Mehr als einmal hat das glükkselige Jtalien sehr alte Kardinäle (a), und bejahrte Päbste gesehen, wie auch ge- lehrte Männer, und vor kurzen den Scipio Maffei(b): wie auch den grossen Schriftsteller J. Baptista Mor- gagni, einen Mann, der von allen Seiten betrach- tet, ein sehr seltenes Beyspiel ist. Jn eben diesem Lande regierte der Herzog Henrich Dandolo(c) die Staatsgeschäfte seiner Republik mit grossem Verstande bis in sein neunzigstes Jahr. Zu Spoletto lebte ein munterer Greis von 105 Jahren. Auf den itahänischen Alpen gelangen die Leute bis zum 110 und 112 Jahre, und sie sind in diesem Stükke glükklicher als unsere Al- penbewohner, welche nicht so alt werden (d). Wir haben von einem bereits geredet, welcher noch im hunderten Jahre lebte, und am Gesichte, an den Zähnen und an der Gesundheit noch ungeschwächt war (e). Gartius Aretinus des Petrarcha Ureltervater lebte 104 Jahre (f).
Viele Greise an einerlei Orte erwähnt Valisneri (g); und unter diesen zwey, welche nach dem Ablaufe ihres Jahrhundertes neue Zähne bekamen. Ein Car- dinal von 104 Jahren konnte noch ein wildes Pferd bän- digen, wie Lancisius berichtet (g*), und Manetti erwähnt eines starken Greises (h) von hundert siebenzehn Jahren. Endlich hatte in dem berühmten Verzeichnisse des Plinii (i)Orbilius, ein Schulmeister, hundert Jahr erreicht, so wie Asinius Pollio, es ließ sich die Lucceia, eine Comödiantinn, noch in ihrem hunderten
Jahre
(a)[Spaltenumbruch]
Der dritte Theil der Kar- dinäle lebt achtzig Jahre, oder auch länger, LANCIS aer. Rom qualit.
(b)ZEVIANI p. 171.
(c)LAUGIER hist. de venif. II. p. 292.
(d)DONIUS p. 92.
(e)[Spaltenumbruch]SOMIS raggion p. 25.
(f)VERULAMIUS.
(g)Oper. T. III. p. 328.
(g*)Ibid. c. 18.
(h)Ad SAUVAGES de modo quo modic. p. 29.
(i)L. VII. c. 48.
H. Phisiol. 8 B. P p p
III. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
Mehr als einmal hat das gluͤkkſelige Jtalien ſehr alte Kardinaͤle (a), und bejahrte Paͤbſte geſehen, wie auch ge- lehrte Maͤnner, und vor kurzen den Scipio Maffei(b): wie auch den groſſen Schriftſteller J. Baptiſta Mor- gagni, einen Mann, der von allen Seiten betrach- tet, ein ſehr ſeltenes Beyſpiel iſt. Jn eben dieſem Lande regierte der Herzog Henrich Dandolo(c) die Staatsgeſchaͤfte ſeiner Republik mit groſſem Verſtande bis in ſein neunzigſtes Jahr. Zu Spoletto lebte ein munterer Greis von 105 Jahren. Auf den itahaͤniſchen Alpen gelangen die Leute bis zum 110 und 112 Jahre, und ſie ſind in dieſem Stuͤkke gluͤkklicher als unſere Al- penbewohner, welche nicht ſo alt werden (d). Wir haben von einem bereits geredet, welcher noch im hunderten Jahre lebte, und am Geſichte, an den Zaͤhnen und an der Geſundheit noch ungeſchwaͤcht war (e). Gartius Aretinus des Petrarcha Ureltervater lebte 104 Jahre (f).
Viele Greiſe an einerlei Orte erwaͤhnt Valisneri (g); und unter dieſen zwey, welche nach dem Ablaufe ihres Jahrhundertes neue Zaͤhne bekamen. Ein Car- dinal von 104 Jahren konnte noch ein wildes Pferd baͤn- digen, wie Lanciſius berichtet (g*), und Manetti erwaͤhnt eines ſtarken Greiſes (h) von hundert ſiebenzehn Jahren. Endlich hatte in dem beruͤhmten Verzeichniſſe des Plinii (i)Orbilius, ein Schulmeiſter, hundert Jahr erreicht, ſo wie Aſinius Pollio, es ließ ſich die Lucceia, eine Comoͤdiantinn, noch in ihrem hunderten
Jahre
(a)[Spaltenumbruch]
Der dritte Theil der Kar- dinaͤle lebt achtzig Jahre, oder auch laͤnger, LANCIS aer. Rom qualit.
(b)ZEVIANI p. 171.
(c)LAUGIER hiſt. de venif. II. p. 292.
(d)DONIUS p. 92.
(e)[Spaltenumbruch]SOMIS raggion p. 25.
(f)VERULAMIUS.
(g)Oper. T. III. p. 328.
(g*)Ibid. c. 18.
(h)Ad SAUVAGES de modo quo modic. p. 29.
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H. Phiſiol. 8 B. P p p
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[959[961]/1013]
III. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
Mehr als einmal hat das gluͤkkſelige Jtalien ſehr alte
Kardinaͤle (a), und bejahrte Paͤbſte geſehen, wie auch ge-
lehrte Maͤnner, und vor kurzen den Scipio Maffei (b):
wie auch den groſſen Schriftſteller J. Baptiſta Mor-
gagni, einen Mann, der von allen Seiten betrach-
tet, ein ſehr ſeltenes Beyſpiel iſt. Jn eben dieſem
Lande regierte der Herzog Henrich Dandolo (c) die
Staatsgeſchaͤfte ſeiner Republik mit groſſem Verſtande
bis in ſein neunzigſtes Jahr. Zu Spoletto lebte ein
munterer Greis von 105 Jahren. Auf den itahaͤniſchen
Alpen gelangen die Leute bis zum 110 und 112 Jahre,
und ſie ſind in dieſem Stuͤkke gluͤkklicher als unſere Al-
penbewohner, welche nicht ſo alt werden (d). Wir haben
von einem bereits geredet, welcher noch im hunderten
Jahre lebte, und am Geſichte, an den Zaͤhnen und an
der Geſundheit noch ungeſchwaͤcht war (e). Gartius
Aretinus des Petrarcha Ureltervater lebte 104
Jahre (f).
Viele Greiſe an einerlei Orte erwaͤhnt Valisneri
(g); und unter dieſen zwey, welche nach dem Ablaufe
ihres Jahrhundertes neue Zaͤhne bekamen. Ein Car-
dinal von 104 Jahren konnte noch ein wildes Pferd baͤn-
digen, wie Lanciſius berichtet (g*), und Manetti
erwaͤhnt eines ſtarken Greiſes (h) von hundert ſiebenzehn
Jahren. Endlich hatte in dem beruͤhmten Verzeichniſſe
des Plinii (i) Orbilius, ein Schulmeiſter, hundert
Jahr erreicht, ſo wie Aſinius Pollio, es ließ ſich die
Lucceia, eine Comoͤdiantinn, noch in ihrem hunderten
Jahre
(a)
Der dritte Theil der Kar-
dinaͤle lebt achtzig Jahre, oder auch
laͤnger, LANCIS aer. Rom qualit.
(b) ZEVIANI p. 171.
(c) LAUGIER hiſt. de venif. II.
p. 292.
(d) DONIUS p. 92.
(e)
SOMIS raggion p. 25.
(f) VERULAMIUS.
(g) Oper. T. III. p. 328.
(g*) Ibid. c. 18.
(h) Ad SAUVAGES de modo
quo modic. p. 29.
(i) L. VII. c. 48.
H. Phiſiol. 8 B. P p p
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 959[961]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/1013>, abgerufen am 22.11.2024.
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