Jch verstehe aber dabei, daß es diese Kraft viel selt- ner in der Scheide selbst besizzet, und daß es dabei auf die günstige Lage und Stärke der Frucht zugleich an- komme.
§. 56. Nochmals von dem Athemholen der Frucht.
Dieses lässet sich aber von unreifen, und gar zu schwächlichen Früchten, so wie von einer gar zu dichten, kleinen und zusammen gedrükkten Lunge, durchaus nicht vermuthen.
Die Frage kömmt darauf an, ob eben so die Men- schenfrucht, wie ein Hühnchen gegen die lezzte Zeiten der Brütung Athem holt und pfeife, oder die Frucht der vierfüßigen Thiere nach der Vermuthung, gegen die lezzte Zeiten der Schwangerschaft, oder der Trächtigkeit, Athem holen und schreien könne.
Wir müssen hier, um uns nicht wieder alle Wahr- heit der Analogie zu bedienen, das Exempel des Hühn- chens ausser Acht lasstn. Dieses atmet und pfeift in dem noch ganzen Eie, wie ich oft gesehen (a), in der That gegen den zwanzigsten Tag, und es verändert sich end- lich seine Lunge dergestalt, daß sie im Wasser schwimmt (b). Es lässet sich aber daher nicht so gleich behaupten, daß man eben dergleichen von einer menschlichen Frucht sagen könne.
Es kann nämlich das Hühnchen im Eie, welches ganz zu seyn scheint, dennoch mit der Luft Gemeinschaft haben. Es dringt dieses Element auf unzähligen We- gen, welche ehemals Bellin, und nachgehens unser Freund Benedict Staehelin(c) auf eine artige Weise demonstrirte, in das Ei hinein. Nachher verzehrt sich,
gegen
(a)[Spaltenumbruch]Obs. 257.
(b)Ibid.
(c)VALISNER oper. I. p. 366. [Spaltenumbruch]
u. s. w. Jndigo dringt in die in- nere Theile eines Eies hinein. LE- MERY alim. T. II. p. 213.
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
Jch verſtehe aber dabei, daß es dieſe Kraft viel ſelt- ner in der Scheide ſelbſt beſizzet, und daß es dabei auf die guͤnſtige Lage und Staͤrke der Frucht zugleich an- komme.
§. 56. Nochmals von dem Athemholen der Frucht.
Dieſes laͤſſet ſich aber von unreifen, und gar zu ſchwaͤchlichen Fruͤchten, ſo wie von einer gar zu dichten, kleinen und zuſammen gedruͤkkten Lunge, durchaus nicht vermuthen.
Die Frage koͤmmt darauf an, ob eben ſo die Men- ſchenfrucht, wie ein Huͤhnchen gegen die lezzte Zeiten der Bruͤtung Athem holt und pfeife, oder die Frucht der vierfuͤßigen Thiere nach der Vermuthung, gegen die lezzte Zeiten der Schwangerſchaft, oder der Traͤchtigkeit, Athem holen und ſchreien koͤnne.
Wir muͤſſen hier, um uns nicht wieder alle Wahr- heit der Analogie zu bedienen, das Exempel des Huͤhn- chens auſſer Acht laſſtn. Dieſes atmet und pfeift in dem noch ganzen Eie, wie ich oft geſehen (a), in der That gegen den zwanzigſten Tag, und es veraͤndert ſich end- lich ſeine Lunge dergeſtalt, daß ſie im Waſſer ſchwimmt (b). Es laͤſſet ſich aber daher nicht ſo gleich behaupten, daß man eben dergleichen von einer menſchlichen Frucht ſagen koͤnne.
Es kann naͤmlich das Huͤhnchen im Eie, welches ganz zu ſeyn ſcheint, dennoch mit der Luft Gemeinſchaft haben. Es dringt dieſes Element auf unzaͤhligen We- gen, welche ehemals Bellin, und nachgehens unſer Freund Benedict Staehelin(c) auf eine artige Weiſe demonſtrirte, in das Ei hinein. Nachher verzehrt ſich,
gegen
(a)[Spaltenumbruch]Obſ. 257.
(b)Ibid.
(c)VALISNER oper. I. p. 366. [Spaltenumbruch]
u. ſ. w. Jndigo dringt in die in- nere Theile eines Eies hinein. LE- MERY alim. T. II. p. 213.
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[667[669]/0721]
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
Jch verſtehe aber dabei, daß es dieſe Kraft viel ſelt-
ner in der Scheide ſelbſt beſizzet, und daß es dabei auf
die guͤnſtige Lage und Staͤrke der Frucht zugleich an-
komme.
§. 56.
Nochmals von dem Athemholen der Frucht.
Dieſes laͤſſet ſich aber von unreifen, und gar zu
ſchwaͤchlichen Fruͤchten, ſo wie von einer gar zu dichten,
kleinen und zuſammen gedruͤkkten Lunge, durchaus nicht
vermuthen.
Die Frage koͤmmt darauf an, ob eben ſo die Men-
ſchenfrucht, wie ein Huͤhnchen gegen die lezzte Zeiten
der Bruͤtung Athem holt und pfeife, oder die Frucht der
vierfuͤßigen Thiere nach der Vermuthung, gegen die lezzte
Zeiten der Schwangerſchaft, oder der Traͤchtigkeit, Athem
holen und ſchreien koͤnne.
Wir muͤſſen hier, um uns nicht wieder alle Wahr-
heit der Analogie zu bedienen, das Exempel des Huͤhn-
chens auſſer Acht laſſtn. Dieſes atmet und pfeift in dem
noch ganzen Eie, wie ich oft geſehen (a), in der That
gegen den zwanzigſten Tag, und es veraͤndert ſich end-
lich ſeine Lunge dergeſtalt, daß ſie im Waſſer ſchwimmt (b).
Es laͤſſet ſich aber daher nicht ſo gleich behaupten, daß
man eben dergleichen von einer menſchlichen Frucht ſagen
koͤnne.
Es kann naͤmlich das Huͤhnchen im Eie, welches
ganz zu ſeyn ſcheint, dennoch mit der Luft Gemeinſchaft
haben. Es dringt dieſes Element auf unzaͤhligen We-
gen, welche ehemals Bellin, und nachgehens unſer
Freund Benedict Staehelin (c) auf eine artige Weiſe
demonſtrirte, in das Ei hinein. Nachher verzehrt ſich,
gegen
(a)
Obſ. 257.
(b) Ibid.
(c) VALISNER oper. I. p. 366.
u. ſ. w. Jndigo dringt in die in-
nere Theile eines Eies hinein. LE-
MERY alim. T. II. p. 213.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 667[669]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/721>, abgerufen am 22.11.2024.
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