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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Die Frucht. XXIX. B.
konnte (v); eine andere, so um acht Tage älter war,
lebte noch zehn Minuten (v*).

So sahe eine ausgeschnittene Kuhfrucht mit dem
klopfenden Herzen, Faber (x), und ein anderer bezeug-
te, daß junge Hunde, welche aus der Muttet ausgeschnit-
ten waren, funfzehn Minuten gelebt hatten (y).

Jch habe ebenfalls, und zwar sehr oft, die Jungen
aus verschiedenen Thieren herausgeschnitten (z).

Folglich hatte das römische Gesezze recht, wenn es
festsezte: wenn im Abortiren eine ausgebildete (b) und
belebte Frucht das Leben einbüsset, so soll der, welcher
der Mutter das Treibemittel gegeben, mit dem Tode be-
strafet werden: die Gesezze bestimmen aber den vierzig-
sten Tag, wenn die Frucht das Leben bekommen soll (c),
und es erinnern andere noch mit mehrerem Rechte,
daß zwischen einer belebten, und leblosen Frucht, ganz
und gar kein Unterschied sey (d). Und so haben die
Neuern Grund zu behaupten (e), daß die Frucht, sie
sey unreif, oder nicht, allezeit lebe (f).

Billig behauptete Hieronimus von Florenz (g),
daß eine vernünftige Seele, von dem Augenblikke der
Empfängnis an, in der Frucht anzutreffen sei.

(a)
Jch
(v) [Spaltenumbruch] RODDER apud ALBER-
TUM medic. legal. p. 730. &
MELLI Commare p.
360.
(v*) Lond. Magaz. 1764. April.
(x) Ad HERNANDEZ p. 609.
das gereizte Herz bewegte sich
wieder.
(y) Eph. Nat Cur. Dec. I. ann.
3. obs.
263.
(z) De la respiration exper.
p.
126. 127. 128. 129. 130.
(b) EXODI. c. 21.
(c) CARRANZA term. part.
c.
16.
(d) MEIBOM Comment. in Jus-
ur. hipp. p.
147.
(e) [Spaltenumbruch] KALTSCHMID.
(f) ALBERTI in Constit. cri-
min. Car. p.
289. von der Bele-
bung am dritten Tage, entstand
zwischen dem FIEMUS und seinem
Gegnern Streit. Für dem FIE-
NO
schrieb VINCENTIUS. RO-
BINSON Divione anno
1692. ein
Buch.
(g) De hominibus dubiis anno
1658. Er wurde genöthigt, seine
Meinung zu widerrufen. Doch
folgte ihm nach CORTE in einer
eignen Schrift.
(a) JULII. PAULI.

Die Frucht. XXIX. B.
konnte (v); eine andere, ſo um acht Tage aͤlter war,
lebte noch zehn Minuten (v*).

So ſahe eine ausgeſchnittene Kuhfrucht mit dem
klopfenden Herzen, Faber (x), und ein anderer bezeug-
te, daß junge Hunde, welche aus der Muttet ausgeſchnit-
ten waren, funfzehn Minuten gelebt hatten (y).

Jch habe ebenfalls, und zwar ſehr oft, die Jungen
aus verſchiedenen Thieren herausgeſchnitten (z).

Folglich hatte das roͤmiſche Geſezze recht, wenn es
feſtſezte: wenn im Abortiren eine ausgebildete (b) und
belebte Frucht das Leben einbuͤſſet, ſo ſoll der, welcher
der Mutter das Treibemittel gegeben, mit dem Tode be-
ſtrafet werden: die Geſezze beſtimmen aber den vierzig-
ſten Tag, wenn die Frucht das Leben bekommen ſoll (c),
und es erinnern andere noch mit mehrerem Rechte,
daß zwiſchen einer belebten, und lebloſen Frucht, ganz
und gar kein Unterſchied ſey (d). Und ſo haben die
Neuern Grund zu behaupten (e), daß die Frucht, ſie
ſey unreif, oder nicht, allezeit lebe (f).

Billig behauptete Hieronimus von Florenz (g),
daß eine vernuͤnftige Seele, von dem Augenblikke der
Empfaͤngnis an, in der Frucht anzutreffen ſei.

(a)
Jch
(v) [Spaltenumbruch] RODDER apud ALBER-
TUM medic. legal. p. 730. &
MELLI Commare p.
360.
(v*) Lond. Magaz. 1764. April.
(x) Ad HERNANDEZ p. 609.
das gereizte Herz bewegte ſich
wieder.
(y) Eph. Nat Cur. Dec. I. ann.
3. obſ.
263.
(z) De la rèſpiration exper.
p.
126. 127. 128. 129. 130.
(b) EXODI. c. 21.
(c) CARRANZA term. part.
c.
16.
(d) MEIBOM Comment. in Jus-
ur. hipp. p.
147.
(e) [Spaltenumbruch] KALTSCHMID.
(f) ALBERTI in Conſtit. cri-
min. Car. p.
289. von der Bele-
bung am dritten Tage, entſtand
zwiſchen dem FIEMUS und ſeinem
Gegnern Streit. Fuͤr dem FIE-
NO
ſchrieb VINCENTIUS. RO-
BINSON Divione anno
1692. ein
Buch.
(g) De hominibus dubiis anno
1658. Er wurde genoͤthigt, ſeine
Meinung zu widerrufen. Doch
folgte ihm nach CORTE in einer
eignen Schrift.
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[306/0358] Die Frucht. XXIX. B. konnte (v); eine andere, ſo um acht Tage aͤlter war, lebte noch zehn Minuten (v*). So ſahe eine ausgeſchnittene Kuhfrucht mit dem klopfenden Herzen, Faber (x), und ein anderer bezeug- te, daß junge Hunde, welche aus der Muttet ausgeſchnit- ten waren, funfzehn Minuten gelebt hatten (y). Jch habe ebenfalls, und zwar ſehr oft, die Jungen aus verſchiedenen Thieren herausgeſchnitten (z). Folglich hatte das roͤmiſche Geſezze recht, wenn es feſtſezte: wenn im Abortiren eine ausgebildete (b) und belebte Frucht das Leben einbuͤſſet, ſo ſoll der, welcher der Mutter das Treibemittel gegeben, mit dem Tode be- ſtrafet werden: die Geſezze beſtimmen aber den vierzig- ſten Tag, wenn die Frucht das Leben bekommen ſoll (c), und es erinnern andere noch mit mehrerem Rechte, daß zwiſchen einer belebten, und lebloſen Frucht, ganz und gar kein Unterſchied ſey (d). Und ſo haben die Neuern Grund zu behaupten (e), daß die Frucht, ſie ſey unreif, oder nicht, allezeit lebe (f). Billig behauptete Hieronimus von Florenz (g), daß eine vernuͤnftige Seele, von dem Augenblikke der Empfaͤngnis an, in der Frucht anzutreffen ſei. Jch (a) (v) RODDER apud ALBER- TUM medic. legal. p. 730. & MELLI Commare p. 360. (v*) Lond. Magaz. 1764. April. (x) Ad HERNANDEZ p. 609. das gereizte Herz bewegte ſich wieder. (y) Eph. Nat Cur. Dec. I. ann. 3. obſ. 263. (z) De la rèſpiration exper. p. 126. 127. 128. 129. 130. (b) EXODI. c. 21. (c) CARRANZA term. part. c. 16. (d) MEIBOM Comment. in Jus- ur. hipp. p. 147. (e) KALTSCHMID. (f) ALBERTI in Conſtit. cri- min. Car. p. 289. von der Bele- bung am dritten Tage, entſtand zwiſchen dem FIEMUS und ſeinem Gegnern Streit. Fuͤr dem FIE- NO ſchrieb VINCENTIUS. RO- BINSON Divione anno 1692. ein Buch. (g) De hominibus dubiis anno 1658. Er wurde genoͤthigt, ſeine Meinung zu widerrufen. Doch folgte ihm nach CORTE in einer eignen Schrift. (a) JULII. PAULI.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/358>, abgerufen am 22.11.2024.