men laufen, und es läuft dieser Stamm, als ein Be- gleiter neben der Gekröseschlag- und Blutader. Er ist folglich grösser, als alle Nerven, er ist gar zu deutlich von Milch aufgetrieben, und man konnte diesen Gang ohnmöglich für einen Nerven ansehn, noch für ein leeres Gefässe halten. Erasistrat ist der erste(a), der im Bocke Gefässe voller Milch gefunden, da ihn aber das Vorurtheil die Augen blendete, so glaubte er an ihnen leere Schlagadern, seiner Hipotesie zum Besten gesehen zu haben: man siehet indessen aus dem auf behaltenem Versuche der Erasistratischen Aufsätze beym Galen, daß er darinnen Milch gefunden, denn wir lesen daselbst, daß er diese Gefässe voller Luft, und nachgehens voller Milch gesehen (b).
Fast zu einerlei Zeit bemerkte Herophilus(c), ein grosser Zergliederer, ebenfalls an jungen Thieren, daß nährende Adern zu den Drüsen des Gekröses gehen, und daselbst ein Ende nehmen.
Galen, ein nicht zu verachtender Autor in den Zer- legungen lebender Thiere, übersahe diese Gefässe nicht völlig (d): er gestehet aber, daß man wenigstens in den Gefässen des Gekröses bey jungen Ziegenbökken Milch antreffe [Spaltenumbruch](d*).
Eustach zeichnet zwar keine Milchgefässe (e), ob man sie gleich vor kurzem demselben zugeschrieben, denn die gedoppelten, und abgebrochne Linien (f), welche er zeich- net, sind rothe Gefässe von beiderlei Arten, die sich zwi- schen den Falten des Gekröses verstecken; er hat aber dennoch im Pferde den Brustkanal (g) gesehen, ob er
ihn
(a)[Spaltenumbruch]Apud GALENUM an. sang. natur in arter. contin. c. 5.
(b)Admin. anat. L. VII. fin.
(c)Us. part. L. IV. c. 19.
(d) Daß Niemand diesen Ver- such gesehen habe. Ebendas.
(d*)Num sanguinis natur. in arter. contin. c. 5.
(e)Apologia p. 39. Rom. ed.
(f)T. XI. f. I.
(g)Ver sin. par. antigr. 13.
I. Abſchn. Die Zergliederung.
men laufen, und es laͤuft dieſer Stamm, als ein Be- gleiter neben der Gekroͤſeſchlag- und Blutader. Er iſt folglich groͤſſer, als alle Nerven, er iſt gar zu deutlich von Milch aufgetrieben, und man konnte dieſen Gang ohnmoͤglich fuͤr einen Nerven anſehn, noch fuͤr ein leeres Gefaͤſſe halten. Eraſiſtrat iſt der erſte(a), der im Bocke Gefaͤſſe voller Milch gefunden, da ihn aber das Vorurtheil die Augen blendete, ſo glaubte er an ihnen leere Schlagadern, ſeiner Hipoteſie zum Beſten geſehen zu haben: man ſiehet indeſſen aus dem auf behaltenem Verſuche der Eraſiſtratiſchen Aufſaͤtze beym Galen, daß er darinnen Milch gefunden, denn wir leſen daſelbſt, daß er dieſe Gefaͤſſe voller Luft, und nachgehens voller Milch geſehen (b).
Faſt zu einerlei Zeit bemerkte Herophilus(c), ein groſſer Zergliederer, ebenfalls an jungen Thieren, daß naͤhrende Adern zu den Druͤſen des Gekroͤſes gehen, und daſelbſt ein Ende nehmen.
Galen, ein nicht zu verachtender Autor in den Zer- legungen lebender Thiere, uͤberſahe dieſe Gefaͤſſe nicht voͤllig (d): er geſtehet aber, daß man wenigſtens in den Gefaͤſſen des Gekroͤſes bey jungen Ziegenboͤkken Milch antreffe [Spaltenumbruch](d*).
Euſtach zeichnet zwar keine Milchgefaͤſſe (e), ob man ſie gleich vor kurzem demſelben zugeſchrieben, denn die gedoppelten, und abgebrochne Linien (f), welche er zeich- net, ſind rothe Gefaͤſſe von beiderlei Arten, die ſich zwi- ſchen den Falten des Gekroͤſes verſtecken; er hat aber dennoch im Pferde den Bruſtkanal (g) geſehen, ob er
ihn
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folglich groͤſſer, als alle Nerven, er iſt gar zu deutlich
von Milch aufgetrieben, und man konnte dieſen Gang
ohnmoͤglich fuͤr einen Nerven anſehn, noch fuͤr ein leeres
Gefaͤſſe halten. Eraſiſtrat iſt der erſte (a), der im
Bocke Gefaͤſſe voller Milch gefunden, da ihn aber das
Vorurtheil die Augen blendete, ſo glaubte er an ihnen
leere Schlagadern, ſeiner Hipoteſie zum Beſten geſehen
zu haben: man ſiehet indeſſen aus dem auf behaltenem
Verſuche der Eraſiſtratiſchen Aufſaͤtze beym Galen,
daß er darinnen Milch gefunden, denn wir leſen daſelbſt,
daß er dieſe Gefaͤſſe voller Luft, und nachgehens voller
Milch geſehen (b).
Faſt zu einerlei Zeit bemerkte Herophilus (c), ein
groſſer Zergliederer, ebenfalls an jungen Thieren, daß
naͤhrende Adern zu den Druͤſen des Gekroͤſes gehen, und
daſelbſt ein Ende nehmen.
Galen, ein nicht zu verachtender Autor in den Zer-
legungen lebender Thiere, uͤberſahe dieſe Gefaͤſſe nicht
voͤllig (d): er geſtehet aber, daß man wenigſtens in den
Gefaͤſſen des Gekroͤſes bey jungen Ziegenboͤkken Milch
antreffe
(d*).
Euſtach zeichnet zwar keine Milchgefaͤſſe (e), ob man
ſie gleich vor kurzem demſelben zugeſchrieben, denn die
gedoppelten, und abgebrochne Linien (f), welche er zeich-
net, ſind rothe Gefaͤſſe von beiderlei Arten, die ſich zwi-
ſchen den Falten des Gekroͤſes verſtecken; er hat aber
dennoch im Pferde den Bruſtkanal (g) geſehen, ob er
ihn
(a)
Apud GALENUM an. ſang.
natur in arter. contin. c. 5.
(b) Admin. anat. L. VII. fin.
(c) Uſ. part. L. IV. c. 19.
(d) Daß Niemand dieſen Ver-
ſuch geſehen habe. Ebendaſ.
(d*) Num ſanguinis natur. in
arter. contin. c. 5.
(e) Apologia p. 39. Rom. ed.
(f) T. XI. f. I.
(g) Ver ſin. par. antigr. 13.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/335>, abgerufen am 22.11.2024.
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