumbruch]Conf. MORGENBESSER de vomitu p. 50.
(u)HARVEI gener. anim. p. 21. DUVERNEY II. p. 449. CHARLE- TON of nutru p. 36. Tauben geben die Erbſen erweicht den Jun- gen VIRIDET bon Chyle p. 75.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0458"n="422[438]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Magen. <hirendition="#aq">XIX.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
Wille, noch die bloſſe Natur ohne Willen ein Erbrechen<lb/>
zu erregen.</p><lb/><p>Es handeln alſo beruͤmte Maͤnner nicht unrecht,<lb/>
wenn ſie die Kraͤfte des Magens und der Werkzeuge des<lb/>
Atemholens mit einander verbinden <noteplace="foot"n="(p)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">SCHWARZ</hi> n. 12. De<lb/>
MAN. de natur. n.</hi> 21 22.</note>. Es ſcheinet<lb/>
auch das Zwerchfell und der Unterleib mehr Kraft zu ha-<lb/>
ben, wenn der Magen entweder mit Speiſe angefuͤllt,<lb/>
oder wegen verſchloſſnem gedoppelten Munde aus einan-<lb/>
der getrieben iſt. Denn alsdann druͤkken ſie den zu naͤchſt<lb/>
angrenzenden Magen mehr ſenkrecht zuſammen, und be-<lb/>
ruͤhren denſelben voͤllig.</p><lb/><p>Diejenige, welche dieſe Kraͤfte von der Erregung<lb/>
des Erbrechens abſondern <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">LIEUTAUD n. 226. VI-<lb/>
EUSSENS I. c. SCHELHAMMER<lb/>
analect.</hi></note> und ſagen, daß ihre Thaͤ-<lb/>
tigkeit im Erbrechen nicht empfunden werde <noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#aq">p.</hi> 229</note>ſcheinen<lb/>
die Zufaͤlle alle bei dem Erbrechen nicht betrachtet zu<lb/>
haben.</p><lb/><p>Diejenige, welche den Magen <noteplace="foot"n="(s)"><hirendition="#aq">BAYLE CHIRACUS PUR-<lb/>
CEL. of. vap. p.</hi> 47.</note> bei dem Erbre-<lb/>
chen aus der Sache laſſen haͤtten ſich erinnern ſollen <noteplace="foot"n="(t)"><cb/><hirendition="#aq">Conf. MORGENBESSER de<lb/>
vomitu p.</hi> 50.</note><lb/>
daß <hirendition="#fr">Wepfer</hi> die Erfarung und einen der einfaͤltigſten<lb/>
Gruͤnde fuͤr ſich habe, daß naͤmlich jedes Erbrechen will-<lb/>
kuͤrlich werden muͤſte, wofern ſolches blos von den Kraͤf-<lb/>
ten des Atemholens erreget wuͤrde.</p><lb/><p>Nun haͤngt in Fiſchen und Voͤgeln das Erbrechen<lb/>
allerdings von den Willen ab.</p><lb/><p>Die Voͤgel ſpeiſen ihre Jungen mit Futter aus dem<lb/>
Kropfe <noteplace="foot"n="(u)"><hirendition="#aq">HARVEI gener. anim. p. 21.<lb/>
DUVERNEY II. p. 449. CHARLE-<lb/>
TON of nutru p.</hi> 36. Tauben<lb/>
geben die Erbſen erweicht den Jun-<lb/>
gen <hirendition="#aq">VIRIDET bon Chyle p.</hi> 75.</note>, und diejenigen ſonderlich, welche fleiſchfreſ-<lb/>ſend ſind, und einen duͤnnen haͤutigen Magen haben,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">koͤn-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[422[438]/0458]
Der Magen. XIX. Buch.
Wille, noch die bloſſe Natur ohne Willen ein Erbrechen
zu erregen.
Es handeln alſo beruͤmte Maͤnner nicht unrecht,
wenn ſie die Kraͤfte des Magens und der Werkzeuge des
Atemholens mit einander verbinden (p). Es ſcheinet
auch das Zwerchfell und der Unterleib mehr Kraft zu ha-
ben, wenn der Magen entweder mit Speiſe angefuͤllt,
oder wegen verſchloſſnem gedoppelten Munde aus einan-
der getrieben iſt. Denn alsdann druͤkken ſie den zu naͤchſt
angrenzenden Magen mehr ſenkrecht zuſammen, und be-
ruͤhren denſelben voͤllig.
Diejenige, welche dieſe Kraͤfte von der Erregung
des Erbrechens abſondern (q) und ſagen, daß ihre Thaͤ-
tigkeit im Erbrechen nicht empfunden werde (r) ſcheinen
die Zufaͤlle alle bei dem Erbrechen nicht betrachtet zu
haben.
Diejenige, welche den Magen (s) bei dem Erbre-
chen aus der Sache laſſen haͤtten ſich erinnern ſollen (t)
daß Wepfer die Erfarung und einen der einfaͤltigſten
Gruͤnde fuͤr ſich habe, daß naͤmlich jedes Erbrechen will-
kuͤrlich werden muͤſte, wofern ſolches blos von den Kraͤf-
ten des Atemholens erreget wuͤrde.
Nun haͤngt in Fiſchen und Voͤgeln das Erbrechen
allerdings von den Willen ab.
Die Voͤgel ſpeiſen ihre Jungen mit Futter aus dem
Kropfe (u), und diejenigen ſonderlich, welche fleiſchfreſ-
ſend ſind, und einen duͤnnen haͤutigen Magen haben,
koͤn-
(p)
SCHWARZ n. 12. De
MAN. de natur. n. 21 22.
(q) LIEUTAUD n. 226. VI-
EUSSENS I. c. SCHELHAMMER
analect.
(r) p. 229
(s) BAYLE CHIRACUS PUR-
CEL. of. vap. p. 47.
(t)
Conf. MORGENBESSER de
vomitu p. 50.
(u) HARVEI gener. anim. p. 21.
DUVERNEY II. p. 449. CHARLE-
TON of nutru p. 36. Tauben
geben die Erbſen erweicht den Jun-
gen VIRIDET bon Chyle p. 75.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 422[438]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/458>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.