Man findet keinen einzigen unter denen Accoucheurs oder Geburtshelfern, welcher nicht über diese Gefahr er- schrecken sollte (r). Jndessen wollen sie doch nicht der Natur oder dem, noch nicht hinlänglich genug bekannten Muskel der Gebärmutter so viel zutrauen, daß sie von demselben den Abgang des Kuchens allein erwarten soll- ten (s). Sie fürchten sich nemlich, es möchte der zurükk- gebliebene Kuchen, wie es gemeiniglich zu geschehen pflegt, in eine sehr geschwinde Fäulniß übergehen (t), und es ereignet sich dergleichen auch schon, wofern nur ein ge- ringes Stükkchen desselben zurükke bleibt (v). Solcher- gestalt ziehet sich der ranzig gewordene Eiter in die damit verbundene Gefasse der Gebärmutter zurükke; diese über- schwemmt die Mutter mit einer Materie, welche sehr ge- schikkt ist, die ärgsten Fieber zu erregen, oder es reisset derselbe schon durch das Berühren die Gebärmutter zu einer ähnlichen Fäulniß fort (x); so daß auch Frauens- personen von einem weggetriebenen Kuchen ebenfalls das Leben einbüssen müssen (y); und es lässet sich nicht allemal hoffen, daß nicht zugleich die Gebärmutter mit der fau- len Nachgeburt zugleich verdorben werden sollte (z).
Es findet sich auch noch diese Unbequemlichkeit dabei, daß sich die Gebärmutter bei mehr als einer Frau, nach
der
(r)[Spaltenumbruch]VINK. l. c. COHAUSEN l. c. LEPORIN in proprio libello dem RUYSCHIO entgegen gesezzt. PARMENIO. OULD. p. 66. 67. La MOTTE L. IV. c. 2. & obs. 388. 389.
(s)GORTER Sluythand. p. 31.
(t) Unrecht sagen sie, daß er nicht faul werden soll TITSING dian. p. 738. RUYSCH musc. uter. p. 13. Todesfälle von verhaltenen Kuchen, bei gemeiniglich entzün- detem utero. MAURICEAU obs. 504. MURALT coll. anat. p. 238. FUCHS Eph. Nat. Cur. Vol. II. obs. 14.
(v)GIFFARD. cas. 119. OULD.
(x)[Spaltenumbruch]Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. IV. obs. 292. MAURICEAU obs. 162.
(y)BARTHOLIN Cent. V. hist. 39. MAURICEAU obs. 162. Comm. Lit. Nor. ann. 1735. n. 17. CO- HAUSEN lucin. p. 50. LENTIL. jatromnem. p. 294. der faule und stinkende Kuchen geht nach etlichen Tagen fort, er folgt aber ungern. SALIUS ad Altomar. c. 115. So sagt PARMENIO, unter vielen ist nur eine gerettet, bei der ein fau- ler Kuchen weggieng. N. Eph. Nat. Cur. l. c.
(z)Journ. med. 1756. m. Aug.
Die Frucht. XXIX. B.
Man findet keinen einzigen unter denen Accoucheurs oder Geburtshelfern, welcher nicht uͤber dieſe Gefahr er- ſchrecken ſollte (r). Jndeſſen wollen ſie doch nicht der Natur oder dem, noch nicht hinlaͤnglich genug bekannten Muskel der Gebaͤrmutter ſo viel zutrauen, daß ſie von demſelben den Abgang des Kuchens allein erwarten ſoll- ten (s). Sie fuͤrchten ſich nemlich, es moͤchte der zuruͤkk- gebliebene Kuchen, wie es gemeiniglich zu geſchehen pflegt, in eine ſehr geſchwinde Faͤulniß uͤbergehen (t), und es ereignet ſich dergleichen auch ſchon, wofern nur ein ge- ringes Stuͤkkchen deſſelben zuruͤkke bleibt (v). Solcher- geſtalt ziehet ſich der ranzig gewordene Eiter in die damit verbundene Gefaſſe der Gebaͤrmutter zuruͤkke; dieſe uͤber- ſchwemmt die Mutter mit einer Materie, welche ſehr ge- ſchikkt iſt, die aͤrgſten Fieber zu erregen, oder es reiſſet derſelbe ſchon durch das Beruͤhren die Gebaͤrmutter zu einer aͤhnlichen Faͤulniß fort (x); ſo daß auch Frauens- perſonen von einem weggetriebenen Kuchen ebenfalls das Leben einbuͤſſen muͤſſen (y); und es laͤſſet ſich nicht allemal hoffen, daß nicht zugleich die Gebaͤrmutter mit der fau- len Nachgeburt zugleich verdorben werden ſollte (z).
Es findet ſich auch noch dieſe Unbequemlichkeit dabei, daß ſich die Gebaͤrmutter bei mehr als einer Frau, nach
der
(r)[Spaltenumbruch]VINK. l. c. COHAUSEN l. c. LEPORIN in proprio libello dem RUYSCHIO entgegen geſezzt. PARMENIO. OULD. p. 66. 67. La MOTTE L. IV. c. 2. & obſ. 388. 389.
(s)GORTER Sluythand. p. 31.
(t) Unrecht ſagen ſie, daß er nicht faul werden ſoll TITSING dian. p. 738. RUYSCH muſc. uter. p. 13. Todesfaͤlle von verhaltenen Kuchen, bei gemeiniglich entzuͤn- detem utero. MAURICEAU obſ. 504. MURALT coll. anat. p. 238. FUCHS Eph. Nat. Cur. Vol. II. obſ. 14.
(v)GIFFARD. caſ. 119. OULD.
(x)[Spaltenumbruch]Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. IV. obſ. 292. MAURICEAU obſ. 162.
(y)BARTHOLIN Cent. V. hiſt. 39. MAURICEAU obſ. 162. Comm. Lit. Nor. ann. 1735. n. 17. CO- HAUSEN lucin. p. 50. LENTIL. jatromnem. p. 294. der faule und ſtinkende Kuchen geht nach etlichen Tagen fort, er folgt aber ungern. SALIUS ad Altomar. c. 115. So ſagt PARMENIO, unter vielen iſt nur eine gerettet, bei der ein fau- ler Kuchen weggieng. N. Eph. Nat. Cur. l. c.
(z)Journ. med. 1756. m. Aug.
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[746[748]/0800]
Die Frucht. XXIX. B.
Man findet keinen einzigen unter denen Accoucheurs
oder Geburtshelfern, welcher nicht uͤber dieſe Gefahr er-
ſchrecken ſollte (r). Jndeſſen wollen ſie doch nicht der
Natur oder dem, noch nicht hinlaͤnglich genug bekannten
Muskel der Gebaͤrmutter ſo viel zutrauen, daß ſie von
demſelben den Abgang des Kuchens allein erwarten ſoll-
ten (s). Sie fuͤrchten ſich nemlich, es moͤchte der zuruͤkk-
gebliebene Kuchen, wie es gemeiniglich zu geſchehen pflegt,
in eine ſehr geſchwinde Faͤulniß uͤbergehen (t), und es
ereignet ſich dergleichen auch ſchon, wofern nur ein ge-
ringes Stuͤkkchen deſſelben zuruͤkke bleibt (v). Solcher-
geſtalt ziehet ſich der ranzig gewordene Eiter in die damit
verbundene Gefaſſe der Gebaͤrmutter zuruͤkke; dieſe uͤber-
ſchwemmt die Mutter mit einer Materie, welche ſehr ge-
ſchikkt iſt, die aͤrgſten Fieber zu erregen, oder es reiſſet
derſelbe ſchon durch das Beruͤhren die Gebaͤrmutter zu
einer aͤhnlichen Faͤulniß fort (x); ſo daß auch Frauens-
perſonen von einem weggetriebenen Kuchen ebenfalls das
Leben einbuͤſſen muͤſſen (y); und es laͤſſet ſich nicht allemal
hoffen, daß nicht zugleich die Gebaͤrmutter mit der fau-
len Nachgeburt zugleich verdorben werden ſollte (z).
Es findet ſich auch noch dieſe Unbequemlichkeit dabei,
daß ſich die Gebaͤrmutter bei mehr als einer Frau, nach
der
(r)
VINK. l. c. COHAUSEN
l. c. LEPORIN in proprio libello
dem RUYSCHIO entgegen geſezzt.
PARMENIO. OULD. p. 66. 67.
La MOTTE L. IV. c. 2. & obſ.
388. 389.
(s) GORTER Sluythand. p. 31.
(t) Unrecht ſagen ſie, daß er
nicht faul werden ſoll TITSING
dian. p. 738. RUYSCH muſc. uter.
p. 13. Todesfaͤlle von verhaltenen
Kuchen, bei gemeiniglich entzuͤn-
detem utero. MAURICEAU obſ.
504. MURALT coll. anat. p. 238.
FUCHS Eph. Nat. Cur. Vol. II.
obſ. 14.
(v) GIFFARD. caſ. 119. OULD.
(x)
Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann.
IV. obſ. 292. MAURICEAU obſ.
162.
(y) BARTHOLIN Cent. V. hiſt.
39. MAURICEAU obſ. 162. Comm.
Lit. Nor. ann. 1735. n. 17. CO-
HAUSEN lucin. p. 50. LENTIL.
jatromnem. p. 294. der faule und
ſtinkende Kuchen geht nach etlichen
Tagen fort, er folgt aber ungern.
SALIUS ad Altomar. c. 115. So
ſagt PARMENIO, unter vielen iſt
nur eine gerettet, bei der ein fau-
ler Kuchen weggieng. N. Eph. Nat.
Cur. l. c.
(z) Journ. med. 1756. m. Aug.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 746[748]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/800>, abgerufen am 22.11.2024.
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