Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Galle. XXIII. Buch.
wärend des Paroxismus selbst, die Galle in grosser Men-
ge (r). Sie erschlaffet in den Zwischenzeiten beider
Handlungen.

Es scheint, daß die Folge des Atemholens auf die
Leber hurtiger, als auf die Gallenblase von Statten ge-
he. Jn jedem Erbrechen des Magens wirft man erstlich,
was darinnen befindlich ist, von sich, hierauf folgt eine
gelbe Galle, die allezeit ganz frisch ist, welches sich durch
eine saturirte Farbe, durch ihre Bitterkeit, und Zähig-
keit zu erkennen giebt, daß sie eben aus der Gallenblase
herausgedrükkt worden. So siehet man, daß sich die
Sache auf den Schiffen, und in Krankheiten verhält.
Es gab Jemand nach der Reihe, eine bleiche, dotterfar-
bige, grünspanfarbige, blaue Galle von sich (s). Es
kann eine gehinderte Strasse des Blasenganges, oder
wenn selbige enge ist, von dieser Erscheinung die Ursache
gewesen sein. Die Galle fliesset schneller aus, je enger
der Blasengang, als die Blase selbst ist.

Es leidet aber die Gallenblase von den Eingeweiden,
die die Speisebehälter sind, ihren eignen Drukk; sonder-
lich vom Magen, wenn selbiger von Winden aufgetrie-
ben worden (t), vom Zwölffingerdarm, welches zunächst
an der Gallenblase grenzt, und vom Grimmdarm (u),
auf welchem die Blase liegt. Diese Röhren können nicht
erweitert werden, daß sie nicht die Blase ausdrükken
sollten. Jch will nicht so viel sagen, daß die Leber von
diesen Ursachen nicht leiden sollte, den es drükkt sowohl
der Magen selbst (w), als der aufgetriebne Grimmdarm
auf die Leber.

Diese Kräfte wirken nicht beständig (x): und auf
solche Weise bekömmt die Galle sowohl Zeit, in der Bla-

se
(r) [Spaltenumbruch] SIMSON p. 166.
(s) COBER Silesiac. V. p. 18.
(t) p. 524. GIANELLA orat.
p. XVI.
nicht immer.
(u) p. 523.
(w) [Spaltenumbruch] WAINEWRIGTH p. 3.
(x) BOHN p. 243. VERDIER
II. p.
105. die Blase werde täglich
2 mal voll, und 2 mal leer. JA-
SOLIN. c.
6.

Die Galle. XXIII. Buch.
waͤrend des Paroxiſmus ſelbſt, die Galle in groſſer Men-
ge (r). Sie erſchlaffet in den Zwiſchenzeiten beider
Handlungen.

Es ſcheint, daß die Folge des Atemholens auf die
Leber hurtiger, als auf die Gallenblaſe von Statten ge-
he. Jn jedem Erbrechen des Magens wirft man erſtlich,
was darinnen befindlich iſt, von ſich, hierauf folgt eine
gelbe Galle, die allezeit ganz friſch iſt, welches ſich durch
eine ſaturirte Farbe, durch ihre Bitterkeit, und Zaͤhig-
keit zu erkennen giebt, daß ſie eben aus der Gallenblaſe
herausgedruͤkkt worden. So ſiehet man, daß ſich die
Sache auf den Schiffen, und in Krankheiten verhaͤlt.
Es gab Jemand nach der Reihe, eine bleiche, dotterfar-
bige, gruͤnſpanfarbige, blaue Galle von ſich (s). Es
kann eine gehinderte Straſſe des Blaſenganges, oder
wenn ſelbige enge iſt, von dieſer Erſcheinung die Urſache
geweſen ſein. Die Galle flieſſet ſchneller aus, je enger
der Blaſengang, als die Blaſe ſelbſt iſt.

Es leidet aber die Gallenblaſe von den Eingeweiden,
die die Speiſebehaͤlter ſind, ihren eignen Drukk; ſonder-
lich vom Magen, wenn ſelbiger von Winden aufgetrie-
ben worden (t), vom Zwoͤlffingerdarm, welches zunaͤchſt
an der Gallenblaſe grenzt, und vom Grimmdarm (u),
auf welchem die Blaſe liegt. Dieſe Roͤhren koͤnnen nicht
erweitert werden, daß ſie nicht die Blaſe ausdruͤkken
ſollten. Jch will nicht ſo viel ſagen, daß die Leber von
dieſen Urſachen nicht leiden ſollte, den es druͤkkt ſowohl
der Magen ſelbſt (w), als der aufgetriebne Grimmdarm
auf die Leber.

Dieſe Kraͤfte wirken nicht beſtaͤndig (x): und auf
ſolche Weiſe bekoͤmmt die Galle ſowohl Zeit, in der Bla-

ſe
(r) [Spaltenumbruch] SIMSON p. 166.
(s) COBER Sileſiac. V. p. 18.
(t) p. 524. GIANELLA orat.
p. XVI.
nicht immer.
(u) p. 523.
(w) [Spaltenumbruch] WAINEWRIGTH p. 3.
(x) BOHN p. 243. VERDIER
II. p.
105. die Blaſe werde taͤglich
2 mal voll, und 2 mal leer. JA-
SOLIN. c.
6.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0906" n="886"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Galle. <hi rendition="#aq">XXIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
wa&#x0364;rend des Paroxi&#x017F;mus &#x017F;elb&#x017F;t, die Galle in gro&#x017F;&#x017F;er Men-<lb/>
ge <note place="foot" n="(r)"><cb/><hi rendition="#aq">SIMSON p.</hi> 166.</note>. Sie er&#x017F;chlaffet in den Zwi&#x017F;chenzeiten beider<lb/>
Handlungen.</p><lb/>
            <p>Es &#x017F;cheint, daß die Folge des Atemholens auf die<lb/>
Leber hurtiger, als auf die Gallenbla&#x017F;e von Statten ge-<lb/>
he. Jn jedem Erbrechen des Magens wirft man er&#x017F;tlich,<lb/>
was darinnen befindlich i&#x017F;t, von &#x017F;ich, hierauf folgt eine<lb/>
gelbe Galle, die allezeit ganz fri&#x017F;ch i&#x017F;t, welches &#x017F;ich durch<lb/>
eine &#x017F;aturirte Farbe, durch ihre Bitterkeit, und Za&#x0364;hig-<lb/>
keit zu erkennen giebt, daß &#x017F;ie eben aus der Gallenbla&#x017F;e<lb/>
herausgedru&#x0364;kkt worden. So &#x017F;iehet man, daß &#x017F;ich die<lb/>
Sache auf den Schiffen, und in Krankheiten verha&#x0364;lt.<lb/>
Es gab Jemand nach der Reihe, eine bleiche, dotterfar-<lb/>
bige, gru&#x0364;n&#x017F;panfarbige, blaue Galle von &#x017F;ich <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">COBER Sile&#x017F;iac. V. p.</hi> 18.</note>. Es<lb/>
kann eine gehinderte Stra&#x017F;&#x017F;e des Bla&#x017F;enganges, oder<lb/>
wenn &#x017F;elbige enge i&#x017F;t, von die&#x017F;er Er&#x017F;cheinung die Ur&#x017F;ache<lb/>
gewe&#x017F;en &#x017F;ein. Die Galle flie&#x017F;&#x017F;et &#x017F;chneller aus, je enger<lb/>
der Bla&#x017F;engang, als die Bla&#x017F;e &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Es leidet aber die Gallenbla&#x017F;e von den Eingeweiden,<lb/>
die die Spei&#x017F;ebeha&#x0364;lter &#x017F;ind, ihren eignen Drukk; &#x017F;onder-<lb/>
lich vom Magen, wenn &#x017F;elbiger von Winden aufgetrie-<lb/>
ben worden <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">p. 524. GIANELLA orat.<lb/>
p. XVI.</hi> nicht immer.</note>, vom Zwo&#x0364;lffingerdarm, welches zuna&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
an der Gallenbla&#x017F;e grenzt, und vom Grimmdarm <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 523.</note>,<lb/>
auf welchem die Bla&#x017F;e liegt. Die&#x017F;e Ro&#x0364;hren ko&#x0364;nnen nicht<lb/>
erweitert werden, daß &#x017F;ie nicht die Bla&#x017F;e ausdru&#x0364;kken<lb/>
&#x017F;ollten. Jch will nicht &#x017F;o viel &#x017F;agen, daß die Leber von<lb/>
die&#x017F;en Ur&#x017F;achen nicht leiden &#x017F;ollte, den es dru&#x0364;kkt &#x017F;owohl<lb/>
der Magen &#x017F;elb&#x017F;t <note place="foot" n="(w)"><cb/><hi rendition="#aq">WAINEWRIGTH p.</hi> 3.</note>, als der aufgetriebne Grimmdarm<lb/>
auf die Leber.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;e Kra&#x0364;fte wirken nicht be&#x017F;ta&#x0364;ndig <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq">BOHN p. 243. VERDIER<lb/>
II. p.</hi> 105. die Bla&#x017F;e werde ta&#x0364;glich<lb/>
2 mal voll, und 2 mal leer. <hi rendition="#aq">JA-<lb/>
SOLIN. c.</hi> 6.</note>: und auf<lb/>
&#x017F;olche Wei&#x017F;e beko&#x0364;mmt die Galle &#x017F;owohl Zeit, in der Bla-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;e</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[886/0906] Die Galle. XXIII. Buch. waͤrend des Paroxiſmus ſelbſt, die Galle in groſſer Men- ge (r). Sie erſchlaffet in den Zwiſchenzeiten beider Handlungen. Es ſcheint, daß die Folge des Atemholens auf die Leber hurtiger, als auf die Gallenblaſe von Statten ge- he. Jn jedem Erbrechen des Magens wirft man erſtlich, was darinnen befindlich iſt, von ſich, hierauf folgt eine gelbe Galle, die allezeit ganz friſch iſt, welches ſich durch eine ſaturirte Farbe, durch ihre Bitterkeit, und Zaͤhig- keit zu erkennen giebt, daß ſie eben aus der Gallenblaſe herausgedruͤkkt worden. So ſiehet man, daß ſich die Sache auf den Schiffen, und in Krankheiten verhaͤlt. Es gab Jemand nach der Reihe, eine bleiche, dotterfar- bige, gruͤnſpanfarbige, blaue Galle von ſich (s). Es kann eine gehinderte Straſſe des Blaſenganges, oder wenn ſelbige enge iſt, von dieſer Erſcheinung die Urſache geweſen ſein. Die Galle flieſſet ſchneller aus, je enger der Blaſengang, als die Blaſe ſelbſt iſt. Es leidet aber die Gallenblaſe von den Eingeweiden, die die Speiſebehaͤlter ſind, ihren eignen Drukk; ſonder- lich vom Magen, wenn ſelbiger von Winden aufgetrie- ben worden (t), vom Zwoͤlffingerdarm, welches zunaͤchſt an der Gallenblaſe grenzt, und vom Grimmdarm (u), auf welchem die Blaſe liegt. Dieſe Roͤhren koͤnnen nicht erweitert werden, daß ſie nicht die Blaſe ausdruͤkken ſollten. Jch will nicht ſo viel ſagen, daß die Leber von dieſen Urſachen nicht leiden ſollte, den es druͤkkt ſowohl der Magen ſelbſt (w), als der aufgetriebne Grimmdarm auf die Leber. Dieſe Kraͤfte wirken nicht beſtaͤndig (x): und auf ſolche Weiſe bekoͤmmt die Galle ſowohl Zeit, in der Bla- ſe (r) SIMSON p. 166. (s) COBER Sileſiac. V. p. 18. (t) p. 524. GIANELLA orat. p. XVI. nicht immer. (u) p. 523. (w) WAINEWRIGTH p. 3. (x) BOHN p. 243. VERDIER II. p. 105. die Blaſe werde taͤglich 2 mal voll, und 2 mal leer. JA- SOLIN. c. 6.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/906
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 886. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/906>, abgerufen am 24.11.2024.