Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.Der Magen. XIX. Buch. vierten Magen. Daher findet man an den Lämmern,welche noch gesäugt werden, die erstern Mägen fast leer, und den vierten Magen ganz voll (b): Denn es eilt die Milch dahin. Es scheinet diese sonderbare Bauart blos für solche Thiere bestimmt zu sein, welche sich von trokk- nen Krautstengeln ernähren, die hart und lang sind; und dennoch können sie solche aus Mangel der obern Schneidezähne nicht fleißig genung klein käuen: ferner scheint dieser Bau für gefreßige Thiere zu gehören, weil der Mensch wie wir gezeigt haben (b*) Tag über den vierzigsten Theil von seinem Gewichte an Speise und die Kuh den sechsten genießt. Damit also diese dürre harte und häufige Speise einiger maassen aufgelöset wer- den möge, so gehört viel und oft wiederholtes Käuen, nebst Magenblättern, Schleim, Speichel und einer viel- fachen Beimischung des Magensaftes, als ein Hülfs- mittel dazu. Jm Pferde ist der Magen sehr enge und bedarf also des Wiederkäuens nicht (c) indem sich der- selbe sehr geschwinde in den Zwölffingerdarm aus- leert (d). Wenn der Hase wirklich wiederkäut (e) mit seinem Thiere (b) [Spaltenumbruch]
CHARLETON Inquir. p. 43. (b*) p. 200. 201. (c) BUFFON T. IV. p. 315. DERHAM Phys. Theol. p. 200. BERTIN Mem. de l' Acad. 1746. p. 27. (d) Das Pferd säuft solche 12, und sein Magen fasset 8 oder 10 Pinten. Folglich mus ein Theil Getränke sogleich herausfliessen. BERTIN I. c. p. 27. (e) PEYER Merycol. HARDER exercit. p. 67. (f) [Spaltenumbruch]
PEYER ic XI. (g) ARISTOT. hist. anim. L. IX. c. 50. (h) Id. ibid. (i) Id. L. II. c. 14. PLIN. L. IX. c. 17 AELIAN. anim. L. I. c. 53. OPPIAM L I. (k) SWAMMERDAM bloede- looze dierties p. 33. (l) PEYER c. 7. WELSCH heca-
tost. obs. 1. n. 26. PERRAULT p. 213. Der Magen. XIX. Buch. vierten Magen. Daher findet man an den Laͤmmern,welche noch geſaͤugt werden, die erſtern Maͤgen faſt leer, und den vierten Magen ganz voll (b): Denn es eilt die Milch dahin. Es ſcheinet dieſe ſonderbare Bauart blos fuͤr ſolche Thiere beſtimmt zu ſein, welche ſich von trokk- nen Krautſtengeln ernaͤhren, die hart und lang ſind; und dennoch koͤnnen ſie ſolche aus Mangel der obern Schneidezaͤhne nicht fleißig genung klein kaͤuen: ferner ſcheint dieſer Bau fuͤr gefreßige Thiere zu gehoͤren, weil der Menſch wie wir gezeigt haben (b*) Tag uͤber den vierzigſten Theil von ſeinem Gewichte an Speiſe und die Kuh den ſechſten genießt. Damit alſo dieſe duͤrre harte und haͤufige Speiſe einiger maaſſen aufgeloͤſet wer- den moͤge, ſo gehoͤrt viel und oft wiederholtes Kaͤuen, nebſt Magenblaͤttern, Schleim, Speichel und einer viel- fachen Beimiſchung des Magenſaftes, als ein Huͤlfs- mittel dazu. Jm Pferde iſt der Magen ſehr enge und bedarf alſo des Wiederkaͤuens nicht (c) indem ſich der- ſelbe ſehr geſchwinde in den Zwoͤlffingerdarm aus- leert (d). Wenn der Haſe wirklich wiederkaͤut (e) mit ſeinem Thiere (b) [Spaltenumbruch]
CHARLETON Inquir. p. 43. (b*) p. 200. 201. (c) BUFFON T. IV. p. 315. DERHAM Phyſ. Theol. p. 200. BERTIN Mém. de l’ Acad. 1746. p. 27. (d) Das Pferd ſaͤuft ſolche 12, und ſein Magen faſſet 8 oder 10 Pinten. Folglich mus ein Theil Getraͤnke ſogleich herausflieſſen. BERTIN I. c. p. 27. (e) PEYER Merycol. HARDER exercit. p. 67. (f) [Spaltenumbruch]
PEYER ic XI. (g) ARISTOT. hiſt. anim. L. IX. c. 50. (h) Id. ibid. (i) Id. L. II. c. 14. PLIN. L. IX. c. 17 ÆLIAN. anim. L. I. c. 53. OPPIAM L I. (k) SWAMMERDAM bloede- looze dierties p. 33. (l) PEYER c. 7. WELSCH heca-
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Der Magen. XIX. Buch.
vierten Magen. Daher findet man an den Laͤmmern,
welche noch geſaͤugt werden, die erſtern Maͤgen faſt leer,
und den vierten Magen ganz voll (b): Denn es eilt die
Milch dahin. Es ſcheinet dieſe ſonderbare Bauart blos
fuͤr ſolche Thiere beſtimmt zu ſein, welche ſich von trokk-
nen Krautſtengeln ernaͤhren, die hart und lang ſind;
und dennoch koͤnnen ſie ſolche aus Mangel der obern
Schneidezaͤhne nicht fleißig genung klein kaͤuen: ferner
ſcheint dieſer Bau fuͤr gefreßige Thiere zu gehoͤren, weil
der Menſch wie wir gezeigt haben (b*) Tag uͤber den
vierzigſten Theil von ſeinem Gewichte an Speiſe und
die Kuh den ſechſten genießt. Damit alſo dieſe duͤrre
harte und haͤufige Speiſe einiger maaſſen aufgeloͤſet wer-
den moͤge, ſo gehoͤrt viel und oft wiederholtes Kaͤuen,
nebſt Magenblaͤttern, Schleim, Speichel und einer viel-
fachen Beimiſchung des Magenſaftes, als ein Huͤlfs-
mittel dazu. Jm Pferde iſt der Magen ſehr enge und
bedarf alſo des Wiederkaͤuens nicht (c) indem ſich der-
ſelbe ſehr geſchwinde in den Zwoͤlffingerdarm aus-
leert (d).
Wenn der Haſe wirklich wiederkaͤut (e) mit ſeinem
einfachen und durch eine einzige Furche abgeteilten Ma-
gen (f): wenn die Pontiſche Maus (g), einige Fiſche (h)
oder der Scarus allein (i): wenn unter den Jnſekten die
Heuſchrekke (k) und Maulwurfsgrille (l) und diejenigen
Thiere
(b)
CHARLETON Inquir.
p. 43.
(b*) p. 200. 201.
(c) BUFFON T. IV. p. 315.
DERHAM Phyſ. Theol. p. 200.
BERTIN Mém. de l’ Acad. 1746.
p. 27.
(d) Das Pferd ſaͤuft ſolche 12,
und ſein Magen faſſet 8 oder 10
Pinten. Folglich mus ein Theil
Getraͤnke ſogleich herausflieſſen.
BERTIN I. c. p. 27.
(e) PEYER Merycol. HARDER
exercit. p. 67.
(f)
PEYER ic XI.
(g) ARISTOT. hiſt. anim. L.
IX. c. 50.
(h) Id. ibid.
(i) Id. L. II. c. 14. PLIN. L. IX.
c. 17 ÆLIAN. anim. L. I. c. 53.
OPPIAM L I.
(k) SWAMMERDAM bloede-
looze dierties p. 33.
(l) PEYER c. 7. WELSCH heca-
toſt. obſ. 1. n. 26. PERRAULT
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