Wenn man den Pferdshaarenwurm (gordius) fast in unzählige Theilen zerschneidet, so bringt er ebenfalls so viele Thiere wieder, und ein jedes Partikelchen be- kömmt seinen eignen Kopf (a).
Jch hoffe nicht, daß Vandelli, verlangen wird, seine Gegenversuche, diesen Versuchen vorgezogen zu sehen (b).
Der Bandwurm (taenia) ein in Gelenke abgetheil- tes Thier, so dennoch einen gemeinschaftlichen Kanal hat (c), lässet (d) seine Gelenke fahren (e), und diese leben jedes für sich (f): wenn gleich zehn oder zwanzig Theile verlohren gegangen, so ergänzt sich das Jnsekt dennoch wieder (g).
Diese Wunder vervielfältigte Abraham Tremb- ley(h). Er sahe im Jahre 1740 (i) den fünf und zwanzigsten November, das erstemal ein kleines, wei- ches, schleimiges Thier, von cilindrischen Körper, mit Hörnerchen um den Mund, deren Hölen mit der Bauch- röhre des Thieres in eins fortgehen (k); es ist sehr reiz- bar, und ziehet sich auch vor Furcht (l) bis auf eine Linie lang zusammen, da es sonst nicht grösser, als
ein
(a)[Spaltenumbruch]LINN de increment. tellur habit.
(b) Dessen Dissertation I. p. 137. der obere Theil des Regen- wurmes habe gelebt und sich er- gänzt, der Gehirn, Herz, den Ey- erstokk enthält, er habe seine Ge- därme vollständig gemacht. Der hintere Theil aber, wo blos das Gedärme ist, habe einige Zeit ohne Ergänzung gelebt, und sei denn abgestorben.
(c)POLYC. GOTTI. SCHA- CHER de taenia Lips. 1717. VA- LISNER de verme lato, aus den breiten kürbisartigen zusammen- gesezzt p. 144. u. s. f. Diesen Kanal füllte aus der berübmte ERNST. und er zeigte, daß es ein [Spaltenumbruch]
einziges Thier mit einem Munde sey de daenia secund. PLATER.
(d) Wachse in eine Kette zu- sammen. Cat. hist. plant. Florent. praef. p. LV. sein Schüler VA- LISNERI II. p. 389. MORGAGN. ibid.
(e) Bandwurm PLATERI TY- SON Phil. trans. n. 146. POLIC. GOTTI. SCHACHER de taenie MORGAGN. epist. anat. XIV. p. 52. ERNST de taenia-
(f)VALISNER ibid.
(g)LINN l. c.
(h)Memoire pour servir a l' hi- stoire des Insectes.
(i)p. 13. REAUMUR p. LIII.
(k)p. 65.
(l)p. 25.
Die Frucht. XXIX. B.
Wenn man den Pferdshaarenwurm (gordius) faſt in unzaͤhlige Theilen zerſchneidet, ſo bringt er ebenfalls ſo viele Thiere wieder, und ein jedes Partikelchen be- koͤmmt ſeinen eignen Kopf (a).
Jch hoffe nicht, daß Vandelli, verlangen wird, ſeine Gegenverſuche, dieſen Verſuchen vorgezogen zu ſehen (b).
Der Bandwurm (taenia) ein in Gelenke abgetheil- tes Thier, ſo dennoch einen gemeinſchaftlichen Kanal hat (c), laͤſſet (d) ſeine Gelenke fahren (e), und dieſe leben jedes fuͤr ſich (f): wenn gleich zehn oder zwanzig Theile verlohren gegangen, ſo ergaͤnzt ſich das Jnſekt dennoch wieder (g).
Dieſe Wunder vervielfaͤltigte Abraham Tremb- ley(h). Er ſahe im Jahre 1740 (i) den fuͤnf und zwanzigſten November, das erſtemal ein kleines, wei- ches, ſchleimiges Thier, von cilindriſchen Koͤrper, mit Hoͤrnerchen um den Mund, deren Hoͤlen mit der Bauch- roͤhre des Thieres in eins fortgehen (k); es iſt ſehr reiz- bar, und ziehet ſich auch vor Furcht (l) bis auf eine Linie lang zuſammen, da es ſonſt nicht groͤſſer, als
ein
(a)[Spaltenumbruch]LINN de increment. tellur habit.
(b) Deſſen Diſſertation I. p. 137. der obere Theil des Regen- wurmes habe gelebt und ſich er- gaͤnzt, der Gehirn, Herz, den Ey- erſtokk enthaͤlt, er habe ſeine Ge- daͤrme vollſtaͤndig gemacht. Der hintere Theil aber, wo blos das Gedaͤrme iſt, habe einige Zeit ohne Ergaͤnzung gelebt, und ſei denn abgeſtorben.
(c)POLYC. GOTTI. SCHA- CHER de taenia Lipſ. 1717. VA- LISNER de verme lato, aus den breiten kuͤrbisartigen zuſammen- geſezzt p. 144. u. ſ. f. Dieſen Kanal fuͤllte aus der beruͤbmte ERNST. und er zeigte, daß es ein [Spaltenumbruch]
einziges Thier mit einem Munde ſey de daenia ſecund. PLATER.
(d) Wachſe in eine Kette zu- ſammen. Cat. hiſt. plant. Florent. præf. p. LV. ſein Schuͤler VA- LISNERI II. p. 389. MORGAGN. ibid.
(e) Bandwurm PLATERI TY- SON Phil. tranſ. n. 146. POLIC. GOTTI. SCHACHER de taenie MORGAGN. epiſt. anat. XIV. p. 52. ERNST de taenia-
(f)VALISNER ibid.
(g)LINN l. c.
(h)Mèmoire pour ſervir à l’ hi- ſtoire des Inſectes.
(i)p. 13. REAUMUR p. LIII.
(k)p. 65.
(l)p. 25.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0322"n="270"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Frucht. <hirendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/><p>Wenn man den Pferdshaarenwurm (<hirendition="#aq">gordius</hi>) faſt<lb/>
in unzaͤhlige Theilen zerſchneidet, ſo bringt er ebenfalls<lb/>ſo viele Thiere wieder, und ein jedes Partikelchen be-<lb/>
koͤmmt ſeinen eignen Kopf <noteplace="foot"n="(a)"><cb/><hirendition="#aq">LINN de increment. tellur<lb/>
habit.</hi></note>.</p><lb/><p>Jch hoffe nicht, daß <hirendition="#fr">Vandelli,</hi> verlangen wird,<lb/>ſeine Gegenverſuche, dieſen Verſuchen vorgezogen zu<lb/>ſehen <noteplace="foot"n="(b)">Deſſen Diſſertation <hirendition="#aq">I. p.</hi><lb/>
137. der obere Theil des Regen-<lb/>
wurmes habe gelebt und ſich er-<lb/>
gaͤnzt, der Gehirn, Herz, den Ey-<lb/>
erſtokk enthaͤlt, er habe ſeine Ge-<lb/>
daͤrme vollſtaͤndig gemacht. Der<lb/>
hintere Theil aber, wo blos das<lb/>
Gedaͤrme iſt, habe einige Zeit ohne<lb/>
Ergaͤnzung gelebt, und ſei denn<lb/>
abgeſtorben.</note>.</p><lb/><p>Der Bandwurm (<hirendition="#aq">taenia</hi>) ein in Gelenke abgetheil-<lb/>
tes Thier, ſo dennoch einen gemeinſchaftlichen Kanal<lb/>
hat <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">POLYC. GOTTI. SCHA-<lb/>
CHER de taenia Lipſ. 1717. VA-<lb/>
LISNER de verme lato,</hi> aus den<lb/>
breiten kuͤrbisartigen zuſammen-<lb/>
geſezzt <hirendition="#aq">p.</hi> 144. u. ſ. f. Dieſen<lb/>
Kanal fuͤllte aus der beruͤbmte<lb/><hirendition="#aq">ERNST.</hi> und er zeigte, daß es ein<lb/><cb/>
einziges Thier mit einem Munde<lb/>ſey <hirendition="#aq">de daenia ſecund. PLATER.</hi></note>, laͤſſet <noteplace="foot"n="(d)">Wachſe in eine Kette zu-<lb/>ſammen. <hirendition="#aq">Cat. hiſt. plant. Florent.<lb/>
præf. p. LV.</hi>ſein Schuͤler <hirendition="#aq">VA-<lb/>
LISNERI II. p. 389. MORGAGN.<lb/>
ibid.</hi></note>ſeine Gelenke fahren <noteplace="foot"n="(e)">Bandwurm <hirendition="#aq">PLATERI TY-<lb/>
SON Phil. tranſ. n. 146. POLIC.<lb/>
GOTTI. SCHACHER de taenie<lb/><hirendition="#g">MORGAGN.</hi> epiſt. anat. XIV.<lb/>
p. 52. ERNST de taenia-</hi></note>, und dieſe<lb/>
leben jedes fuͤr ſich <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">VALISNER ibid.</hi></note>: wenn gleich zehn oder zwanzig<lb/>
Theile verlohren gegangen, ſo ergaͤnzt ſich das Jnſekt<lb/>
dennoch wieder <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq">LINN l. c.</hi></note>.</p><lb/><p>Dieſe Wunder vervielfaͤltigte Abraham <hirendition="#fr">Tremb-<lb/>
ley</hi><noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq">Mèmoire pour ſervir à l’ hi-<lb/>ſtoire des Inſectes.</hi></note>. Er ſahe im Jahre 1740 <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">p. 13. REAUMUR p. LIII.</hi></note> den fuͤnf und<lb/>
zwanzigſten November, das erſtemal ein kleines, wei-<lb/>
ches, ſchleimiges Thier, von cilindriſchen Koͤrper, mit<lb/>
Hoͤrnerchen um den Mund, deren Hoͤlen mit der Bauch-<lb/>
roͤhre des Thieres in eins fortgehen <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">p.</hi> 65.</note>; es iſt ſehr reiz-<lb/>
bar, und ziehet ſich auch vor Furcht <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">p.</hi> 25.</note> bis auf eine<lb/>
Linie lang zuſammen, da es ſonſt nicht groͤſſer, als<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ein</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[270/0322]
Die Frucht. XXIX. B.
Wenn man den Pferdshaarenwurm (gordius) faſt
in unzaͤhlige Theilen zerſchneidet, ſo bringt er ebenfalls
ſo viele Thiere wieder, und ein jedes Partikelchen be-
koͤmmt ſeinen eignen Kopf (a).
Jch hoffe nicht, daß Vandelli, verlangen wird,
ſeine Gegenverſuche, dieſen Verſuchen vorgezogen zu
ſehen (b).
Der Bandwurm (taenia) ein in Gelenke abgetheil-
tes Thier, ſo dennoch einen gemeinſchaftlichen Kanal
hat (c), laͤſſet (d) ſeine Gelenke fahren (e), und dieſe
leben jedes fuͤr ſich (f): wenn gleich zehn oder zwanzig
Theile verlohren gegangen, ſo ergaͤnzt ſich das Jnſekt
dennoch wieder (g).
Dieſe Wunder vervielfaͤltigte Abraham Tremb-
ley (h). Er ſahe im Jahre 1740 (i) den fuͤnf und
zwanzigſten November, das erſtemal ein kleines, wei-
ches, ſchleimiges Thier, von cilindriſchen Koͤrper, mit
Hoͤrnerchen um den Mund, deren Hoͤlen mit der Bauch-
roͤhre des Thieres in eins fortgehen (k); es iſt ſehr reiz-
bar, und ziehet ſich auch vor Furcht (l) bis auf eine
Linie lang zuſammen, da es ſonſt nicht groͤſſer, als
ein
(a)
LINN de increment. tellur
habit.
(b) Deſſen Diſſertation I. p.
137. der obere Theil des Regen-
wurmes habe gelebt und ſich er-
gaͤnzt, der Gehirn, Herz, den Ey-
erſtokk enthaͤlt, er habe ſeine Ge-
daͤrme vollſtaͤndig gemacht. Der
hintere Theil aber, wo blos das
Gedaͤrme iſt, habe einige Zeit ohne
Ergaͤnzung gelebt, und ſei denn
abgeſtorben.
(c) POLYC. GOTTI. SCHA-
CHER de taenia Lipſ. 1717. VA-
LISNER de verme lato, aus den
breiten kuͤrbisartigen zuſammen-
geſezzt p. 144. u. ſ. f. Dieſen
Kanal fuͤllte aus der beruͤbmte
ERNST. und er zeigte, daß es ein
einziges Thier mit einem Munde
ſey de daenia ſecund. PLATER.
(d) Wachſe in eine Kette zu-
ſammen. Cat. hiſt. plant. Florent.
præf. p. LV. ſein Schuͤler VA-
LISNERI II. p. 389. MORGAGN.
ibid.
(e) Bandwurm PLATERI TY-
SON Phil. tranſ. n. 146. POLIC.
GOTTI. SCHACHER de taenie
MORGAGN. epiſt. anat. XIV.
p. 52. ERNST de taenia-
(f) VALISNER ibid.
(g) LINN l. c.
(h) Mèmoire pour ſervir à l’ hi-
ſtoire des Inſectes.
(i) p. 13. REAUMUR p. LIII.
(k) p. 65.
(l) p. 25.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/322>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.