Thiere wiederkäuen sollen, deren Mägen viele Fächer haben, die durch enge Räume abgesondert sind (m) von denen die harte Speisen zurükkgetrieben werden; so haben solcher Thiere Mägen ausserdem sehr starke Fasern (n), daß sie schon allein, ohne Beihülfe des Zwerchfelles oder des Unterleibes, die Speise aufwärts zu preßen vermö- gen. Diejenige Menschen, welche wie es heist, wieder- käuen, sollen einen Schlund (o) oder wie ich glaube ei- nen Magen gehabt haben, der nach Art der Muskeln fleischig gewesen.
Man kann noch fragen, ob diese Bewegung will- kürlich sei (p); im Menschen hat wenigstens der Wille über den Magen keine Gewalt.
§. 16. Die Wärme.
Die Wärme der benachbarten Eingeweide teilet sich dem Magen von inwendig mit. Es sizzt nämlich das Herz am Zwerchfelle (a), dieses an der Leber, und da, wo keine Leber ist, selbst am Magen. Die Leber selbst (b) ist ganz und gar voller Blut, und hizzet nach dem Ver- hältnisse dieser rothen Bluttheile. So ist die Milz (c) ob sie gleich nicht gros ist, dennoch ganz voll Blut. Doch es läuft auch die Aorte (d) zwischen den zwo Ma- genmündungen, als der gröste Blutkanal herab. Ob dieses alles gleich in einem todten Körper ziemlich entfernt zu sein scheinen könnte, so liegt doch alles in einem leben- digen Menschen, da das Darmfell ganz ist, sehr nahe bei einander: folglich ist die Wärme des Magens eben
so
(m)[Spaltenumbruch]
an der Maulwurfsgrille PERRAULT t. 13. f. 3.
(n)GREW of the guts. p. 25.
(o)BARTHOLIN. Cent. V. hist. 16. anat. reform. p. 67. RHOD obs. 59. Cent. II.
(p)[Spaltenumbruch]RAI Wisdom. 275.
(a)EUSTACH t. 9.
(b)Id. ibid.
(c)p. 118.
(d)p. 159.
IV. Abſchnitt. Beobacht. am Magen.
Thiere wiederkaͤuen ſollen, deren Maͤgen viele Faͤcher haben, die durch enge Raͤume abgeſondert ſind (m) von denen die harte Speiſen zuruͤkkgetrieben werden; ſo haben ſolcher Thiere Maͤgen auſſerdem ſehr ſtarke Faſern (n), daß ſie ſchon allein, ohne Beihuͤlfe des Zwerchfelles oder des Unterleibes, die Speiſe aufwaͤrts zu preßen vermoͤ- gen. Diejenige Menſchen, welche wie es heiſt, wieder- kaͤuen, ſollen einen Schlund (o) oder wie ich glaube ei- nen Magen gehabt haben, der nach Art der Muſkeln fleiſchig geweſen.
Man kann noch fragen, ob dieſe Bewegung will- kuͤrlich ſei (p); im Menſchen hat wenigſtens der Wille uͤber den Magen keine Gewalt.
§. 16. Die Waͤrme.
Die Waͤrme der benachbarten Eingeweide teilet ſich dem Magen von inwendig mit. Es ſizzt naͤmlich das Herz am Zwerchfelle (a), dieſes an der Leber, und da, wo keine Leber iſt, ſelbſt am Magen. Die Leber ſelbſt (b) iſt ganz und gar voller Blut, und hizzet nach dem Ver- haͤltniſſe dieſer rothen Bluttheile. So iſt die Milz (c) ob ſie gleich nicht gros iſt, dennoch ganz voll Blut. Doch es laͤuft auch die Aorte (d) zwiſchen den zwo Ma- genmuͤndungen, als der groͤſte Blutkanal herab. Ob dieſes alles gleich in einem todten Koͤrper ziemlich entfernt zu ſein ſcheinen koͤnnte, ſo liegt doch alles in einem leben- digen Menſchen, da das Darmfell ganz iſt, ſehr nahe bei einander: folglich iſt die Waͤrme des Magens eben
ſo
(m)[Spaltenumbruch]
an der Maulwurfsgrille PERRAULT t. 13. f. 3.
(n)GREW of the guts. p. 25.
(o)BARTHOLIN. Cent. V. hiſt. 16. anat. reform. p. 67. RHOD obſ. 59. Cent. II.
(p)[Spaltenumbruch]RAI Wisdom. 275.
(a)EUSTACH t. 9.
(b)Id. ibid.
(c)p. 118.
(d)p. 159.
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[429[445]/0465]
IV. Abſchnitt. Beobacht. am Magen.
Thiere wiederkaͤuen ſollen, deren Maͤgen viele Faͤcher
haben, die durch enge Raͤume abgeſondert ſind (m) von
denen die harte Speiſen zuruͤkkgetrieben werden; ſo haben
ſolcher Thiere Maͤgen auſſerdem ſehr ſtarke Faſern (n),
daß ſie ſchon allein, ohne Beihuͤlfe des Zwerchfelles oder
des Unterleibes, die Speiſe aufwaͤrts zu preßen vermoͤ-
gen. Diejenige Menſchen, welche wie es heiſt, wieder-
kaͤuen, ſollen einen Schlund (o) oder wie ich glaube ei-
nen Magen gehabt haben, der nach Art der Muſkeln
fleiſchig geweſen.
Man kann noch fragen, ob dieſe Bewegung will-
kuͤrlich ſei (p); im Menſchen hat wenigſtens der Wille
uͤber den Magen keine Gewalt.
§. 16.
Die Waͤrme.
Die Waͤrme der benachbarten Eingeweide teilet ſich
dem Magen von inwendig mit. Es ſizzt naͤmlich das
Herz am Zwerchfelle (a), dieſes an der Leber, und da,
wo keine Leber iſt, ſelbſt am Magen. Die Leber ſelbſt (b)
iſt ganz und gar voller Blut, und hizzet nach dem Ver-
haͤltniſſe dieſer rothen Bluttheile. So iſt die Milz (c)
ob ſie gleich nicht gros iſt, dennoch ganz voll Blut.
Doch es laͤuft auch die Aorte (d) zwiſchen den zwo Ma-
genmuͤndungen, als der groͤſte Blutkanal herab. Ob
dieſes alles gleich in einem todten Koͤrper ziemlich entfernt
zu ſein ſcheinen koͤnnte, ſo liegt doch alles in einem leben-
digen Menſchen, da das Darmfell ganz iſt, ſehr nahe
bei einander: folglich iſt die Waͤrme des Magens eben
ſo
(m)
an der Maulwurfsgrille
PERRAULT t. 13. f. 3.
(n) GREW of the guts. p. 25.
(o) BARTHOLIN. Cent. V.
hiſt. 16. anat. reform. p. 67. RHOD
obſ. 59. Cent. II.
(p)
RAI Wisdom. 275.
(a) EUSTACH t. 9.
(b) Id. ibid.
(c) p. 118.
(d) p. 159.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 429[445]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/465>, abgerufen am 22.11.2024.
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