der Geburt sehr schnelle schliesset (a), und den Kuchen zurükk behält (b).
Folglich findet hier die Klugheit eines Arztes eine deutliche Gelegenheit, beide Gefahren mit Verstand ab- zuwägen, welche bedenklicher oder nicht sey, und es pfle- gen sich die geübtesten Männer darinnen zu bescheiden, daß man vielmehr der Natur etwas zu Gute halten, ihr überlassen müsse, und daß lieber ein Stükk des Kuchens in der Gebärmutter bleiben möge (d), als daß man die Verwegenheit besitze, einen gar zu festsizzenden Kuchen, mit Nachtheil für die Gebärmutter abreissen wollte.
Man könnte indessen in zweiselhaften Fällen, den von den Neuern verabsäumten Beistand des Accoucheurs in der That versuchen, und durch das Einsprizzen des Wassers in die Gebärmutter, oder durch dergleichen Was- ser, welches mit erweichenden Arzeneien (e), und welche zugleich der Fäulniß widerstehen, z. E. mit Kamillen und dergleichen verwandten abgekocht worden, der Fäulniß der Gebärmutter zuvorkommen.
§. 14. Das Zusammenziehen der Gebärmutter.
Wir haben nach dem Gutachten, der, in dieser Sache geübten Künstlern, den Rath ertheilet, den Blutsturz der Gebärmutter dadurch zu verhüten, daß wir die Frucht herausziehen, und hierauf den ganzen Kuchen heraus- nehmen lassen.
Wir
(a)[Spaltenumbruch]
Nach dem der erste der Zwil- linge geboren war. SMELLIE III. p. 398.
(b)DENYS p. 32. u. s. w. Mem. de Chir. III. p. 219. GIFFARD in vielen Beispielen 31. 72. 79. 85. 91. 138. 156. 163. 175. 194. 219. RUYSCH p. 30. 31.
(d)GIFFARD cas. p. 92. SMEL- [Spaltenumbruch]
LIE cas. p. 390. 398. 399. MES- NARD p. 203.
(e)MAURICEAU p. 259. & obs. 169. 140. Ein Jnfusum von der althea mit Kampfer gebrauchet LEVRET Mem. de chir. T. III. p. 230. 231. glükkliche Exempel von eingesprizzten Medicinalsäften er- zählt RECHOLIN ibid. p. 202.
V. Abſ. Die Geburt.
der Geburt ſehr ſchnelle ſchlieſſet (a), und den Kuchen zuruͤkk behaͤlt (b).
Folglich findet hier die Klugheit eines Arztes eine deutliche Gelegenheit, beide Gefahren mit Verſtand ab- zuwaͤgen, welche bedenklicher oder nicht ſey, und es pfle- gen ſich die geuͤbteſten Maͤnner darinnen zu beſcheiden, daß man vielmehr der Natur etwas zu Gute halten, ihr uͤberlaſſen muͤſſe, und daß lieber ein Stuͤkk des Kuchens in der Gebaͤrmutter bleiben moͤge (d), als daß man die Verwegenheit beſitze, einen gar zu feſtſizzenden Kuchen, mit Nachtheil fuͤr die Gebaͤrmutter abreiſſen wollte.
Man koͤnnte indeſſen in zweiſelhaften Faͤllen, den von den Neuern verabſaͤumten Beiſtand des Accoucheurs in der That verſuchen, und durch das Einſprizzen des Waſſers in die Gebaͤrmutter, oder durch dergleichen Waſ- ſer, welches mit erweichenden Arzeneien (e), und welche zugleich der Faͤulniß widerſtehen, z. E. mit Kamillen und dergleichen verwandten abgekocht worden, der Faͤulniß der Gebaͤrmutter zuvorkommen.
§. 14. Das Zuſammenziehen der Gebaͤrmutter.
Wir haben nach dem Gutachten, der, in dieſer Sache geuͤbten Kuͤnſtlern, den Rath ertheilet, den Blutſturz der Gebaͤrmutter dadurch zu verhuͤten, daß wir die Frucht herausziehen, und hierauf den ganzen Kuchen heraus- nehmen laſſen.
Wir
(a)[Spaltenumbruch]
Nach dem der erſte der Zwil- linge geboren war. SMELLIE III. p. 398.
(b)DENYS p. 32. u. ſ. w. Mem. de Chir. III. p. 219. GIFFARD in vielen Beiſpielen 31. 72. 79. 85. 91. 138. 156. 163. 175. 194. 219. RUYSCH p. 30. 31.
(d)GIFFARD caſ. p. 92. SMEL- [Spaltenumbruch]
LIE caſ. p. 390. 398. 399. MES- NARD p. 203.
(e)MAURICEAU p. 259. & obſ. 169. 140. Ein Jnfuſum von der althea mit Kampfer gebrauchet LEVRET Mem. de chir. T. III. p. 230. 231. gluͤkkliche Exempel von eingeſprizzten Medicinalſaͤften er- zaͤhlt RECHOLIN ibid. p. 202.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0801"n="747[749]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">V.</hi> Abſ. Die Geburt.</hi></fw><lb/>
der Geburt ſehr ſchnelle ſchlieſſet <noteplace="foot"n="(a)"><cb/>
Nach dem der erſte der Zwil-<lb/>
linge geboren war. <hirendition="#aq">SMELLIE III.<lb/>
p.</hi> 398.</note>, und den Kuchen<lb/>
zuruͤkk behaͤlt <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">DENYS p.</hi> 32. u. ſ. w. <hirendition="#aq">Mem.<lb/>
de Chir. III. p. 219. GIFFARD</hi><lb/>
in vielen Beiſpielen 31. 72. 79. 85.<lb/>
91. 138. 156. 163. 175. 194. 219.<lb/><hirendition="#aq">RUYSCH p.</hi> 30. 31.</note>.</p><lb/><p>Folglich findet hier die Klugheit eines Arztes eine<lb/>
deutliche Gelegenheit, beide Gefahren mit Verſtand ab-<lb/>
zuwaͤgen, welche bedenklicher oder nicht ſey, und es pfle-<lb/>
gen ſich die geuͤbteſten Maͤnner darinnen zu beſcheiden,<lb/>
daß man vielmehr der Natur etwas zu Gute halten, ihr<lb/>
uͤberlaſſen muͤſſe, und daß lieber ein Stuͤkk des Kuchens<lb/>
in der Gebaͤrmutter bleiben moͤge <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">GIFFARD caſ. p. 92. SMEL-<lb/><cb/>
LIE caſ. p. 390. 398. 399. MES-<lb/>
NARD p.</hi> 203.</note>, als daß man die<lb/>
Verwegenheit beſitze, einen gar zu feſtſizzenden Kuchen,<lb/>
mit Nachtheil fuͤr die Gebaͤrmutter abreiſſen wollte.</p><lb/><p>Man koͤnnte indeſſen in zweiſelhaften Faͤllen, den<lb/>
von den Neuern verabſaͤumten Beiſtand des Accoucheurs<lb/>
in der That verſuchen, und durch das Einſprizzen des<lb/>
Waſſers in die Gebaͤrmutter, oder durch dergleichen Waſ-<lb/>ſer, welches mit erweichenden Arzeneien <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">MAURICEAU p. 259. &<lb/>
obſ.</hi> 169. 140. Ein Jnfuſum von<lb/>
der <hirendition="#aq">althea</hi> mit Kampfer gebrauchet<lb/><hirendition="#aq">LEVRET Mem. de chir. T. III.<lb/>
p.</hi> 230. 231. gluͤkkliche Exempel von<lb/>
eingeſprizzten Medicinalſaͤften er-<lb/>
zaͤhlt <hirendition="#aq">RECHOLIN ibid. p.</hi> 202.</note>, und welche<lb/>
zugleich der Faͤulniß widerſtehen, z. E. mit Kamillen und<lb/>
dergleichen verwandten abgekocht worden, der Faͤulniß<lb/>
der Gebaͤrmutter zuvorkommen.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 14.<lb/><hirendition="#b">Das Zuſammenziehen der Gebaͤrmutter.</hi></head><lb/><p>Wir haben nach dem Gutachten, der, in dieſer Sache<lb/>
geuͤbten Kuͤnſtlern, den Rath ertheilet, den Blutſturz der<lb/>
Gebaͤrmutter dadurch zu verhuͤten, daß wir die Frucht<lb/>
herausziehen, und hierauf den ganzen Kuchen heraus-<lb/>
nehmen laſſen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wir</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[747[749]/0801]
V. Abſ. Die Geburt.
der Geburt ſehr ſchnelle ſchlieſſet (a), und den Kuchen
zuruͤkk behaͤlt (b).
Folglich findet hier die Klugheit eines Arztes eine
deutliche Gelegenheit, beide Gefahren mit Verſtand ab-
zuwaͤgen, welche bedenklicher oder nicht ſey, und es pfle-
gen ſich die geuͤbteſten Maͤnner darinnen zu beſcheiden,
daß man vielmehr der Natur etwas zu Gute halten, ihr
uͤberlaſſen muͤſſe, und daß lieber ein Stuͤkk des Kuchens
in der Gebaͤrmutter bleiben moͤge (d), als daß man die
Verwegenheit beſitze, einen gar zu feſtſizzenden Kuchen,
mit Nachtheil fuͤr die Gebaͤrmutter abreiſſen wollte.
Man koͤnnte indeſſen in zweiſelhaften Faͤllen, den
von den Neuern verabſaͤumten Beiſtand des Accoucheurs
in der That verſuchen, und durch das Einſprizzen des
Waſſers in die Gebaͤrmutter, oder durch dergleichen Waſ-
ſer, welches mit erweichenden Arzeneien (e), und welche
zugleich der Faͤulniß widerſtehen, z. E. mit Kamillen und
dergleichen verwandten abgekocht worden, der Faͤulniß
der Gebaͤrmutter zuvorkommen.
§. 14.
Das Zuſammenziehen der Gebaͤrmutter.
Wir haben nach dem Gutachten, der, in dieſer Sache
geuͤbten Kuͤnſtlern, den Rath ertheilet, den Blutſturz der
Gebaͤrmutter dadurch zu verhuͤten, daß wir die Frucht
herausziehen, und hierauf den ganzen Kuchen heraus-
nehmen laſſen.
Wir
(a)
Nach dem der erſte der Zwil-
linge geboren war. SMELLIE III.
p. 398.
(b) DENYS p. 32. u. ſ. w. Mem.
de Chir. III. p. 219. GIFFARD
in vielen Beiſpielen 31. 72. 79. 85.
91. 138. 156. 163. 175. 194. 219.
RUYSCH p. 30. 31.
(d) GIFFARD caſ. p. 92. SMEL-
LIE caſ. p. 390. 398. 399. MES-
NARD p. 203.
(e) MAURICEAU p. 259. &
obſ. 169. 140. Ein Jnfuſum von
der althea mit Kampfer gebrauchet
LEVRET Mem. de chir. T. III.
p. 230. 231. gluͤkkliche Exempel von
eingeſprizzten Medicinalſaͤften er-
zaͤhlt RECHOLIN ibid. p. 202.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 747[749]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/801>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.