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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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IV. Abschnitt. Beobacht. am Magen.
röhre (f). Jn den Fischen öfnet sich die Luftblase (g)
womit sie ihr Schwimmen verrichten, in den Schlund,
wie am Hechte (h) am Wels (i) Stör (k) und dem Hau-
sen (l) zu sehen ist. Bei den Jnsekten laufen eine Men-
ge Luftgefässe zum Magen, als an der Biene (m) am
Schmetterlinge (n) und in allen andern.

Diese Luft wirkt nun im Magen vorzüglich durch ih-
re elastische Kraft, indem die atmosphärische Luft in einem
warmen, und fast völlig verschlossnem Orte verdünnt
wird (o), die zähe Blasen, worinnen sie eingeschlossen
liegt, zersprengt (p), die feste Materie, welche um die
mit Luft erfüllte Löcher Fäserchen macht, aus einander
treibt, und zerreist, und das Fadengewebe, woraus
der gröste Theil der festen Speisen besteht (q) und wel-
ches aus ganz kleinen Hölen zusammengesezzt ist, nach
der Art eines immer grösser schwellenden Schwammes
ausdehnt, und endlich nach Zersprengung der Fasern,
die vermöge ihres Leims zusammen hielten, alles ausein-
ander sezzt (r).

Eben diese Luft ist in flüßigen Körpern die Urhebe-
rin von aller Gährung, ohne sie kann keine Fermenta-
tion entstehen (s) und ohne ihre Gegenwart nicht zuneh-
men. Es erregt also die Atmosphärenluft in dem wein-
artigen Getränke, in den sauer werdenden Säften, de-
ten Ursprung vegetabilisch ist, in der Milch eine beson-
dre Bewegung, welche nach einigen Stunden immer

stär-
(f) [Spaltenumbruch] PERRAULT Ess. T. III.
p.
181.
(g) NEEDHAM form. fet. p.
157. tab. 7. tot.
(h) BLAS anim.
(i) in den Magen du HAMEL
p.
67.
(k) GREW mus. p. 7.
(l) MARSIGLI Danub. VI. tab.
11. misc. obs.
(m) [Spaltenumbruch] SWAMMERDAM bibl.
p.
407.
(n) p. 575.
(o) L VIII. p. 205.
(p) Conf. BOERHAVE Elem.
Chem. T. II. p.
178.
(q) L. I. p. 21.
(r) VARIGNON. anc. mem.
T. II. p.
234.
(s) BOERHAVE T. II. p. 186

IV. Abſchnitt. Beobacht. am Magen.
roͤhre (f). Jn den Fiſchen oͤfnet ſich die Luftblaſe (g)
womit ſie ihr Schwimmen verrichten, in den Schlund,
wie am Hechte (h) am Wels (i) Stoͤr (k) und dem Hau-
ſen (l) zu ſehen iſt. Bei den Jnſekten laufen eine Men-
ge Luftgefaͤſſe zum Magen, als an der Biene (m) am
Schmetterlinge (n) und in allen andern.

Dieſe Luft wirkt nun im Magen vorzuͤglich durch ih-
re elaſtiſche Kraft, indem die atmoſphaͤriſche Luft in einem
warmen, und faſt voͤllig verſchloſſnem Orte verduͤnnt
wird (o), die zaͤhe Blaſen, worinnen ſie eingeſchloſſen
liegt, zerſprengt (p), die feſte Materie, welche um die
mit Luft erfuͤllte Loͤcher Faͤſerchen macht, aus einander
treibt, und zerreiſt, und das Fadengewebe, woraus
der groͤſte Theil der feſten Speiſen beſteht (q) und wel-
ches aus ganz kleinen Hoͤlen zuſammengeſezzt iſt, nach
der Art eines immer groͤſſer ſchwellenden Schwammes
ausdehnt, und endlich nach Zerſprengung der Faſern,
die vermoͤge ihres Leims zuſammen hielten, alles ausein-
ander ſezzt (r).

Eben dieſe Luft iſt in fluͤßigen Koͤrpern die Urhebe-
rin von aller Gaͤhrung, ohne ſie kann keine Fermenta-
tion entſtehen (s) und ohne ihre Gegenwart nicht zuneh-
men. Es erregt alſo die Atmoſphaͤrenluft in dem wein-
artigen Getraͤnke, in den ſauer werdenden Saͤften, de-
ten Urſprung vegetabiliſch iſt, in der Milch eine beſon-
dre Bewegung, welche nach einigen Stunden immer

ſtaͤr-
(f) [Spaltenumbruch] PERRAULT Eſſ. T. III.
p.
181.
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157. tab. 7. tot.
(h) BLAS anim.
(i) in den Magen du HAMEL
p.
67.
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(l) MARSIGLI Danub. VI. tab.
11. miſc. obſ.
(m) [Spaltenumbruch] SWAMMERDAM bibl.
p.
407.
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(p) Conf. BOERHAVE Elem.
Chem. T. II. p.
178.
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[431[447]/0467] IV. Abſchnitt. Beobacht. am Magen. roͤhre (f). Jn den Fiſchen oͤfnet ſich die Luftblaſe (g) womit ſie ihr Schwimmen verrichten, in den Schlund, wie am Hechte (h) am Wels (i) Stoͤr (k) und dem Hau- ſen (l) zu ſehen iſt. Bei den Jnſekten laufen eine Men- ge Luftgefaͤſſe zum Magen, als an der Biene (m) am Schmetterlinge (n) und in allen andern. Dieſe Luft wirkt nun im Magen vorzuͤglich durch ih- re elaſtiſche Kraft, indem die atmoſphaͤriſche Luft in einem warmen, und faſt voͤllig verſchloſſnem Orte verduͤnnt wird (o), die zaͤhe Blaſen, worinnen ſie eingeſchloſſen liegt, zerſprengt (p), die feſte Materie, welche um die mit Luft erfuͤllte Loͤcher Faͤſerchen macht, aus einander treibt, und zerreiſt, und das Fadengewebe, woraus der groͤſte Theil der feſten Speiſen beſteht (q) und wel- ches aus ganz kleinen Hoͤlen zuſammengeſezzt iſt, nach der Art eines immer groͤſſer ſchwellenden Schwammes ausdehnt, und endlich nach Zerſprengung der Faſern, die vermoͤge ihres Leims zuſammen hielten, alles ausein- ander ſezzt (r). Eben dieſe Luft iſt in fluͤßigen Koͤrpern die Urhebe- rin von aller Gaͤhrung, ohne ſie kann keine Fermenta- tion entſtehen (s) und ohne ihre Gegenwart nicht zuneh- men. Es erregt alſo die Atmoſphaͤrenluft in dem wein- artigen Getraͤnke, in den ſauer werdenden Saͤften, de- ten Urſprung vegetabiliſch iſt, in der Milch eine beſon- dre Bewegung, welche nach einigen Stunden immer ſtaͤr- (f) PERRAULT Eſſ. T. III. p. 181. (g) NEEDHAM form. fet. p. 157. tab. 7. tot. (h) BLAS anim. (i) in den Magen du HAMEL p. 67. (k) GREW muſ. p. 7. (l) MARSIGLI Danub. VI. tab. 11. miſc. obſ. (m) SWAMMERDAM bibl. p. 407. (n) p. 575. (o) L VIII. p. 205. (p) Conf. BOERHAVE Elem. Chem. T. II. p. 178. (q) L. I. p. 21. (r) VARIGNON. anc. mem. T. II. p. 234. (s) BOERHAVE T. II. p. 186

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 431[447]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/467>, abgerufen am 22.11.2024.