wärend des Paroxismus selbst, die Galle in grosser Men- ge (r). Sie erschlaffet in den Zwischenzeiten beider Handlungen.
Es scheint, daß die Folge des Atemholens auf die Leber hurtiger, als auf die Gallenblase von Statten ge- he. Jn jedem Erbrechen des Magens wirft man erstlich, was darinnen befindlich ist, von sich, hierauf folgt eine gelbe Galle, die allezeit ganz frisch ist, welches sich durch eine saturirte Farbe, durch ihre Bitterkeit, und Zähig- keit zu erkennen giebt, daß sie eben aus der Gallenblase herausgedrükkt worden. So siehet man, daß sich die Sache auf den Schiffen, und in Krankheiten verhält. Es gab Jemand nach der Reihe, eine bleiche, dotterfar- bige, grünspanfarbige, blaue Galle von sich (s). Es kann eine gehinderte Strasse des Blasenganges, oder wenn selbige enge ist, von dieser Erscheinung die Ursache gewesen sein. Die Galle fliesset schneller aus, je enger der Blasengang, als die Blase selbst ist.
Es leidet aber die Gallenblase von den Eingeweiden, die die Speisebehälter sind, ihren eignen Drukk; sonder- lich vom Magen, wenn selbiger von Winden aufgetrie- ben worden (t), vom Zwölffingerdarm, welches zunächst an der Gallenblase grenzt, und vom Grimmdarm (u), auf welchem die Blase liegt. Diese Röhren können nicht erweitert werden, daß sie nicht die Blase ausdrükken sollten. Jch will nicht so viel sagen, daß die Leber von diesen Ursachen nicht leiden sollte, den es drükkt sowohl der Magen selbst (w), als der aufgetriebne Grimmdarm auf die Leber.
Diese Kräfte wirken nicht beständig (x): und auf solche Weise bekömmt die Galle sowohl Zeit, in der Bla-
se
(r)[Spaltenumbruch]SIMSON p. 166.
(s)COBER Silesiac. V. p. 18.
(t)p. 524. GIANELLA orat. p. XVI. nicht immer.
(u)p. 523.
(w)[Spaltenumbruch]WAINEWRIGTH p. 3.
(x)BOHN p. 243. VERDIER II. p. 105. die Blase werde täglich 2 mal voll, und 2 mal leer. JA- SOLIN. c. 6.
Die Galle. XXIII. Buch.
waͤrend des Paroxiſmus ſelbſt, die Galle in groſſer Men- ge (r). Sie erſchlaffet in den Zwiſchenzeiten beider Handlungen.
Es ſcheint, daß die Folge des Atemholens auf die Leber hurtiger, als auf die Gallenblaſe von Statten ge- he. Jn jedem Erbrechen des Magens wirft man erſtlich, was darinnen befindlich iſt, von ſich, hierauf folgt eine gelbe Galle, die allezeit ganz friſch iſt, welches ſich durch eine ſaturirte Farbe, durch ihre Bitterkeit, und Zaͤhig- keit zu erkennen giebt, daß ſie eben aus der Gallenblaſe herausgedruͤkkt worden. So ſiehet man, daß ſich die Sache auf den Schiffen, und in Krankheiten verhaͤlt. Es gab Jemand nach der Reihe, eine bleiche, dotterfar- bige, gruͤnſpanfarbige, blaue Galle von ſich (s). Es kann eine gehinderte Straſſe des Blaſenganges, oder wenn ſelbige enge iſt, von dieſer Erſcheinung die Urſache geweſen ſein. Die Galle flieſſet ſchneller aus, je enger der Blaſengang, als die Blaſe ſelbſt iſt.
Es leidet aber die Gallenblaſe von den Eingeweiden, die die Speiſebehaͤlter ſind, ihren eignen Drukk; ſonder- lich vom Magen, wenn ſelbiger von Winden aufgetrie- ben worden (t), vom Zwoͤlffingerdarm, welches zunaͤchſt an der Gallenblaſe grenzt, und vom Grimmdarm (u), auf welchem die Blaſe liegt. Dieſe Roͤhren koͤnnen nicht erweitert werden, daß ſie nicht die Blaſe ausdruͤkken ſollten. Jch will nicht ſo viel ſagen, daß die Leber von dieſen Urſachen nicht leiden ſollte, den es druͤkkt ſowohl der Magen ſelbſt (w), als der aufgetriebne Grimmdarm auf die Leber.
Dieſe Kraͤfte wirken nicht beſtaͤndig (x): und auf ſolche Weiſe bekoͤmmt die Galle ſowohl Zeit, in der Bla-
ſe
(r)[Spaltenumbruch]SIMSON p. 166.
(s)COBER Sileſiac. V. p. 18.
(t)p. 524. GIANELLA orat. p. XVI. nicht immer.
(u)p. 523.
(w)[Spaltenumbruch]WAINEWRIGTH p. 3.
(x)BOHN p. 243. VERDIER II. p. 105. die Blaſe werde taͤglich 2 mal voll, und 2 mal leer. JA- SOLIN. c. 6.
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Die Galle. XXIII. Buch.
waͤrend des Paroxiſmus ſelbſt, die Galle in groſſer Men-
ge (r). Sie erſchlaffet in den Zwiſchenzeiten beider
Handlungen.
Es ſcheint, daß die Folge des Atemholens auf die
Leber hurtiger, als auf die Gallenblaſe von Statten ge-
he. Jn jedem Erbrechen des Magens wirft man erſtlich,
was darinnen befindlich iſt, von ſich, hierauf folgt eine
gelbe Galle, die allezeit ganz friſch iſt, welches ſich durch
eine ſaturirte Farbe, durch ihre Bitterkeit, und Zaͤhig-
keit zu erkennen giebt, daß ſie eben aus der Gallenblaſe
herausgedruͤkkt worden. So ſiehet man, daß ſich die
Sache auf den Schiffen, und in Krankheiten verhaͤlt.
Es gab Jemand nach der Reihe, eine bleiche, dotterfar-
bige, gruͤnſpanfarbige, blaue Galle von ſich (s). Es
kann eine gehinderte Straſſe des Blaſenganges, oder
wenn ſelbige enge iſt, von dieſer Erſcheinung die Urſache
geweſen ſein. Die Galle flieſſet ſchneller aus, je enger
der Blaſengang, als die Blaſe ſelbſt iſt.
Es leidet aber die Gallenblaſe von den Eingeweiden,
die die Speiſebehaͤlter ſind, ihren eignen Drukk; ſonder-
lich vom Magen, wenn ſelbiger von Winden aufgetrie-
ben worden (t), vom Zwoͤlffingerdarm, welches zunaͤchſt
an der Gallenblaſe grenzt, und vom Grimmdarm (u),
auf welchem die Blaſe liegt. Dieſe Roͤhren koͤnnen nicht
erweitert werden, daß ſie nicht die Blaſe ausdruͤkken
ſollten. Jch will nicht ſo viel ſagen, daß die Leber von
dieſen Urſachen nicht leiden ſollte, den es druͤkkt ſowohl
der Magen ſelbſt (w), als der aufgetriebne Grimmdarm
auf die Leber.
Dieſe Kraͤfte wirken nicht beſtaͤndig (x): und auf
ſolche Weiſe bekoͤmmt die Galle ſowohl Zeit, in der Bla-
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(r)
SIMSON p. 166.
(s) COBER Sileſiac. V. p. 18.
(t) p. 524. GIANELLA orat.
p. XVI. nicht immer.
(u) p. 523.
(w)
WAINEWRIGTH p. 3.
(x) BOHN p. 243. VERDIER
II. p. 105. die Blaſe werde taͤglich
2 mal voll, und 2 mal leer. JA-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 886. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/906>, abgerufen am 24.11.2024.
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