Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

Bekleidung. des Unterleib. XX. Buch.
und davon ware Brüche entstehen (c). Jn Krankheiten
wird es, wie andere Bekleidungen des menschlichen
Körpers (c*) dikke. Es hat nur wenig Empfindungen,
oder wohl gar keine (d). Denn die Nerven, welche
auf dem Darmfelle aufliegen, scheinen zu den Muskeln
des Unterleibes zu gehören. Es will zwar der berümte
Van den Bos (e) versichern, daß das Darmfell em-
pfinde; da aber die äusserliche Fläche des Magens, und
des Gedärms, nach seinem eignen Geständnisse, nicht
Schmerzen fülen (f) so beantwortet sich dieser berümte
Mann selbst damit. Denn das Darmfell ist diese Fläche.
Doch auch Radniczky selbst (g) war über das Gefül
des Darmfells nicht recht mit sich einig, da er doch von
der Empfindung der Sehnen mehr als zu wohl über-
zeugt war. Lorry gesteht es, daß es ohne Gefül sei (h).
Es ist aber auch nicht reizbar (i), wie dieses so gar die
Gegner gestehen müssen: und es hat keine Fasern an
sich (k).

Das Darmfell hat die Beschaffenheit an sich, daß
derjenige Theil, welcher nach dem Gedärme und den Ein-
geweiden hin gekehrt ist, glatt (k*) und dichter ist, hier-
auf allmälich nach aussen zu, so wie es der Haut nä-
her kömmt, loser wird, und endlich in ein Fadengewe-

be
(c) [Spaltenumbruch] Der Todt der Dänischen
Königin ist bekannt, da diese im
schwangern Zustande, den ihr ent-
fallenen Fecher wieder aufnehmen
wollte, und einen Nabelbruch
bekam.
(c*) TULP. L. IV. c. 44. Mem.
de l'Acad. 1707. p. 501. LEIGH.
lancashir. II.
[p]. 73 gegen einen Zoll
Journ. de Medec. T. II. n. 5. ge-
gen fünf Zoll Phil. trans. n. 460
knorplig PARE L. XXIII. c. 36.
(d) In nostr. oper. minor. Jn
einer Brusteröffnung TOSETT
Lett. IV. p.
18. bei einem Bruch-
[Spaltenumbruch] schnitte CALDAN. Exper.
p.
312.
(e) Viv. corp. hum. solid.
Exp.
9.
(f) ibid. JAUSSERAND Diss.
(g) Sect. IV. Exp. 4. 5. Auch
ungewis denkt davon JAUSSE-
RAND p.
12.
(h) LORRY Journ. de med.
1756. M. Novemb.
(i) ibid.
(k) VESALIUS p. 591.
(k*) DOUGLAS p. 33. WINS-
LOW n.
25.

Bekleidung. des Unterleib. XX. Buch.
und davon ware Bruͤche entſtehen (c). Jn Krankheiten
wird es, wie andere Bekleidungen des menſchlichen
Koͤrpers (c*) dikke. Es hat nur wenig Empfindungen,
oder wohl gar keine (d). Denn die Nerven, welche
auf dem Darmfelle aufliegen, ſcheinen zu den Muſkeln
des Unterleibes zu gehoͤren. Es will zwar der beruͤmte
Van den Bos (e) verſichern, daß das Darmfell em-
pfinde; da aber die aͤuſſerliche Flaͤche des Magens, und
des Gedaͤrms, nach ſeinem eignen Geſtaͤndniſſe, nicht
Schmerzen fuͤlen (f) ſo beantwortet ſich dieſer beruͤmte
Mann ſelbſt damit. Denn das Darmfell iſt dieſe Flaͤche.
Doch auch Radniczky ſelbſt (g) war uͤber das Gefuͤl
des Darmfells nicht recht mit ſich einig, da er doch von
der Empfindung der Sehnen mehr als zu wohl uͤber-
zeugt war. Lorry geſteht es, daß es ohne Gefuͤl ſei (h).
Es iſt aber auch nicht reizbar (i), wie dieſes ſo gar die
Gegner geſtehen muͤſſen: und es hat keine Faſern an
ſich (k).

Das Darmfell hat die Beſchaffenheit an ſich, daß
derjenige Theil, welcher nach dem Gedaͤrme und den Ein-
geweiden hin gekehrt iſt, glatt (k*) und dichter iſt, hier-
auf allmaͤlich nach auſſen zu, ſo wie es der Haut naͤ-
her koͤmmt, loſer wird, und endlich in ein Fadengewe-

be
(c) [Spaltenumbruch] Der Todt der Daͤniſchen
Koͤnigin iſt bekannt, da dieſe im
ſchwangern Zuſtande, den ihr ent-
fallenen Fecher wieder aufnehmen
wollte, und einen Nabelbruch
bekam.
(c*) TULP. L. IV. c. 44. Mém.
de l’Acad. 1707. p. 501. LEIGH.
lancashir. II.
[p]. 73 gegen einen Zoll
Journ. de Medec. T. II. n. 5. ge-
gen fuͤnf Zoll Phil. tranſ. n. 460
knorplig PARE L. XXIII. c. 36.
(d) In noſtr. oper. minor. Jn
einer Bruſteroͤffnung TOSETT
Lett. IV. p.
18. bei einem Bruch-
[Spaltenumbruch] ſchnitte CALDAN. Exper.
p.
312.
(e) Viv. corp. hum. ſolid.
Exp.
9.
(f) ibid. JAUSSERAND Diſſ.
(g) Sect. IV. Exp. 4. 5. Auch
ungewis denkt davon JAUSSE-
RAND p.
12.
(h) LORRY Journ. de med.
1756. M. Novemb.
(i) ibid.
(k) VESALIUS p. 591.
(k*) DOUGLAS p. 33. WINS-
LOW n.
25.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0530" n="494[510]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Bekleidung. des Unterleib. <hi rendition="#aq">XX.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
und davon ware Bru&#x0364;che ent&#x017F;tehen <note place="foot" n="(c)"><cb/>
Der Todt der Da&#x0364;ni&#x017F;chen<lb/>
Ko&#x0364;nigin i&#x017F;t bekannt, da die&#x017F;e im<lb/>
&#x017F;chwangern Zu&#x017F;tande, den ihr ent-<lb/>
fallenen Fecher wieder aufnehmen<lb/>
wollte, und einen Nabelbruch<lb/>
bekam.</note>. Jn Krankheiten<lb/>
wird es, wie andere Bekleidungen des men&#x017F;chlichen<lb/>
Ko&#x0364;rpers <note place="foot" n="(c*)"><hi rendition="#aq">TULP. L. IV. c. 44. Mém.<lb/>
de l&#x2019;Acad. 1707. p. 501. LEIGH.<lb/>
lancashir. II.</hi><supplied>p</supplied>. 73 gegen einen Zoll<lb/><hi rendition="#aq">Journ. d</hi>e <hi rendition="#aq">Medec. T. II. n.</hi> 5. ge-<lb/>
gen fu&#x0364;nf Zoll <hi rendition="#aq">Phil. tran&#x017F;. n.</hi> 460<lb/>
knorplig <hi rendition="#aq">PARE L. XXIII. c.</hi> 36.</note> dikke. Es hat nur wenig Empfindungen,<lb/>
oder wohl gar keine <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">In no&#x017F;tr. oper. minor.</hi> Jn<lb/>
einer Bru&#x017F;tero&#x0364;ffnung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">TOSETT</hi><lb/>
Lett. IV. p.</hi> 18. bei einem Bruch-<lb/><cb/>
&#x017F;chnitte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CALDAN.</hi> Exper.<lb/>
p.</hi> 312.</note>. Denn die Nerven, welche<lb/>
auf dem Darmfelle aufliegen, &#x017F;cheinen zu den Mu&#x017F;keln<lb/>
des Unterleibes zu geho&#x0364;ren. Es will zwar der beru&#x0364;mte<lb/>
Van den <hi rendition="#fr">Bos</hi> <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">Viv. corp. hum. &#x017F;olid.<lb/>
Exp.</hi> 9.</note> ver&#x017F;ichern, daß das Darmfell em-<lb/>
pfinde; da aber die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Fla&#x0364;che des Magens, und<lb/>
des Geda&#x0364;rms, nach &#x017F;einem eignen Ge&#x017F;ta&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;e, nicht<lb/>
Schmerzen fu&#x0364;len <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">ibid. JAUSSERAND Di&#x017F;&#x017F;.</hi></note> &#x017F;o beantwortet &#x017F;ich die&#x017F;er beru&#x0364;mte<lb/>
Mann &#x017F;elb&#x017F;t damit. Denn das Darmfell i&#x017F;t die&#x017F;e Fla&#x0364;che.<lb/>
Doch auch <hi rendition="#fr">Radniczky</hi> &#x017F;elb&#x017F;t <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">Sect. IV. Exp.</hi> 4. 5. Auch<lb/>
ungewis denkt davon <hi rendition="#aq">JAUSSE-<lb/>
RAND p.</hi> 12.</note> war u&#x0364;ber das Gefu&#x0364;l<lb/>
des Darmfells nicht recht mit &#x017F;ich einig, da er doch von<lb/>
der Empfindung der Sehnen mehr als zu wohl u&#x0364;ber-<lb/>
zeugt war. <hi rendition="#fr">Lorry</hi> ge&#x017F;teht es, daß es ohne Gefu&#x0364;l &#x017F;ei <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LORRY</hi> Journ. de med.<lb/>
1756. M. Novemb.</hi></note>.<lb/>
Es i&#x017F;t aber auch nicht reizbar <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq">ibid.</hi></note>, wie die&#x017F;es &#x017F;o gar die<lb/>
Gegner ge&#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: und es hat keine Fa&#x017F;ern an<lb/>
&#x017F;ich <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">VESALIUS p.</hi> 591.</note>.</p><lb/>
            <p>Das Darmfell hat die Be&#x017F;chaffenheit an &#x017F;ich, daß<lb/>
derjenige Theil, welcher nach dem Geda&#x0364;rme und den Ein-<lb/>
geweiden hin gekehrt i&#x017F;t, glatt <note place="foot" n="(k*)"><hi rendition="#aq">DOUGLAS p. 33. WINS-<lb/>
LOW n.</hi> 25.</note> und dichter i&#x017F;t, hier-<lb/>
auf allma&#x0364;lich nach au&#x017F;&#x017F;en zu, &#x017F;o wie es der Haut na&#x0364;-<lb/>
her ko&#x0364;mmt, lo&#x017F;er wird, und endlich in ein Fadengewe-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[494[510]/0530] Bekleidung. des Unterleib. XX. Buch. und davon ware Bruͤche entſtehen (c). Jn Krankheiten wird es, wie andere Bekleidungen des menſchlichen Koͤrpers (c*) dikke. Es hat nur wenig Empfindungen, oder wohl gar keine (d). Denn die Nerven, welche auf dem Darmfelle aufliegen, ſcheinen zu den Muſkeln des Unterleibes zu gehoͤren. Es will zwar der beruͤmte Van den Bos (e) verſichern, daß das Darmfell em- pfinde; da aber die aͤuſſerliche Flaͤche des Magens, und des Gedaͤrms, nach ſeinem eignen Geſtaͤndniſſe, nicht Schmerzen fuͤlen (f) ſo beantwortet ſich dieſer beruͤmte Mann ſelbſt damit. Denn das Darmfell iſt dieſe Flaͤche. Doch auch Radniczky ſelbſt (g) war uͤber das Gefuͤl des Darmfells nicht recht mit ſich einig, da er doch von der Empfindung der Sehnen mehr als zu wohl uͤber- zeugt war. Lorry geſteht es, daß es ohne Gefuͤl ſei (h). Es iſt aber auch nicht reizbar (i), wie dieſes ſo gar die Gegner geſtehen muͤſſen: und es hat keine Faſern an ſich (k). Das Darmfell hat die Beſchaffenheit an ſich, daß derjenige Theil, welcher nach dem Gedaͤrme und den Ein- geweiden hin gekehrt iſt, glatt (k*) und dichter iſt, hier- auf allmaͤlich nach auſſen zu, ſo wie es der Haut naͤ- her koͤmmt, loſer wird, und endlich in ein Fadengewe- be (c) Der Todt der Daͤniſchen Koͤnigin iſt bekannt, da dieſe im ſchwangern Zuſtande, den ihr ent- fallenen Fecher wieder aufnehmen wollte, und einen Nabelbruch bekam. (c*) TULP. L. IV. c. 44. Mém. de l’Acad. 1707. p. 501. LEIGH. lancashir. II. p. 73 gegen einen Zoll Journ. de Medec. T. II. n. 5. ge- gen fuͤnf Zoll Phil. tranſ. n. 460 knorplig PARE L. XXIII. c. 36. (d) In noſtr. oper. minor. Jn einer Bruſteroͤffnung TOSETT Lett. IV. p. 18. bei einem Bruch- ſchnitte CALDAN. Exper. p. 312. (e) Viv. corp. hum. ſolid. Exp. 9. (f) ibid. JAUSSERAND Diſſ. (g) Sect. IV. Exp. 4. 5. Auch ungewis denkt davon JAUSSE- RAND p. 12. (h) LORRY Journ. de med. 1756. M. Novemb. (i) ibid. (k) VESALIUS p. 591. (k*) DOUGLAS p. 33. WINS- LOW n. 25.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/530
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 494[510]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/530>, abgerufen am 26.06.2024.