Jahre auf der Bühne sehen, die Galleria Copiola erschien in zweien Jubelfesten, welche neun und neunzig Jahre von einander entfernt waren, auf der Bühne, und sie war nunmehr 104 Jahr alt, da sie das zweite Jubelfest feierte. Terentia, die Gemahlinn des Cicero, wurde 103 Jahr alt; die Clooia Ovilii erreichte das hundert und vierzehnte Jahr, ob sie gleich funfzehnmal in das Kindbette gekommen war.
Jn der Vespastanischen Schäzzung fand man zu Parma drei Personen von hundert und zwanzig Jahren, eine von hundert und dreißig zu Placenz, eine von hun- dert ein und dreißig Jahren zu Faventia, eine Frauens- person von 135, die Tertulla von 137 Jahren, bei Pla- cenz einen Mann von 140 Jahren, und in ganz Jtalien drei Leute von hundert vierzig Jahren. Wiederum lebte zu Faventia M. Aponius von hundert funfzig Jahren, zu Bononien T. Fullonius von gleichen Jahren, die Nachricht von diesem ist völlig zuverläßig, und man sollte überhaupt glauben, daß das disseitige Gallien den römischen Staat an Gesundheit übertreffen müsse. Die- ser geniest nemlich nicht eben dasselbe Glükk: denn es gelangen gemeiniglich die Römer nur bis zum sechszig- sten, sehr selten aber bis zum hunderten Jahre (i*).
Auf dem benachbarten Eilande Siciliens lebte der König Hiero, dieser so gütige Tyrann bis hundert Jahre (k).
Jn Spanien, einem so trokkenen und warmen Lande, ist das hohe Alter keine Seltenheit. J. Morales(l) überlebte das hunderte Jahr, und so auch der Graf von Mancera, als ein starker Greis (l*). Ludwig Acugna, ein Gesandter des portugiesischen Hofes, gelangte, so viel wir uns erinnern können, bei ungeschwächten Kräften
zum
(i*)[Spaltenumbruch]PETRON. vict. Rom. p. 154.
(k)PLIN. l. c. nur bis auf neun- zig SUIDAS T. II. p. 102.
(l)[Spaltenumbruch]CARDAN. de aq. p. 17. 386.
(l*)S. PHILIP. hist. de l'Espa- gne II. p. 309.
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
Jahre auf der Buͤhne ſehen, die Galleria Copiola erſchien in zweien Jubelfeſten, welche neun und neunzig Jahre von einander entfernt waren, auf der Buͤhne, und ſie war nunmehr 104 Jahr alt, da ſie das zweite Jubelfeſt feierte. Terentia, die Gemahlinn des Cicero, wurde 103 Jahr alt; die Clooia Ovilii erreichte das hundert und vierzehnte Jahr, ob ſie gleich funfzehnmal in das Kindbette gekommen war.
Jn der Veſpaſtaniſchen Schaͤzzung fand man zu Parma drei Perſonen von hundert und zwanzig Jahren, eine von hundert und dreißig zu Placenz, eine von hun- dert ein und dreißig Jahren zu Faventia, eine Frauens- perſon von 135, die Tertulla von 137 Jahren, bei Pla- cenz einen Mann von 140 Jahren, und in ganz Jtalien drei Leute von hundert vierzig Jahren. Wiederum lebte zu Faventia M. Aponius von hundert funfzig Jahren, zu Bononien T. Fullonius von gleichen Jahren, die Nachricht von dieſem iſt voͤllig zuverlaͤßig, und man ſollte uͤberhaupt glauben, daß das diſſeitige Gallien den roͤmiſchen Staat an Geſundheit uͤbertreffen muͤſſe. Die- ſer genieſt nemlich nicht eben daſſelbe Gluͤkk: denn es gelangen gemeiniglich die Roͤmer nur bis zum ſechszig- ſten, ſehr ſelten aber bis zum hunderten Jahre (i*).
Auf dem benachbarten Eilande Siciliens lebte der Koͤnig Hiero, dieſer ſo guͤtige Tyrann bis hundert Jahre (k).
Jn Spanien, einem ſo trokkenen und warmen Lande, iſt das hohe Alter keine Seltenheit. J. Morales(l) uͤberlebte das hunderte Jahr, und ſo auch der Graf von Mancera, als ein ſtarker Greis (l*). Ludwig Acugna, ein Geſandter des portugieſiſchen Hofes, gelangte, ſo viel wir uns erinnern koͤnnen, bei ungeſchwaͤchten Kraͤften
zum
(i*)[Spaltenumbruch]PETRON. vict. Rom. p. 154.
(k)PLIN. l. c. nur bis auf neun- zig SUIDAS T. II. p. 102.
(l)[Spaltenumbruch]CARDAN. de aq. p. 17. 386.
(l*)S. PHILIP. hiſt. de l’Eſpa- gne II. p. 309.
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Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
Jahre auf der Buͤhne ſehen, die Galleria Copiola
erſchien in zweien Jubelfeſten, welche neun und neunzig
Jahre von einander entfernt waren, auf der Buͤhne,
und ſie war nunmehr 104 Jahr alt, da ſie das zweite
Jubelfeſt feierte. Terentia, die Gemahlinn des Cicero,
wurde 103 Jahr alt; die Clooia Ovilii erreichte das
hundert und vierzehnte Jahr, ob ſie gleich funfzehnmal
in das Kindbette gekommen war.
Jn der Veſpaſtaniſchen Schaͤzzung fand man zu
Parma drei Perſonen von hundert und zwanzig Jahren,
eine von hundert und dreißig zu Placenz, eine von hun-
dert ein und dreißig Jahren zu Faventia, eine Frauens-
perſon von 135, die Tertulla von 137 Jahren, bei Pla-
cenz einen Mann von 140 Jahren, und in ganz Jtalien
drei Leute von hundert vierzig Jahren. Wiederum lebte
zu Faventia M. Aponius von hundert funfzig Jahren,
zu Bononien T. Fullonius von gleichen Jahren, die
Nachricht von dieſem iſt voͤllig zuverlaͤßig, und man
ſollte uͤberhaupt glauben, daß das diſſeitige Gallien den
roͤmiſchen Staat an Geſundheit uͤbertreffen muͤſſe. Die-
ſer genieſt nemlich nicht eben daſſelbe Gluͤkk: denn es
gelangen gemeiniglich die Roͤmer nur bis zum ſechszig-
ſten, ſehr ſelten aber bis zum hunderten Jahre (i*).
Auf dem benachbarten Eilande Siciliens lebte der
Koͤnig Hiero, dieſer ſo guͤtige Tyrann bis hundert
Jahre (k).
Jn Spanien, einem ſo trokkenen und warmen Lande,
iſt das hohe Alter keine Seltenheit. J. Morales (l)
uͤberlebte das hunderte Jahr, und ſo auch der Graf von
Mancera, als ein ſtarker Greis (l*). Ludwig Acugna,
ein Geſandter des portugieſiſchen Hofes, gelangte, ſo viel
wir uns erinnern koͤnnen, bei ungeſchwaͤchten Kraͤften
zum
(i*)
PETRON. vict. Rom. p.
154.
(k) PLIN. l. c. nur bis auf neun-
zig SUIDAS T. II. p. 102.
(l)
CARDAN. de aq. p. 17.
386.
(l*) S. PHILIP. hiſt. de l’Eſpa-
gne II. p. 309.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 960[962]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/1014>, abgerufen am 22.11.2024.
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